Freyung-Grafenau. Das eine ist vom anderen abhängig – und umgekehrt. Die Vernetzung von Bildung und Wirtschaft im Landkreis Freyung-Grafenau ist eine der Hauptaufgaben von Regionalmanger Stefan Schuster. Junge, potenzielle Fachkräfte sollen nach ihrem Schulabschluss in der Region gehalten, die heimischen Betriebe mit ausreichend qualifiziertem Personal versorgt werden. Am Montag, 9. Februar, findet zu diesem Thema die Infoveranstaltung „Warum in die Ferne schweifen…?“ für alle Gymnasiasten des Landkreises im Landgraf-Leuchtenberg-Gymnasium in Grafenau statt. Im Vorfeld spricht Regionalmanager Stefan Schuster im Hog’n-Interview über das Miteinander von Bildung und Wirtschaft sowie über die Qualität der hiesigen Schüler und Unternehmen.
„Man muss wissen, dass die Heimat etwas zu bieten hat“
„Warum in die Ferne schweifen …?“ – Herr Schuster, beantworten Sie doch diese Frage gleich mal selbst.
In die Ferne schweifen lohnt sich durchaus, um beispielsweise nach einer anstrengenden, fordernden Schulausbildung neue Eindrücke zu gewinnen; Erfahrungen gleich welcher Art – auch berufliche – zu sammeln, neue Menschen kennenzulernen. Kurz gesagt: Einfach über den Tellerrand hinausschauen. In die Ferne schweifen ist immer gut, wenn man weiß, wo man daheim ist, und dass einem die Heimat am Ende auch etwas zu bieten hat – auch berufliche Perspektiven.
Ziel der gleichnamigen Veranstaltung am 9. Februar ist die Vernetzung von Bildung und Wirtschaft. Was erwarten Sie sich davon?
Einen regen Austausch zwischen Schülern und Unternehmensvertretern. Die Experten, die für ihre Betriebe sprechen, sind bei derartigen Veranstaltungen immer mit Herzblut dabei und verstehen zu begeistern. Auf der anderen Seite warten im positiven Sinne neugierige Schüler, die oft noch nicht allzu viel darüber wissen, wie viele Unternehmen wir im Landkreis Freyung-Grafenau haben, die auf ihrem Gebiet zu den Global-Playern gehören.
Welche Berufssparten werden sich dort dann vorstellen?
Wir haben diesmal die Angebots-Palette noch erweitert. Insgesamt 20 Unternehmen, Einrichtungen und Institutionen werden sich bei der Veranstaltung präsentieren. Um beispielhaft einige Sparten aufzuzählen: Wir decken die „Kreativabteilung“ mit einer Werbeagentur ab, sprechen technisch Interessierte mit IT oder Maschinenbau an, wir zeigen, dass ein Bauunternehmen nicht nur den klassischen Maurer ausbildet, sondern auch im Dualen Studium beispielsweise den Bauingenieur. Überhaupt steht der Bereich „Verbundstudium oder Duales Studium“ ganz oben auf der Agenda. Wir haben aber auch den öffentlichen Dienst und die Fachschule für Physiotherapie in Freyung eingeladen.
„Ich denke, unterm Strich ist das Anreiz genug“
Wie kann das Miteinander von Schule und Betrieb noch weiter ausgebaut werden?
Das Regionalmanagement arbeitet in dieser Hinsicht in enger Abstimmung mit Wirtschaftsreferent Ralph Heinrich, der aufgrund seiner großen Erfahrung viel über die Wirtschaft im Landkreis weiß – er hat gute Kontakte zu den Verantwortlichen. Dadurch wird es leicht, Unternehmensvertreter zu gewinnen, die von der Idee begeistert sind, junge Leute im Landkreis zu halten oder nach einem Studium auch zurückzuholen. Für die Zukunft haben wir uns vorgenommen, gerade im Bereich „Handwerk“ noch mehr zu tun. Wir müssen versuchen, junge Menschen in die Betriebe zu bekommen, ihnen Handwerk schmackhaft machen.
Mit welchen „Leckerlis“ können die künftigen Fachkräfte in der Region gehalten werden?
Es gibt Regionen in Deutschland, in denen Lehrlingen bei erfolgreicher Ausbildung beispielsweise der Führerschein gezahlt wird. Ich bin nicht unbedingt ein Verfechter solcher Angebote. Ich finde, dass wir – und auch das geht nur mit den Unternehmen im Verbund – jungen Menschen zeigen müssen, dass die Arbeitsplätze in der Region hochwertig sind, dass vor allem die Qualität der Ausbildung stimmt und dass das Gesamtpaket „Landkreis Freyung-Grafenau“ überzeugt. Ich denke, unterm Strich ist das Anreiz genug.
Wie ist es um die Qualität unserer Gymnasiasten bestellt?
Von den reinen Zahlen her muss ich sagen: sehr gut. Nehmen wir beispielsweise als Indikator die Quote der Wiederholer in der Sekundarstufe, gehört der Landkreis Freyung-Grafenau zu den bayerischen Landkreisen mit den wenigsten „Sitzenbleibern“. Aus der persönlichen Erfahrung beispielsweise von den Seminartagen, bei denen angehende Abiturienten Arbeiten aus Praxis und Wissenschaft präsentieren, kann ich sagen, dass die drei Landkreisgymnasien ihre Schüler gut vorbereitet in Studium oder Beruf entlassen.
„Einige unserer Unternehmen sind auf ihrem Gebiet Weltmarktführer“
Und anders rum gefragt: Wie gut sind die Unternehmen im Landkreis Freyung-Grafenau aufgestellt?
Auch hier kann ich aus persönlichen Beobachtungen, die ich im Rahmen von Betriebsbesuchen sammeln durfte, sprechen. Ich bin jedes Mal begeistert, wenn ich sehe, was viele Betriebe aus der Region leisten. Einige sind auf ihrem Gebiet Weltmarktführer. Gleichzeitig tun die Unternehmen natürlich viel für die Ausbildung junger Menschen in der Region – und das ist ein unschätzbarer Wert!
Interview: Helmut Weigerstorfer