Grainet/Kurzsäge. Aufgeben gibt’s nicht. Das ist seit jeher sein Motto. Selbst eine finanziell schwierige Situation konnte seinen unbedingten Willen nicht stoppen. „Gewissermaßen ist er ein Luftikus, ein Daniel Düsentrieb“, beschreibt ihn seine Frau Edeltraud. Ein Draufgänger? Wohl eher nicht. Der Graineter ist mehr ein Tüftler und Kämpfer. Gemeint ist Hubert Frank. Der 52-Jährige ist Gründer von Duplo, ein Unternehmen, das seit 2009 im Ortsteil Kurzsäge beheimatet ist. In dieser Zeit hat er gelernt, dass er sich nicht beirren lassen darf – selbst in Zeiten, in denen es weniger gut läuft. Er glaubt stets an sich und seine Idee: Kunststoffbeschläge für Pferde.

Unternehmerpaar aus Grainet: Edeltraud und Hubert Frank produzieren Kunststoffbeschläge für Pferde.
Die Geschichte des gebürtigen Dachauers macht deutlich, wie wichtig es ist, als Selbstständiger den Kopf nicht zu verlieren. Trotz der Schwierigkeiten, trotz des enormen Aufwands („selbst und ständig“), würde er nochmal genau alles so machen, wie er es gemacht hat. „Ich könnte mir nicht mehr vorstellen, normaler Angestellter zu sein.“ Zu Beginn seiner beruflichen Karriere ist er das noch. Nach seiner Lehre als Metallbauer findet er aber keinen Beruf, mit dem er sich so recht arrangieren kann. Er ist eben sein eigener Kopf – ohne negative Konnotation.
„Ich habe großen Respekt vor jedem Gastronom“
Nach der Scheidung von seiner ersten Frau landet er in Grainet. Dort kauft er die frühere Ponyalm in Obergrainet, wo die Familie heute noch lebt, und lernt seine heutige Ehefrau Edeltraud kennen. Zunächst betreibt Hubert Frank ein Café, versucht sich als Wirt. Nicht seine Welt. „Als Nüchterner musst Du Dich immer mit Alkoholisierten auseinandersetzen – das ist überhaupt nicht mein Ding“, erklärt er im Hog’n-Gespräch. „Ich habe großen Respekt vor jedem Gastronom. Denn das ist hart verdientes Geld.“

Das Prinzip der Duplo-Beschläge: Innen Eisen, außen elastischer Kunststoff.
Wohler fühlt er sich hingegen in seiner Werkstatt. Das Handwerk ist seine Leidenschaft. Auch heute – längst ist das Büro seine berufliche Heimat – lässt er es sich nicht nehmen, ab und an den Kugelschreiber gegen den Schweißer zu tauschen. Vor allem dann, wenn die bestehenden Hallen erweitert werden müssen, was zuletzt mehrmals der Fall war. Doch bis es dazu gekommen ist, dass Duplo über eine eigene Produktion samt Werkzeugmacherei mit 20 Mitarbeitern im Zwei-Schicht-Betrieb verfügt, galt es, einen langen und steinigen Weg zurückzulegen.
Zuerst macht Hubert Frank den Metallbaumeister und Schweißfachmann. Es folgt eine Ausbildung zum Hufbeschlagschmied mit vorausgehendem, zweijährigem Praktikum. 1991 erfolgte dann der Schritt in die Selbstständigkeit. Der Zufall hilft ihm bei dieser Entscheidung, denn nun kann er seine beiden Leidenschaften verbinden. Pferde sind seit jeher – neben dem Handwerk – eine Schwäche des heute 52-Jährigen.
„Ich wollte kein normaler Schmied sein. Ich wollte es immer schneller und besser machen“, erklärt er. Der Tüftler in ihm lässt ihm dabei keine Ruhe. Seine erste Erfindung: Schraub-Stollen für Pferde, die im Springsport eingesetzt werden. Der Clou dabei: Das Gewinde ist selbstschneidend, eine aufwendige Säuberung der Beschläge praktisch hinfällig. Fußballer zum Beispiel schwören schon länger auf diese Technik.
„Dass eine Idee kopiert wird, ist nicht zu verhindern“
Auf Messen macht er auf sich und seine Idee aufmerksam, wird immer bekannter, die Aufträge werden mehr. Ein Patent, um seine Erfindung schützen zu lassen, ist anfangs ein Traum. Später allerdings kommt Hubert Frank zur Erkenntnis, dass sowas „das Stück Papier, auf dem es steht, nicht Wert ist. Das kostet nur Geld und bremst einen in der Entwicklung. Dass eine Idee kopiert wird, lässt sich sowieso nicht verhindern“.

