Freyung/Linden. Hog’n-Fotograf Georg Knaus ist wieder einmal nahe seiner Heimatstadt Freyung über Wiesen und Felder gestreift – und hat nun Spannendes zu berichten: Denn bei einer Wanderung mit Hündin Sita hat diese bei Linden etwas Außergewöhnliches aufgespürt – ein Felsgestein ganz seltener Natur, wie Knaus ihn bis jetzt nur in der Buchberger Leite entdeckt hatte. Über den Fund weiß der Freyunger Hobby-Archäologe Elmar Hartl mehr…

Bei dem rund einen Meter hohen und eineinhalb Meter breiten Steinbrocken handelt es sich Hartl zufolge mit sehr großer Wahrscheinlichkeit um einen sogenannten Paragneis, ein metamorphes Gestein mit Gneisstruktur, das deshalb zur Gesteinsfamilie der Gneise zählt. „Paragneise entstehen aus Meeresablagerungen, die in große Tiefen gelangen – und durch die dort vorherrschenden hohen Temperaturen und den großen Druck zu Gneis umgebildet werden“, weiß Hartl zu berichten. Die „Jahresringe“, die Georg Knaus auf dem Stein erkannt haben will, haben sich also durch verschiedene Ablagerungsschichten herausgebildet.

Über Diatexite, Migmatite und Metamorphosegrade

Auf einer bodenkundlichen Übersichtskarte der Geologischen Datenbank der LfU (Bayerisches Landesamt für Umwelt) kann man erkennen, dass es in der Gegend um Freyung der Paragneis besonders häufig vorkommt (siehe Grafik oben). „Paragneis ist also in unserer Region nichts Seltenes“, kommentiert Hartl. Bei dem Fund von Sita könnte es sich aber möglicherweise um nochmals teilweise aufgeschmolzenes Paragneis handeln. Feststeht: Die Hündin hat eine interessante Entdeckung gemacht, die viel über die Entstehung und Geschichte des Bayerischen Waldes verrät. Oder wie es Elmar Hartl zusammenfasst: „Der abgebildete Felsen ist ein sehr schönes Exemplar. Wenn man sich angewöhnt, Felsen etwas genauer anzuschauen, wird man immer wieder diese schichtartigen Strukturen finden, die sehr häufig verbogen und verschoben sind.“
„Vielleicht ein Relikt aus früherer Zeit“

Hintergrund: Der Bayerische Wald ist ein Mittelgebirge aus der Karbonzeit, das überwiegend aus Graniten und Gneisen besteht. Vor zirka 300 Millionen Jahren gab es ein Hochgebirge, das durch Verwitterung und Abtragungen während einer langen Periode des späten Erdaltertums und Erdmittelalters eingeebnet wurde. So entstanden unsere schönen bayerischen Hügellandschaften. Dieser Gebirgsrumpf wurde anno dazumal jedoch teilweise von einem Meer überflutet; durch die Hebung der Alpen in der Kreide- und zu Beginn der Neuzeit kam dann wieder Bewegung in das Gestein. Es zerbrach – an den Bruchlinien entstanden die heutigen Mittelgebirgserhebungen (erhobenen Teile) und Grabenbrüche (abgesenkten Teile), wie beispielsweise der Oberrheingraben. In eine der Bruchlinien ist Quarz eingedrungen, ein sehr hartes Gestein. Neben diesem Quarzgang, auch Pfahl genannt, ist im Laufe der Zeit das weichere Material abgebaut worden. „In der Buchberger Leite können die Pfahlschiefer, auch Mylonite oder Ultramylonite genannt, unter Umständen mit Gneis verwechselt werden“, ergänzt Elmar Hartl.
Bis auf wenige Lücken ist der Pfahl, dieser harte Gesteinswall, erhalten geblieben. Er durchzieht den nördlichen Bayerischen Wald auf einer Länge von etwa 150 Kilometern. Nördlich von diesem findet man hauptsächlich Gneise, südlich vor allem Granit und Magmatite (siehe dazu auch: Eine Geologische Wanderung durch Bayern, ein Sonderheft vom Landesamt für Umwelt).
Magdalena Resch