Freyung. Der normalerweise so helle Lichthof des Gymnasiums ist plötzlich stockfinster. Am Boden liegt ein roter Teppich. Vereinzelt sieht man Schüler in feiner Abendgarderobe. Manche der Jüngeren ahnen es sofort: Hier bahnt sich ein Abistreich an. Und sie sollten Recht behalten. Nach zwei Jahren Pause und erfolgreichen Geheimhaltens haben sich die diesjährigen Abiturienten viele Gedanken gemacht – und vor einiger Zeit endlich wieder einen Abiturstreich zum Thema „Oscarverleihung“ geplant, diesen in mühevoller Kleinarbeit vorbereitet.

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And the oscar goes to… Die Gewinner des oscarverdächtigen Abistreiches am Gymnasium Freyung.

Und schon kann es losgehen. Die Fünft- und Sechstklässler werden stilecht von Bodyguards aus ihren Räumen abgeholt und in die Aula geführt, wo sich langsam auch die restlichen Schüler und Lehrer einfinden. Die Aufregung ist groß. Die Abschlussschüler sind alle fein in Abendrobe und Anzügen gekleidet – und auch die Lehrer, die die Abiturienten in den vergangenen beiden Jahren im Unterricht „genießen“ durften, haben sich in Schale geworfen. Für sie steht zudem eine extra Tribüne bereit – die der Nominierten. „Alle, die auf dieser Tribüne sitzen, sind ein wesentlicher Teil des Programms. Denn wie bei einer echten Oscarverleihung gibt es verschiedene Kategorien, in denen die Nominierten gegeneinander antreten“, erklärt Theresa Witte, die gemeinsam mit Tobias Eder durch den gesamten „Abend“ führte.

Thomas Fuchs überzeugt mit „What does the fox say“

Die erste Kategorie: „Best Original Song“. Hier geht es darum, bekannte Musikvideos möglichst originalgetreu wiederzugeben. Die Videos zu Songs wie „Blurred Lines“, „Wannabe“, „All about that bass“ oder zum selbst umgedichteten Lied „Mambo Number 5“ wurden bereits vor dem Streich aufgenommen und professionell bearbeitet. Lehrer wie Britta Hein-Zwiebel, Elke Unrecht, Matthias Gottschalk und Karl Riesinger zeigen darin ungeahnte Fähigkeiten und können mit ihrem musikalischen und schauspielerischen Talent überzeugen. Den besten Beitrag in dieser Kategorie liefert jedoch Thomas Fuchs mit dem Video zu „What does the fox say“. Er sicherte sich so den allerersten Oscar in der Geschichte des Gymnasiums.

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Alfred Osterer und Stephanie Glaser müssen sich im Hindernisparcour beweisen.

In der zweiten Kategorie „Best Sport Performance“ zeigen zwei Lehrer ihre sportliche Seite. Nach einem kurzen Vorstellungsvideo der Nominierten, verraten die Moderatoren, welche beiden Lehrkräfte sich besonders bei der Jury bemerkbar gemacht haben: Stephanie Glaser und Alfred Osterer. Sie müssen in der ersten Disziplin einen Hindernisparcour durchlaufen, um anschließend eine Packung Salzstangen zu verdrücken. Beim zweiten Teil der Challenge bekommen sie Unterstützung von Markus Klapper und Stefan Christoph, da es nun um Pantomime geht. Dabei gilt es, mit lauter Musik im Ohr verschiedene Begriffe so schnell wie möglich von den Lippen abzulesen. Nach einem vorübergehenden Gleichstand kann sich Alfred Osterer gegen seine junge Kollegin durchsetzen.

