Bayerisch Eisenstein/Železná Ruda. Die Ortschaft Železná Ruda (Markt Eisenstein) im Böhmerwald hat am vergangenen Dienstag, 3. Februar, an den 25. Jahrestag des Falls des Eisernen Vorhangs und die damals gebildete Menschenkette erinnert. Zum ersten Mal durften sich die Menschen jenseits des Grenzzauns wirklich frei fühlen. An der Spitze der Haupt-Akteure von damals war auch Ivan Kalina mit dabei, der vor 25 Jahren die Kette federführend mitinitiiert hatte. Die Feier wurde neben den politischen Honoratioren von „drent und herent“ auch von langjährigen Unterstützern des Kampfes für Freiheit – wie Lida Rakušanová und Šumava-Legende Emil Kintzl – besucht.
Bayerisch Eisensteins Bürgermeister Georg Bauer, dessen Opa aus Großwasser stammt:
„Eine wichtige Veranstaltung, die an die Menschen-Kette vor 25 Jahren mit gut 70.000 Teilnehmern zwischen der Kirche von Železná Ruda und Bayerisch Eisenstein erinnert. Einer der Hauptinitiatoren war damals Diplom-Ingenieur und Gemeinderatsmitglied von Markt Eisenstein, Ivan Kalina, der bei den Behörden am 3. Februar 1990, im Nachgang zur Samtenen Revolution in der Tschechoslowakei, mit viel Herzblut und Engagement einen Visum-freien Tag erwirkte. 70.000, so wie damals, waren’s diesmal nicht. Gut 500 Menschen, überwiegend von der tschechischen Seite, haben sich am Dienstag getroffen. Eine gute Nachbarschaft ist sehr wichtig. Und wenn die Sprachbarriere nicht wäre, hätten wir vermutlich zu den Tschechen ein genauso nachbarschaftliches Verhältnis wie zwischen Bayern und Österreich.“
Regens Landrat Michael Adam zeigt sich bewegt von den Erzählungen der Menschen:
„Als die Grenze in Bayerisch Eisenstein geöffnet wurde, war ich fünf Jahre alt. Ich denke, ich gehöre zur ersten Nachkriegsgeneration, die den Kalten Krieg nur noch von Fotos und Erzählungen kennt. Deswegen ist es mir ein besonderes Anliegen, dass die Zeit bis zur Wiedervereinigung Deutschlands nicht in Vergessenheit gerät. Ich war bei der Veranstaltung in Bayerisch Eisenstein von mehreren Dingen beeindruckt. Der Grenzaufbau, mit bewaffneten Wachmann und Stacheldraht, hatte fast schon etwas komisch-trauriges.
Bewegt und beeindruckt haben mich aber die Erzählungen der Menschen, die ich dort traf. Ich denke, dass wir die Erinnerung brauchen, um besonders schätzen zu können, was wir heute haben. Ich pflege als Landrat und auch persönlich gute Beziehungen zu meinen tschechischen Kollegen, Südböhmens Bezirkshauptmann Jiří Zimola und Pilsens stv. Bezirkshauptmann Ivo Grüner. Ich freue mich, dass wir uns auch kommunalpolitisch nicht nur begegnen und austauschen, sondern dass wir uns freundschaftlich und partnerschaftlich auf Augenhöhe treffen.“
Fotos: sumava.eu/da Hog’n