Landshut. Nein, ein „Hiesiger“ ist er nicht wirklich, der neue Geschäftsführer des Niederbayern-Forums. Gebürtig stammt er nämlich aus Oberfranken. Doch beim näheren Blick auf seine Vita (siehe unten) fällt einem schnell auf, dass er schon häufig Kontakt zur Region Niederbayern hatte. Betram Vogel heißt er, ist 47 Jahre alt und studierter Wirtschaftsgeograf. „Er verfügt über langjährige Führungserfahrung als Geschäftsführer: Beim Stadtmarketing Regensburg verantwortete er über zwölf Jahre das Stadtmarketing der Welterbe-Stadt“, ist über ihn auf der NF-Homepage zu lesen. Zuletzt war er als Chef der Priener Tourismus GmbH tätig, bei der er die Verantwortung für die Gesamtvermarktung der Tourismus-Destination Prien am Chiemsee innehatte. Das Onlinemagazin da Hog’n hat sich mit ihm über seine neue Aufgabe unterhalten; darüber, was das Niederbayern-Forum ausmacht; und ihm die Frage gestellt, wie er die „Neue Generation Niederbayern“ künftig unterstützen möchte.
„Ich bin offen für neue Ideen und konstruktive Kritik“
Herr Vogel: Sie sind seit drei Monaten neuer Geschäftsführer des Niederbayern-Forums – was haben Sie sich vorgenommen? Wie lauten Ihre Ziele?
Grundsätzlich: Im lebendigen Netzwerk der Akteure die Region Niederbayern zukunftsfähig weiterzuentwickeln und sie positiv nach außen darzustellen.
Konkret bestand die vordringliche Aufgabe in den ersten zwei Monaten darin, schnell den Förderantrag für die Weiterführung des Regionalmarketings im Zeitraum von Januar 2016 bis Ende 2018 entsprechend der neuen Förderkriterien zu erstellen, mit allen Akteuren abzustimmen und beim Bayerischen Finanz- und Heimatministerium einzureichen.
Mein persönliches Anliegen ist ein enger, persönlicher Austausch mit allen Entscheidungsträgern in Politik, Wirtschaft und der Gesellschaft. Ich wünsche mir einen intensiven Dialog mit allen, die sich für Niederbayern einsetzen. Ich bin offen für neue Ideen und konstruktive Kritik und möchte, dass mich die Menschen direkt ansprechen, wenn sie Anregungen oder Ideen haben und sich mit mir austauschen möchten.
Wie wird man eigentlich Geschäftsführer des Niederbayern-Forums?
Die Stelle war ausgeschrieben und ich habe mich ganz klassisch darauf beworben. Bei der Auswahl kam mir sicher meine bisherige Berufserfahrung zugute.
„Individuell und unverwechselbar und damit sympathisch und echt“
Was ist das Niederbayern Forum eigentlich genau? Um was geht’s da konkret? Und: Wer ist dort Mitglied?
Das Niederbayern-Forum ist ein Verein, den es seit 2011 gibt. Er hat die Trägerschaft des Regionalmarketing für Niederbayern inne. Regionalmarketing ist eine Gemeinschaftsinitiative und bedeutet kurz gefasst das gemeinsame, abgestimmte Arbeiten an der künftigen Entwicklung des gemeinsamen Lebensumfeldes. Ziel ist die Positionierung und Bekanntmachung der eigenen Region durch aktive Vermittlung ihrer vielfältigen Qualitäten – z.B. als Wirtschaftsstandort, Bildungsregion und Lebensraum.
Das versuchen natürlich andere Städte und Regionen in Deutschland und Europa auch – deshalb müssen wir zunächst unsere Vertreter aus Politik, Verwaltung, Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft zusammenbringen und deren Vorstellungen und Ziele verknüpfen zu einer großen Linie, einem roten Faden und einer Vision, wie sich Niederbayern in den nächsten Jahren entwickeln und präsentieren soll. Damit ergibt sich das Bild, wie wir durch unseren gemeinsamen Auftritt nach außen wahrgenommen werden wollen. Gemeinsam entwickelte Ziele und abgestimmte Projekte bilden deshalb auch den Kern unseres Konzepts und Förderantrags an das Ministerium. Wir erarbeiten beispielsweise Maßnahmen zur Ansprache und Information von Investoren und qualifizierten Arbeitskräften und der Beeinflussung ihrer Meinungsbildung zugunsten einer Standortentscheidung, hier in der Region zu studieren, zu arbeiten, zu leben, zu investieren.
Niederbayern ist die aufstrebendste Region in Bayern mit starker Wirtschaft, innovativen Hochschulen und vielfältigen Ausbildungsmöglichkeiten, reicher Kultur und intakter, grandioser Natur – nahe an den Metropolen, aber ohne deren negative Nebenwirkungen wie knappem Wohnraum, dichtem Verkehr und hohen Preisen. Das ist aber noch zu wenig bekannt. Diese Botschaft gilt es deshalb weiter zu verbreiten, auch unsere ernannten Niederbayern-Botschafter tragen sie bereits aktiv nach außen.
Wichtigster Regionsbotschafter ist aber auch und ganz besonders unsere eingesessene Bevölkerung. Wir wollen deshalb auch die gemeinsame Lebensart stärken, die daraus entstehende Identität pflegen und ausbauen – denn sie ist das, was uns von anderen Regionen und ihren Menschen abhebt, individuell und unverwechselbar und damit sympathisch und echt macht.
