Mauth. Maher, Fadi und Josef haben es sich gemütlich gemacht. Es gibt Kaffee und Kuchen. „Mag na wea a Milch?“, fragt Christa Habelsberger in die Runde. Die Antwort folgt Gewehr bei Fuß. „Nein, danke – Mama“, sagt Josef und lacht. So wie er eigentlich immer lacht. „Zahna“ wie man es im Volksmund nennt. Oft besuchen die drei jungen Burschen die 67-Jährige in ihrer gemütlichen Stube, denn dort gibt es eigentlich immer etwas zu Essen und zu Trinken. Außerdem hat „Mama“, wie sie Christa Habelsberger nennen, immer ein offenes Ohr für ihre Sorgen.
Zu tief sitzt der Stachel von Krieg, Leid und Tod
Maher Abas (26) und Fadi Rahema (37), zwei Flüchtlinge aus Syrien, und Josef Hamad (20) aus Somalia wohnen seit einiger Zeit in Mauth. Wie lange sie in der Lusengemeinde bleiben können, ist noch offen. Denn sie sind drei von 14 Asylbewerbern, die bei Familie Habelsberger in Mauth untergekommen sind – vorerst. Dort lernen sie Deutschland, den Bayerischen Wald und die Grenzgemeinde Mauth-Finsterau auf eine ganz besondere Art und Weise kennen. „Des hand meine Buam“, sagt Christa Habelsberger – und herzt Fadi, der etwas unbeholfen dreinblickt und verlegen lächelt.
Doch die zweifache Mutter kann auch anders. Nämlich immer dann, wenn „d’Buam“ unartig sind. Hat etwa einer nicht die passende Hose an, bekommt er g’schimpft: Er solle sich umziehen – und zwar sofort. Sagt einer nicht „Griaß Di“, „Pfiad Di“ oder „Servus“, wird Christa Habelsberger grantig – denn das gehört nunmal zum guten Umgangston mit dazu. Die Mautherin führt ein streng-mütterliches Regiment. Zuckerbrot und Peitsche. Obwohl am Ende dann doch meistens das Zuckerbrot überwiegt. „Mama ist die große Chefin“, sagt Kibrom und lacht. Ja, gelacht wird viel im Haus am Goldenen Steig in Mauth. Und das obwohl die Asylbewerber eine schreckliche Zeit hinter sich haben, grausame Dinge erlebten, ihre geliebte Heimat verlassen mussten. Doch über ihr Schicksal wollen nur die wenigsten reden, wie Christa Habelsberger erklärt. Zu tief sitzt wohl der Stachel von Krieg, Leid und Tod in ihren Heimatländern Syrien, Somalia und Eritrea.
Die überwiegend jungen Männer sind nach Deutschland gekommen, in der Hoffnung, hier ein lebenswerteres Leben führen zu können. Und ihre erste Anlaufstelle im Landkreis Freyung-Grafenau war Mauth, war das Haus der Familie Habelsberger. „Naja, dann hama uns hoid entschieden, ui afzumnema“, sagt Christa Habelsberger in ihrer charmant-kompromisslosen Art – Widerspruch zwecklos. So kamen im April 2014 erste Asylbewerber an den Fuß des Lusen. Freilich verbunden mit einer gewissen Angst vor dem Unbekannten. Nicht jedoch auf Seiten der Herbergsmutter. „S‘ Landratsamt hod ma empfohln, anfangs ned alloa auffi zum geh“, erinnert sie sich. „Mir war des owa egal. I bin glei ei zu ea – und dann hama gredt.“ Punkt. Aus. Ende.
