Landrat Michael Adam: „Am 23. November werden WIR nun reden – mit Dir zusammen oder auch ohne Dich.“
Zwiesel. „Sehr geehrter Herr Bürgermeister, die Beauftragung eines wie auch immer gearteten Gutachtens ist aus meiner Sicht keine Lösung, die einen Erkenntnisgewinn bringt.“ Diese Zeilen richtete Regens Landrat Michael Adam Mitte vergangener Woche an Zwiesels Bürgermeister Franz Xaver Steininger, nachdem dieser medienwirksam verkündet hatte, dass er den baldigen Austritt der Glasstadt aus der Ferienregion Nationalpark Bayerischer Wald GmbH (FNBW) als unumgänglich erachte („Zwiesel muss es alleine machen!“) – und sich durch ein unabhängiges Gutachten Abhilfe vom touristischen Richtungsstreit in Zwiesel verspreche. „Es hat genug Gesprächsangebote gegeben. Diese blieben Deinerseits unbeantwortet. Stattdessen lesen wir von Dir nur aus der Zeitung und hören von fragwürdigen Aussagen Deinerseits durch Erzählungen Dritter“, kritisierte Adam die aus seiner Sicht eigensinnige und wenig konstruktive Vorgehensweise des Zwieseler Gemeindeoberhaupts.
„Am 23. November werden WIR nun reden – mit Dir zusammen oder auch ohne Dich.“ Dann soll im Pfefferbräustüberl in Zwiesel eine gemeinsame Infoveranstaltung der Arberland Regio GmbH und der FNBW über die künftige Zusammenarbeit diskutiert werden.
Gegen den Kurs des Zwieseler Bürgermeisters Franz Xaver Steininger, der sich für einen Ausstieg aus der Ferienregion Nationalpark Bayerischer Wald GmbH ausgesprochen hatte, bezogen jüngst Vertreter aus Politik, Tourismus und Wirtschaft Stellung (da Hog’n berichtete). Tenor: „Die Aussagen Steiningers entbehren jeglicher Grundlage.“
Das sagen Beteiligte zu Steiningers Gutachten-Vorschlag
Das Onlinemagzin da Hog’n hat verschiedene Interessenvertreter zu Franz Xaver Steiningers Vorschlag befragt, ein Gutachten zur weiteren strategischen Aussrichtung des Tourismus in Zwiesel erstellen zu lassen. Wie der Bürgermeister vergangene Woche per Pressemitteilung verkündete, sei dies „aufgrund des offensichtlichen und immerwährenden Richtungsstreites der Beherbergungsbetriebe und den politischen Vertretern der Stadtpolitik“ aus seiner Sicht vonnöten. „Meine Aufgabe als Bürgermeister der Stadt Zwiesel ist es, mit der Verwaltung Lösungsvorschläge zu erarbeiten und ein neutrales, unabhängiges Gutachten scheint hier ein optimaler Weg zu sein. Sämtliche Beteiligten werden befragt und fliesen in die IST-Erfassung ein und anhand der ZUKUNFTS-Prognose wird dann ein Ergebnis mit Empfehlung ausgesprochen“, heißt es in der E-Mail, die an Landrat Michael Adam, Stadtratsmitglieder und Medien adressiert war.
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„Selbstredend sollten sich alle Beteiligten auch nach den Empfehlungen des unabhängigen Gutachtens richten. Ich selbst würde das uneingeschränkt begrüßen und unterstützen“, teilt Steininger weiter mit. „Mehr Transparenz, Offenheit und Basisdemokratie kann nicht geschaffen werden.“ Ein weiterer großer Vorteil liege darin, dass so „Ruhe“ in das Gesamtsystem gebracht und damit offener Streit zwischen allen Beteiligten vermieden werden solle. Die Kosten für das Gutachten werden von Steininger auf rund 10.000 Euro geschätzt und sei in zwei bis drei Monaten nach der Beauftragung fertig gestellt. Befragt werden sollen alle Akteure: TVO, ARBERLAND, FNBW, Zwiesel Handel, Beherbergungsbetriebe und Gastgewerbe.
