Jandelsbrunn. Juliane Geier und Johannes Haidn haben’s getan. Ursula Hoffmann und Kathrin Angerer auch. Genauso wie Paul Fenzl, Johannes Höpfl, Julian Zillner sowie rund 800 ihrer Kollegen. Sie alle haben beim Wohnwagen- und Reisemobilhersteller Knaus Tabbert in Jandelsbrunn eine Beschäftigung gefunden. Als Holzmechaniker, Produkt-Designer, Assistenz der Geschäftsführung, Personalentwickler, Elektroniker, Industriekaufmann oder Fachinformatiker. Der Traditionsbetrieb aus dem Bayerischen Wald hat keine einfachen Zeiten hinter sich – und steht heute dennoch besser da denn je.
Mit ein Grund für das erfolgreiche Comeback von Knaus Tabbert ist neben einer derzeit guten Marktlage insbesondere die Belegschaft, die voll hinter ihrem Unternehmen steht, wie Juliane Geier und Johannes Haidn im Hog’n-Interview bekräftigen. In Jandelsbrunn sind die Mitarbeiter stolz darauf, für Knaus Tabbert zu arbeiten. Ein Eindruck, der sich beim Rundgang durch den Betrieb und bei Gesprächen mit verschiedenen „Knausianern“ bestätigt.
„Das Verhältnis der Mitarbeiter untereinander ist sehr kollegial“
Welche Faktoren macht die Firma Knaus Tabbert zu einem attraktiven Arbeitgeber?
Geier: Für mich persönlich, da ich mich ja erst vor Kurzem selbst für Knaus Tabbert als meinen künftigen Arbeitgeber entschieden habe, waren es verschiedene Faktoren. Zum einen war ganz klar die Größe der Firma mit rund 1.300 Mitarbeitern an drei Standorten in Deutschland und Ungarn ausschlaggebend. Zudem fand ich interessant, in einem produzierenden Unternehmen tätig zu sein – das also etwas herstellt, das man am Ende in Augenschein nehmen und anfassen kann. Zuvor habe ich für ein Dienstleistungsunternehmen gearbeitet, wo das eben nicht der Fall war.
Darüber hinaus ist der Betrieb auch deshalb so attraktiv für Arbeitnehmer, weil sich die Gehälter am IG-Metall-Tarifvertrag orientieren. Der Lohn ist sehr fair. Die Arbeitszeit beläuft sich daher auf eine geregelte 35-Stunden-Woche. Am Freitag, 12 Uhr, gehen die Mitarbeiter nach Hause – das heißt: der Freizeitwert kommt ebenfalls nicht zu kurz.
Paul Fenzl, technischer Produkt-Designer und Konstrukteur bei Knaus Tabbert:
Das Verhältnis der Mitarbeiter untereinander ist sehr kollegial – auch zwischen den einzelnen Abteilungen. Alle ziehen an einem Strang. Es gibt einen Betriebsrat in der Firma, der sich einerseits sehr für das Wohl der Beschäftigten einsetzt und andererseits auch immer die Ziele des Unternehmens im Blick hat. Wir haben obendrein, da das leibliche Wohl ja auch nicht unwichtig ist, eine eigene Kantine am Standort in Jandelsbrunn, in der man mittags zu günstigen Preisen essen kann.
Haidn: Ich finde es generell positiv, wenn man ein Produkt herstellt und verkauft, das mit Urlaub zu tun hat. Das stimmt einfach das Grundgefühl. Und zusätzlich, als Bonus sozusagen, haben alle Knaus-Tabbert-Mitarbeiter die Möglichkeit, sich ein Wohnmobil auszuleihen, um damit in die Ferien zu fahren.
„Hier arbeiten teils mehrere Generationen gleichzeitig im Betrieb“
Was macht eigentlich den typischen Knaus-Tabbert-Mitarbeiter aus?
Haidn: Er darf tagtäglich mit und an einem Produkt arbeiten, das das Thema Freizeit verkörpert. Wir bauen Fahrzeuge, mit denen Menschen die schönste Zeit des Jahres verbringen. Gleichzeitig handelt es sich um ein innovatives Unternehmen, das ständig neue Produkte hervorbringt. Hierfür brauchen wir Mitarbeiter, die sehr dynamisch, anpassungsfähig und flexibel sind.
Ursula Hoffmann und Kathrin Angerer, die linke und die rechte Hand der KT-Chefriege:
Was beinhaltet diese Flexibilität genau?
Geier: Wir müssen in allen Bereichen flexibel sein, wie etwa in der Produktion, wo es sehr viele individuelle Sonderwünsche zu erfüllen gilt. Der eine Kunde hätte gerne eine zusätzliche Heizung verbaut, der andere dort noch eine Steckdose mehr. Der klassische Fließbandarbeiter, der jeden Tag mit den gleichen Handgriffen das gleiche Produkt herstellt, findet sich in unserem Betrieb nicht. Es gibt die unterschiedlichsten Ausführungen und Sonderanfertigungen. Wir haben auch den Bereich Prototypen-Bau, in dem Fahrzeuge zum ersten Mal aufgebaut werden. Mehrmals im Jahr sind wir mit den eigenen Mitarbeitern auf Messen vertreten und präsentieren unsere Produkte tausenden von Menschen.
