Spiegelau. Seit 15. Mai 2014 gibt es sie nun, die Ferienregion Nationalpark Bayerischer Wald GmbH. Kurz: FNBW. Nach einer eher schwierigen Anfangsphase mit dem Rücktritt von Zwiesels Bürgermeister Franz Xaver Steininger als Projektleiter und dem Abschied von „Kurzzeit-Geschäftsführer“ Jochen Gemeinhardt, ist mit der neuen Chefin Monika Dombroswky (53) etwas Ruhe und Kontinuität eingekehrt. Inzwischen haben sich 13 Kommunen aus den Landkreisen Regen und Freyung-Grafenau dem touristischen Netzwerk angeschlossen. Im Interview mit dem Onlinemagazin „da Hog’n“ spricht Monika Dombrowsky über ihre bisherige Zeit und ihre bisherigen Erfahrungen im Amt als Geschäftsführerin, über die „Online-Hemmschwelle“ bei so manchen Vermietern – und über gewisse Pfeilspitzen aus Zwiesel…
Frau Dombroswky: Das erste Jahr für Sie als Geschäftsführerin der Ferienregion Nationalpark Bayerischer Wald GmbH neigt sich dem Ende zu. Ihre Zwischenbilanz?
Gott sei Dank sind wir – nachdem Herr Kürzinger im April zu uns gekommen ist – endlich komplett. Es werden heuer wohl auch noch die restlichen Verträge unterschrieben werden, sodass alle 13 Tourist-Infos endgültig zur Ferienregion Nationalpark Bayerischer Wald GmbH gehören. Erfreulich zudem: Unsere Homepage ist endlich online und unsere Facebook-Seite hat mittlerweile über 6.000 „Gefällt mir“-Angaben. Außerdem haben wir ein neues Konzept für unseren Katalog entwickelt. Für das erste Jahr haben wir sehr viel erreicht. Es gilt zu bedenken, dass wir uns erst einmal Grundlagen erarbeiten müssen, auf die wir dann aufbauen können.
„Könnte ich zaubern, wäre ich in Las Vegas“
Gibt es Dinge, die nicht so umgesetzt werden konnten wie gewünscht?
Es dauert sehr lange, bis die Leute überhaupt verstehen, was man tun möchte. Man muss viel Pionierarbeit leisten. Und da kann man sich – gerade in der Anfangszeit – keine besonders hohen Ziele stecken. Wir müssen zuerst eine Bestandsaufnahme machen und herausfinden, wie wir gemeinsam mit den Vermietern und Bürgermeistern an einem Strang ziehen können. Diesen Punkt haben wir dank vieler, vieler Gespräche inzwischen gut abgearbeitet. Und nun folgen die ganz normalen Marketing-Aufgaben. Basisarbeit. (überlegt) Könnte ich zaubern, wäre ich in Las Vegas. (lacht)
Gleichzeitig schauen wir, mit wem wir zusammenarbeiten können, um neue Projekte an den Start zu bringen. Wir müssen ebenso Dinge in Angriff nehmen, die über unseren Etat hinausgehen. Im Anschluss ist es wichtig, sich breiter aufzustellen – und dann sind auch Visionen erlaubt.
Wie viele Leute haben denn von Ihnen erwartet, dass sie zaubern können?
Alle! Das ist auch völlig legitim. Jeder kann sich wünschen, was er gerne hätte (lacht). Aber es ist auch eine unserer Aufgaben, realistisch zu bleiben. Es geht darum, die Leute davon zu überzeugen, den gemeinsamen Weg mit uns zu gehen. Dabei ist es nicht sinnvoll, irgendjemandem etwas vorzugaukeln.
Ist es sehr schwierig, unter den als – sagen wir – nicht ganz einfach geltenden Waidlern die Idee der Ferienregion zu verbreiten?
Die Waidler sind keine schwierigeren Menschen als anderswo. Das ist ein Irrtum. Jede Region behauptet von sich selbst, schwierig zu sein. Ich weigere mich, die oft zitierten Eigenheiten der Hiesigen zu bestätigen. Dabei ist es ein großer Vorteil, keine Einheimische zu sein. Ich mache mir mein eigenes, unvoreingenommenes Bild. Deshalb ist es schwierig, zu sagen, ob die Arbeit hier komplizierter ist als in anderen Regionen.
