Perlesreut. Die Spatzen haben es bereits von den Dächern gepfiffen. Die Gerüchtekuche brodelte seit Längerem in der Marktgemeinde. Doch nun scheint es endgültig fix zu sein: Das frühere Hallenbad, dessen Ende bzw. Nicht-Wiedereröffnung für teils hitzige Diskussionen sorgte, wird nun in eine Notunterkunft für Flüchtlinge umfunktioniert, wie das Landratsamt Freuyng-Grafenau mitteilt.
„Unterbringung ist eine vorübergehende Maßnahme“
„Da die Zugangszahlen bei den Kriegsflüchtlingen weiter ungebrochen hoch sind, reichen die bisher im Landkreis eingerichteten Notunterkünfte nicht aus. Mit Beginn des Jahres muss daher auch nun das ehemalige Hallenbad in der Marktgemeinde Perlesreut als Notfall-Unterkunft für Flüchtlinge herangezogen werden“, heißt es in einer am Donnerstagnachmittag (17.12.) an die Medien ausgesandten Meldung.
Bei der Unterbringung handele es sich um eine Notmaßnahme zur Erstunterbringung. „Die Flüchtlinge werden weiterverlegt, sobald ihre Registrierung abgeschlossen ist und sie in regulären Asylunterkünften Platz finden. Die Unterbringung in Perlesreut ist also – wie in den anderen Notunterkünften auch – eine vorübergehende Maßnahme“, heißt es weiter im Text.
„Sagten uns, dass wir nicht reagieren, sondern agieren wollen“
Ende November kamen die ersten Gerüchte in der Bevölkerung auf, dass das Hallenbad künftig als Unterkunft für Asylbewerber Verwendung finden würde – insbesondere aufgrund eines Fotos (siehe rechts), das das mit Glasschotterklumpen zugeschüttete Becken des Hallenbads zeigt. Das Bild machte in den sozialen Netzwerken schnell die Runde. Damals bestätigte Perlesreuts Bürgermeister Manfred Eibl auf Hog’n-Nachfrage, dass „das frührere Hallenbad künftig anderweitig genutzt werden soll“. Wie genau, wusste er zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Die Wirtschaftlichkeit des Objekts sei jedenfalls fraglich, die Räumlichkeiten sanierungsbedürftig. Deshalb, so Eibl, habe man in einer Sitzung vor einiger Zeit beschlossen, das Hallenbad zu schließen. Stimmen aus der Bürgerschaft bezeichneten die Zuschüttung des Beckens als „Nacht-und-Nebel-Aktion“, was der Bürgermeister jedoch klar verneinte.
Auf weitere Nachfrage teilte Manfred Eibl zwei Tage später mit, dass „in den letzten Monaten ein Gesamtkonzept bezüglich einer in die Zukunft ausgerichteten Nutzung entwickelt“ worden sei. („Seitens des Kommunalunternehmens sowie des Marktes Perlesreut wurde bereits im letzten Jahr aus wirtschaftlichen Gründen festgelegt, im Hallenbad Perlesreut keine weiteren Investitionen vorzunehmen.“) Der Plan: Das Familienbad Perlesreut sollte in den nächsten Jahren zum „ersten Inklusions- und Sportbad Niederbayerns“ umgebaut werden. Zum Thema „Nutzung der Einrichtung als Asylbewerberunterkunft“ gab Eibl insofern Auskunft, dass in der letzten Bürgermeister-Dienstversammlung Anfang November die Rathaus-Chefs der Gemeinden im Landkreis Freyung-Grafenau seitens des Landratsamts „nochmals eindringlich aufgefordert“ wurden, „mögliche Einrichtungen anzubieten“. In mehreren Landkreisen, so Eibl, würden aktuell so genannte Zwangszuweisungen in bestehende Hallen erfolgen. „Seitens des Marktes wollte man es nicht soweit kommen lassen, dass wir unsere Schulturnhalle für die Unterbringung von Asylbewerbern verlieren. Ein berechtigter Aufschrei hierüber wäre natürlich mehr als nachvollziehbar.“
„Wir sagten uns, dass wir nicht reagieren, sondern agieren wollen“, so Perlesreuts Bürgermeister weiter. Diesbezüglich habe man die Möglichkeit beim Landratsamt FRG prüfen lassen, ob bei zwingenden notwendigen Bedarf auch die Belegung des bestehenden Hallenbades möglich sei. „Sollte sich diese Möglichkeit jedoch anbieten, würde für die zweite Dezemberwoche 2015 eine Informationsveranstaltung erfolgen. Ist dies falsch? Eine Gemeinde hat die Aufgabe, bei derartigen zwingend notwendigen Maßnahmen im Vorfeld die beste Abwägung herbeizuführen“, teilte Manfred Eibl gegenüber dem Hog’n mit. Zu weiteren, noch im Raum stehenden Fragen, wollte er keine Stellungnahme mehr abgeben.
„Besonderes Augenmerk auf die Belange der Bevölkerung werfen“
Um die Bevölkerung entsprechend zu informieren, lädt das Landratsamt Freyung-Grafenau die Perlesreuter Bevölkerung zu einer Informationsveranstaltung ein. Diese findet am Dienstag, 22. Dezember, um 19 Uhr in der Bauhütte in Perlesreut statt. Vertreter des Landratsamtes werden dabei alles Wissenswerte rund um die Notfallunterbringung mitteilen – und die Fragen der Zuhörer beantworten. „Zusammen mit Bürgermeister Manfred Eibl soll zudem ein besonderes Augenmerk auf die Belange der Bevölkerung vor Ort geworfen werden“, wie es heißt.
da Hog’n