Herbert Unnasch, Geschäftsführer der Arberland Region GmbH:
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„Es braucht kein neues Gutachten, die Fakten kennen wir.“
„Es gab im Vorfeld der Gründung der FNBW einen langen Entscheidungsprozess, dem Studien, Befragungen etc. vorangegangen sind. Man hat sich letztendlich für das jetzt vorliegende Konstrukt mehrheitlich entschieden. Es ist einfach schade und destruktiv, wenn der Bürgermeister der Stadt gegen die Mehrheit des Stadtrates eine gedeihliche Arbeit der FNBW blockiert und Beschlüsse nicht umsetzt. Das behindert auch die Zusammenarbeit mit der ARBERLAND REGio GmbH. Es braucht kein neues Gutachten, die Fakten kennen wir. Vielmehr braucht es Unterstützung der Stadt Zwiesel bei der Umsetzung der FNBW.
Herbert Schreiner, Frauenaus Bürgermeister und Aufsichtsratsvors. der FNBW:
„Ich verhalte mich hier vollkommen neutral.“
„Der Vorschlag von Bürgermeister Steininger zur Erstellung eines Gutachtens in Sachen Tourismus der Stadt Zwiesel liegt auf dem Tisch. Ich habe darüber nicht zu entscheiden und enthalte mich deshalb auch jeden Kommentars. Wir werden sehen, wie der Vorschlag vom Stadtrat und den Betrieben in Zwiesel aufgenommen wird. Ich verhalte mich hier vollkommen neutral.“
Monika Dombrowsky, Geschäftsführerin der FNBW:
„Daher kann ich nicht verstehen, warum Herr Steininger von einem Richtungsstreit zwischen den Betrieben und der Stadtpolitik spricht.“
„Im Rahmen des Leader-Projekts zur Gründung der Ferienregion waren zu allen Etappen immer die Vermieter der Orte eingebunden. Es fanden neben Infoveranstaltungen auch einige Workshops mit den Beherbergungsbetrieben statt. Selbst Bürgermeister Steininger war bis zu Beginn der zweiten Etappe ein großer Befürworter des touristischen Zusammenschlusses. Daher kann ich nicht verstehen, warum Herr Steininger von einem Richtungsstreit zwischen den Betrieben und der Stadtpolitik spricht – diese waren von Anfang an dabei. Ein Gutachten hätte nur vor dem Start des ganzen Prozesses Sinn gemacht, sprich vor 2011. Nichts desto trotz wurde die Notwendigkeit eines touristischen Zusammenschlusses in unserer Region von unserer beratenden Agentur sowie vielen Experten zigfach bestätigt – und als einzigen Weg im Wettbewerb bestehen zu können aufgezeigt.“
Walter Unnasch, Mitglied der CSU-Mehrheitsfraktion im Zwieseler Stadtrat:
„Steininger versucht ständig mit dieser Desinformation Stimmung zu machen.“
„Einen Richtungsstreit versucht der Bürgermeister zu inszenieren. Die CSU-Fraktion und soweit in Einzelgesprächen mit Kolleginnen und Kollegen festgestellt, steht die Mehrheit des Stadtrates nach wie vor hinter der getroffenen Entscheidung des Beitritts zur FNBW. Obwohl, wie im Artikel klargestellt und dem Bürgermeister bekannt, eine Regionalvermarktung der Stadt Zwiesel mit der Arberland-Regio GmbH nicht möglich ist, versucht Steininger ständig mit dieser Desinformation Stimmung zu machen.
Da Bürgermeister Steininger, wie sich nun deutlich herausstellt, selbst keine echten Alternativen hat, versucht er mit der Forderung nach einem touristischen Gutachten von seinem selbst verschuldeten Dilemma abzulenken.
Er war selbst Projektleiter und hat diese Position abgegeben. In diesem Zusammenhang wäre ihm möglich gewesen das Projekt in seinem Sinne zu beeinflussen. Statt dessen hat er eine Blockadehaltung eingenommen. Einem öffentlichen Meinungsaustausch in den Entscheidungsgremien hat er sich bisher verweigert.“
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