Zwiesel. Fürhaupten oder Ambiente? Die Frage nach dem geeigneten Standort des neuen Feuerwehrhauses beschäftigt derzeit die Stadt Zwiesel. Die Führung der Feuerwehr Zwiesel hat sich bereits für erstgenannten Ort ausgesprochen – „von Fürhaupten aus kann der komplette Schutzbereich innerhalb der Hilfsfrist erreicht werden“. Diskussionen sind vor allem entbrannt, nachdem kritisiert worden ist, dass Ambiente die günstigere Variante sei – die Verwaltung aber dennoch Fürhaupten bevorzuge. Im Interview mit dem Onlinemagazin „da Hog’n“ nehmen Bürgermeister Franz Xaver Steininger, Stadtbaumeister Stefan Mader und Ordnungsamtsleiter Josef Schreindl, der für das Sachgebiet Feuerwehr zuständig ist, zu diesen Vorwürfen Stellung. Außerdem erklären sie, wie die Kosten für die beiden Standorte zu Stande gekommen sind – und wann der Neubau realisiert werden soll.
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Herr Steininger, Ihre Meinung zu diesen Zeilen?
Ich habe nur die ersten beiden Absätze gelesen – und war über den Inhalt ziemlich erbost. So ein riesengroßer, zusammengereimter Schmarrn. Ich habe eigentlich keine Zeit, mich mit so etwas zu beschäftigen. Auch bei der jüngsten Feuerwehrsitzung ist kein Wort zu diesem Schreiben gefallen – obwohl ich es gleich an alle Fraktionen verteilt habe, mit der Bitte, zurück auf die Sachebene zu kommen.
„Gewisse Fakten werden stärker und überspitzter gestreut“
Von welcher Sitzung sprechen wir?
Die Feuerwehrprojektgruppe ist eine interdisziplinäre Zusammenkunft. Wir wollen kein Feuerwehrhaus, dass allein der Bürgermeister, die Verwaltung oder die Feuerwehr baut. Im Gegenteil. Es soll ein Gebäude für die ganze Stadt Zwiesel werden. Deshalb haben wir diese Gruppe ins Leben gerufen. Mit dabei sind die Verwaltung, jeweils ein Vertreter der Stadtrats-Fraktionen und die Feuerwehrführung. Ihre Anregungen werden dann im Bauausschuss behandelt und diskutiert, dessen Ergebnisse wiederum im Stadtrat entschieden werden.
Die Fraktionen sind also in das Thema miteingebunden. Das Projekt befindet sich generell noch in der Anfangsphase. Innerhalb gewisser Zeiträume entstehen da viele Informationen, die wir in diesen Sitzungen weitergeben möchten. Das führt immer wieder zu Störungen, weil sich einige beklagen, dass sie die ein oder andere Info noch nicht haben – einige sind da sehr ungeduldig. Aber es ist doch klar, dass wir nicht täglich zusammenkommen können. Deshalb sammelt die Verwaltung die Ergebnisse und gibt sie in regelmäßigen Abständen an die Feuerwehrprojektgruppe weiter. Leider spielt die Politik mittlerweile auch wieder eine nicht unwichtige Rolle. Gewisse Fakten werden einfach stärker und überspitzer gestreut, um Stimmung zu machen.
Kurz zusammengefasst wird im Schreiben erklärt, dass die Stadt Zwiesel den Standort Fürhaupten bevorzugt, obwohl dieser deutlich teurer ist als die Fläche in Ambiente. Was ist dran an den dort aufgezeigten Argumenten?
Die dargestellten Inhalte sind zu 95 Prozent komplett falsch – falsche Zusammenhänge, aus dem Kontext gerissene Informationen. Kurz: Ein riesengroßer Krampf.
Dass sich die Baukosten in eine komplett andere Richtung entwickelt haben, ist logisch. Denn in einer frühen Projektphase ist es einfach nicht möglich, genaue Zahlen anzugeben. Deshalb haben wir für Fürhaupten auch eine Summe von 600.000 Euro mit einer möglichen negativen wie positiven Entwicklung von 30 Prozent veranschlagt.
Welche Motivation hatten dann Ihrer Meinung nach die Autoren des Schreibens, wenn 95 Prozent des Inhalts schlicht falsch ist?
Keine Ahnung. Zu viel Zeit? Andere Interessen? Vielleicht ist es auch einfach nur Politik.
Erklären Sie uns doch bitte die Kosten für die beiden Standorte Fürhaupten und Ambiente.
