Viechtach. Bei der Kommunalwahl 2014 wurde sein Einzug ins Viechtacher Rathaus als kleine Sensation verbucht – dabei hatte sich der damals 23-jährige keine allzu großen Chancen ausgerechnet. Doch am Ende landete er gar auf einem der drei Chefsessel. Christian Zeitlhöfler hat sich der Herausforderung gestellt und damit gezeigt, dass auch ein junger Student das Zeug dazu hat, als dritter Bürgermeister und Mitglied des Stadtrats einer Kleinstadt im Woid maßgeblich an der Spitze der Politik mitzuwirken.

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„Neg’l mit Kepf“ – so lautet das Motto des heute 25-jährigen Jungpolitikers aus Viechtach. „Wenn ich mir etwas in den Kopf setze, möchte ich dies auch verwirklichen“, sagt Christian Zeitlhöfler. Fotos: Zukunft Viechtach

Christian: Was bewegt einen 23-jährigen Maschinenbau-Studenten dazu, für das Amt des Bürgermeisters zu kandidieren?

Um ehrlich zu sein, ist das Ganze tatsächlich aus einer Gaudi heraus entstanden. Durch mein vielfältiges Engagement in der Öffentlichkeit, zum Beispiel als Vorsitzender des Burgfestspielvereins, oder auch durch die vielen Events, die ich mit meinem Team von der Zappelbude für die jungen Leute in der Umgebung organisiert habe, ist ein Kumpel von mir auf die Idee gekommen. Beim Bürgerfest meinte er schließlich zu mir scherzhaft: ‚Mach Du doch den Bürgermeister!‘ Damit hat er mich auf die Idee gebracht, als Listenkandidat für den Einzug in den Stadtrat zu kandidieren. Mit der gleichzeitigen Kandidatur für das Bürgermeisteramt wollte ich in erster Linie meine Liste bekannter machen. Ich muss zugeben, dass ich in keinster Weise damit gerechnet habe, Bürgermeister zu werden. Im Wahlkampf wurde mir von einigen Bürgern zu verstehen gegeben, dass sie mein Engagement grundsätzlich gut finden und auch ein junges Stadtratsmitglied begrüßen würden – ich ihnen als Bürgermeister aber noch zu jung sei.

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„Meine Eltern haben mich von Anfang an unterstützt“

Wie hat Dein Umfeld auf Deinen Entschluss reagiert, dass Du kandidieren wirst?

Meine Familie war immer positiv eingestellt. Normalerweise würden Eltern zu ihrem Sohn in so einem Fall sagen ‚Du spinnst doch!‘ Meine Eltern haben mich jedoch von Anfang an unterstützt und sind immer hinter mir gestanden. Auch in meinem Freundes- und Bekanntenkreis wurde mein Vorhaben durchwegs positiv aufgefasst.

Du hast gerade erwähnt, dass es eins Deiner Ziele war, die Liste, für die Du kandidiert hast, bekannter zu machen. Welche Partei stand hinter dieser Liste?

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„Eines der Ziele von ‚Zukunft Viechtach‘: eine Liste zu schaffen, die einen neuen, frischen und unverbrauchten Weg geht.“

Die Wählergruppe für deren Liste ich damals kandidiert habe, nennt sich ‚Zukunft Viechtach‘ und ist ein Zusammenschluss von Angehörigen der Grünen, der ÖDP sowie parteiloser Bürger. Die Hauptinitiatoren, die diese Gruppierung auf den Weg gebracht haben, waren Harald Dobler, Evi Bauernfeind und Brigitte Baueregger. Der Sinn dahinter: Eine neue Gruppe für Viechtach zu schaffen, die einen frischen Weg geht. Auch wenn der Altersdurchschnitt bei uns bisher noch etwas hoch ist (schmunzelt)… Vor allem aber wollten wir auch mit dem Namen ein Zeichen dafür setzen, dass es an der Zeit ist, die eingefahrene Situation in Viechtach bzw. die Lagerbildung aufzubrechen. Ich denke, dass es generell vor allem für die Kommunalpolitik wichtig ist, dass immer wieder neue Personen in den Gremien auftauchen. Wir sind laufend bestrebt, interessante Leute dazu zu bringen, sich in Viechtach zu engagieren. Momentan haben wir beispielsweise einige Neuzugänge jüngeren Alters aus den Nachbargemeinden Kollnburg und Prackenbach.

Es ist also auch möglich, sich als offizieller „Nicht-Viechtacher“ für die Stadt zu engagieren?

