Wer Angst hat, stellt keine Fragen. Wer Angst hat, sich einer Gefahr ausgesetzt sieht, der folgt – blind, instinktgeleitet. Diesen Urinstinkt hatten wir schon in uns, da konnten wir noch nicht einmal ansatzweise aufrecht gehen. Diesen Urinstinkt haben wir auch noch heute in uns. Vom Säbelzahntiger verfolgt oder aus dem brennenden Haus rennend, bleibt in Gefahrensituationen keine Zeit für Fragen. Dieser Urinstinkt ist gut, überlebenswichtig. Problematisch wird dessen Wirken nur, wenn der Angst keine reale Bedrohung, sondern ausschließlich eine scheinbare zu Grunde liegt. Dann nämlich wird der Gejagte zum Jäger, das Brandopfer zum Brandleger.
Lassen Sie mich noch etwas weiter ausholen. Drehen wir das ganze Spiel um! Personen oder Gruppen, welche keine Fragen stellen, instinktgeleitet, einer (scheinbaren) Gefahrensituation ausgesetzt, mögen für wiederum andere Personen oder Gruppen durchaus dienlich sein. In weiterer Folge könnte man also annehmen, dass gewisse Gefahrensituationen künstlich konstruiert werden, in der Absicht einen gewünschten Nutzen zu erzielen.
Szenenwechsel: Perlesreut im Dezember 2015, eine Marktgemeinde im Aufruhr. Wie unlängst bekannt wurde, soll das örtliche Hallenbad zur Notunterkunft für Asylbewerber umfunktioniert werden. Widerstand regt sich insbesondere ob der vermeintlichen Intransparenz und der Kurzfristigkeit des Beschlusses. Um Fragen zu beantworten und um eventuelle Unklarheiten zu beseitigen, hält Bürgermeister Manfred Eibl gemeinsam mit Judith Wunder, Pressesprecherin des Landratsamtes Freyung-Grafenau, eine Informationsveranstaltung ab. Die ersten 45 Minuten der Veranstaltung widmen sich zielgerichtet diesem Thema. Die restlichen 45 Minuten sind Anlass für diesen Artikel.
Die Betroffenen nicht in die „rechte Ecke“ stellen
„Dürfen ‚die‘ denn nach dem Abendessen noch raus? Wie weit reichen die Durchgriffsrechte der Sicherheitsleute? Bleiben die Straßenlaternen nachts auch gewiss an?“ Die Reihe liese sich noch eine Weile fortsetzen – Sie wissen, wohin die Reise geht… Eine zu erwartende Anzahl von 40 bis 50 Asylbewerbern – ohne Angaben über Alter, Herkunft und Geschlecht – stellt also in den Augen mancher (womöglich einiger Besucher der Veranstaltung) eine akute Bedrohung dar. Anders sind die großflächigen Besorgnisbekundungen und Statements à la „eine große Anzahl muslimischer Männer“ gefährde die Attraktivität des angrenzenden Perlesreuter Freibades nicht zu deuten…
Dabei soll dem Markt Perlesreut und seinen Bewohnern an dieser Stelle keine besondere Bösartigkeit, kein Hang zum Rassismus oder gar eine Form kompletter Realitätsverkennung attestiert werden. Im Gegenteil hat die Marktgemeinde im Verlauf der letzten eineinhalb Jahre eindrucksvoll unter Beweis gestellt, wie man Asylwerber und Flüchtlinge in die Gesellschaft integriert. Diese Besorgnisse als „Rassismus“ abzutun, die Betroffenen in die vielzitierte „rechte Ecke“ zu stellen, würde seine Wirkung verfehlen – das Tor zur „rechten Ecke“ nur noch ein Stück weiter öffnen. Vielmehr soll es darum gehen, diese Ängste und Sorgen zu verstehen.
Woher diese Angst, dieses Misstrauen?
Von außen und mit einer gewissen Distanz betrachtet, ist die Ankunft von 40 bis 50 Asylbewerbern in Perlesreut, deren Alter, Herkunft und Geschlecht, individuelle Eigenarten, Charakter, Vorlieben und dergleichen im Vorhinein gänzlich unbekannt sind, für einige Marktbewohner offensichtlich ein Grund zur Angst. Nicht für jeden, sicherlich aber für einige. Da davon auszugehen ist, dass das Szenario, einen Perlesreuter Bürger mit einem x-beliebigen Bewohner dieser Erde zu konfrontieren, an sich wohl in den seltensten Fällen bereits im Vorhinein ein Unwohlsein dieses Ausmaßes nach sich zieht, ist die Ursache in der Konnotation des Wortes „Asylbewerber“ oder „Flüchtling“ zu suchen. Und ich wage zu behaupten, dass sich dieses Szenario auf so gut wie jede Gemeinde dieses Landes anwenden liese.
