Regen. „Normalerweise fotografiere ich ja nur Landschaften, Tiere oder Blumen. Die nackad’n Eisstockschützen waren dann doch mal eine ganz andere Erfahrung für mich“, berichtet Sigrid Schiller-Bauer und lacht vergnügt. Wie bitte? Nackte Eisstockschützen? Braucht’s denn des? Ja, des braucht’s! Und zwar in Form eines Kalenders mit dem augenzwinkernden Titel „Heiß auf Eis“. Darin zu sehen sind insgesamt elf Mitglieder des Eisstockvereins EC Bayerwald Regen – so, wie der Eisstock-Gott sie schuf.
„Heiß auf Eis“ – oder: der Sexualbeauftragte auf der Eismaschine
Geboren worden ist die Idee für den „etwas anderen Kalender“ eigentlich bereits vor eineinhalb Jahren – nämlich am 1. April 2014. „Die Regener Eishalle ist ja immer wieder mal im Gespräch, da sie stark sanierungsbedürftig ist“, erzählt die 45-jährige Hobby-Fotografin aus Regen. An vielen Ecken und Enden müsste das in die Jahre gekommene Eissportzentrum, wie es offiziell heißt, erneuert, ertüchtigt und repariert werden.
Doch wie so oft fehlen die Gelder dafür. Weshalb die Mitglieder des EC Bayerwald, die ab und zu in der Halle trainieren, kurzerhand beschlossen, einen Akt-Kalender zu produzieren – und den Verkaufserlös der Sanierung des Gebäudes zukommen zu lassen. So stand es zumindest an jenem 1. April – samt „Beweisfoto“, das einige der unbekleideten Herren zeigte – in der Tageszeitung. Ein Aprilscherz par excellence, den so mancher Leser damals für bare Münze hielt.
Dass dieser Aprilscherz nun Realität geworden ist, dafür sorgten zum einen die Eisstockschützen selbst sowie Fotografin Sigrid Schiller-Bauer, deren Vater Franz erster Vorsitzender des Vereins ist. Denn so ganz losgelassen hatte die witzige Idee sie alle nicht mehr. „Vor ein paar Wochen hat dann Herbert Lang, der zweite Vorstand, bei mir angerufen. Er hat gesagt, dass er und seine Eisstockfreunde sich nun dazu entschlossen haben, einen Erotik-Kalender zu machen“, erinnert sich die Regenerin mit einem Schmunzeln. Seitdem fungiert Herbert „Hep“ Lang als vereinsinterner „Sexualbeauftragter“ – und posierte als einer der ersten auf der Eismaschine.
„Am Anfang haben’s alle a Schnapserl gebraucht“
Drei Foto-Shootings – die zum Teil in der Regener Eisshalle, zum Teil in der vereinseigenen Halle am Waldschmidpark stattfanden – wurden noch im Oktober eiligst anberaumt, damit rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft die Kalender zum Verkauf stehen. „Am Anfang haben’s alle a Schnapserl gebraucht“, berichtet Sigrid Schiller-Bauer mit einem Schmunzeln von den ersten, zögerlichen Entblätterungsversuchen der Herrschaften, von denen der jüngste 48, der älteste 74 Lenze zählt. „Und im Eissportzentrum konnten wir immer erst nach dem Training fotografieren – wenn alle anderen Gäste weg waren.“
Wie sich die gestandene Männerriege mit ihren ersten Gehversuchen im knallharten Model-Business vor der Kamera gemacht hat? „Der erste war a bisserl zögerlich – aber dann hätten sie sich am liebsten gleich alle auf einmal ausgezogen“, sagt die Hobby-Fotografin, die sich rückblickend an die teils recht zapfigen Temperaturen an den Orten des Geschehens erinnert. Nicht wenigen hatten Angst, auch die Schuhe ausziehen zu müssen. „In der Eishalle war’s schon extrem kalt. Doch mit der Zeit ist’s dann recht gut gelaufen“. Und so trat ein Eisstockschütze nach dem anderen vors Objektiv – auch zwei Gruppenfotos wurden angefertigt. Und nein! Ganz ausziehen mussten sich die bäuchig-bärtigen EC’ler am Ende nicht. Die Unterhosen durften sie anbehalten. Das Kopfkino hätte beim Betrachter ansonsten zu große Ausmaße angenommen…
Verkaufserlös kommt vereinseigener Eisstock-Halle zugute
Den Erlös aus dem Kalenderverkauf verwendet der Verein nun nicht, wie ursprünglich geplant, zur Sanierung der Regener Eisshalle – sondern zur Instandhaltung der vereinseigenen Eishalle am Waldschmidpark (übrigens der ersten überdachten Eisstock-Halle Europas). Denn: „Da musste in diesem Jahr auch so einiges repariert werden“, informiert Sigrid Schiller-Bauer. Damit’s auch in den kommenden Jahren wieder heiß auf dem Eis hergehen kann…
Stephan Hörhammer
Der Eisstock-Erotik-Kalender „Heiß auf Eis“ ist ab sofort zum Kaufpreis von 15 Euro bei der Bäckerei Schnierle in Regen, in der Gasthof-Pension Wurstglöckl („Kasparbauer“) in Regen, in der Bäckerei Fischer in Regen sowie online auf der Seite von Sigrid Schiller-Bauer (www.regenobjektiv.de) erhältlich.