Hauzenberg/Jahrdorf. „Die Stadt Hauzenberg ist unsere Heimat – und ihre Bürger sind unsere Nachbarn. Wir wollen hier bleiben. Aber es muss natürlich für uns auch passen.“ Stefan Penninger, Junior-Chef der gleichnamigen Hausbrennerei, verfolgt große Pläne: Nach vielen Jahren, in denen sein Betrieb im Hauzenberger Ortsteil Jahdorf angesiedelt war, zieht es den 35-jährigen nun zurück an den Ort, wo die eigentlichen Wurzeln „der bekanntesten bayerischen Brennerei“ liegen – ins Zentrum der Stadt. Das Bahnhofsgelände, seit vielen Jahren das Hauzenberger Sorgenkind, könnte schon bald das neue Zuhause der Firma Penninger werden. Ein eigenes Besucherzentrum mit großer Schaubrennerei, Seminarräumen, Fassllagerhallen sowie einer Essigbrauerei, ganz nach schottischem Vorbild, sollen nicht nur für Touristen zum Besuchermagnet avancieren, sondern auch den Waidlern Freude bereiten. Doch bis es soweit ist, müssen noch einige Hürden genommen werden, wie Stefan Penninger im Hog’n-Interview berichtet.
„Vom Idyll an der grünen Wiese zur Brennerei im Industriegebiet…“
Stefan: Die Alte Hausbrennerei Penninger strebt nach mehr als 30 Jahren im „Jahrdorfer Exil“ die Rückkehr ins Zentrum von Hauzenberg an. Warum?
Der Umzug nach Jahrdorf war seinerzeit den Begebenheiten der Zeit geschuldet, unser Stammhaus in Hauzenberg in der Poststraße war irgendwann viel zu klein. Und diesen Punkt haben wir nun ein weiteres Mal erreicht. Wir wollen touristisch wie technisch nachlegen, um auch für die nächsten 30 Jahre unsere Brennerei und die daran hängenden Arbeitsplätze sichern zu können. Unser Standort in Jahrdorf ist im Laufe der Zeit von der Idylle an der grünen Wiese zur ‚Brennerei im Industriegebiet‘ geworden – und das ist natürlich für unsere touristische Entwicklung ziemlich schlecht.
Aber auch die Fläche wird uns langsam zu eng. Für die flächenmäßige Vergrößerung, die wir benötigen, reicht Jahrdorf nicht aus. Irgendwann kam dann für uns die Entscheidung: Wir wollen uns verändern – und wir wollen auch richtig was auf die Beine stellen. Die Bewohner im ganzen Bayerwald sollen stolz drauf sein, dass die bekannteste bayerische Brennerei nicht irgendwo im Oberbayerischen steht, sondern bei uns im Woid!
„Wir wollen die wichtigste bayerische Schnapsbrennerei bleiben“
Was genau ist auf dem Hauzenberger Bahnhofsgelände, dem langjährigen Sorgenkind der Stadt, von Penninger-Seite her geplant?
Der notwendige technische Fortschritt bedeutet, neue Brennanlagen zu bauen, um unsere Produktpalette zu erweitern. Zu den klassischen Obstbränden könnten beispielsweise ein bayerischer Rum oder ein bayerischer Grappa kommen. Dabei wird auch das Thema Holzfasslagerung ein wichtiger Bestandteil sein. Wir wollen die wichtigste traditionelle, bayerische Schnapsbrennerei bleiben – doch dafür müssen wir uns auch entwickeln können und dürfen.
Die konkrete Planung und einen Architektenwettbewerb können wir natürlich erst dann beginnen, wenn der Kauf des Geländes abgeschlossen ist. Aber unser Projekt wird sich an großen schottischen Whisky- bzw. französischen Cognacbrennereien orientieren. Eine große Schaubrennerei mit Besucherzentrum und Seminarräumen, Fasslagerhallen und die Essigbrauerei sollen den Kernbereich bilden. Rundherum wird der Rest der Produktion aufgebaut, also die Rohstoff- und Maischevorbereitung, die Abfüllung und Etikettierung der Flaschen und so weiter. Und vielleicht kommt es am Schluss sogar zur Abrundung mit einem kleinen Gästehaus? Wir werden sehen. Und alle Bereiche sollen in das Gesamtkonzept einer ‚gläsernen Produktion‘ mit touristischen Führungen passen.
Wichtig ist für uns, dass wir Bedingungen vorfinden, die Investitionen im Bereich von fünf bis zehn Millionen Euro in den kommenden Jahren auch guten Gewissens ermöglichen. Wenn wir von Beginn an schon zu große Konzessionen machen müssen, können wir natürlich nicht das Wohl der Brennerei und der daran hängenden Arbeitsplätze aufs Spiel setzen.
„Das Ziel: Eine der Top 5 Sehenswürdigkeiten im Bayerwald“
Der Tourismus ist bei dem Vorhaben ein zentraler Punkt. Viele Gäste will man mit dem künftigen Penninger Besucherzentrum nach Hauzenberg locken. Da dürften die Stadtoberen ja nur so frohlocken vor Begeisterung, oder?
