Freyung-Grafenau/Mauth. Nein, tauschen möchte man mit ihnen nicht wirklich. Liefern sie eine fehlerfreie Leistung ab, wird dies als selbstverständlich angesehen. Hauen sie jedoch nur den kleinsten Hund rein, bekommen sie sogleich die lautstarke Quittung von den „Experten“ am Spielfeldrand. Gemeint sind die Fußball-Schiedsrichter. Trotz ihrer zweifelsohne nicht immer einfachen Aufgabe sorgen sie Wochenende für Wochenende mit viel Leidenschaft und Idealismus dafür, dass es auf den Fußballplätzen fair zugeht. Ohne die Unparteiischen könnte keine Partie ausgetragen werden. Doch die Schiedsrichterszene plagt ein Nachwuchsproblem – gerade weil sie immer ruppiger seitens der Zuschauer (und auch Spieler) angegangen werden. Wie gestaltet sich die Situation in der Schiedsrichtergruppe Wolfstein.? Wir haben uns darüber mit Lehrwart Fabian Kilger unterhalten. Er sagt: „Bei uns ist es noch relativ unproblematisch, noch können wir alle Spiele besetzen.“
Davon, dass es im Bayerischen Wald noch genügend Referees gibt, spricht auch Harald Haase, Vorsitzender des Fußballkreises Bayerwald. Die Schiedsrichter-Gruppen Wolfstein, Zwiesel und Bad Kötzting würden gute Arbeit leisten, zahlreiche Gespanne seien in ganz Bayern unterwegs. In der Tat. Der Fußballkreis Bayerwald stellt aktuell vier Bayernliga-, zwei Landesliga-, 14 Bezirksliga- und 20 Kreisliga-Schiedsrichter. Eine ansehnliche Zahl, wenn man bedenkt, dass in vielen Teilen Deutschlands längst nicht mehr alle Partien mit Unparteiischen besetzt werden können. „Die Schiedsrichter nehmen im Fußballkreis Bayerwald eine sehr wichtige Rolle ein. Viele ehemalige Aktive sind heute in verantwortungsvollen Positionen beim BFV im Einsatz – ein unschätzbarer Wert für die ehrenamtliche Struktur des Fußballverbandes“, führt Harald Haase weiter aus.
„Als Schiedsrichter entwickelt man sich enorm weiter“
Im Bayerischen Wald gibt es also – glücklicherweise – noch keinen akuten Mangel an Unparteiischen. Das soll auch so bleiben. Deshalb initiieren die jeweiligen Gruppen regelmäßig Neulingslehrgänge. So auch die „Wolfsteiner“ um Lehrwart Fabian Kilger. Seit 2004 ist der 26-jähriger Mauther als Schiedsrichter unterwegs. Anfangs spielte er in seinem Heimatdorf auch noch nebenher aktiv Fußball. Später, als er in höhere Spielklassen aufgestiegen ist, konzentrierte er sich auf seine Aufgabe als Spielleiter. Inzwischen pfeift er regelmäßig Partien in der Bayernliga. In der Regionalliga Bayern ist er zudem als Linienrichter im Einsatz. Und trotz der immer wieder vorkommenden verbalen, teilweise auch körperlichen Anfeindungen gegenüber seiner Zunft, lässt ihn der „Schiedsrichter-Virus“ nicht mehr los.
Genau diesen möchte der Lehrwart ab Juli beim Neulingslehrgang dem „Nachwuchs an der Pfeife“ weitergeben. Fabian Kilger ist überzeugt: „Als Schiedsrichter entwickelt man sich persönlich enorm weiter. Man muss Mut haben und Entscheidungen treffen. Zudem lernt man, sich durchzusetzen. Nebenbei sollte man auch körperlich fit sein.“ Dinge, die auch im Berufsleben gefragt sind, ist der 26-Jährige überzeugt. Angesprochen auf die Schiri-Attacken, die auch schon mal unter die Gürtellinie gehen, macht der Mauther deutlich: „Freilich ist es alles andere als schön, wenn man angegangen wird. Aber mit der Zeit blendet man vieles aus. Wird es zu heftig, muss man eben entsprechende Schritte einleiten und eine Meldung schreiben.“
Hilfe gibt es dabei von den erfahreneren Schiedsrichter-Kollegen, die einem abseits des Spielfeldes mit Rat und Tat zur Seite stehen. Generell gebe es innerhalb der Schiedsrichtergruppe ein tolles Miteinander, was zahlreiche Ausflüge und Teamabende unterstreichen. Ein weiteres „Leckerli“ für alle Schiris: Als Unparteiischer hat man freien Eintritt zu allen Fußball-Spielen in Deutschland – egal, ob Bayern München, SV Schalding-Heining, TV Freyung oder SV Neudorf. Hinzu kommen die Aufwandsentschädigungen für Einsätze, die vor allem für Jüngere ein nicht zu verachtendes „Taschengeld“ bedeuten. Nicht nur aufgrund dieser Vorteile ist sich Fabian Kilger sicher: „Die Schiedsrichterei ist wie eine Sucht.“
Helmut Weigerstorfer
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Am 2. Juli startet um 9.30 Uhr der Neulingslehrgang der Schiedsrichtergruppe Wolfstein im Restaurant am See in Erlauzwiesel/Waldkirchen. Weitere Infos dazu und zum Schiedsrichterwesen allgemein gibt’s auf sr-wolfstein.de oder direkt bei Obmann Günter Kinateder (0171/5103882; guenter.kinateder@t-online.de) und Lehrwart Fabian Kilger (0175/5817743; fabian.kilger@freenet.de)