„Es ist wichtig, sich für neue Dinge zu öffnen“
Wie ist der Umgang mit den Vermietern?
Ich bin dafür da, die Erfahrungen und Werte der Leute aufzunehmen. Gemeinsam mit dem Touristiker vor Ort bin ich jeweils zwei Tage in einer bestimmten Gemeinde unterwegs. Für mich ist es vor allem interessant zu erfahren, wie die Leute ticken: Sind sie professionell? Was sind deren Sorgen? Wie verkaufen sie sich? Vermieten sie nebenbei – oder müssen sie davon leben? Diese Fragen versuche ich für mich zu beantworten. Freilich kann ich mit der Absicht zu den Menschen gehen, bei ihnen nach den bekannten Vorurteilen zu suchen. Dann werde ich auf eine gewisse Art und Weise auch fündig. Doch das ist der falsche Weg. Unvoreingenommenheit ist sehr wichtig.
Meine wichtigste Botschaft: Werdet online buchbar! Das Gestern kommt nicht mehr zurück – egal, wie sehr manche daran auch hängen. Es ist wichtig, sich für neue Dinge zu öffnen. Dass die Gäste an der Tür klingeln und dann bleiben wollen, wird nicht mehr passieren. Mein großer Vorteil dabei ist, dass ich als Fremde noch nicht müde bin, das zu erzählen – im Gegensatz vielleicht zu einigen Touristikern vor Ort, die das schon seit Jahren vorbeten. Letztlich muss jeder Einzelne für sich selber die Entscheidung treffen, wie er seine Zukunft bestreitet. Denn: Wir können nicht wirtschaftlich in bestehende Betriebe eingreifen, wir können nur entsprechende Ratschläge geben.
Die Online-Hemmschwelle ist also weiterhin groß?
Ja, aber: Die Bereitschaft, online aktiv zu werden, wird aber immer größer. Man muss einfach so lange an dem Thema dranbleiben, bis die Mehrheit versteht, dass es die optimale Lösung ist. Übrigens ist die Online-Hemmschwelle keine Frage des Alters, sondern eher eine Frage der persönlichen Einstellung.
„Wir werden durch die Pfeile aus Zwiesel nicht gestört“
Wie sehr ist das Kirchturmdenken bei den GmbH-Mitgliedsgemeinden noch vorhanden?
Eigentlich gar nicht mehr. Es ist ein sehr mutiger Schritt aller beteiligten Kommunen und deren Bürgermeister, Teil der GmbH zu werden. Freilich ist jeder darauf bedacht, seinen eigenen Nutzen daraus zu ziehen. Dennoch haben sie erkannt, dass es nur funktionieren kann, wenn man zusammenarbeitet.
Was muss künftig passieren, dass Nationalparkgemeinden wie Freyung und Grafenau ebenfalls Mitglied der GmbH werden?
Die Tür steht immer offen. Es ist vorgesehen, dass in dieser Hinsicht einmal jährlich neu diskutiert wird. Der Erfolg unserer GmbH wird zeigen, dass es lohnenswert ist, Teil dieses Modells zu werden.
Kann man gewisse Misstöne, wie sie zum Beispiel aus Zwiesel kommen, einfach so ausblenden?
Weitestgehend schon, ja. Freilich würde ich mir Ruhe wünschen, denn dann könnten wir zielstrebiger arbeiten – vor allem gemeinsam mit den Zwieseler Vermietern. Aber das operative Geschäft wird von den Pfeilen aus Zwiesel nicht gestört.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Dass wir weiterhin das Vertrauen aller Beteiligten genießen und auch die Ruhe haben, die GmbH weiter aufzubauen. Es hat lange gedauert, bis sich die Region in Sachen Tourismus so runtergewirtschaftet hat. Und es ist klar, dass man das nicht von heute auf morgen wieder gut machen kann. Wir müssen nachhaltig arbeiten. Ich bin davon überzeugt, dass die beteiligten Gemeinden einen Mehrwert von der GmbH haben, wenn wir diese mittelfristig auf solide Beine stellen. Wir sind nicht dafür da, die Betten voll zu bekommen – für nötige Qualität müssen die Vermieter selber sorgen. Wir können nur dafür sorgen, dass wir von außen wahrgenommen werden.
Vielen Dank für das Interview. Wir wünschen Ihnen und der FNBW eine erfolgreiche Zukunft.
Interview: Stephan Hörhammer