Michael Fritz ist bei der „Flachwitz-Challenge“ erfolgreich

Die dritte Kategorie sorgt für viele Lacher – vor allem bei den Lehrern selbst. Im Bereich Comedy wird eine Schulstunde der Lehrer Karl Riesinger, Tanja Steininger, Michael Fritz, Stephanie Langer und Michael Behringer mit ihren besten Witzen und Sprüchen auf der Bühne nachgespielt. Die jeweiligen Szenen waren von den Schülern zuvor so geplant worden, dass die originalen Vorbilder sofort erkennbar waren. Die jeweils dargestellten Lehrer kamen selbst aus dem Lachen nicht mehr heraus, da ihnen nun ihr Verhalten mit ihren kleinen Macken noch einmal so richtig vor Augen geführt wird. Als bester „Unterrichts-Unterhalter“ wird von der Jury Michael Fritz gewählt. In einer anschließenden Flachwitz-Challenge gegen sein Double gewinnt er schließlich den ersten Oscar in der Kategorie „Best Performance in a Comedy Movie“.

Wer wird wohl das Superbrain werden?

In der nächsten Kategorie wird der intellektuelle Wert der Lehrer getestet. Um den Preis in der Sparte „Superbrain“ kämpfen Renate Ruhland, Stefan Christoph, Franz Anleitner, Walter Grassold und Barbara Zethner. Ihnen werden verschiedene Fragen aus allen Bereichen des Lebens gestellt. So brachte die Frage „Wie viel Erde ist in einem Loch mit den Maßen 2 mal 3 mal 5 Meter“ den einen oder anderen Lehrer ganz schön ins Schwitzen. Der Großteil kam aber doch noch auf die richtige Antwort – dass sich natürlich gar keine Erde in dem Loch befindet. Die meisten richtigen Antworten hatte jedoch am Schluss nicht Schulleiterin Barbara Zethner, wie man hätte vermuten können, sondern Renate Ruhland.

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Elke Unrecht ist „Best Actor in a supporting role“

In der letzten Kategorie „Best Actor in a leading role“ können die Lehrer noch einmal ihr schauspielerisches Talent beweisen, indem sie verschiedene Szenen aus berühmten Filmen nachspielen. So performen Fred Widl und Alfred Osterer als Mogli und Balu aus dem Film „Das Dschungelbuch“ den Song „Probier’s mal mit Gemütlichkeit“. Da jedes Kind den Text kennt, können sie die gesamte Aula mitreißen – und für Stimmung sorgen. Auch Volker Zörner liefert eine gute Leistung als Forrest Gump ab.

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Machte eine gute Figur im Winnetouch-Kostüm: Wolfgang Fischer.

Wolfgang Fischer sah in seinem pinken Winnetouch-Kostüm zum Schreien aus. Darüber hinaus konnte er sein noch unentdecktes schauspielerisches Talent unter Beweis stellen. Markus Klapper und Thomas Fuchs übten sogar heimlich während der Unterrichtszeit, um ihre Szene aus „Titanic“ möglichst überzeugend zum Besten zu geben. Den Oscar erhält jedoch Tanja Steininger, die mit völliger Hingabe zusammen mit Elke Unrecht ihre Szene aus „Selbst ist die Braut“ zeigt – und die gesamte Aula zum Klatschen bringt. Für ihr außerordentliches Talent auf der Bühne wird auch Elke Unrecht ausgezeichnet. Sie erhält den Oscar in der Kategorie „Best Actor in a supporting role“. Natürlich soll auch der Oberstufenkoordinator Karl Riesinger mit einer Auszeichnung bedacht werden – in der Kategorie „Ehrenpreis für besondere Leistungen“.

Sieglinde Aiginger bekommt den Ehren-Oscar

Während Anna Wilhelm, die Hauptorganisatorin des gesamten Streichs, die Laudatio auf den letzten Ehren-Oscar hält, ist die Beschreibung der zu ehrenden Person – „frech gelockter Kurzhaarschnitt“ – nicht wirklich eindeutig. Umso größer ist die Überraschung, dass der Sieger des letzten Oscars die allseits bekannte und beliebte Sieglinde Aiginger vom Pausenverkauf ist. Diese ist selbst so überwältigt und gerührt, dass sie verspricht, das allererste Mal zum Abiturball zu kommen. Und sie hat ihr Versprechen natürlich auch gehalten. Nach einem Abschlussfoto im Glitzer-Regen wird beim gemeinsamen Grillen noch weiter gefeiert – dieser Abistreich war im wahrsten Sinne des Wortes „oscarverdächtig“.

Ruth Zitzl


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