Hohenau. Die Vergangenheit hat ihre Spuren hinterlassen bei Hohenaus Bürgermeister Eduard Schmid. Insbesondere diejenigen Vorwürfe, mit denen er in Folge der Insolvenz des von seinem Sohn Andreas geführten Grafenauer Onlinehändlers „sportsprofi“ konfrontiert wurde, haben ihn schwer gezeichnet. Auch deshalb hat der im Hohenauer Ortsteil Eppenberg beheimatete 59-Jährige bereits jetzt sein politisches Ende nach Ablauf der derzeitigen Legislaturperiode im Jahr 2020 angekündigt. Bis dahin hat „da Schmid Edi“, wie er von vielen genannt wird, jedoch noch einiges vor. Über seine Ziele und die „schwierigste Zeit seinen Lebens“ spricht er im Interview mit dem Onlinemagazin „da Hog’n“. Dabei wirkt der CSUler manchmal nachdenklich, manchmal aufgeräumt, von einer schweren Last befreit.

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In seiner letzten Legislaturperiode: Eduard Schmid, seit 2002 Bürgermeister der Gemeinde Hohnenau, hat das Ende seiner politischen Karriere für das Jahr 2020 bereits bekanntgeben – was aber nach eigenen Aussagen nicht heißt, dass er sich in den kommenden fünf Jahren „auf die faule Haut legen wird“.

Herr Schmid, warum haben Sie sich 2002 entschieden, Bürgermeister zu werden – obwohl Sie ja augenscheinlich in ihrem vorherigen Beruf bei der Kliniken gGmbH, bei der Sie für den Aufbau des Zentrallagers mitverantwortlich zeichneten, sehr zufrieden waren?

(lacht) Ich bin eigentlich dazu gedrängt worden. Gottfried Neubauer und ich hatten die JWU in Hohenau gegründet und wollten auch bei dieser Organisation bleiben. Nachdem die CSU aber keinen Vorsitzenden mehr finden konnte, haben sie mich überredet, dieses Amt zu übernehmen und als Bürgermeister-Kandidat anzutreten. Politisch interessiert war ich schon seit jeher, gehöre zum Beispiel seit 1990 dem Gemeinderat an.

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„Klar ist, nach 18 Jahren ist man verbraucht“

Die lange politische Karriere endet nach Ihrer dritten Periode im Jahr 2020, das haben Sie bereits offen kommuniziert. Gibt es bereits einen Nachfolger, den Sie nach und nach aufbauen?

Fix ist noch nichts. Aber ich kann mir meinen derzeitigen Stellvertreter Josef Gais durchaus als Bürgermeister vorstellen. Ein guter Mann, der schon lange in der Politik mit dabei ist – und sicher Ambitionen haben wird.

Wie werden die Hohenauer auf die Amtszeit vom „Schmid Edi“ zurückblicken. Negativ oder positiv?

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Ich hoffe eher Zweiteres (lacht). Klar ist: Nach 18 Jahren ist man verbraucht – und schließlich sollte man selber bestimmen können, wann man aufhören darf. Was wir in den bisherigen 13 Jahren geschaffen haben, kann sich durchaus sehen lassen – auch in den restlichen fünf Jahren haben wir noch so einiges vor. Und dann, denke ich, kann ich auf eine erfolgreiche Amtszeit zurückblicken.

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Seit 2002 ist Eduard Schmid Chef im Hohenauer Rathaus. Damals trat er die Nachfolge von Helmut Behringer an.

Zu den größten Meilensteinen gehört sicher das neu geschaffene Gewerbegebiet direkt neben der B533.

Genau. Dort haben sich seit 2008 rund 13 Betriebe angesiedelt, bis zu 25 neue Arbeitsplätze sind entstanden. Diese Entwicklung ist doch sehr erstaunlich. Unser großer Vorteil ist unsere direkte Anbindung an die B533. Außerdem sind wir geographisch gesehen sehr mittig zwischen den Städten Grafenau und Freyung gelegen.

Lange Zeit war die Fachstelle beziehungsweise die Bayerische Staatsregierung jedoch gegen die Ausweisung dieser Gewerbeflächen. Warum eigentlich?

Ihrer Meinung nach passte der Gewerbepark nicht in das Hohenauer Ortsbild. Es hieß immer: ‚Wenn sie Hohenau verschandeln wollen, dann machen sie das.‘ Im Nachhinein kann ich über diese Argumente nur lachen. Die dortigen Firmen haben sich etabliert und sind nicht mehr aus Hohenau wegzudenken. Es war der Durchbruch, was unsere Entwicklung und künftige Perspektive betrifft. Wir können heute in der Gemeinde 366 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze vorweisen – das hatten wir noch nie.

„Wichtig ist, dass wir nicht größenwahnsinnig werden“

Sind denn noch Flächen frei?

