Freyung. „Nanu! Was ist denn hier passiert?“ Wenn man derzeit stadtauswärts am Gasthaus Wendl („Gasthof zur Post“) vorbei in Richtung Schuhaus Bauer bzw. Metzgerei Lederer marschiert, fällt einem ein zartes, offenbar frisch gepflanztes Bäumchen neben dem Bürgersteig auf. Das Besondere: Anstelle der Blüten „trägt“ das Bäumlein Kastanien, die offensichtlich mit Hammer und Nagel auf die abgesägten Äste von Hand angebracht worden sind. Ebenfalls mit dabei: ein Hinweissschild, auf dem geschrieben steht: „Aesculus Hippocastanum – Bitte nicht berühren!“ Unmittelbar daneben ist ein Verkehrsschild zu sehen, das einst den Weg nach Philippsreut, Passau, Prag und Grafenau gewiesen hat…
Eine Hommage an Alexandras „Mein Freund der Baum“?
Hm. Was da wohl geschehen sein mag? Handelt es sich dabei um das Werk eines Feindes städtischer Grünanalagen? Oder eines Schilder-Hassers, der ein deutliches Zeichen setzen wollte? Geht es darum, dass das Bäumchen durch die aufgenagelten Kastanien „veredelt“ werden soll? Hat sich ein Latein-Fetischist daran zu schaffen gemacht? Oder ist es die Holz gewordene Version des Alexandra-Klassikers „Mein Freund der Baum ist tot“? Feststeht: Wert ist das Konstrukt eine Nachfrage allemal…
…bei Tom Andres, dem Wirt und Inhaber des Gasthofs zur Post. Er sagt, er wisse von nichts – „keine Ahnung“. Wir sollten doch mal beim Bauhof nachfragen, vielleicht wüssten die Mitarbeiter etwas;
… bei Manfred Feucht, Leiter des städtischen Bauhofs. Er sagt, dass es da bauliche Veränderungen gegeben habe im Rahmen der Erschließungs-Maßnahmen für das Nahwärmenetz. Eine Ersatzpflanzung sei für diesen Standort angedacht gewesen. Herr Linkenheil könne darüber mehr Auskunft geben;
… bei Markus Linkenheil, Klimaschutz- und Sanierungsmanager der Stadt Freyung. Er sagt, dass es sich beim Momentanzustand um kein Bäumchen, sondern um einen Ast handele, der in das Fundament vom Verkehrsschild eingesteckt ist. „Wenn es terminlich hinhaut, wird dort morgen ein neuer, ein richtiger Baum, eine Mehlbeere eingepflanzt“, teilt Linkenheil auf Hog’n-Nachfrage mit. Frage: Wer hat den Ast denn da reingesetzt? „Das ist eine gute Frage, das wissen wir selber nicht… aber gut… schaut ja jetzt nicht so verkehrt aus…“
Deswegen habe sich die Stadt dazu entschlossen, den Ast vorerst stecken zu lassen – „weil er stört ja momentan niemanden“. Wer sich hinter der „Guerilla-Aktion“ verbergen könnte, weiß der Sanierungsmanager – trotz Vermutung – also nicht. „Es hat bisher kein Bekennerschreiben gegeben“, äußerst sich Linkenheil mit einem Augenzwinkern. Das Verkehrschild ist am vergangenen Freitag entfernt worden – und soll künftig wieder am bisherigen Ort platziert werden, also in unmittelbarer Nähe des neuen Baums. „Freilich so, dass der Baum das Schild nicht verdeckt.“
Es wird also (vermutlich für immer) ein Geheimnis bleiben, wer sich hinter der Aktion verbirgt – und welche Motive der „Täter“ damit verfolgt… Oder wisst Ihr, liebe Hog’n-Leser, etwas mehr dazu? (Hinweise bitte gerne per E-Mail an info@hogn.de bzw. in unsere Kommentarspalte.)
Stephan Hörhammer