„Wir wollen das NGN-Netzwerk wieder aufleben lassen“
Es gibt auch die so genannten Niederbayern-Botschafter – was machen die denn so? Und: Wie wird man Botschafter?
Die Botschafter werden aufgrund von Vorschlägen, die uns erreichen ausgewählt und nach einem Beschluss des Vereinsvorstands feierlich ernannt. Sie sind idealerweise in der Region perfekt vernetzt und pflegen etwa durch ihre beruflichen Aktivitäten gleichzeitig intensive Kontakte nach außen – deutschlandweit und auch international. Es befinden sich deshalb viele Unternehmerpersönlichkeiten und Vertreter der Hochschulen darunter, aber auch Künstler wie Haindling, unsere niederbayerischen Kabarettisten Lisa Fitz, Luise Kinseher und Django Asül sowie Sportler – alte wie junge – wobei ich hier stellvertretend Sepp Maier und Michael Uhrmann nennen möchte. Sie sind alle Sympathieträger für Niederbayern und treten in Deutschland und der Welt selbstbewusst als Niederbayern auf.
Die Neue Generation Niederbayern ist ein Netzwerk junger Unternehmer, das unter dem Dach des Niederbayern-Forums seinen Platz finden soll. Wie kann dies geschehen?
Wir wollen die Neue Generation Niederbayern als Netzwerk junger, ideenreicher und aktiver Gründer wieder aufleben lassen. Diese Menschen sind wichtig für die Region, sie sind die zukünftigen Ideenträger, Impulsgeber, Gestalter und Entscheider in der Wirtschaft – und damit auch wesentlicher Bestandteil unserer gesamten Gesellschaft. Wir wollen sie mit ihren Ideen, ihrer Kreativität und auch in ihrer Rolle als Wertschöpfung erzeugende Unternehmer hier in Niederbayern behalten. Für uns wäre es ein großer Verlust, sie nach Hamburg, München oder Berlin zu verlieren. Dort mag vielleicht das Image der Kreativwirtschaft ein glänzenderes sein. Dass die Rahmenbedingungen dort besser sind, glaube ich aber nicht – eher im Gegenteil: die Masse lässt einen in der Anonymität verschwinden.
„Ziel ist, Niederbayern als Kreativ-Region weiter zu entwickeln“
Möglichkeiten, sich und seine Ideen in Niederbayern zu verwirklichen, gibt es auch hier bei uns. Aber nicht nur als ein kleines Licht unter Tausenden anderen, sondern als individuell wahrnehmbare und wahrgenommene Person. Als Teil eines kleinen, agilen und flexiblen regionalen Netzwerks. Hier bei uns ist persönlicher Kontakt leichter möglich als in der Großstadt.
Wir möchten jungen Menschen mit ihren Ideen und ihrer Kreativität und Individualität eine Plattform für Austausch untereinander geben, aber auch wertvolle Kontakte zu etablierten Unternehmen und zu unseren Botschaftern ermöglichen. Hieraus sollen Synergien und wechselseitiger Nutzen entstehen: Wir haben deshalb ein Format geplant, in dem wir Unternehmen der klassischen Ökonomie anbieten werden, beim Wunsch nach Unterstützung bei innerbetrieblichen Problemstellungen gezielt mit unseren Kreativ-Unternehmen aus der Region in Kontakt zu treten – um unser hier vorhandenes Potenzial zu nutzen und zu stärken und um die Wertschöpfung aus Geschäftsprozessen in Niederbayern zu halten. Unser Ziel ist es, Niederbayern als Kreativ-Region weiter zu entwickeln.
Interview: Stephan Hörhammer
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Zur Person: Bertram Vogel
- Studium der Wirtschaftsgeografie in Bayreuth – „und da bereits Kontakt zum Landkreis Dingolfing-Landau während der Erstellung eines touristischen Radwegekonzepts im Rahmen eines Studienprojekts gehabt“.
- Anschließend drei Jahre an der Universität Chemnitz zum Aufbau und zur Begleitung einer Städtekooperation der fünf Oberzentren Chemnitz, Zwickau, Plauen, Hof und Bayreuth – sprich: ein Regionalmarketing-Projekt über die Ländergrenzen Bayern-Sachsen hinweg („Sächsisch-Bayerisches Städtenetz“).
- Danach erster beruflicher Schritt nach Niederbayern: zwei Jahre lang Berater in einem Büro für Kommunal- und Regionalmarketing in Eggenfelden.
- Ab 1999 Geschäftsführer im neu gegründeten Stadtmarketingverein in Regensburg. Aufbau des kompletten Stadtmarketings, Führung des Vereins mit rund 120 Mitgliedern und der angegliederten Projekt-GmbH. Schwerpunkte: Einzelhandel, Arbeitskräftemarketing, Hochschulmarketing, Vermarktung Wissenschaftsstandort. Maßgebliche Projekte: Gründung der Regensburg International School 2008 unter dem Dach des Stadtmarketing. Einrichtung des „Airportliner“, eines neuen Shuttleverkehrs zur bessern Flughafenanbindung der Region Regensburg. Initiierung und Mitgestaltung der Bewerbung zum deutschlandweiten Wettbewerb „Stadt der Wissenschaft“ mit Gewinn des dritten Platzes.
- Ab 2011: Geschäftsführer der Priener Tourismusgesellschaft, dort Neuausrichtung der Gesellschaft mittels Einführung touristischer Jahresthemen, Ausbau des Veranstaltungsbereichs, Neuausrichtung der Vermarktung des Erlebnisbades.