UPDATE: “Facebook-Fahndung” aufgeklärt: 22-Jähriger gibt gefakte Vermisstenanzeige zu (einfach klicken)

Grafenau. Nein, lustig ist was anderes. In Windeseile hat sich am Mittwoch (8. April) die vermeintliche Vermisstenanzeige eines 22-jährigen namens „Michael G.“ aus Grafenau auf der Social-Media-Plattform Facebook verbreitet – innerhalb nur weniger Stunden wurde der Post der Seite „Bärenstadt Grafenau“ mehr als 600 Mal von besorgten und hilfeleistenden Usern geteilt. Wie Recherchen des Onlinemagazins „da Hog’n“ jedoch ergeben haben, ist sowohl die Facebook-Seite als auch die Vermisstenanzeige ein Fake. Wohl ein geschmackloser Scherz!

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Eine Vermisstenanzeige, die gar keine ist, machte am Mittwoch, 8. April, bei Facebook ihre Runden. Screenshot: facebook /da Hog’n

Der Text neben dem Foto von Michael G. im Wortlaut:

+++BITTE TEILEN+++

Die Polizei Grafenau sucht mit Hochdruck nach dem 22 Jährigen Michael G. aus Grafenau.! Nach Angaben der Polizei Grafenau ist Michael G. nach seinem Outing bei Facebook schwer bedroht und beileidigt worden!
Außerdem sagte ein Freund von Michael denn Beamten der Polizeiinspektion Grafenau, Michael sei suizidgefährdet und muß schnell gefunden werden.!

*Hinweise wo sich Michael vielleicht seinen könnte richten sich bitte an die Polizei in Grafenau oder per Telefon an die (08552/9606-0).!

+++BITTE TEILEN+++

Vielen Dank!

„Uns wurde versichert, dass die Seite bald gelöscht wird“

Karin Friedl, Pressesprecherin der Stadt Grafenau, bestätigt auf Hog’n-Nachfrage, dass der FB-Auftritt nicht von offizieller Seite betrieben wird. Sie selbst hatte bereits Kontakt zum Umfeld des Betreibers, der unseren Informationen zufolge der im Rahmen der Vermisstenanzeige Gesuchte selbst sein soll – und diese auch verfasst haben soll. „Er ist wohlauf“, teilt Karin Friedl gegenüber dem Hog’n mit. Sollte der Betroffene weiterhin Facebook-Seiten erstellen, die im offiziellen Gewand, also mit Homepage-Verlinkung und Telefonnummer der Stadt Grafenau, daherkommen, werde man rechtliche Schritte einleiten. Hinsichtlich der Bärenstadt-Seite sei man bereits aktiv geworden. „Wir haben das Ganze bereits an Facebook gemeldet“, erklärt Karin Friedl. „Uns wurde versichert, dass die Seite bald gelöscht wird.“

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Die Polizei wird das Ganze weiter aufmerksam beobachten

Erst durch das Onlinemagazin „da Hog’n“ wurde die Polizeiinspektion Grafenau auf diesen Vorfall aufmerksam. Die verdutzten Beamten überprüften sogleich den Sachverhalt, konnten den Seitenbetreiber jedoch nicht ausfindig machen – auch über sein Handy war er nicht erreichbar. „Erst, wenn ein konkreter Hinweis dafür vorliegt, dass der Betroffene suizid gefährdet ist, werden wir weitere Schritte einleiten“, heißt es von Seiten Grafenauer Polizei. Bis dahin werde man die Seite und die Diskussionen bei Facebook weiter aufmerksam verfolgen …

Update

(8. April/14.33 Uhr): Die PI Grafenau teilt mit, dass der Angesprochene unversehrt in seiner Wohnung gefunden worden ist. Die Befragung soll demnächst stattfinden.

(8. April/19.53 Uhr): Der „Heimatzeitung“ zufolge soll der 22-Jährige Grafenauer gegenüber den Polizeibeamten geäußert haben, das er das mit dem Eintrag nicht gewesen sei und von nichts wisse.

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(9. April/9.13 Uhr): Paul Lauster von der PI Grafenau erklärt gegenüber dem Hog’n, dass die Polizei nach Rücksprache mit der Stadt Grafenau davon ausgehe, dass Michael G. Betreiber der Seite sei – obwohl Michael G. dies am 8. April bestritten habe. Eine Vernehmung am Donnerstagvormittag (9. April) soll endgültig für Klarheit in diesem Fall sorgen.

(9. April/9.41 Uhr): „Wir gehen davon aus, dass Michael G. Betreiber der Seite ist und auch die Vermisstenanzeige veröffentlicht hat“, macht Karin Friedl, Pressesprecherin der Stadt Grafenau, gegenüber dem Hog’n deutlich. Ältere Beiträge auf der Seite „Bärenstadt Grafenau“ würden laut Friedl darauf hinweisen. Darüber hinaus habe Michael G. laut Friedl auch schon Dinge an die offizielle Facebook-Seite der Stadt Grafenau gepostet, die eine „ähnliche Handschrift“ tragen würden. „Die Stadt Grafenau hat sowohl den Betreiber als auch Facebook aufgefordert, die Seite vom Netz zu nehmen“, sagt die Pressesprecherin.

(9. April/11.07 Uhr): Die PI Grafenau teilt mit:

LKR. FREYUNG-GRAFENAU, GRAFENAU, STADTGEBIET. Falsche Facebook Fahndung aufgeklärt – Gesuchter war es selbst.

Nicht gerade kleine Wellen schlug gestern eine „Fahndung“ nach einem 22-jährigen Grafenauer über das soziale Netzwerk Facebook.

Heute, einen Tag nach der Lösung des falsch gestreuten Vermisstenfalles, steht fest, wer Urheber der ganzen Aufregung war. Es war der angeblich Vermisste selbst! Er hatte bei Facebook nicht nur die Seite „Bärenstadt Grafenau“ selbst erstellt, nein, er verfasste auch den Suchaufruf. Als dann ein Nutzer auf die Suche dazuschrieb, der 22-jährige sei suizidgefährdet, geriet die von dem jungen Mann völlig falsch eingeschätzte Aktion mit einem Mal völlig aus den Fugen. Er habe nie mit einer derartigen Resonanz gerechnet und die Sache tue ihm im Nachhinein leid. Er könne nicht einmal mehr den rechten Grund nennen, weshalb er sich zu so einem öffentlichen Post hinreißen ließ, den er wohl in alkoholisiertem Zustand verfasste. Weder die von ihm dargestellte Bedrohungslage noch eine Suizidgefahr habe je bestanden. Der Grafenauer bezeichnete sein Tun als „Dummheit“ und habe nie die Folgen eines derartigen Tuns in Betracht gezogen.

Diese – glücklicherweise gut zu Ende gebrachte – Suche zeigt jedoch in erschreckender Art und Weise, wie einfach es offensichtlich ist, dass gerade soziale Netzwerke auch für dumme Streiche und mehr als bösartige Scherze missbraucht werden können. Oft tritt erst im Nachhinein ein nicht absehbarer Schaden an der Reputation von Personen ein, die „so nie gewollt“ waren.

Die angefallenen Kosten wird der Grafenauer selbst tragen müssen.

Es bleibt daher als Fazit – gerade im Umgang mit den neuen Medien – auch hier nur wieder etwas flapsig zu sagen: „Vorher das Hirn einschalten, dann passiert so etwas erst gar nicht!“

da Hog’n


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