Eins vorweg: Wir haben wenig Geld – das Feuerwehrhaus soll so günstig wie möglich gebaut werden. Zum Standort Ambiente: Eine alte Industrie-Ruine am Ortseingang von Zwiesel. Wie es bei alten Glashütten üblich ist, war es unsere Absicht, diesen Bereich mit einer Bodenplatte zu versiegeln. Eine sehr preisgünstige Sache. Für 150.000 Euro wäre das unseren ersten Schätzungen zufolge möglich gewesen. Nach den Bodengutachten wurde aber klar, dass der Untergrund wasserdurchlässig ist. Deshalb ist keine Bodenplatte möglich, das Areal müsste abgetragen werden.
„Es werden Dinge diskutiert, die schon längst veraltet sind“
Stefan Mader: Die Sanierungskosten wurden vom Landratsamt auf 900.000 bis über 2 Millionen Euro geschätzt.
Franz Xaver Steininger: Warum auch immer ist deswegen aber eine politische Diskussion entbrannt. Wenn Ambiente doch viel billiger ist, dürfe man nicht in Fürhaupten bauen – diese Sanierungskosten waren da noch nicht bekannt. Außerdem müssen wir eine Ersatzfläche für den bestehenden Parkplatz schaffen. Wir können nicht für die Feuerwehrler Stellplätze vorhalten, die schon besetzt sind. Es gibt zwei Nutzer auf diesem Gelände, deshalb müssen wir auch die Ein- und Ausfahrt absichern. Stadtbaumeister Mader hat ausgerechnet, dass wir alles in allem auf 620.000 bis 720.000 Euro kommen würden – Minimum. Und auch da gibt es noch einige Unbekannte. Doch genau das ist das, was mich ärgert. Man kann nicht einfach Zahlen gegenüberstellen und daraus Schlussfolgerungen ziehen. Man muss den Gesamtkontext im Auge haben.
Zum Standort Fürhaupten: Hier gibt es – wie schon vorher erklärt – eine Kostenschätzung von 600.000 Euro plusminus 30 Prozent. Entstanden ist diese Schätzung noch für die Pläne eines Feuerwehrhauses in U-Form. Aufgrund des abschüssigen Geländes ist aber ein rechteckiger, länglicher Baukörper die bessere Lösung. So müssen wir weniger Erde bewegen und können Geld sparen. Mittlerweile sind wir im Projekt fortgeschritten, wir können schon genauere Angaben machen. Wir kommen auf eine maximale Kosten-Obergrenze von 415.000 Euro, bei anderen Varianten können wir bis auf zu 270.000 Euro runterkommen.
Und genau diese Zahlen muss man gegenüberstellen: 620 bis 720.000 Euro für Ambiente, 415.000 Euro bzw. 270.000 Euro für Fürhaupten. Deshalb diskutierte ich auch nicht über die im Schreiben angegeben Zahlen, weil sie jeder Grundlage entbehren.
Es war also ein zeitliches Problem, weil nach und nach Zahlen bekannt gegeben worden sind, die das Ganze relativieren?
Genau.
Das Ordnungsamt spricht sich für Fürhaupten aus
Herr Mader, welche Meinung haben Sie als Stadtbaumeister, aus fachlicher Sicht, zu dieser Diskussion?
Stefan Mader: Es ist klar, dass solche Projekte angeregt diskutiert werden. Es ist auch klar, dass in einem frühen Planungsstadium die Kosten noch nicht so genau angegeben werden können. Die im Schreiben angekündigten 1,35 Millionen Euro für die Erdbewegungsarbeiten in Fürhaupten sind längst nicht mehr relevant, weil günstigere Lösungsmöglichkeiten gefunden wurden. Leider ist es so, dass immer wieder Dinge diskutiert werden, die wir schon längst überarbeitet haben. Aus baulicher Sicht ist Fürhaupten die beste Entscheidung.
Herr Schreindl, welchen Standort bevorzugt die Feuerwehr?
Josef Schreindl: Ebenfalls Fürhaupten. Dieser Standort liegt verkehrsmäßig günstiger hinsichtlich der Objekte, die geschützt werden müssen. Die im Feuerwehrwesen bekannte Hilfsfrist legt fest, dass von der Alarmierung bis Eintreffen am Schadensort maximal zehn Minuten vergehen sollen. Deshalb muss das Feuerwehrhaus in der Nähe der Wohnungen und Arbeitsstätten der Wehr-Mitglieder sowie der schützenden Gebäuden liegen. Ein entsprechendes Gutachten hat sich übrigens auch für Fürhaupten ausgesprochen.
Franz Xaver Steininger: Was auch oft in den falschen Kontext gestellt wird, ist, dass es dem Landratsamt egal ist, welchen Standort wir wählen. Ja, die Behörde beurteilt beide gleich – aus Sicht der überörtlichen Einsätze. Die Stadt Zwiesel jedoch ist in erster Linie für die örtliche Gefahrenabwehr zuständig. Und wir sprechen uns aus diesem Grund eben klar für Fürhaupten aus.
„Bei Ambiente gibt es einfach zu viele Fragezeichen“
Anders gefragt: Welche Vorteile hat Ambiente?