Familienbetrieb: Junior-Chef Danny Frank ist Leiter der Werkzeugmacherei.
Einen „6er im Lotto“ landet er durch die Zusammenarbeit mit einer Schweizer Firma, die sein Auftraggeber wird. Nach einer Patent-Streitigkeit war die Enttäuschung jedoch so groß, dass dieses Unternehmen letztlich aufgibt. „Der Kontakt zum Investor ist aber bestehen geblieben. Ein großer Glücksfall für mich.“ Von dessen Ehefrau, einer begabten Hobbymalerin, stammt übrigens auch das Logo von Duplo.
Doppelt – so die Übersetzung des Firmennamens aus dem Italienischen – spiegelt sich in einer weiteren Erfindung Franks wider, die seinen Betrieb zu dem werden lässt, was er heute ist: Beschläge für Pferde mit einem harten Eisenkern und einem weichen Kunststoff-Mantel. Diese Idee beschert ihm den endgültigen Durchbruch – auch wenn Hubert Frank zwischenzeitlich in die USA auswandern will. Doch: „In Deutschland ist man freier. Hier kann man sich besser entfalten.“ Und das tut der findige Unternehmer immer noch.
„Sowas geht nur in Verbindung mit einem toleranten Partner“
Am heimischen Hof stellt er ab 2006 gemeinsam mit seiner Frau jene Kunststoff-Beschläge her. Anfangs hat er vor allem mit vielen alteingesessenen Traditionalisten zu kämpfen. „Ein Pferd muss klappern – das war die Meinung vieler. Man muss aber bedenken, dass es nicht natürlich ist, ein Pferd zu beschlagen. Deshalb ist der elastischere Kunststoff besser als hartes Eisen.“ So entsteht der „Turnschuh für Pferde“ – made im Bayerwoid, made in Groanad.

2009 entstand das Firmenareal in Kurzsäge bei Grainet. Demnächst ist eine Erweiterung geplant.
Nachdem die Unterstützung des Investors endet, kann sich der Betrieb selber tragen. Gott sei Dank. Die Auftragsbücher werden voller und voller. Die Werkstatt platzt nahezu aus allen Nähten. Edeltraud und Hubert Frank arbeiten fast rund um die Uhr. „Sowas geht eben nur in Verbindung mit einem toleranten Partner“, ist sich der Firmenchef sicher. Längst sind auch die Kinder im Betrieb integriert: Huberts Sohn Danny leitet die firmeneigene Werkzeugmacherei.
„Wir sind da nicht so euphorisch“
Ein großer Meilenstein ist die Errichtung des Firmenareals in Kurzsäge im Jahr 2009. Noch während des Baus wird die Halle um 15 Meter vergrößert – übrigens auf Anraten von Chefin Edeltraud Frank. „Im ersten Moment habe ich nicht gewusst, wie ich das bezahlen soll. Mittlerweile ist aber das Ganze schon wieder zu klein. Da hatte meine Frau schon recht.“ Deshalb ist im kommenden Jahr eine neuerliche Erweiterung angedacht.
Es ist da etwas Großes entstanden in der Gemeinde Grainet, in der Nähe des Tennisplatzes. Auf die Frage, ob sie es nun geschafft hätten, wissen die Firmenchefs aber nicht so recht, was sie sagen sollen. „Wir sind da nicht so euphorisch. Bei uns heißt es eher: Iatzt glaube hamas g’schafft“, umschreibt es Edeltraud Frank auf die waidlerische Art.
Ein ausschlaggebender Faktor für den Erfolg ist vor allem die Lage des Standortes und der Charakter der Mitarbeiter. Obwohl die Autobahn eine knappe dreiviertel Stunde entfernt liegt, sieht Hubert Frank keine infrastrukturellen Nachteile. „Es war die richtige Entscheidung, hier zu bauen. Die Gemeinde steht voll hinter uns. Außerdem findet man hier hervorragendes Personal, das sich noch mit dem Arbeitgeber identifiziert. Unsere Entwicklung haben wir auch unseren Mitarbeitern zu verdanken.“ Lobende Worte, die man dem Unternehmer-Paar abnimmt. Längst sind die schwierigen Zeiten, die finanziellen Probleme der Vergangenheit vergessen. Ideen muss man haben…
Helmut Weigerstorfer