Gibt es eine Art Einzugsgebiet für die Knaus-Tabbert-Mitarbeiter?
Haidn: Die meisten kommen aus der Region, aus dem Landkreis Freyung-Grafenau. Aus Jandelsbrunn, Waldkirchen, Wollaberg, Hintereben usw. Ein Teil kommt auch aus dem Raum Hauzenberg, also aus dem östlichen Landkreis Passau. Der Großteil der Belegschaft stammt aber aus einem Umkreis von 25 bis 30 Kilometern. Auch unsere Azubis sind zu 90 Prozent aus der Region. Hier arbeiten teils mehrere Generationen gleichzeitig im Betrieb. Die Verwurzelung und die Identifikation mit dem Heimatbetrieb Knaus Tabbert ist sehr groß.
„Hier bekommen alle Azubis denselben Lohn“
Gute Mitarbeiter, gute Azubis, sind das Fundament einer jeden erfolgreichen Firma. Wie ist die Ausbildungssituation momentan? Ist es schwierig, gute Leute zu finden?
Haidn: Grundsätzlich sind wir gut aufgestellt. Wir bekommen auch immer noch qualitativ-hochwertige Bewerber. Was uns besonders freut, ist, dass mittlerweile auch viele FOS- bzw. Gymnasiumabsolventen eine gewerbliche Ausbildung bei Knaus Tabbert in Betracht ziehen. Unser Sorgenkind ist aber nach wie vor der Ausbildungszweig Holzmechaniker – hier hätten wir gerne noch mehr Auszubildende.
Woran liegt das?
Haidn: Wir befinden uns noch in der Analysephase. Die Voraussetzungen innerhalb des Betriebs sind ideal – wir haben eine eigene Holzwerkstatt. Ein großes Problem ist aber das BGJ, also das sogenannte Berufsgrundschuljahr. Die jungen Leute sitzen dabei in der Schule – und bekommen kein Geld. Das ist das Hauptproblem. Die Ausbildungsdauer beläuft sich bei den Holzmechanikern auf drei Jahre, doch ihnen werden nur zwei vergütet.
Johannes Höpfl (18) aus Jandelsbrunn und Julian Zillner (17) aus Sonnen, Holzmechaniker-Azubis:
Geier: Was man ganz klar sagen muss: Wir sind ein Handwerksbetrieb mit vielen handwerklichen Tätigkeiten in der Produktion. Deshalb benötigen wir auch jede Menge Holzmechaniker, das heißt: Wir suchen jedes Jahr etwa sechs Holzmechaniker-Azubis – also doppelt so viele, verglichen mit dem Zweig der Industriekaufleute.
Haidn: Ein falsches Vorurteil junger Azubis ist leider auch heute noch, dass Schreiner und Mechaniker während ihrer Ausbildung weniger als die Büroleute verdienen. Das ist bei uns definitiv nicht der Fall. Hier bekommen alle Azubis denselben Lohn. Zwischen gewerblichen und kaufmännischen Auszubildenden wird bei uns nicht unterschieden.
„Wir setzen zunächst mal auf die eigenen Leute“
Welche Aufstiegschancen bieten sich den Azubis, die nach der Ausbildung weiter im Betrieb bleiben?
Geier: Aufstiegschancen bieten sich grundsätzlich allen Mitarbeitern. Wir führen eine offene Unternehmenspolitik, das heißt: Jede Stelle, die nachbesetzt werden soll, schreiben wir zunächst innerbetrieblich aus. Wir setzen also zunächst mal auf die eigenen Leute, die wir dann, sollten noch fachliche Kenntnisse erforderlich sein, im Rahmen unserer Knaus-Tabbert-Akademie weiterbilden. Unsere Mitarbeiter können dabei immer mitbestimmen, in welche Richtung sie sich weiterentwickeln möchten.
„Cool, wenn man dann das Ergebnis im fertigen Reisemobil begutachten kann“
Wie ist die Knaus-Tabbert-Akademie genau aufgebaut?
Haidn: Es gibt einen Schulungskalender, der übers Intranet und unsere Unternehmenszeitung für jeden Mitarbeiter einsehbar ist. Dabei gibt es sieben unterschiedliche Kategorien. Das geht von Datenschutz und Sicherheit über IT und Gesundheit bis hin zur Technik. Für die eigene Weiterentwicklung bieten wir verstärk Kurse im Bereich Soft Skills an, wie etwa Präsentationstrainings oder auch Workshops zum Führen von Mitarbeitergesprächen. Die Schulungen finden während der Arbeitszeit statt und sind freilich kostenlos. Meisterausbildungen sowie weitere Fortbildungen finden aber auch extern statt.
Das Angebot, das auch von der Geschäftsführung voll unterstützt wird, kommt sehr gut an. Viele Mitarbeiter kommen dann auf uns zu, wir beraten sie individuell – und finden dann auch meist die passende Weiterbildungsmöglichkeit.
Vielen Dank für das Gespräch – und weiterhin alles Gute.
Interview: Stephan Hörhammer und Helmut Weigerstorfer