„Es is a grouße Aufgab“
Berührungsängste? Vorurteile? Fehlanzeige! Das entspricht nicht Christa Habelsbergers Charakter. Dass aber genau das die richtige Art sei, Asylbewerber aufzunehmen – und gewissermaßen zu erziehen, bestätigt auch Mauths Bürgermeister Ernst Kandlbinder, der bisher keinerlei Ausländerfeindlichkeit in seiner Gemeinde feststellen konnte. „Entgegen den anfänglichen Vorbehalten sind unsere Asylbewerber vollkommen unkompliziert und gut aufgenommen worden. Die Betreuung von und mit Christa Habelsberger klappt reibungslos – umgekehrt sind die Flüchtlinge wissbegierig und wollen sich aktiv integrieren.“
Das „Muttersein“ besteht aber nicht nur aus eitel Sonnenschein, wie die 67-Jährige immer wieder feststellen muss. Dass die Asylbewerber in Ländern aufgewachsen sind, die etwa kein so ausgeprägtes Gesundheitssystem haben wie Deutschland, lässt sich vor allem an den Zähnen der Männer erkennen. „De hamd fuachdbare Zähnt“, erzählt Christa Habelsberger. Mit einem von „ihrana Buam“ musste sie deshalb nach Passau, zur Behandlung. In der Folge durfte der Patient eine Handvoll Tabletten einnehmen – pro Tag eine, versteht sich. „Owa in anan Dog is a kema und hod g’sogt: ‚Mama, aua‘. I han n’a gfrogt, ob a kui Tablettn mehr hod. Dawei hod as oile af oamoi g’numa.“
Ein anderer wiederum verkroch sich mit heftigen Kopfschmerzen tagelang in seinem Zimmer. Solange, bis sich die Mautherin langsam Sorgen machte. Der alarmierte Notarzt stellte fest, dass der Grund hierfür ein gefährliches Aneurysma war. Alltägliche Probleme im Hause Habelsberger. „Es is a grouße Aufgab'“, sagt Christa Habelsberger im typischen Mauther Dialekt. „Owa i duas gern.“
Verständigung? „Mit de Hend und mit de Fiass“
Freilich spielt dabei auch der finanzielle Aspekt eine Rolle, wie Christa Habelsberger ganz offen zugibt. Sie betont jedoch, dass sie keine sei, die nur „af’s Geijd aus is“. Im Gegenteil. Es gibt sogar eine „Sonderbehandlung“ für ihre zuagroastn Lieblinge. So wäscht sie die Kleidung der Asylbewerber und sorgt sich fast rund um die Uhr um die Jungs. Aber es gibt auch Aufgaben, die sie delegiert hat – zum Beispiel das Putzen. „Des hamds ma am Anfang ned glaubt. Owa i heijf ea scha“, sagt die Herbergsmutter.
Zuerst schaut sie etwas grimmig, entschlossen – dann tätschelt sie aber Kibrom, der – wie sollte es auch anders sein – lächelt. Anfangs war das auch das einzige Verständigungsmittel zwischen den verschiedenen Nationen. „Mid de Hend und mit de Fiass hama gredt“, beschreibt es Christa Habelsberger, die großen Wert darauf legt, dass auch Deutsch gesprochen wird – naja, wohl eher Boarisch. Fast wie auf Befehl begrüßt einen Ibrahim mit einem langgezogenem „Servuuuuuuuuuuuus“. Ein Hoch auf die Habelsberger’sche Erziehung – die allerdings häufig wieder von Neuem beginnt…
Denn schon einige Male wechselte die „Belegschaft“ der Asyl-Betten am Lusen. Der Abschied der bisherigen Asylbewerber war immer verbunden mit einer ordentlichen Portion Wehmut – wie es eben ist, wenn man eines seiner „Kinder“ verliert. „Se hamd immer g’sogd: Mama, bitte, bleiben“, erinnert sich Christa. Pause. Sie wechselt das Thema, schaut in die Runde und schwenkt wieder um zur streng-mütterlichen Regimentsführerin. „A boa hamd se beschwerd, weil in Mauth koa Remmidemmi is. I han eas dann gsogt, se soidn ja a Ruah gem. Do ka o i nix dafia, dass ba uns koa Remmidemmi is.“
Das gehört mit „Mama“ natürlich alles besprochen…
Während sich der Hog’n-Besuch der Asylbewerberunterkunft dem Ende zuneigt, bleibt die Haus-Herrin mit „ihrane Buam“ noch ein bisschen sitzen. Sie haben schließlich viel zu erzählen – einige wie Josef gehen noch in die Schule, andere machen Praktika. Wieder andere, so der studierte Lehrer Maher, sind noch auf der Suche nach einer Beschäftigung. Das gehört mit „Mama“ natürlich alles besprochen…
Helmut Weigerstorfer
Hallo:-) ich würde mich freun, wenn Sie mich kontaktieren würden:-) Ich habe ein sehr großes Anliegen, wegen eines somalischen Flüchtlings, welcher zur Zeit stationär im Freyunger Krankenhaus zur Psychotherapie ist. Bin erreichbar unter 017639243593 Schick recht nette Grüße Klaus Liebherr
Servus guadn dog i bin Naasir und bin a asyl wonhe i in perlesreut ,i woass scho mama Christa Habelsberger.
Aso Glückliche Dog da olle Mütta da Wäid.
eigentle Mama #christa is narrisch guad Mama. sie uns oiwei kümmern, wenn mia krank san, sie soagn uns , sie heifd oiwei wenn mia a Problem hom. i wunsche guads Lebn und guade Gsundheit Mama Christa Habelsberger
Schick recht nette Griaß Naasir hassan