Ich bin zumindest der Meinung, dass besonders auf kommunalpolitischer Ebene die Grenzen nicht so eng gefasst werden sollten. Bei uns ist solch eine Zusammenwürfelung der Mitglieder bisher einzigartig. Das heißt: Jeder, der sich für die Stadt engagieren möchte, der kann und soll dies auch tun.

„Man sollte nicht alles auf eine Karte setzen“

Erläutere uns bitte, welche inhaltlichen Ziele „Zukunft Viechtach“ konkret vertritt?

Unser Gesamtprogramm wurde in einzelnen Arbeitskreisen erarbeitet und deckt somit die unterschiedlichsten Bereiche ab. Darunter sind unter anderem Themen wie Tourismus‚ Naturschutz Kultur sowie die Ressorts ‚Familie und Soziales‘ sowie ‚Jugend‘ vertreten.

Also ein sehr umfangreiches Programm…

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Bereits seit mehreren Jahren organisiert der 25-Jährige mit seiner eigenen Eventagentur Partys…

So ist es. Meiner Ansicht nach vertritt die Gruppierung nicht zwingend eine primär ökologische Ausrichtung. Zumal nachhaltiges Denken alleine ohnehin nicht ausreicht, um eine ausgewogene Politik zu betreiben.

Du studierst momentan – eigentlich nebenbei – in Deggendorf Maschinenbau und betreibst zudem eine eigene Veranstaltungsagentur. Wie lässt sich das zeitlich mit Deinem Amt als dritter Bürgermeister vereinbaren?

Natürlich ist das nicht ganz einfach. Ich habe mir vorgenommen, meine Aktivitäten rund um die Zappelbude etwas zurückzuschrauben. Ganze Events zu organisieren ist zeitlich nicht mehr möglich. Eventuell bin ich alle zwei Jahre bei der Spielwiese in der Schnitzmühle noch am Start – aber generell habe ich mir vorgenommen, in nächster Zeit mit meinem Studium voranzukommen. Daher werden wohl meine Teamkollegen bei den zukünftigen Veranstaltungen häufiger ran müssen – die Verwaltungsarbeit erledigt ohnehin meine Mutter.

Und wie ist es im privaten Bereich? Gibt es da seit der Wahl Einschränkungen für Dich?

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…und Events für die Jugend in Viechtach. Fotos/Grafiken: Zappelbude

Nein, bisher nicht. Natürlich sind andere sicher mehr mit ihren Freunden unterwegs – aber im Großen und Ganzen kann ich mich nicht wirklich beschweren. Außerdem darf man nicht vergessen, dass es durchaus eine bewusste Entscheidung war, Bürgermeister zu werden. Mit gewissen Einschränkungen muss man insofern rechnen.

Mir ist es aber schon sehr wichtig, ein gewisses Gleichgewicht zu halten, um das Privatleben aufrecht zu erhalten. Man sollte nicht alles auf eine Karte setzen, weil man nicht weiß, was in Zukunft passiert – etwa, wenn man nicht mehr gewählt werden sollte.

Grundsätzlich nehme ich mir die Freiheit, das Privatleben nicht zu kurz kommen zu lassen, da ansonsten – so glaube ich – durchaus die Gefahr besteht, dass man mit der Zeit unglücklich wird. Außerdem darf man nicht vergessen, dass jeder die Aufgaben eines dritten Bürgermeisters anders sieht. Daher stellt sich auch einem selbst die Frage, wie man seinen Job selbst definiert. So wie man ihn definiert, sollte man ihn auch durchziehen.

Volksfest Viechtach: „Ich bin für eine radikale Veränderung“

Als junger Politiker und Jugendbeauftragter liegt Dir viel an der Situation junger Leute in und um Viechtach. Kannst Du sagen, was in Viechtach dafür getan wird, damit sich auch Kinder und Jugendliche wohl fühlen – und sie gehört werden?

Momentan gibt es im Stadtrat eine Diskussion über verschiedene Beteiligungsformen für junge Bürger. Es geht darum, Möglichkeiten zu schaffen, mehr Jugendliche in die Stadtpolitik miteinzubinden. Geplant ist eine Plattform zu schaffen, bei dem auch dieser Personenkreis seine Stimme bekommen soll. Wir sind gerade dabei, an alle 13- bis 21-jährigen Viechtacher Einladungen zu einem Jugendforum zu verschicken. Dort werden wir unsere Ideen und das geplante Projekt vorstellen und uns Feedback dazu einholen.

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„Ich denke nicht, dass wir uns mit Metropolen wie München vergleichen sollten, aber: In unserer Stadt ist durchaus etwas geboten.“

Eine persönliche, jedoch  noch sehr vage Idee meinerseits: eine Plattform für junge Unternehmer ins Leben zu rufen. Die Herausforderung besteht darin, die Leute für unsere Region zu begeistern. Ich denke nicht, dass wir uns mit Metropolen wie München vergleichen sollten, aber: In unserer Stadt ist durchaus etwas geboten.

