Freyung-Grafenau. Im Landkreis Freyung-Grafenau haben einer Pressemitteilung zufolge Frauen eher unsichere Jobs. Sie arbeiten Teilzeit, haben nur einen Mini-Job oder sind Leiharbeiterinnen – 83 Prozent aller nicht-regulären Jobs wurden im vergangenen Jahr von Frauen erledigt. Ganz anders sieht es dagegen bei den Vollzeit-Stellen aus: Hier lag der Frauenanteil bei 29 Prozent. Das teilt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) mit und beruft sich dabei auf eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung zur „atypischen Beschäftigung“. „Immer mehr Frauen haben unsichere und niedrig bezahlte Jobs. Das wird besonders im Alter zum Problem“, sagt NGG-Geschäftsführer Kurt Haberl.
Besonders stark habe die Teilzeit-Beschäftigung bei Frauen zugenommen. Vor gut zehn Jahren arbeiteten im Landkreis Freyung-Grafenau laut der Studie noch etwa 2.900 weibliche Beschäftigte in Teilzeit. Im vergangenen Jahr waren es bereits rund 5.600. „Es ist längst nicht so, dass alle Frauen freiwillig weniger arbeiten. Viele finden einfach keine Vollzeit-Anstellung – im Gegensatz zu ihren männlichen Kollegen“, wird Haberl in der Meldung zitiert. Dies zeige, dass auf dem Arbeitsmarkt im Kreis Freyung-Grafenau „grundsätzlich etwas im Argen liegt“. Gerade im Gastgewerbe, im Bäcker- oder Fleischer-Handwerk hätten weibliche Beschäftigte immer seltener die Chance auf einen regulären Job. Stattdessen würden viele Chefs auf Mini-Jobs setzen, um Steuern und Sozialabgaben zu sparen.
Kurt Haberl: „Frauen brauchen mehr reguläre Stellen“
„Die Folge ist Altersarmut. Schon heute haben viele Rentnerinnen damit zu kämpfen. Denn Frauen, die ihr Leben lang in prekären Jobs gearbeitet haben, bleibt nur eine Mini-Rente. Dazu kommen geringere Beiträge durch Elternzeit“, sagt Kurt Haberl. Es sei nicht hinnehmbar, dass es ausgerechnet alleinerziehende Mütter so schwer hätten, wieder mit einem normalen Job ins Berufsleben zurückzukehren. „Viele bayerische Unternehmen denken bei einer Bewerberin automatisch an Teilzeit, Mini-Job und Befristung.“
Die NGG Niederbayern fordert eine deutliche Umkehr auf dem heimischen Arbeitsmarkt, wie es in einer Mitteilung heißt. Kurt Haberl: „Frauen brauchen nicht mehr Jobs auf Zeit und Zitter-Verträge, sondern mehr reguläre Stellen, von denen sie gut leben können. Weniger Stunden zu arbeiten, muss ihre freie Entscheidung sein. Teilzeit und Mini-Jobs dürfen nicht zum Normalfall werden.“ Die aktuellen Zahlen seien ein Warnsignal an Arbeitgeber und Politik. Wer jetzt nichts unternehme, der riskiere eine neue „weibliche Armut“.
In ganz Bayern waren laut Böckler-Studie im vergangenen Jahr rund 2,2 Millionen Arbeitnehmer atypisch beschäftigt – über 1,6 Millionen von ihnen waren Frauen.
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Aus den Antworten des Bundesarbeitsministeriums auf eine Anfrage geht hervor, in Deutschland arbeiten einem Medienbericht zufolge inzwischen 40 Prozent mehr Menschen in Teilzeit als zur Jahrtausendwende. Die Zahl der Erwerbstätigen mit reduzierter Stundenzahl habe von 6,8 auf 9,6 Millionen zugelegt.Die Zahl der Vollzeit-Beschäftigten ist den Angaben zufolge von 2001 bis 2012 leicht von 25,95 auf 25,92 Millionen gesunken. 7,8 Millionen der Teilzeit-Beschäftigten sind demnach Frauen. Das entspreche einem Anteil von mehr als 80 Prozent. Fast jeder zweite Teilzeit-Job umfasse weniger als 20 Wochenstunden. Um diese Zustände zu vertuschen, hier die neuesten Statistik-Tricks der Agentur für Arbeit um Beschäftigtenzahlen hochzuschrauben:
Konkret wurden vier neue Personengruppen in die neue Berechnung einbezogen:
-Menschen in Behindertenwerkstätten oder ähnlichen Einrichtungen
-Menschen in Jugendhilfeeinrichtungen
-Personen, die ein freiwilliges soziales, ein freiwillig ökologisches Jahr oder einen Bundesfreiwilligendienst leisten
-Nebenerwerbslandwirte
Durch diese rein statistische Erweiterung gelten nun zusätzlich rund 400.000 Personen als sozialversicherungspflichtig beschäftigt.
Vertreter vom Deutschen Gewerkschaftsbund kritisieren:“Die sozialversicherte Beschäftigung wird dadurch auch um Personen erweitert, die nicht erwerbsfähig sind und kein Markteinkommen erzielen“.
Aufgrund der Politik der letzten Jahre insbesondere die Agenda 2010 bzw. die Hartz-Reformen ist in Zukunft mit einem Zunami an Altersarmut zu rechnen!
Durchschnittshöhen der Altersbezüge 2012
Altersversorgung in Deutschland (brutto)
Euro/Monat
Rente
West
Männer 985
Frauen 484
Witwer 223
Witwen 579
Ost
Männer 1079
Frauen 715
Witwer 268
Witwen 616
Beamten-Pensionen
Bund
Ruhegehalt 2750
Witwengehalt 1580
Länder
Ruhegehalt 2940
Witwengehalt 1690
Gemeinden
Ruhegehalt 2840
Witwengehalt 1060
Bahn
Ruhegehalt 1930
Witwengehalt 1060
Post
Ruhegehalt 1900
Witwengehalt 1050
Abgeordneten-Pensionen
Bundestag
Pensionäre 3011
Witwen 1996
Minister-Pensionen
Bund
Pensionäre 5673
Witwen 3369
Quelle: Alterssicherungsbericht des Bundessozialministeriums