Freyung. Alles begann mit einem alten Zauberkasten vom Flohmarkt. War dessen Inhalt vor mehr als 18 Jahren für Franz „der Frants“ Seidl noch eine andere, fremde Welt, zaubert der 25-Jährige mit dem Harry-Potter-Lächeln inzwischen sehr nahe an der Professionalität. Nach anfänglichen Schwierigkeiten bei der Durchführung der Zaubertricks gehört der gebürtige Freyunger mittlerweile zum „Magischen Zirkel von Deutschland“ – einem Verein, der mehr als 3.000 Mitglieder zählt. Neben vieler kleinerer und größerer Festlichkeiten präsentiert Franz Seidl seine Kunststücke unter anderem auch in der Kinderklinik Passau, wo er den kleinen Patienten gerne eine magische Freude bereitet.
„Ich möchte den Alltag meines Publikums durchbrechen und die Realität der Leute mit moderner Zauberkunst auf den Kopf stellen“, beschreibt „der Frants“ seine Zauberphilosophie mit eigenen Worten. Bei seinen Shows verwendet er ausschließlich seine eigene Fingerfertigkeit sowie normale Alltagsgegenstände. Mysteriöse Spezialrequisiten und klischeehafte Glitzerkisten hingegen findet er „altmodisch und nicht mehr zeitgemäß“. Der beruflich als Lehrer tätige Jung-Zauberer hat sich generell zum Ziel gesetzt, das ziemlich verstaubte Image der „eigenständigen Kunstform wieder etwas aufzubessern“. Im Interview mit dem Onlinemagazin „da Hog’n“ spricht Franz Seidl über gute und schlechte Zauberer sowie über das Einstudieren neuer Tricks.
„Ein schlechter Zauberer spult lustlos sein Programm herunter“
Franz, was unterscheidet eigentlich einen guten von einem schlechten Zauberer?
Ein guter Zauberer beherrscht sein Handwerk und erreicht seine Täuschungen durch Fingerfertigkeit. Er kann sich jederzeit spontan auf sein Publikum einstellen und hat kein Problem damit, dass ihm hunderte Augen ständig ganz genau auf die Finger schauen. Ein guter Zauberer präsentiert unerklärliche Dinge, die die Realität der Zuschauer durcheinander bringen und sie kurzzeitig an ihrem wissenschaftlich-erklärbaren Weltbild zweifeln lassen. Ein guter Zauberer schafft es, dass die Leute eine Zeit lang ihren Alltag hinter sich lassen können und unvergessliche Momente erleben. Er weckt in erwachsenen Menschen das lang vergessene Gefühl des Staunens und Verblüfft-Seins. Ein schlechter Zauberer hingegen spult sein Programm lustlos herunter – und schafft es nicht, mit seiner Zauberei die Zuschauer emotional zu berühren.
Wie gehst Du vor, wenn Du einen Zaubertrick neu einstudieren möchtest?
Zuerst durchstöbere ich alle mir verfügbaren Informationen zu diesem Kunststück. Dann suche ich mir die Griffe und Methoden, mit denen ich das Kunststück umsetzen kann und die zu mir passen. Als nächstes übe ich alles vorm Spiegel. Wenn das sitzt, probiere ich mich mit Bühnenkostüm und Vortag vor der Kamera – so, als würde ich den Trick vor Publikum aufführen. Danach zeige ich das Kunststück meinen Kollegen im Magischen Zirkel. Meistens überarbeite ich das Ganze dann nochmal und inszeniere es irgendwann im Bekannten- und Verwandtenkreis. Sind alle zufrieden, wage ich mich damit auf die Bühne. Daraufhin wird meistens nochmal etwas geändert oder verbessert – und der ganze Spaß geht wieder von vorne los. Dieser Prozess kann deshalb unter Umständen mehrere Monate dauern…
„Ich überlege mir hin und wieder eigene Sachen“
Hast Du schon mal einen Menschen auf der Bühne in zwei Teile „zersägt“?
Nein, bisher noch nicht. Wie das Zersägen funktioniert, weiß ich zwar, aber am Zusammenzaubern scheitere ich noch… Wenn ich aber das Problem mit dem immensen Assistentinnen-Verschleiß gelöst habe, werde ich diesen Klassiker bestimmt mal vorführen… (lacht).
Hast Du schon mit lebenden Tieren gezaubert?
Nein, diese Art der Zauberei reizt mich komischerweise überhaupt nicht. Allerdings schaue ich mir solche Nummern sehr gerne an.
Denkst Du Dir Deine Tricks auch selbst aus?
Mittlerweile habe ich schon ein breit gefächertes Zaubergrundwissen. Deshalb überlege ich mir hin und wieder eigene Sachen. Aber natürlich lese ich auch viele Zauberbücher, tausche mich mit Kollegen aus und besuche Seminare und Fortbildungen.
Hat bei einem Deiner Auftritte auch schon mal ein Trick ganz und gar nicht geklappt?
Ja, sowas kommt auch hin und wieder vor, denn wirklich zaubern kann ich leider noch nicht (lacht). Aber weil ich viel übe, sind solche Fehler sehr selten. Und wenn sie passieren, kann ich so eine Panne recht gut überspielen, weil das Publikum ja gar nicht weiß, was wirklich passieren hätte sollen – die bemerken dann den Fehler meistens gar nicht.
Vielen Dank für das Interview. Wir wünschen Dir eine magische Zukunft.
Interview: Stephan Hörhammer