Was also löst diese Angst, dieses Misstrauen aus? In den Tiefen des Internets, in den Weiten der Bibliotheken dieser Welt, werden sie kein (seriöses) Schriftstück finden, das einer bestimmten Bevölkerungsgruppe, Ethnie oder Nationalität erhöhte Kriminalität, ein besonderes Gefährdungspozential oder eine genetisch veranlagte, aggressive Grundeinstellung zuschreibt. Beim Durchforsten von Tageszeitungen brauchen Sie jedoch nicht besonders tief gehen – das Betrachten der „Titelseite“ genügt in den meisten Fällen. Tag ein Tag aus wird hier am Bild des „triebgesteuerten, gewaltbereiten und nicht zuletzt sexistischen, muslimisch-maskulinen Monstrums“ gefeilt.
Die viel postulierte „Integration“ wird auf diesem Wege nicht gelingen. Integration ist ein gesamtgesellschaftlicher Prozess, kein bloßes „Sich-Anpassen“ der Neuankömmlinge – auch wenn das medial teilweise nur unzureichend kommuniziert wird. Integration sollte mehr als ein „Aufeinander-Zugehen“ verstanden werden. Aufs „triebgesteuerte, gewaltbereite und nicht zuletzt sexistische, muslimisch maskuline Monstrum“ werden sich die wenigsten zubewegen.
„Ob es die Personen tatsächlich gibt, wissen wir nicht“
München, Silvesternacht: Der Münchner Hauptbahnhof und der Pasinger Bahnhof müssen nach Hinweisen auf einen möglichen Terroranschlag geräumt werden. Die ARD berichtet:
„Vor der Terrorwarnung habe die Polizei aus dem Ausland geheimdienstliche Hinweise auf fünf bis sieben Verdächtige erhalten. Zu etwa der Hälfte dieser Gruppe seien der Polizei auch Personalien übermittelt worden. Es solle sich um Iraker und Syrer handeln.
Die Ermittlungen hätten allerdings bislang ‚keinerlei Erkenntnisse‘ zu den Personen gebracht: ‚Ob es die Personen tatsächlich gibt, wissen wir nicht.‘ Die Namen habe man weder in München noch sonst irgendwo lokalisieren können. Die Abklärungen liefen noch.“
Auch drei Tage später, am 2. Januar 2016, ist immer noch nicht klar, von wem die Anschläge geplant waren – und ob überhaupt jemals konkrete Anschlagsgefahr bestand (Zeit). Trotzdem gehe man immer noch von einer „konkreten Gefährdungslage“ aus (FOCUS ONLINE):
„‚Es besteht nach wie vor eine konkrete Gefährdungslage‘, sagte eine Sprecherin der Polizei zu FOCUS Online. Nach wie vor laufen die Ermittlungen auf Hochtouren und die Polizei ist in München verstärkt vertreten. An die Bevölkerung gerichtet hieß es von Seiten der Polizei: ‚Wir sind auch auf Hinweise angewiesen. Wer etwas Verdächtiges beobachtet, sollte lieber einmal zu viel als einmal zu wenig die 110 wählen.‘
Um den Zuschauern die Brisanz islamistischen Terrors noch einmal bewusst zu machen, gibt’s vom Bayerischen Rundfunk am 1. Januar im Rahmen einer Sondersendung zu den Vorkommnissen in München ein „Best of – Islamistischer Terror 2015“. Die Zahl der Sondersendungen und Expertenrunden der kommenden Tage steigt schier ins Unendliche. Terrorexperten auf allen Sendern. Da kann einem leicht angst und bange werden. Man fahndet schließlich nach „5 bis 7 Verdächtigen“ aus dem Irak oder Syrien, deren Existenz nicht mit letzter Gewissheit nachgewiesen werden kann. Ob diese Iraker oder Syrer – wenn sie denn existieren – jemals Anschläge geplant haben, ist dabei auch nicht wirklich sicher.
Blindes, instinktgeleitetes Handeln kann Leben retten – oder nicht
Wir erinnern uns: Wer Angst hat, stellt keine Fragen. Wer sich einer Bedrohung ausgesetzt fühlt, handelt blind, instinktgeleitet. Personen oder Gruppen, welche keine Fragen stellen, instinktgeleitet, einer (scheinbaren) Gefahrensituation ausgesetzt, mögen für wiederum andere Personen oder Gruppen durchaus dienlich sein. In weiterer Folge könnte man also annehmen, dass gewisse Gefahrensituationen künstlich konstruiert werden, in der Absicht einen gewünschten Nutzen zu erzielen. Wer die etwaigen Profiteure einer solch konstruierten Gefahrensituation sind oder sein könnten, soll nicht Thema dieses Artikels sein – für besonders Wissbegierige empfehle ich dennoch, einen genauen Blick auf bereits geänderte oder sich eventuell zukünftig ändernde Asylgesetze zu werfen.
