Freyung. Eigentlich sind die Wohnflächen im obersten Geschoss des Stadtplatzcenters für Feriengäste vorgesehen. Für eher wohlhabendere Besucher aus Nah und Fern, die in Freyung ihren Urlaub verbringen möchten. „Diese luxuriös eingerichteten Ferienwohnungen über den Dächern der Stadt laden zum Verweilen ein“, bestätigt ein vielversprechender Blick auf die Homepage des Bayerwald-Domizils (so der PR-wirksame Titel der Räumlichkeiten). Doch seit Kurzem finden die hochpreisigen Apartements (für zwei Personen 135 bis 145 Euro pro Nacht, je nach Saison) eine neue Verwendung: Zwei Bundespolizisten, die derzeit die Freyunger Dienststelle verstärken, haben dort eine Bleibe gefunden, wie uns ein aufmerksamer Leser mitteilte – und BuPo-Pressesprecher Thomas Schweikl gegenüber dem Onlinemagazin „da Hog’n“ bestätigt. „Die Beamten werden dort die nächsten zwei, drei Monate wohnen.“
Ex-Stadtrat Brodinger: „Dazu möchte ich keine Auskunft geben“
Ex-Stadtrat Josef Brodinger, einer der beiden Eigentümer des Bayerwald-Domizils, wollte dies auf Hog’n-Nachfrage nicht bestätigen. „Dazu möchte ich keine Auskunft geben“, blockte dieser am Telefon mit Vehemenz ab. Auch ob die drei Ferienwohnungen gut angenommen werden, möchte der Freyunger Metzgermeister nicht preisgeben. Keine Auskunft.
Etwas redseliger zeigt sich da sein Geschäftspartner Ernst Ilg aus Röhrnbach, der ebenfalls im Impressum des Bayerwald-Domizils aufgeführt ist und – genau wie Brodinger – einer von vier Miteigentümern des gesamten Stadtplatzcenter-Komplexes ist. Er bestätigt auf Hog’n-Nachfrage: „Ja, das stimmt. Soweit ich weiß, stammen die Polizisten aus Norddeutschland und brauchen eine kurzfristige Unterkunft.“ Ilg spricht davon, dass die Beamten „um die drei Wochen“ im Bayerwald-Domizil bleiben werden. Generell sei er mit dessen Auslastung inzwischen zufrieden. „Nach einer gewissen Anlaufzeit werden die Ferienwohnungen mittlerweile gut angenommen. Es war auch für uns Neuland – und wir wussten nicht, welch große Rolle eine ansprechende Internetpräsenz spielt.“ In den nahenden Sommerferien beispielsweise seien die Apartments bereits ausgebucht.
„Hier soll kein falscher Eindruck entstehen“
Thomas Schweikl, Pressesprecher der Bundespolizei Freyung, indes erklärt, dass derzeit mehrere externe Beamte die Dienststelle in der Kreisstadt unterstützen. „Der Personalmangel und der vermehrte Aufgriff von Asylbewerbern macht das nötig.“ Dass die beiden Polizisten aus Norddeutschland bei ihrem Einsatz im Bayerischen Wald die luxuriösen Wohnungen im Stadtplatzcenter nutzen würden, hätten sie wohl vor ihrer Ankunft nicht geahnt. Auf die Frage hin, warum sie gerade dort und nicht in einer „gewöhnlichen“ Pension innerhalb Freyungs untergekommen sind, antwortet Pressesprecher Schweikl etwas zögerlich: „Tja, den genauen Hintergrund kann ich Ihnen jetzt nicht sagen. Ich kann es mir nur so erklären, dass man sonst nichts anderes in der Nähe gefunden hat.“ Mit der Unterbringung von Personal habe er nicht unmittelbar zu tun – und könne deshalb keine weiteren Auskünfte erteilen. „Da müsste ich mich nochmal schlau machen.“
Nachdem er dies getan hatte, vermeldet Schweikl: „Es gibt bundesweit geltende Vorgaben für uns, die uns der Dienstherr vorgibt.“ Es sei „bis zu einem bestimmten finanziellen Rahmen“ möglich, von Seiten der Dienstelle Unterkünfte anzumieten. Wie hoch dieser finanzielle Rahmen genau sei, könne Schweikl nicht genau beziffern, da der zuständige Kollege, der darüber Auskunft erteilen könnte, momentan nicht erreichbar ist. Ein fiktives Beispiel: Ein Zimmer für die Unterbringung eines Kollegen darf monatlich nicht mehr als 800 Euro kosten. „Wenn der Unterkunftsbesitzer 950 Euro im Monat verlangt“, so Schweikl, „können wir entweder versuchen zu verhandeln und dem Vermieter den Preis von 800 Euro vorschlagen – oder wir nehmen’s eben nicht und schauen uns weiter um“. Er betont: „Es ist definitiv nicht so, dass wir hier irgendwo willkürlich Zimmer anmieten. Auf keinen Fall. Hier soll kein falscher Eindruck entstehen.“
Miete fürs Bayerwald-Domizil übernimmt der Bund
Zusammengefasst: Die Dienstelle Freyung erhält eine sogenannte Kräftezuweisung für die nächsten acht Wochen, zum Beispiel fünf neue Kollegen für den Ermittlungsdienst. Dann kümmert sich die Dienststelle der Bundespolizei Freyung um die Organisation einer geeigneten Unterkunft, die preislich einen gewissen Rahmen nicht überschreitet. Die Wahl fällt dann – wie im aktuellen Fall – beispielsweise auf das Bayerwald-Domizil, da es nur wenige Meter von der Dienststelle (am Kurhaus gelegen, Luftlinie zirka 100 Meter) entfernt ist, so Schweikl. Auch die in Brodingers Metzgerei-Gebäude integrierten Hotelzimmer in der Schulgasse würden bereits „über Jahre hinweg“ immer wieder von der Bundespolizei angemietet, ebenfalls wegen der Nähe zur Dienststelle. „Und sollte es einmal keine Möglichkeiten für die passende Unterbringung mehr geben, muss man eben den Kreis erweitern und in den umliegenden Ortschaften schauen.“
Übrigens: Die Miete für die Unterkunft im Bayerwald-Domizil übernimmt der Bund, wobei laut Schweikl „mit Sicherheit“ keine 135 bis 145 Euro am Tag fällig werden. Mit den Eigentümern der Unterbringung sei somit ein Sonderpreis vereinbart worden.
Helmut Weigerstorfer und Stephan Hörhammer