Wir wollen etwas auf die Beine stellen, was Besucher von weit her anzieht. Hauzenberg ist verkehrstechnisch relativ ungünstig gelegen. Wir können nicht auf Transitverkehr setzen, sondern wir müssen so attraktiv sein, dass die Besucher speziell für uns gerne auch weitere Anfahrtsstrecken auf sich nehmen. Wir wollen hier richtig in die Vollen gehen: Das neue Penninger Besucherzentrum soll schnell eine der Top 5 der Sehenswürdigkeiten im Bayerischen Wald werden. Aber natürlich wollen wir nicht nur für den Weitgereisten etwas bauen. Wir wollen auch für die Hauzenberger und diejenigen, die vielleicht nur 20 oder 30 Kilometer entfernt wohnen, einen häufigen Wiederbesuchswert durch wechselnde Veranstaltungen bieten.
Der Zuspruch der Stadtoberen ist auch sehr positiv – das zeigt schon das einstimmige Abstimmungsergebnis im Stadtrat (in der Sitzung am Montag, 4. Mai, wurde mit 25:0 Stimmen für den Antrag von Hauzenbergs Bürgermeisterin Gudrun Donaubauer gestimmt, am Bahnhofsgelände in die konkrete Bauleitplanung überzugehen – Anm. d. Red.). Das ist uns auch sehr wichtig, dass Politik und Bevölkerung in breiter Mehrheit hinter unserem Vorhaben stehen. Aber der Beschluss war natürlich auch sehr konsensfähig formuliert: Einen Teil mit Kultur für die Stadt Hauzenberg, einen touristisch und gewerblich für uns nutzbaren Teil und einen Bereich für einen oder mehrere weitere Unternehmer. Am Ende werden natürlich nicht alle Interessen gleich berücksichtigt werden können…
Wie realistisch ist die Umsetzung dieses Vorhabens also? Und welche Hürden gilt es noch im Detail aus dem Weg zu räumen?
Ich will es hier noch einmal ganz klar betonen: Die Stadt Hauzenberg ist unsere Heimat – und ihre Bürger sind unsere Nachbarn. Wir wollen hier bleiben. Aber es muss natürlich für uns auch passen. Unser Flächenbedarf muss erfüllbar sein, das bedeutet deutlich größer als jetzt in Jahrdorf – hier haben wir bereits 13.000 Quadratmeter. Der öffentliche beziehungsweise kulturelle Bereich der Stadt Hauzenberg muss gestalterisch dazu passen. Das bedeutet, dass ich kaum eine Möglichkeit sehe, das alte Lagerhaus zu erhalten, das direkt in der Mitte der Fläche liegt. Aber für die Stadt ist es meines Erachtens ohnehin viel sinnvoller, erst einmal den kulturellen Bedarf zu ermitteln und dann nach diesem einen Neubau zu errichten. Ein altes Lagerhaus umzubauen für einen anderen Zweck als ursprünglich vorgesehen ist immer eine Kompromisslösung – und nie die Ideallösung.
Dennoch: Auch wir stehen natürlich zur Vorgabe, dass keine Denkverbote gelten dürfen, in die eine wie in die andere Richtung. Ich halte es nur für unwahrscheinlich, dass alle Wünsche gleich erfüllbar sind. Wichtig ist, dass nun der erste Schritt getan ist – und jetzt konkret geplant und verhandelt werden kann.
„Öltanks neben unseren Bottichen, das kann ich mir nicht vorstellen“
Es sollen ja auch weitere Bewerber an dem Gelände interessiert sein. So möchte etwa ein möglicher Investor seinen Brennstoffe-Betrieb dort errichten. Inwiefern beeinflusst dies die Penninger-Pläne?
Das ist der zweite größere Punkt, an dem unser Engagement noch scheitern kann. Hoffentlich findet sich für den Mitbewerber eine Lösung an einem anderen Ort – es wird ja auch schon über Alternativen gemunkelt… Der Investor braucht natürlich ebenfalls ausreichend Fläche – aber muss dies direkt neben einem Lebensmittelhersteller sein? Wir haben schließlich hohe Auflagen zu beachten, beispielsweise muss die Kontaminationssicherheit unserer naturnahen Produkte gewährleistet sein. Öltanks neben unseren Maischebottichen, das kann ich mir nicht wirklich vorstellen.
Dazu kommt, dass wir ja auch aus optischen Gründen das Industriegebiet Jahrdorf verlassen wollen. Wir suchen sicherheitshalber weiter nach alternativen Flächen im östlichen Bayerischen Wald – und da steht eine idyllische Lage natürlich ganz oben unter den Anforderungen. In Hauzenberg würde vieles passen – die Tradition von Penninger in der Stadt, unsere 110-jährige Geschichte und unser touristischer Plan, die städtebauliche Lage des Geländes, nicht zu vergessen die Granitbahn und vielleicht auch ein Radweg nach Passau an den Gleisen entlang… da könnte etwas ganz Großes entstehen!
Du bist nun seit Kurzem ja auch ganz offiziell als neuer Junior-Geschäftsführer „vereidigt“. Welche Pläne verfolgst Du außerdem? Was wird der Generationenwechsel bei der Traditionsbrennerei mit sich bringen?
Den Brennereineubau und die Entwicklung der nächsten zehn Jahre ist mit Sicherheit das größte und wichtigste Projekt, sowohl für die Firma, als auch für die Familie Penninger. Aber wenn hier die Vorzeichen alle passen, kann unser Plan aufgehen, aus einer der bekanntesten und beliebtesten Brennereien Bayerns eine der bekanntesten und beliebtesten unabhängigen Brennereien Deutschlands oder Mitteleuropas zu werden. Jede Generation hat bekanntlich andere Herausforderungen zu bewältigen – es wird auf jeden Fall sehr spannend!
Danke für das Gespräch und weiterhin alles Gute für die Zukunft.
Interview: Stephan Hörhammer