Schönberg. Wie Schönbergs Bürgermeister Martin Pichler am vergangenen Wochenende auf seiner Facebook-Seite bekannt gegeben hatte, sollen nun auch in der Martkgemeinde bis zu zwölf sogenannte unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge (umF) untergebracht werden – in der ehemaligen Knabenrealschule, im unmittelbaren Umfeld der Schönberger Kirche gelegen.
Nachsorgeinrichtung in Gebäude von historischer Bedeutung
Das Gebäude, das nun saniert und umgebaut wird, ist von historischer Bedeutung für den Markt Schönberg. Denn dort, wo die Nachsorgeeinrichtung für die Jugendlichen aus Nigeria, Eritrea und weiteren afrikanischen Ländern entstehen wird, waren auch sogenannte SS-Sippenhäftlinge wie der Theologe Dietriech Bonhoeffer während der Zeit des Nationalsozialismus untergebracht.
Als Betreiber der Einrichtung fungiert der Kreis-Caritasverband Freyung-Grafenau (KVC). Die Jugendlichen sollen dort längerfristig – Bürgermeister Pichler spricht von einem Zeitraum von zwei bis vier Jahren – eine Bleibe finden und mindestens bis zu ihrem 18. Geburtstag von Fachpersonal (5,5 Vollzeitarbeitsplätze, zirka 7 bis 8 Mitarbeiter) rund um die Uhr betreut werden. Ziel sei es, die Flüchtlinge in die Gesellschaft zu integrieren, ihnen den Schulbesuch und den Abschluss einer Berufsausbildung in heimischen Betrieben zu ermöglichen.
Der Eigentümer des Gebäudes, der die Räume an den KVC vermietet, sei kein „Glücksritter von irgendwoher“, wie Pichler betont, der sich mit der Einrichtung bereichern möchte, sondern ein „Hiesiger“, ein Bewohner des Ortes.
Stephan Hörhammer
–> siehe dazu auch: Minderjährige Flüchtlinge finden in Weißenstein neue Heimat
oida, moartl, red hoid a bisse deitlicha, wenn scho amoi a kamera af di g’richt is…
so begrüßenswert ich es finde, dass auch in schönberg das thema nun angegangen wird und man sich positiv und solidarisch auf geflüchtete zu bewegt und die resonanz zustimmend ist, gibt es aus diesem interview einen punkt, der hier doch einen sehr bitteren beigeschmack hinterlässt. denn ich denke, gerade an einem tag, an dem die befreiung von ausschwitz genau siebzig jahre her ist, könnte sich martin pichler doch bitte eine andere rhetorik zu recht legen, als davon zu reden, dass sich „der kreis wieder schließt“, wenn jetzt die geflüchteten in einen ehemaligen kerker für ss-sonderhäftlinge untergebracht werden.
ich unterstelle pichler sicherlich keine bösartigkeit, aber so eine aussage wirkt arg daneben – welcher kreis schließt sich denn? etwa der, dass vor 70 jahren menschen unter den grausamsten bedingungen in diesem haus „untergebracht“ wurden und es heute nun wieder zur unterbringung von menschen dient, die nicht teil der präferierten mehrheitsgesellschaft sind?!
eine etwas sensiblere formulierung und vor allem eine breitere kontextualisierung von solchen aussagen wäre mehr als angebracht!