Finsterau. Die Leute werden Bilder zu sehen bekommen, die um die Welt gehen. Und das ist in diesem Fall nicht einmal übertrieben. Von 21. bis 28. Februar 2016 findet der IPC-Weltcup in den Disziplinen Langlauf und Biathlon in Finsterau in der Gemeinde Mauth statt. Dann werden sich rund 120 Sportler mit Handicap im Bayerischen Wald einfinden, um die Besten der Besten unter ihnen zu küren. Bereits jetzt – knapp drei Monate vor den Wettkämpfen – ist das OK-Team um Christian Eder, Vorsitzender des SV Finsterau, im organisatorischen Dauereinsatz. Schließlich will man sich optimal vorbereitet präsentieren, wenn demnächst die paralympische Weltelite im Woid zu Gast sein wird.
Seit Februar dieses Jahres schon beschäftigt sich das „FINOK“ (Finsterauer OK-Team) um Vorsitzenden Dr. Olaf Heinrich sowie dessen Stellvertreter MdL Max Gibis und Landrat Sebastian Gruber mit der Organisation des sportlichen Großereignisses, Logistik und Marketing. „Mittlerweile treffen wir uns einmal monatlich“, berichtet Christian Eder. Damit ist es aber nicht getan. Zwischen den Sitzungen hat jeder eine lange To-do-Liste vorliegen, die abgearbeitet werden muss. Wo bringen wir die Athleten und Betreuer unter? Wer kümmert sich um die Presse? Wo genau dürfen die Zuschauer stehen? Diese und andere Fragen gilt es von den insgesamt bis zu 40 Mitgliedern des OK-Teams zu beantworten – und dies größtenteils ehrenamtlich. Der ortsansässige Sportverein zeichnet dafür verantwortlich.
„Erich Ranzinger war der Langlauf-Pionier im Bayerwald“
Wintersport hat generell eine lange Tradition im kleinen Örtchen an der deutsch-tschechischen Grenze. Eng verbunden mit dem Langlaufsport ist in Finsterau der Name Erich Ranzinger. „Er war der Pionier, unter dessen Führung in den 70er Jahren erste Volksskiläufe bei uns ausgetragen worden sind“, erklärt Christian Eder. Später folgten erste größere Veranstaltungen.
Erstmals machte dabei die Gemeinde Mauth 1987 überregional auf sich aufmerksam. Damals hat die Deutsche Meisterschaft der Langläufer mit bekannten Gesichtern wie Peter Angerer oder Jochen Behle in dem Bayerwald-Dorf stattgefunden. Es folgte unter anderem der Masters-Weltcup 1994, also die Weltmeisterschaft der Senioren, die Deutsche Sprint-Meisterschaft der Langläufer 2013 mit Stars der Szene wie Axel Teichmann sowie viele andere offiziellen DSV-Rennen.
„Wie der Kontakt zustande gekommen ist, weiß ich gar nicht mehr“
Wie es dazugekommen ist, dass vor allem der Sport der Menschen mit Handicap in dem Grenzort eine Heimat gefunden hat, daran kann sich Christian Eder nicht mehr so recht erinnern. Feststeht: Mittlerweile ist daraus eine Erfolgsgeschichte geworden. Im Jahr 2000 haben in Finsterau erstmals offene Deutsche Meisterschaften von Sportlern mit Handicap stattgefunden, 2011 folgte ein erster IPC-Weltcup am Fuße des Wistlbergs. „Das Internationale Paralympische Kommitee war mit uns als Ausrichter damals sehr zufrieden“, erklärt Christian Eder nicht ohne Stolz. „Deshalb hat man uns geraten, uns für die Ausrichtung des Weltcups im kommenden Jahr zu bewerben – was wir dann auch erfolgreich gemacht haben.“
Doch die paralympischen Spitzensportler im Langlauf und Biathlon messen sich nicht nur 2016 im Bayerischen Wald, sondern auch im darauffolgenden Jahr. Dann ist Finsterau erneut Austragungsort der IPC-Weltmeisterschaften, die Eders Aussagen zufolge auf einer Stufe mit den Paralympischen Spielen stehen. „Das ist natürlich eine große Ehre für uns.“
Gleichzeitig sind beide Wettbewerbe aber auch eine große organisatorische Herausforderung, eine Mammutaufgabe für das 500-Seelen-Dorf und den 350-Mitglieder starken SV Finsterau. „Wir haben das im Vorfeld abgesprochen. Und wir sind uns sicher, dass wir es stemmen können.“ Erste bauliche Maßnahmen – wie zum Beispiel die Errichtung eines Biathlon-Schießstandes am Rande des Fußballplatzes, der im Winter zum Langlaufstadion umfunktioniert wird -, sind bereits abgeschlossen. Auch die Langlauf-Strecke wurde den Anforderungen entsprechend umgebaut. „Da ist schon eine ordentliche Portion Idealismus mit dabei“, beschreibt Eder den Eifer der Organisatoren.
„Wichtige Chance, als Wintersportregion noch bekannter zu werden“
Was nun noch folgt, sind „letzte Feinarbeiten“, wie sie der 52-jährige Sportvereinsvorstand bezeichnet. Allerspätestens am 21. Februar muss Finsterau dann bereit sein – bereit für die paralympischen Spitzensportler und deren Betreuerteams. „Die Athleten sind immer sehr dankbar und freundlich“, freut sich Eder schon jetzt auf die Wettkämpfe.
Ähnlich ergeht es auch OK-Chef Dr. Olaf Heinrich. „Der IPC-Weltcup ist eine exzellente Chance für die Gemeinde Mauth-Finsterau und den Landkreis Freyung-Grafenau überregional als Wintersportregion noch bekannter zu werden“, betont der Freyunger Bürgermeister und Bezirkstagspräsident. „Durch die Zielgruppe behinderter Sportler kann eine wichtige Nische bedient und für die Region begeistert werden.“
„In Sachen Barrierefreiheit in Süddeutschland wohl einmalig“
Über einen Imagegewinn für die Gemeinde Mauth freut sich Bürgermeister Ernst Kandlbinder genauso wie über die Wirtschaftskraft, die durch die Wettbewerbe in „seine“ Kommune fließt. „Nicht vergessen darf man zudem, dass wir durch den Weltcup zu einer Infrastruktur kommen, die in Sachen Barrierefreiheit in Süddeutschland wohl einmalig ist.“
Nach dem Wettkampf ist bekannterlicherweise vor dem Wettkampf. Und so darf der IPC-Weltcup im kommenden Jahr als Testlauf für die WM 2017 im „Mittelpunkt Europas“, wie Christian Eder Finsterau bezeichnet, gesehen werden. Denn dann werden Weltmeister gekürt…
Helmut Weigerstorfer