Spiegelau. „Es ist doch egal, aus welchem Land man kommt“, sagt Christian „Balboo“ Bojko mit Nachdruck. „Freunde kann man überall finden.“ Sinnbildlich für diese Aussage steht das Musikprojekt „DART“ (Die Anderen – Respekt & Toleranz), das vor drei Jahren von der vhs Freyung-Grafenau im Rahmen der Aktion „Xenos“ ins Leben gerufen worden ist und vom 47-jährigen Musiklehrer betreut und geleitet wird. Noch vor der vermehrten Ankunft von Asylbewerbern im Bayerischen Wald zeigten „Balboo“ und seine Band, dass Musik Barrieren durchbrechen und abbauen kann, völkerverbindend ist. „Musik ist die einzige Sprache, die man nicht übersetzen braucht.“ Doch nun ist die finanzielle Unterstützung von „DART“ ausgelaufen – die Multi-Kulti-Kombo ist auf der Suche nach neuen Förderern.
Rubab und Tabla – die Instrumente der beiden Afghanen
Nur ungern möchte Christian Bojko das Projekt sterben, nur ungern möchte er die talentierten Musiker hängen lassen. Denn: „Sie haben sich richtig gut entwickelt.“ Er meint damit die Afghanen Wais (16) und Qais (18), den Russen Sascha (25), die Kasachinnen Christina (15) und Alina (14), die Moldawin Christina (15) sowie die Bayern Nadine (14), Steffi (18) und Patrick (18). Sie alle eint – trotz unterschiedlicher Herkunftsländer, Sprachen und Kulturen – die Liebe zur Musik. Die verschiedenen Rhythmen und Instrumente erstaunen Balboo dabei immer wieder aufs Neue. Vor allem die beiden Afghanen, die am Rubab und am Tabla die Band begleiten, haben es dem Spiegelauer angetan. „Das sind schon außergewöhnliche Dinger“, erklärt er begeistert. „Das Rubab ist eine Mischung aus Gitarre und Ukulele mit 15 Saiten. Unter Tabla versteht man eine orientalische Trommel mit mehreren Tönen. Verrückt.“
„Es gibt doch nur noch die Vollgas-Bierzelt-Musik“
Doch genau das ist das, was dem Musiklehrer an seiner interkulturellen Band, die zuletzt unter anderem im Rahmen der Landesgartenschau in Deggendorf aufgetreten ist, gefällt. Das aufeinander zugehen, das voneinander lernen, das miteinander spielen. Und das lässt sich auch 1:1 auf den alltäglichen, zwischenmenschlichen Umgang umlegen, wie der 47-Jährige erklärt. Offenheit spiele eine sehr große Rolle in Sachen Integration. „Ich kämpfe dafür, dass jedem geholfen wird“, fasst er seine Einstellung zum Thema Asyl zusammen. Nicht das einzige Problem, das den sympathischen Riesen derzeit beschäftigt. Er sieht schwierige Zeiten auf die regionale Musikszene zukommen. „Es gibt doch nur noch die Vollgas-Bierzelt-Musik“, klagt Christian Bojko. Immer mehr gehe dadurch die hiesige Kultur verloren. Das liege vor allem daran, dass dem Nachwuchs eine entsprechende Plattform fehle. Deshalb werde das Miteinander umso wichtiger – auch und vor allem mit unseren ausländischen Mitbewohnern.
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