Gibt es dennoch Dinge in Viechtach, bei denen Du einen Änderungsbedarf siehst?

Da fallen mir zuerst natürlich all die Baustellen im Stadtgebiet ein – vor allem das momentan noch brachliegende Stenzer-Gelände. Obwohl es bislang nur Spekulationen darüber gibt, was mit dem Areal geschehen soll, finde ich es gut, dass sich nun eine finanzkräftige Person der Angelegenheit angenommen hat. Städteplanerisch gilt es jedenfalls, das Ensemble des Stadtplatzes zu erhalten.

Es wurde dieses Jahr angesichts der sinkenden Besucherzahlen über eine Verkürzung des Volksfestes diskutiert. Wie ist Dein Standpunkt dazu?

Hier bin ich ganz klar der Meinung, dass eine bloße Verkürzung auf sechs Tage alleine nicht ausreicht. Ich bin für eine radikale Veränderung, auch was den Ablauf und das Programm angeht. Die Hauptschwierigkeit liegt meiner Meinung darin, dass es mit dem Bürgerfest in Viechtach bereits ein großes Fest gibt. Ich denke, dass das momentane Konzept – mit einem starken Bürgerfest am Rande – in den nächsten Jahren keine allzu große Chance mehr hat. Außerdem gibt es über den Sommer verteilt zu viele Feste in der Region. Daher wäre ein anderer Veranstaltungszeitpunkt für das Volksfest in Betracht zu ziehen – nicht zuletzt deswegen, um zeitlich weit weg genug vom Bürgerfest zu sein. Auch musikalisch sollte man darüber nachdenken andere Schwerpunkte zu setzen, so etwa im Bereich der neuen Volksmusik.

„Die Podiumsdiskussion im Wahlkampf war schon echt hart“

Wird solch eine Rundumveränderung von der Gesellschaft gut angenommen werden?

Mir ist bewusst, dass ich mit diesem Vorschlag momentan noch ziemlich alleine dastehe. Tradition ist auch mir wichtig. Jedoch ist es nicht gut, wenn dies bedeutet, dass man nichts mehr verändern darf. Ich höre nur selten Sätze wie ‚Oh! Volksfest! Da muss ich unbedingt hin!‘ – vielmehr scheint es so, als würden die wenigen Leute, die hingehen, dies nur tun, weil sie Biermarkerl oder ähnliches besitzen. Beim Bürgerfest hingegen wird insbesondere die starke Außenwirkung der Veranstaltung deutlich.

Welche Pläne hast Du für die Zukunft?

Was mein Studium betrifft, muss ich erstmal ausloten, ob ein passendes Jobangebot kommt – oder ob ich doch lieber ein Master-Studium dranhänge. Was mein politisches Engagement anbelangt, kann ich nur sagen, dass es mir momentan unheimlich Spaß macht, auf kommunalpolitischer Ebene aktiv zu sein. Vielleicht weite ich das Ganze irgendwann auf den überregionalen Bereich aus, denn ich mache mehr und mehr die Erfahrung, dass sich viele Probleme nicht auf kommunaler Ebene lösen lassen. Alles in allem verfolge ich derzeit noch keine allzu konkreten Pläne. Schau ma mal…

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„Eine Wiederkandidatur für das Amt des Viechtacher Bürgermeisters hängt für mich zum einen von der Zusammenarbeit, zum anderen vom jeweiligen Zeitpunkt ab.“ Foto: zukunft-viechtach.de

Würde eine erneute Bürgermeister-Kandidatur für Dich infrage kommen?

Eine Wiederkandidatur hängt für mich zum einen von der Zusammenarbeit, zum anderen vom jeweiligen Zeitpunkt ab.

Gibt es einen Moment in Deiner bisherigen politischen Laufbahn, den Du herausgreifen möchtest?

Da fällt mir spontan eigentlich nur die Podiumsdiskussion im Wahlkampf um das Bürgermeisteramt ein. Die war schon echt hart. Allerdings habe ich die Erfahrung gemacht, dass sich die Aufregung in dem Moment löst, in dem man auf der Bühne steht. Für mich bestand die Schwierigkeit damals darin, das, was man den Zuschauern sagen möchte, auch so rüber zu bringen – und seine Meinung klar auf den Punkt wiederzugeben.

Vielen Dank für das Gespräch – und alles Gute für die Zukunft.

 Interview: David Salimi


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