Vielmehr geht es hier darum, die Nebeneffekte und Begleiterscheinungen solcher Konstruktionen zu erörtern. Denn, wir erinnern uns weiter: Wer Angst hat, sich einer Gefahr ausgesetzt sieht, der folgt – blind, instinktgeleitet. Blindes und instinktgeleitetes Handeln kann das eigene und das Leben anderer retten, kann aber auch sehr schnell ins Negative umschlagen. Im Fall Perlesreut äußern Marktbewohner ihr Unbehagen, zeigen Misstrauen gegenüber Flüchtenden. In anderen Fällen wird der Gejagte zum Jäger, das Brandopfer zum Brandleger.
Kommentar: Johannes Greß
Sehr schöner Artikel, ich danke dem jungen Verfasser. Nicht nur, dass der Text mit literarisch anmutenden Schmankerln durchwebt ist, auch die Vielschichtigkeit überzeugt. Keine voreingenommenen Schlüsse, keine Anschuldigungen, man könnte fast meinen der Qualitätsjournalismus hat den Winterschlaf überstanden. Besonders hervorheben möchte ich noch den positiven Grundton dieses Beitrags, der es schafft, angesichts eines so unerfreulichen Themas Anlass zum Optimismus zu geben. Ich persönlich bin eher ein Schwarzseher, deswegen erfreut es mich umso mehr einen solchen Kommentar zu lesen, der einem das Bäuchlein wärmt, ohne als utopische Träumerei abgestempelt werden zu können. With all my respect.
Naja, gut geschrieben aber die tatsächliche Realität schaut leider ganz anders aus da draußen.
Diese lieben Worte kommen immer gut an, ich lade aber jeden herzlich gerne ein, zum längeren verweilen außerhalb des Bay.-Waldes ein.
So ganz langsam wachen die Medien auch auf und berichten etwas ehrlicher über das, was der normale Bürger jeden Tag erlebt. Allerdings wird sicher auch jetzt noch deutlich beschönigt und verschwiegen, wenn es nicht in die Willkommens-Ecke passt! Aber es wird kritischer, das ist ja schonmal etwas. Aber wen wundert die Berichterstattung der Medien denn wirklich, sind doch die heutigen Chefredakteure, Vorstände, Aufsichtsräte und Intendanten (vor allem der Öffentlich-Rechtlichen) die 68er Studenten von damals!!! Die können aus ihrer Beton-Ideologie nicht raus, die praktisch ähnlich der Ideologie der Grünen ist, nur ein wenig abgeschwächt in der Grünen-Denke „Deutschland verrecke“! Ich denke, es wird langsam Zeit, dass sich viele bei Thilo Sarrazin und den anderen Kritikern der Migranten entschuldigen
Und wenn ich heute in der Zeitung lese, dass kein Kritiker Merkel an ihrer Politik hindern kann, obwohl ehemalige Verfassungsrichter und Rechnungshöfe unter diesen sind, bin ich baff ob unserer Staatsform. Richtlinienkompetenz heißt also Selbstermächtigung und hat mit Demokratie nichts zu tun, überhaupt nichts.
Besonders dann nicht, wenn unsere Polizisten einem Maulkorb aufgesetzt bekommen und die nur noch max. zwei von 10 kriminellen vergehen die durch Asylanten begangen wurden, der eigenen Pressestelle mitteilen dürfen.
Es soll nur keine Stimmungsmache gemacht werden, ENTSCHULDIGUNG GEHT’S NOCH???
Auch so ein Tabu ist die Schließung der Grenzen. Die Politiker sagten, dass die Reisefreiheit eine der größten Errungenschaften der EU neben dem Euro war. Schon damals war klar, dass nun jeder ungehindert, unkontrolliert in unser Land kommen konnte. Viele kamen und haben sich an unserem Sozialsystem und oftmals auch an unserem persönlichen Eigentum vergriffen. Schon vor Jahren hat die rumänische Regierung gedroht, wenn wir nicht finanziell helfen, schicken sie alle Sinti und Roma nach Deutschland. Bald darauf sind sie gekommen.
Ich wünschte mir: Wie gerne würde ich wieder an der Grenze meine Ausweispapiere zeigen. (und jetzt ist es endlich so weit).
DOCH LEIDER ABER VIEL ZU SPÄT!