Wir hatten uns darauf konzentriert, dass aufgrund der vorher angesprochenen Deckenplatte das Grundstück um einiges günstiger zu haben wäre. Doch das hat sich mittlerweile aus bekannten Gründen erledigt.
Stefan Mader: Wir haben eine Ausschreibung gestartet, um einen geeigneten Architekten zu finden. Parallel dazu haben wir uns mit der Grundstücksfrage beschäftigt. Zu einem gewissen Zeitpunkt mussten wir uns für ein Grundstück festlegen – Deadline: Anfang Juli. Damals haben wir uns für Fürhaupten entschieden, weil es bei Ambiente einfach zu viele Fragezeichen gegeben hat.
Franz Xaver Steininger: Es hat sich einfach gedreht. Zu Beginn des Projekts war Ambiente die preisgünstigere Variante, mittlerweile ist es Fürhaupten. Glücklicherweise sind wir hinsichtlich der Grundstücks-Frage nicht von einem Dritten abhängig. So konnten wir immer unabhängig vergleichen und uns für das bessere bzw. günstigere Grundstück entscheiden.
Stefan Mader: Ergänzend dazu: Natürlich ist der Stadtrat über die Problematik Ambiente informiert worden. Die Vorgehensweise, wie eine Sanierung des Areals verlaufen würde, ist genau beschrieben worden.
Wie lange zieht sich denn das Thema Feuerwehrhaus nun schon hin?
Josef Schreindl: Das aktuelle Feuerwehrhaus ist 1974 gebaut worden. Für ein Gebäude ist es also nicht so alt, wenn man bedenkt, dass man von einer allgemeinen Nutzungsdauer von 50 Jahren ausgeht. Nur: Das Feuerwehrhaus mit vier Ausfahrten wurde damals in einer Lücke im Ortszentrum errichtet. Eigentlich hat man gedacht, weit in die Zukunft zu bauen. Die Entwicklung auf diesem Gebiet in den vergangenen 40 Jahren war aber so rasant, dass das Haus mittlerweile aus allen Nähten platzt. Deshalb hat man das Nachbargebäude gekauft und Garagen auf der anderen Flussseite angemietet. Kurz: Alles ist verstreut. Die Bausubstanz ist inzwischen auch alles andere als gut. Denn viele Jahre hat man nichts mehr investiert, weil man wusste, irgendwann muss neu gebaut werden. Es hat keinen Sinn, das jetzige Feuerwehrhaus zu renovieren.
„Damals wurden 130.000 Euro für Planungen ausgegeben“
Franz Xaver Steininger: Es gibt entsprechende Gutachten, die besagen, dass was geschehen muss. Machen wir in der nächsten Zeit nichts in dieser Hinsicht, wird uns das Feuerwehrhaus zugesperrt – es wird nur noch geduldet. Deshalb haben wir uns auch für einen Neubau entschieden.
Warum hat es so lange gedauert, bis das endlich in Angriff genommen wird?
Dazu möchte ich nichts sagen. Es hat bereits mehrere Planungsansätze gegeben – zuletzt 2004. Damals sind 130.000 Euro für Planungen ausgegeben worden, dennoch ist es nicht umgesetzt worden.
Nicht vergessen darf man in diesem Zusammenhang die angespannte Finanz-Lage der Stadt Zwiesel.
Stefan Mader: Wir bauen wirklich nur das, was wir brauchen – sieben Stellplätze für die Stadt Zwiesel und vier für die überörtlichen Einsätze des Landkreises, die dieser auch selber übernimmt. Im Feuerwehrhaus sind eine Atemschutzwerkstatt und eine Waschhalle integriert.
Franz Xaver Steininger: Unser Bau ist absolut sportlich, das wird uns von vielen Seiten bestätigt. Dass das Ganze nur 5 Millionen kosten wird – daran glaubt sowieso keiner (lacht). Aber es ist machbar. Es ist eine Pflichtaufgabe. Wir bauen das Gebäude nicht für die Feuerwehr, sondern für die Sicherheit aller Zwieseler.
Und das ist ja nicht das einzige Projekt. In Zwiesel entsteht zurzeit einiges – Stichwort: Revitalisierung der Innenstadt. Meiner Meinung nach haben wir einen ausgewogenen Mix an Pflichtaufgaben, die schon viele Jahre aufgeschoben worden sind, und Entscheidungen, die die Einnahmen-Seite stärken.
Wird das bisherige Feuerwehrhaus dann verkauft werden?
Da laufen Gespräche. Das Mädchenwerk Zwiesel hat bereits sein Interesse bekundet, Konkreteres steht aber noch nicht fest.
Vielen Dank für das Interview und alles Gute für die Zukunft.
Interview: Helmut Weigerstorfer und Stephan Hörhammer
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