Nur noch einige wenige Quadratmeter. Deshalb sind wir auch bemüht, weitere Flächen auszuweisen – es gibt auch schon Anfragen dafür. Ein Luxusproblem, keine Frage. Wichtig ist uns aber, dass wir geordnet wachsen, dass wir nicht größenwahnsinnig werden.

Von Kapfham bis Raimundsreut und Glashütte – die Gemeinde Hohenau ist flächenmäßig sehr groß. Wie schafft man es als Bürgermeister den Überblick zu behalten – und alle Ortsteile gleich zu behandeln? Oder anders gefragt: Ist die Gebietsreform noch Thema?

Nein, das glaube ich nicht. Gewissermaßen bin ich an etwaigen Diskussionen diesbezüglich auch unbeteiligt. Denn: Gebürtig in Reschmühle, das früher zur Stadt Freyung gehört hat, bin ich neutral. Auch jetzt, da ich in Eppenberg, einem früheren Teil der Gemeinde Wasching, wohne, bin ich eher außen vor. Freilich schauen die Schönbrunner, was die Hohenauer machen und umgekehrt – mehr aber auch nicht.

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„Es war und ist immer unser Bestreben, die Infrastruktur stetig auszubauen und zu verbessern.“

Großes Thema: Breitbandausbau. Gemeinsam mit Mauth gehört die Gemeinde Hohenau zu den Vorreitern im Landkreis Freyung-Grafenau. Was hat man besser gemacht als die übrigen Gemeinden?

Es war und ist immer unser Bestreben, die Infrastruktur stetig auszubauen und zu verbessern – dazu gehören für mich Straße, Breitband und auch Schulen sowie Kindergärten. Wir hatten das große Glück, seit 2008 mit Mario Witte und Christian Mandl zwei technisch versierte Fachmänner im Gemeinderat zu haben. Auch ihnen ist es zu verdanken, dass wir in Sachen Breitband so weit sind. Mit der ersten Förderung haben wir 2008/09 Schönbrunn am Lusen mit Funkinternet ausgestattet – das war zwar nicht die Ideallösung, aber dennoch besser als vorher.

Und wie ging es dann weiter?

Im Rahmen des zweiten Programms wurden im vergangenen Jahr Saulorn, Bierhütte, Schönbrunn am Lusen und Raimundsreut ebenso mit schnellem Internet versorgt. Demnächst werden wir die restlichen Ortschaften wie Schönbrunnerhäuser, Haag, Eppenberg und Weidhütte berücksichtigen. (stolz) Um zu verdeutlichen, wie wichtig uns das Ganze ist, haben wir zuletzt im Gemeinderat eine Eigenbeteiligung in Höhe von 400.000 Euro beschlossen. Nach Abschluss dieser Ausbauphase ist die Gemeinde Hohenau dann zu 98 Prozent mit Breitband versorgt.

„Kirchturmdenken, das es eigentlich nicht mehr geben sollte“

Ihre Einschätzung: Werden die Gemeinden in dieser Hinsicht etwas alleingelassen?

Das kann ich so nicht bestätigen. Im Gegenteil. Gerade in der Ausbauphase I sind wir von der Bayerischen Staatsregierung unterstützt worden. Dass Gemeinden für die Breitbandversorgung auch selber Geld aufwenden müssen, liegt irgendwie auf der Hand – und ist vielleicht auch gut so. Denn: Nur Sachan, de ebbs kost’n, hand aa ebbs wert!

Viele beklagen – nicht nur in Sachen Breitband – eine Benachteiligung des ländlichen Raumes. Wie hat sich die Unterstützung seitens der Staatsregierung seit Ihrem Amtsantritt 2002 entwickelt?

Enorm. Erfreulich ist vor allem, dass die hiesigen Gemeinden erkannt haben, dass man nur mit einer Zusammenarbeit vorankommt. Bestes Beispiel ist die gerade neugegründete Ferienregion Nationalpark Bayerischer Wald GmbH als Nachfolger des Zweckverbandes Nationalparkgemeinden. Gerade wegen diesen Bündnissen hat auch die Staatsregierung erkannt, welches Potenzial der ländliche Raum hat.

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Die Dorferneuerung Hohenau soll demnächst in Angriff genommen werden. Gleichzeit wird ein Seniorenheim im Ortskern entstehen.

Apropos Tourismus GmbH: In der Vergangenheit hat es ein paar negative Schlagzeilen gegeben. Die Nichtbeteiligung der Stadt Grafenau, der Rücktritt von Jochen Gemeinhardt. Wie werten Sie diese Ereignisse?

