Drachselsried. „Die sind gegangen und haben die Zeche geprellt.“ Ein Zitat aus der Tageszeitung, das für Renate und Otto Ritz am Montagabend ein aus ihrer Sicht beängstigendes Nachspiel hatte. Denn: Die beiden Pensionsbetreiber aus Drachselsried (Landkreis Regen) haben unerwünschten Besuch von zwei Neonazis bekommen. „Ich und mein Mann haben sofort gesagt: Wir machen nicht auf, wir halten uns still – weil wir uns gefürchtet haben.“ Aber der Reihe nach…

Einen Spezi und drei Weizen
In der Dienstagsausgabe des Viechtacher Bayerwald-Boten wird unter dem Titel „Zellertal: Rechte unterwandern Versammlung – und prellen Zeche“ über einen Informationsabend am Mittwoch vergangener Woche in der Pension Ritz berichtet. Bürgermeister Hans Hutter hatte geladen, um Anwohner über die geplante Nutzung der ehemaligen Hotel-Pension „Rieder Eck“, die sich unweit des Beherbergungsbetriebs von Otto und Renate Ritz befindet, als Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge auf den neuesten Stand zu bringen. Bis zu 100 Asylbewerber sollen dort im Frühjahr untergebracht werden.
Rund 35 Leute hatten sich bei der, wie es im Presseartikel heißt, geschlossenen Veranstaltung in der Pension Ritz eingefunden – darunter auch ein Pärchen Mitte 20, das dem Bürgermeister nicht bekannt gewesen sei. Zunächst habe es eine kontroverse Diskussion in der Teilnehmerschaft über die Pläne zur Gemeinschaftsunterkunft gegeben – „dann wollte der junge Mann, so ein stark Tätowierter mit Tattoos bis zur Wange hoch, Flugblätter verteilen“, schildert der Drachselsrieder Bürgermeister die Situation im Viechtacher Bayerwald-Boten. Die Verteilung der Flugblätter, die später der neonazistischen Kleinpartei „Der Dritte Weg“ zugeordnet werden konnten, sei dem Mann von Versammlungsleiter Hutter jedoch untersagt worden. „Als die Versammlung beendet war, hätte das Pärchen eilends doch noch ein paar der Neonazi-Flugblätter verteilt“, ist in der Zeitung weiter zu lesen. Der Artikel schließt mit den eingangs bereits erwähnten Worten des Bürgermeisters, der hoffe, dass der Auftitt der Neonazis ein Einzelfall bleibe. Zitat: „Die sind gegangen und haben die Zeche geprellt.“
„Ja, die sind aufgestanden und gegangen“, bestätigt auch Renate Ritz gegenüber dem Onlinemagazin da Hog’n. „Die sind hinten im Eck gesessen, wir haben die nicht gekannt. Wir dachten zuerst, die rauchen nur eine Zigarette draußen. Aber die sind ins Auto gestiegen und weggefahren.“ Einen Spezi und drei Weizen hatte das Pärchen laut der Pensionsbetreiberin konsumiert.
Zeitungsartikel stand bereits am Montagnachmittag online
Montagabend, kurz vor 21 Uhr: Ein Auto hält im Hof von Otto und Renate Ritz. „Zwei sind ausgestiegen, haben ihre Hauben aufgesetzt“, schildert Renate Ritz. Die beiden Personen hätten an der Türe geläutet, seien dann wieder Richtung Drachselsried gefahren, um schließlich noch einmal zurückzukehren, so Ritz. „Sie waren zweimal da. Und nachdem sie das zweite Mal abgezogen sind, habe ich zu meinem Mann gesagt: Jetzt rufst Du die Polizei an. Nicht, dass hier irgendetwas in der Nacht passiert.“ Warum sie die Tür nicht geöffnet haben? „Wir haben uns nicht aufmachen getraut, weil wir uns gedacht haben: Das sind jetzt bestimmt die beiden von der Versammlung, die wollen sich an uns rächen wegen der Zechprellung, die heute (Dienstag – Anm. d. Red.) in der Zeitung stand“ – und bereits am Montagnachmittag online auf der Internetseite der PNP zu lesen war.
Ihre Vermutung, dass es sich bei den abendlichen Besuchern um die beiden Neonazis handelte, die bei der Versammlung dabei waren, sollte sich am nächsten Tag bewahrheiten. Denn am Dienstagmorgen habe die Pensionsbetreiberin einen Anruf bekommen – von dem „jungen Mädl“, das zu dem Pärchen am Infoabend gehörte. „Sie hat gesagt, dass sie gestern zu uns gekommen wären, um klarzustellen, dass sie ihre Zeche bezahlt haben“, teilt Renate Ritz mit. „Dass sie ihre eigene und die Zeche von ihrem Freund bezahlt hat – und zwar bei unserer Tochter, die an dem Abend hinter der Theke gestanden ist.“
Anzeige bei der Polizei „wegen sechs Euro“ wollte Familie Ritz nicht erstatten – das hatte sie auch dem Viechtacher Polizeibeamten so mitgeteilt. „Da machen wir jetzt kein Tamtam draus.“ Dass Familie Ritz Abstand von einer Anzeige nehmen möchte, bestätigt auch eine Sprecherin des Polizeipräsidiums Niederbayern auf Hog’n-Nachfrage. Zum einen wegen des geringen Betrags, zum anderen, „weil sie sich nicht mehr dran erinnern konnte, ob die Zeche jetzt wirklich bezahlt worden ist oder nicht“. Die Tochter könne sich laut Polizei an den Zahlvorgang jedenfalls nicht mehr erinnern. Somit stünde hier Aussage gegen Aussage.
Ermittlungen wegen Verstoß gegen das Versammlungsrecht
Die Sprecherin des Polizeipräsidiums Niederbayern teilt weiter mit, dass die zum Nazi-Pärchen gehörende Frau an jenem Montagabend, gegen 23.15 Uhr, bei der Polizei in Viechtach persönlich in der Inspektion vorgesprochen habe, um mitzuteilen, dass sie die Zech-Prellerei mit den Pensionsbetreibern hätte klären wollen. Diese hätten jedoch die Türe nicht geöffnet. Die Gründe hierfür sind bekannt. „Sie wollte das, was im Zeitungsbericht gestanden ist, richtig stellen und mitteilen, dass sie bezahlt und die Zeche nicht geprellt hat“, so die Polizeisprecherin.
Indes prüft die Kriminalpolizei Straubing derzeit, ob ein Verstoß gegen das Versammlungsgesetz seitens des Pärchens vorliege. Bürgermeister Hutter hatte das Verteilen der Flugblätter ja untersagt. Die Ermittlungen dauern an.
Stephan Hörhammer
Also ich lass mir schon was eingehen. Aber einen solchen Stuss der da und auch bei der PNP teilweise geschrieben wird. Nicht nur die Neonazis hetzen, nein dass macht dieses Schriftstück auch. Wenn man nur die Überschrift und die ersten Zeilen liest, dann nimmt man an, dass Neonazis eine Versammlung stürmten, anschließend auch die Zeche prellten um dann zurück zu kehren und die Gaststättenbetreiber zu verprügeln. Liest man dann weiter, dann kommt man erst darauf, dass die Zeche höchstwahrscheinlich gar nicht geprellt wurde und wenn, dann nicht mit Absicht, da sie ja wiederkehrten um eine angebliche offene Rechnung zu bezahlen. Viel gerede und geschreibsel um gar nichts. Das ist nichts anderes als Bildzeitungsniveau – Pfui Teufel