Noch was zu den übergriffen in Köln, Stuttgart, Hamburg, Berlin, Duisburg Hannover & Co:
Wer die öffentliche Ordnung dermaßen stört gehört hier nicht hin. Was sich Frauen über Jahre erkämpft haben darf auf keinen Fall diesen Menschen zum Opfer fallen. Mädchen und Frauen müssen sich nicht in der Öffentlichkeit oder im Schwimmbad, oder wo auch immer auf diese Weise belästigen lassen. Was in Köln und anderswo passiert ist kann man durch nichts entschuldigen darüber sollten unsere Politiker sich mal Gedanken machen. Solche Menschen müssen erstmal lernen wie man sich in Europa verhält und wenn sie das nicht wollen oder können, dann bitte ganz schnell auf nimmer Wiedersehen.
@Andreas Boll:
Ich werd mich hier jetzt an dieser Stelle auf keine Diskussion einlassen, was genau die „Realität“ ist und inwieweit die Medien diese abbilden, da soll sich jeder sein eigenes Bild machen. „Die“ Realität gibt’s sowieso nicht und inwiefern diese meiner Meinung nach durch die Medien abgebildet wird, können Sie dem Artikel entnehmen, bei Herrn Sarrazin werd ich mich trotzdem nicht entschuldigen.
Schön, dass sie das Wort „Beton-Ideologie“ ansprechen. Jemandem der im selben Atemzug fordert Grenzen zu schließen und behauptet durch das Schengen-Abkommen und denn Euro „kamen viele und haben sich an unserem Sozialsystem und oftmals auch an unserem persönlichen Eigentum vergriffen“, würde ich dringendst nahelegen die eigene „Beton-Ideologie“ zu überdenken. So haben nämlich vor allem (!) die Einführung einer gemeinsamen Währung und der massive Zuwachs von billigem Arbeitspersonal aus dem Ausland den größten Anteil wirtschaftlichen Erfolg Deutschlands.
Zum Thema Köln: Ich nehme an Sie beziehen ihre Äußerungen auf Asylbwerber, richtig? Woher nehmen Sie diese Information? Beton-Ideologie
Natürlich ist das, was in Köln passiert ist nicht zu entschuldigen, keine Frage. Trotzdem würde ich „Asyl“ und „Straffälligkeit“ bitte gern getrennt betrachten. Ob jemand Asyl bekommt oder nicht, soll bitte davon abhängen, ob jemand in seinem Heimat Land persönlich verfolgt wird oder nicht.
Liebe Grüße
Wer soll es jetzt richten???
Die Grünen brauchen nichts zu verlieren, die sind zufrieden mit sich selbst. Alle anderen Parteien verlieren die gesellschaftliche Mitte – unzwar unglaublich schnell. Ich habe mich bereits um Flüchtlinge in Deutschland gekümmert als das hier noch niemanden interessiert hat. Als Fr. Merkel dann auf die Idee kam die Grenzen zu öffnen bzw. diese eigenartige Einladungsrhetorik zu bedienen, war ich sprachlos – auch, weil ICH nicht weis# wie man das schaffen will (ein Plan ist mir nicht bekannt). Kritik an diesem Vorgehen brachte mir so „charmante“ Namen wie „besorgter Bürger“, „Rassist“ und “ Nazi“ ein. Und diesen Wortlaut nutze auch die Presse. Klar bin ich ein besorgter Bürger! Wie soll man denn in dieser Situation nicht besorgt sein. Und ja, es gab in diesem Land – politisch – nur noch links… und noch weiter links. Und da finde ich mich nicht wieder. So wird man eben vom Flüchtlingshelfer zum AfD Wähler!!!
das hat die SPD und CDU/CSU jetzt von ihrem schönrechnen von
Statistiken, hättet ihr offengelegt, das es in diesem Land tatsächlich
weit über 10.000.000 Arbeitslose und Unterbeschäftigte gibt eine Selbstmordrate von ca. 11.000 Menschen im Jahr und mehrere 100.000 Obdachlose in diesem Land gibt, deren Zahl aufgrund eurer Politik immer mehr werden, dann würden sich nicht so viele Hoffnung machen in diesem Land ein besseres Leben zu finden. SPD und CDU/CSU ihr löst das Problem nicht, ihr habt es absichtlich verursacht, ich vermute ihr habt es so gewollt! Ich vermute euch ist das Ganze, ähnlich wie bei den Landesbanken, wieder über den Kopf gewachsen und es zeigt sich wieder ein Parteibuch ist halt kein Nachweis für Befähigung jeglicher Art.
SPD und CDU/CSU der Islam wird euch ein Denkmal setzen, dafür das ihr Europa für ihn preisgegeben habt.