Wenn im Zusammenhang mit dem Wetter das Wort „Rekord“ fällt, baut sich bei uns Meteorologen immer – aber auch wirklich immer – Spannung auf. Denn: Bricht man einen Rekord, bringt dies logischerweise stets irgendetwas Außergewöhnliches, noch nie Dagewesenes mit sich. Sind Begriffe wie „Rekordwinter“, „Rekordkälte“ und „Rekordschnee“ nicht genau die Eigenschaften, die wir uns in dieser bis dato sehr milden, „kalten“ Jahreszeit nicht sehnlichst herbeiwünschen? Der wärmende Glühwein am Christkindlmarkt schmeckt doch viel besser, wenn es einem durch die Handschuhe hindurch die Finger abfriert und der Frost sich ins Gesicht beißt…
Der letzte Monat des Jahres 2015 wird aller Voraussicht nach auf einen sehr außergewöhnlichen Rekord zusteuern – jedoch nicht gerade im winterlichen Sinne. Denn auch über die anstehenden Feiertage hinweg (und darüber hinaus) bleibt das Wetter eher frühlingshaft. In der Statistik schlägt sich das äußerst markant nieder: Seit Beginn der Wetteraufzeichnungen an der Klimastation Grainet-Rehberg (1958) wurde noch nie ein derartig warmer Jahresausklang verzeichnet.
Die 6 wärmsten Dezember seit Messbeginn (Klima-Soll: -1,8 °C)
- 2015 +3,4 °C (vorläufig, Daten bis 20. DEZ)
- 1979 +1,8 °C
- 1974 +1,2 °C
- 2006 +1,2 °C
- 1971 +0,9 °C
- 1994 +0,8 °C
An Silvester werden die Wetter-Karten neu gemischt…
An Heiligabend setzt sich die (un)liebsame Wetterlage, bei der das sehr aktive Islandtief und seine Ausläufer unaufhaltsam milde Luftmassen aus dem Westen zu uns befördern, weiter fort. Das Christkindl dürfte heuer beim Geschenkeverteilen ordentlich schwitzen – vor allem, wenn man bedenkt, dass in der Warmluftzunge Höchstwerte von 8 bis 9 Grad möglich sind. Nur in tieferen Lagen besteht zumindest die „Chance“, dass etwas Nebel die Sonne ausblendet und es zumindest dort etwas kühler bleibt – die Wahl zwischen Pest und Cholera also. Wer vor der Bescherung allerdings noch etwas mit seiner Familie unternehmen möchte, kann sich ruhigen Gewissens die Weste einpacken und mit seinen Liebsten einen geruhsamen Herbst-Spaziergang unternehmen.
Am ersten Weihnachtstag gelangen wir dann zunehmend in den Einflussbereich des Mittelmeer-Hochs. Der Wettercharakter an sich bleibt damit weiterhin stabil, auch wenn eine Warmfront bei den Britschen Inseln einige (harmlose) Schleierwolken zu uns führen könnte. Es bleibt weiterhin trocken mit Höchstwerten von nun „nurmehr“ 6 bis 7 Grad durch die verminderte Sonneneinstrahlung. Der Wind weht ausschließlich in höheren Lagen etwas strammer aus westlichen Richtungen.
Auch der zweite Feiertag reiht sich in diesen langfristigen Trend der Schönwetterwärme ein. Sonne und Wolken wechseln sich ab, wobei das Quecksilber zum Nachmittag hin abermals auf bis zu 8 Grad steigt. Fazit: Für diese Jahreszeit bleitb es weiterhin viel zu warm, auch wenn zu Silvester hin die Karten allmählich wieder neu gemischt werden. Ob es dann allerdings endlich kalt wird, bleibt weiter ungewiss…
Ein schönes Wochenende, frohe Weihnachten
und einen guten Rutsch ins neue Jahr wünscht
Hog’n-Wetterfrosch Martin Zoidl
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Inwiefern ist auch „unser Eckal“ am bayerischen Ost-Zipfel vom Klimawandel betroffen? Findet der Klimawandel überhaupt statt im Woid? Antworten auf diese Fragen gibt es hier (einfach klicken).