Freyung. Sie scheinen derzeit Hochkunjunktur zu haben, die Online-Petitionen im Landkreis Freyung-Grafenau. Nachdem Andreas Tausch aus Waldkirchen die Bevölkerung darüber abstimmen lassen möchte, ob seine Heimatstadt nicht besser im Nachbarlandkreis Passau aufgehoben wäre (da Hog’n berichtete), sind die FRG-Bewohner nun im Sinne der Initiatoren aufgefordert, ihre Online-Unterschrift zum Thema „Kreisel statt Knoten“ abzugeben. Grundsätzlich geht es um die Frage, welche Variante für den Umbau der Einfahrt Freyung-Süd/Ort in die B12 am geeignetsten ist: Ein Kreisverkehr, den der aus Freyung stammende Petent Josef Gais befürwortet. Oder eine Knoten-Lösung, die vom staatlichen Bauamt sowie der örtlichen Politik bevorzugt wird.

Kreisverkehr Freyung (4)
Einen Kreisverkehr nach dem Vorbild des B12-Kreisels, der sich rund einen Kilometer vor der Einfahrt Freyung-Süd/Ort befindet, wünschen sich die Initiatoren der Online-Petition „Kreisel statt Knoten“.

Zeitungsfüllend wurde das hitzig-diskutierte Thema in den vergangenen Tagen und Wochen öffentlich breitgetreten, das Für und Wider beider Vorschläge mehrmals abgewogen. Die Fronten zwischen denjenigen, die sich für einen Kreisverkehr aussprechen und denjenigen, die zur etwas teureren Knoten-Lösung tendieren, sind verhärtet. Eine Angelegenheit, an der sich die Geister zu scheiden scheinen – wobei sich Volkes Wille eher in Richtung Kreisel orientiert, wie die von Josef Gais jüngst ins Leben gerufene Online-Petition verdeutlichen mag. „Hinter dem Antrag stehen lauter Leute mit Verantwortungsbewusstsein aus allen Schichten der Bevölkerung“, teilt Gais auf Hog’n-Nachfrage mit – und freut sich über die pragmatische und einfach umzusetzende Möglichkeit, seinem Ansinnen durch die Online-Petition eine gewisse Öffentlichkeit zu verleihen. „Es kostet nichts – und macht richtig Spaß“, so Gais, der in Freyung-Ort eine Mostschenke betreibt und seit vielen Jahren aktiver Fürsprecher der Ilztalbahn ist.

„Wir hoffen, dass die Politiker und das Straßenbauamt umdenken“

Petent Josef Gais
Petent Josef Gais aus Freyung-Ort will per Online-Petition die Bürger wachrütteln.

Der 72-Jährige wirbt unter anderem deswegen für den Kreisverkehr, weil er und seine Mitstreiter diese Lösung für kostengünstiger und einfacher realisierbar halten. Zudem fallen Gais zufolge im Vergleich zum „Achter-Knoten“ die Flächenversiegelung und die zu tragenden Folgekosten wesentlich geringer aus. „Wir hoffen, dass die Politiker und das Straßenbauamt umdenken“, drückt der Freyunger Petent aus, was offensichtlich viele Unterschriftenleister denken.

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Weitere Stimmen, die unter dem Reiter „Kommentare“ auf der Petitionsseite abgebildet sind, lauten wie folgt:

  • „Das Beispiel ‚Monster Waldkirchen‘ hat gezeigt, welch unsinnige Land- und Geldverschwendung das Bauamt und die Verantwortlichen betreiben! Soll das auch in Freyung so weiter gehen? Liebe verantwortugsvolle Büger: Wehrt euch mit Euerer Unterschrift.“ (Rudolf Weidinger, Grainet)
  • „Ein Kreisel ist ohne weiteres zu bauen, nur das Straßenbauamt Passau ist dazu nicht in der Lage. Durch den Bau eines Kreisels wird eine großflächige Bodenversiegelung vermieden, die Baukosten werden dadurch erheblich verringert und die Bauzeit spürbar verkürzt.“ (Josef Kapfhammer, Passau)
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    Der Ort des Geschehens: Die Einfahrt Freyung-Süd in die B12 bei Ort.

    „Ich möchte dazu beitragen, dass ein weiteres (unter vielen anderen…man denke nur an die Ortsumgehung Hundsdorf) Flächenfraß-Projekt unserer Autofetischrepublik verhindert wird. Man/Frau denke nach: Wer profitiert von teuren Bauprojekten? Wer zahlt (die Zeche)? Nachhaltige regionale Entwicklung geht anders.“ (Julia Gais, Passau)

  • „Steuergelder sinnvoller verwenden als für solche Monsterprojekte.Wer weis welche Lobby da wieder dahinter steckt!“ (Norbert Wieler, Spiegelau)
  • „Ein Kreisverkehr ist die sinnvollste und kostengünstigste Lösung. In unseren angrenzenden Nachbarländern funktioniert ein Kreisverkehr einwandfrei. Warum sollte das bei uns nicht so sein? Außerdem kann nur durch einen Kreisverkehr die Geschwindigkeit so gedrosselt werden, dass keine schweren Unfälle mehr passieren, und das war ja eigentlich der Grund für den Umbau der „Ortkreuzung“. Wenn man sich die Strecke Waldkirchen Richtung Jandelsbrunn, Neureichenau anschaut, hier läuft die Straße barrierefrei durch, und es passieren immer wieder schreckliche Unfälle.“ (Christian Süß, Röhrnbach)
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„Kreisel statt Knoten“ lautet der Titel der Online-Petition, die unter der Webadresse https://www.openpetition.de/petition/online/kreisel-statt-knoten zu erreichen ist.