Jochen Gemeinhardt war ein fähiger Mann, der gute Arbeit geleistet hat und aus familiären Gründen zurückgetreten ist. Seine Nachfolgerin Monika Dombrowsky arbeitet in gleicher Weise gut weiter, der Übergang war nahtlos. Deshalb glaube ich auch nicht, dass dieses Vorkommnis dem Projekt schadet. Dass Grafenau nicht Mitglied der GmbH ist, ist sehr bedauernswert, aber letztlich nicht unsere Angelegenheit. Da wird wieder mal ein Kirchturmdenken erkennbar, das es eigentlich nicht mehr geben sollte.

Themawechsel: In Folge der Insolvenz von sportsprofi, dessen Geschäftsführer Ihr Sohn Andreas war, gerieten auch Sie 2013 als Aufsichtsratsvorsitzender der örtlichen Raiffeisenbank in die Schlagzeilen. Wie blicken Sie auf diese Zeit zurück?

(mit Nachdruck) Ich betone nach wie vor, dass ich nichts gemacht habe, was unrechtmäßig war. Dass eine Firma Insolvenz geht, ist eine traurige Sache. Dennoch war es alles anderes als in Ordnung, was meine Familie in Folge dieser Geschichte erlebt hat. (überlegt) Die schlimmste Zeit meines Lebens. So etwas wünscht man nicht mal seinem ärgsten Feind….

„Ein Wahlkampf weit unter der Gürtellinie“

Was genau meinen Sie?

Vor allem in Internet-Foren wurde das Ganze ausgeschlachtet. Eigentlich völlig ohne Beweise. Bei der entsprechenden Generalversammlung der Raiffeisenbank wurde beantragt, ich sollte nicht entlastet werden. Was aber dann nicht der Fall war, die Entlastung wurde ausgesprochen. Auch die anonymen Anzeigen wurden von der Staatsanwaltschaft Landshut geprüft, die Ermittlungen wurden eingestellt. Es blieb also bei den Verdächtigungen. Was bleibt, sind bittere Erfahrungen: Eine Hausdurchsuchung ist eine Sache, die man wohl nie vergessen wird.

Würden Sie alles genau wieder so machen?

Da bin ich geteilter Meinung. Es heißt ja immer, man solle die Wirtschaft unterstützen. Gleichzeitig wird gefordert, dass der Bürgermeister im Aufsichtsrat der Raiffeisenbank sitzt. Dass es aber in einer kleinen Gemeinde normal ist, dass irgendwie jeder mit jedem verwandt oder bekannt ist, wird dabei nicht beachtet. Irgendwie ist man deshalb immer befangen…

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Ein Rückblick: Als „schwach und enttäuschend“ bezeichnet Eduard Schmid den vergangenen Wahlkampf.

Kurze Zeit später standen die Kommunalwahlen an. Als Amtsinhaber setzten Sie sich nur knapp gegen Ihre bis dato unbekannte Kontrahentin Bella Weber durch. War das die Folge der Bank-Geschichte?

Ja, mit Sicherheit. Das Bittere: Nur kurz nach der gewonnenen Wahl hat mir die Staatsanwaltschaft Landshut mitgeteilt, dass alle Ermittlungen eingestellt worden sind. Eine solch positive Nachricht hätte ich vorher brauchen können. Meine Gegenseite hat das auch gnadenlos ausgenutzt.

Wie kann man sich das vorstellen?

Die Gegner haben ständig propagiert, dass gegen mich ermittelt wird. Es war ein Wahlkampf weit unter der Gürtellinie. Anstatt politische Themen und Ziele vorzugeben, wurde nur über meine Geschichte gesprochen. Schwach und enttäuschend.

„In Sachen Tourismus gibt es Nachholbedarf“

Gab es denn einen Plan B im Falle einer Wahlniederlage?

Sicher. So einen hat man immer parat. Ich hatte die Möglichkeit gehabt ans Landratsamt Freyung-Grafenau bzw. zur Kliniken gGmbh zurückzukehren.

Fernab dieser Geschehnisse hat es in der Vergangenheit keine größeren negativen Schlagzeilen über die Gemeinde Hohenau gegeben. Hand aufs Herz: Wo drückt der Schuh in der Lusenkommune?

In Sachen Tourismus gibt es Nachholbedarf – nicht in der Verwaltung, sondern vor allem bei den Leistungsträgern. Wir wären über den ein oder anderen weiteren touristischen Leuchtturm sehr froh. Es geht darum, außergewöhnliche Ideen zu haben und auch zu verwirklichen. Insgesamt sehe ich uns aber auf dem richtigen Weg …

… und der endet wo?

Ein Projekt, das demnächst verwirklicht werden soll, ist unter anderem die Dorferneuerung in Hohenau – verbunden mit der Errichtung eines Seniorenheims im Ortskern. Für die Zukunft wäre es ebenfalls wichtig, unseren Schulstandort und eine positive Einwohnerentwicklung halten zu können, was sehr schwierig werden wird. Generell bin ich aber guter Dinge, wir sind gerüstet.

Interview: Helmut Weigerstorfer


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