Zwiesel. „Eine absolut unverständliche Entscheidung“, so bezeichnet Bürgermeister Franz Xaver Steininger den Beschluss des Zwieseler Stadtrates, den Gebäudekomplex „Hotel Deutscher Rhein“ nun doch nicht zu kaufen. Denn eigentlich war alles bereits in trockenen Tüchern – die Vorbesitzer-Familie Oesterle war zum Verkauf bereit, die Regierung von Niederbayern war vor dem Hintergrund der Stabilisierungshilfe mit der Investition einverstanden. Auch der Stadtrat zeigte sich in seiner Sitzung Ende März noch zuversichtlich ob des Erwerbs – nun allerdings haben die Räte mit 10:12-Stimmen gegen das Vorhaben gestimmt. Doch: Trotz dieser negativen Entscheidung wird das Hotel Deutscher Rhein dennoch den Besitzer wechseln. „Spontan“, wie er selbst sagt, hat der Regener Unternehmen Willi „WiWi“ Wittenzellner“ das Objekt erworben, nachdem er vom Rückzieher der Stadt Zwiesel erfahren hat.
„Ich war darüber entsetzt, dass sich im Stadtrat keine Mehrheit gefunden hat, dieses Prestige-Objekt zu kaufen. Meiner Meinung nach hat eine deutliche Verhinderungspolitik stattgefunden“, erklärt Willi Wittenzellner, der sich, wie er sagt, jedoch nicht weiter in die Politik einmischen möchte, seinen Kauf. „Und nach dem Scheitern war Eile geboten, es hat schon einige Interessenten gegeben. Mir ist aber wichtig, dass das Hotel jemand kauft, der mit der Region verbunden ist und hinter der angestrebten Stadtentwicklung steht.“ So ist der umtriebige Unternehmer seit vergangener Woche Besitzer des Gebäudekomplexes im Herzen der Glasstadt. Den Kaufpreis möchte er nicht mitteilen, es ginge vielmehr um „Emotionen und Entwicklungen“. Und auch etwaige Gerüchte, er möchte in Zwiesel – wie auch schon in einigen anderen Orten im Landkreis Regen – Asylbewerber unterbringen, räumt Wittenzellner gleich aus. „Das kann ich absolut versichern“, stellt er gegenüber dem Onlinemagazin „da Hog’n“ klar.
Konkrete Pläne, was im Gebäudekomplex künftig entstehen soll, hat der Unternehmer bisher nicht. Allerdings gebe es bereits einige Überlegungen. So sollen im hinteren Bereich Büroräume entstehen und diese eventuell im Rahmen der Behördenverlagerungen in den Bayerischen Wald genutzt werden – „wenn nicht, ist es auch kein Beinbruch. Wir finden bestimmt eine Verwendung dafür“, gibt sich Wittenzellner zuversichtlich. Im vorderen Abschnitt könnte er sich eine „Schlemmer-Meile“ mit allerhand Restaurants und Läden vorstellen. Er schließt aber auch eine Brauerei, eine Seniorenresidenz oder ein Gründerzentrum nicht aus. „Ich habe bereits eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, die sich mit diesem Thema beschäftigt.“ Bis es soweit ist, soll das Areal mit 3.200 Quadratmetern übergangsweise als Eventgelände genutzt werden. Eine erste Party hat Willi Wittenzellner bereits selbst geplant: „Wir machen demnächst im Innenhof ein Fest mit Zwieseler Vereinen.“
„In Form und Farbe soll das Gebäude erhalten bleiben“
Auch die Vision von Bürgermeister Franz Xaver Steininger, das Hotel Deutscher Rhein zum City-Outlet-Center umzubauen, hat der 45-Jährige noch im Hinterkopf. Wie ein solches Projekt verwirklicht werden könne, hat Wittenzellner als Mitglied einer Informationsfahrt, die von Bürgermeister Steininger initiiert worden ist, selbst besichtigen können. Generell visiert er eine enge Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung an: „Ich habe der Stadt eine dreijährige Planungshoheit gewährt. In Rücksprache mit mir kann die Stadtverwaltung über die künftige Nutzung entscheiden.“ Seine einzige Forderung: „In Form und Farbe soll das Gebäude genau so erhalten bleiben, wie wir es jetzt kennen.“
Einerseits ist Zwiesels Bürgermeister Franz Xaver Steininger natürlich glücklich darüber, dass mit Willi Wittenzellner ein Käufer gefunden werden konnte, der das Hotel Deutscher Rhein nicht als Investition sieht, sondern als „kulturelles Herzstück der Stadt“. Über die Historie des prägenden Gebäudes, dessen Geschichte bis ins 18. Jahrhundert zurück geht, berichtete jüngst auch das Onlinemagazin „da Hog’n“. Andererseits ist das Zwieseler Stadt-Oberhaupt sehr unglücklich darüber, dass der eigentlich fixe Kauf durch die Stadt vom Stadtrat auf den letzten Drücker verhindert worden ist. „Dass man sich im Rahmen der Stadtentwicklung nicht um dieses Objekt kümmern möchte, ist unverständlich“, kritisiert Steininger. Denn für ihn ist klar: „Das war eine rein politische Entscheidung gegen eine positive Entwicklung der Stadt Zwiesel. Ich wünsche mir einfach nur Vertrauen in die Stadtverwaltung und den Bürgermeister. Nur so können wir gemeinsam neue Wege gehen.“
da Hog’n
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