Unter dem Reiternamen „Debatte“ kann man auf der Contra-Seite etwas folgendes nachlesen:

  • „Fakt ist: – weder Landrat noch Bürgermeister entscheiden, wie eine Kreuzung an einer Bundesstraße ausgebaut wird – es gibt klare Vorgaben des Bundesbauministeriums, an welcher Kreuzung ein Kreisel genehmigt werden kann. Ort gehört definitiv nicht dazu… – der Adressat ist geradezu widersinnig: Wenn überhaupt, müsste man die Petition an Minister Dobrindt in Berlin richten. „Wenn mir etwas nicht gefällt“, sagt der Laie, „dann müssen die Regeln geändert werden, damit ich meinen Willen bekomme“. Logisch, überzeugend und sinnvoll, oder?!?“
  • „Wie sinnfrei die Petition ist, zeigt alleine die Tatsache, an wen sie adressiert ist! Der Landrat hat keinerlei Einfluss auf den Ausbau einer Kreuzung zwischen einer Bundes- und einer Staatsstraße. Einfach nur peinlich, dieser Protest…“
  • „Die Argumentation ist leider in mehreren Punkten sachlich völlig unrichtig… Aber wenn die Petenten keine Zeit haben an der Bürgerversammlung teilzunehmen um sich zu informieren, ist es wohl kein Wunder… Sachlichkeit statt Polemik, das wäre angebracht!!“

„… dass die Bürger aus ihrem Tiefschlaf gerüttelt werden“

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Kreisel oder Verkehrsknoten? Was ist die bessere Lösung?

Wie viele Stimmen am Ende der Petition, die am 25. April 2016 endet, zusammenkommen, kann Gais schwer einschätzen. Dies spiele aber auch keine allzu große Rolle. Viel wichtiger ist die Hoffnung, „dass die Bürger aus ihrem Tiefschlaf gerüttelt werden und sich nicht jeden Irrsinn gefallen lassen“. Es gehe darum, „dass in Freyung nicht dasselbe passiert wie in Waldkirchen, wo ein Kreisel zunächst abgelehnt worden war, um dann eine Monsterkreuzung zu bauen – und letzten Endes nun doch wieder ein Kreisverkehr entstehen soll„.

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Bis dato (Stand: 29. Februar 2016) hat die Online-Petition mehr als 350 Stimmen sammeln können. Mehr als 25 Prozent sind für das benötigte Quorum (1.200 Stimmen) also bereits erreicht. Auf die Frage hin, warum die Online-Petition nach deren Ablauf an Landrat Sebastian Gruber überreicht werden soll und nicht etwa an Bauamtsleiter Robert Wufka, antwortet Gais: „Am Anfang muss man sich für eine bestimmte Region entscheiden. Eine Stadt, eine Gemeinde, ein Regierungsbezirk oder ein Bundesland. Wir haben uns für den Landkreis Freyung-Grafenau entschieden, was jedoch jederzeit umgeändert werden kann. Und daraus hat sich dann automatisch Landrat Gruber ergeben. Wir können das Ergebnis der Petition natürlich allen möglichen Würdenträgern zukommen lassen.“

da Hog’n

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0 Kommentare “„Kreisel statt Knoten“: Online-Petition geht auf Stimmenfang

  1. Wenn hier etwas widersinnig ist, ist es das Verhalten in dieser Sache von den örtlichen Politikern!
    Eine ganze Stadtratsfraktion lässt sich vor dem Kreisel fotografieren und posiert mit Pro-Kreisel Schlagwörtern mehrmals öffentlich in den Medien!
    .
    Ein Bürgermeister spricht und stimmt FÜR ein Kreisel (angeblich seit Jahren) um dann plötzlich zu erfahren, dass dies rechtlich gar nicht möglich sei?????

    Und jetzt plötzlich, darf man in Freyung (wieder mal) ja keine andere Meinung haben, ja nichts gegen die Mehrheitspartei sagen, sonst wird man (erneut: wieder mal) als Außenseiter, als unwissender „Gegner“, an den Pranger gestellt!
    Nur weil man das vertritt, was alle anderen vor kurzem noch als allerbeste Lösung vor Augen hatten…..

    Schade für Freyung….

    Aber nichts neues!

  2. Ich habe mich dazu entschlossen, die Petition zu unterschreiben, nicht weil ich jetzt unbedingt nur für die Kreisellösung bin. Unterschrieben habe ich aus dem Grund, weil ich es nicht in Ordnung finde, dass wie der Freyunger Bürgermeister geschrieben hat, der Kreisel nicht genehmigungsfähig. Das aus reinem Bürokratismus die Beste Lösung für die Kreuzung blockiert wird, finde ich nicht mehr zeitgemäß und vor Allem nicht praktisch.

    Ein großer Aspekt für den 8er Knoten ist für mich persönlich, dass viel Geld in unsere Region investiert wird. Ansonsten verschwindet das Geld ja sowieso wieder in München oder den Ballungszentren…

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