Jandelsbrunn. „Als traditionsreiches Unternehmen können wir auf jahrzehntelange Erfahrung zurückgreifen. Private wie gewerbliche Bauherren profitieren aus unserer Erfahrung und innovativer Technik, die wir stets einsetzen, um ein optimales Ergebnis für unsere Kunden zu erzielen“, ist auf der Homepage der Zimmerei Lang aus Jandeslbrunn zu lesen. Das Unternehmen besteht seit 1948 und zählt derzeit 15 Angestellte. Christa Lang, Ehefrau von Geschäftsführer Josef Lang, spricht im Hog’n-Interview über die Themen Ausbildung, Schule und Aufstiegschancen im Handwerk. Außerdem verrät sie, was ein Schulabgänger für den Handwerksberuf des Zimmerers mitbringen sollte.
„Das Baugewerbe ist halt immer noch eine Männerdomäne“
Frau Lang. Beschreiben Sie unseren Lesern bitte kurz Ihren Betrieb.
Die Zimmerei Lang in Jandelsbrunn ist ein mit allen in dieser Branche üblichen Arbeiten und Leistungen ausgestatteter Zimmereibetrieb: Wir fertigen Dachstühle, Holzhäuser in Holzständerbauweise, Wintergärten, Ingenieurholzbau, bauen Dachfenster ein, bieten Altbausanierung an, beschäftigen uns mit Denkmalschutz und sind Fachbetrieb für Asbestsanierungen. Derzeit sind 15 Mitarbeiter – Zimmerer, Bauzeichner, Büroangestellte – bei uns beschäftigt.
Welche Ausbildungsberufe bieten Sie an?
Wir bilden aus zum Zimmerer und Bauzeichner.
Wie viele Azubis haben Sie derzeit?
Derzeit gibt es in unserer Firma zwei Auszublidende, die das Zimmerer-Handwerk erlernen, sowie einen Umschüler zum Bauzeichner.
Mit welchen Abschlüssen bewerben sich die Schulabgänger bei Ihnen?
Mit allen möglichen Abschlüssen – vom Hauptschulabschluss bis zum Abitur ist alles mit dabei.
Gibt es mehr männliche oder gibt es mehr weibliche Bewerber?
Berufsbedingt bewerben sich mehr männliche Jugendliche, aber auch Mädchen – was sich nach einem Praktikum dann doch häufig als schwierig erweist. Die Anerkennung von Mädchen im Baugewerbe ist schon schwierig, aber natürlich nicht unmöglich. Das Baugewerbe ist halt immer noch eine Männerdomäne.
„Aufstiegschancen sind im Handwerk genauso gut wie anderswo“
Kommen die Bewerbungen ausschließlich aus der Region?
Bis jetzt nur aus der Region, richtig.
Wie viele Bewerbungen erhalten Sie im Schnitt jährlich? Geht die Anzahl der Bewerbungen zurück?
Rund fünf Bewerbungen pro Ausbildungsjahr, die Tendenz ist eher rückläufig.
Woran liegt das? Sind Handwerksberufe vielleicht nicht mehr so gefragt?
Zimmerer ist durchaus noch ein gefragter Beruf, abschreckend wirkt die als schwer eingeschätzte Arbeit und die Arbeit bei Wind und Wetter.
Was antworten Sie denjenigen Schulabgängern, die behaupten „Ein handwerklicher Beruf ist mir zu anstrengend“ oder „Damit kann ich kein Geld verdienen“?
(überlegt kurz) … arbeiten muss man überall… und wer fleißig ist, wird es in jedem Beruf zu etwas bringen. Die Aufstiegschancen sind im Handwerk genauso gut wie anderswo, davon bin ich überzeugt. Es gibt auch im Bereich des Handwerks sehr gute Weiterbildungsmöglichkeiten.
Wenn Sie 20 Jahre in die Vergangenheit blicken: Was hat sich in Ihrer Branche in Sachen Ausbildung alles getan, was hat sich verändert?
Der Stellenwert des Handwerks hat sich meiner Meinung nach sehr verschlechtert. Viele Jugendliche, so mein Eindruck, wollen nicht körperlich-handwerklich tätig sein. Bürojobs sind da heute viel beliebter…
Sind die Anforderungen an die Azubis gestiegen?
In unserem Beruf als Zimmerer war schon immer ein gutes Verständnis im Bereich Mathematik und ein gutes Vorstellungsvermögen gefragt. Die Anforderungen sind insgesamt höher geworden. Die Gesellenprüfung setzt ein hohes Maß an praktischem und theoretischem Können voraus. Den heutigen Leistungsdruck kann man auch hier spüren.
„Handwerksberufe insgesamt attraktiver machen“
Was sollte aktuell an der Ausbildungssituation in Ihrem Handwerksberuf verbessert werden?
Handwerksberufe müssten insgesamt attraktiver gemacht werden, was meiner Meinung nach auch die Aufgabe der Schulen, und natürlich auch des Elternhauses ist. Heute wird doch schon den Grundschülern vermittelt, dass man nur was wert ist, wenn man Abitur hat und studieren kann. Eine Vermittlung des guten Stellenwerts einer handwerklichen Ausbildung wäre hier gefragt. Wir brauchen doch auch in Zukunft Fachkräfte – seien es Zimmerer, aber auch Bäcker, Metzger, Mechaniker….
Hat es der Bayerische Wald in Bezug auf Ihr Handwerk schwerer als woanders in Deutschland?
Nein, dem würde ich nicht zustimmen. Holzbau ist zur Zeit gefragter denn je.
Werden die Schüler in unseren Breitengraden heutzutage gut genug auf die Berufswelt vorbereitet?
Das ist natürlich abhängig von der jeweiligen Schule. Mittelschulen sind sehr aktiv, Realschulen und Gymnasium machen diesbezüglich hingegen sehr wenig. Gerade Handwerksbetriebe müssen hier meist selber aktiv werden und z.B. Praktikumsplätze anbieten, bei Veranstaltungen in den Schulen mitwirken, indem sie etwa Fortbildungs- und Aufstiegsmöglichkeiten aufzeigen. Sie müssen ebenso genügend Ausbildungsplätze anbieten und gute Abschlüsse auch honorieren.
Wie ist es um die soziale Kompetenz der heutigen Azubis/Bewerber bestellt?
Die Sozialkompetenz der heutigen Azubis ist unserer Erfahrung nach genauso gut bzw. schlecht wie früher. Ein Azubi, der im Handwerk arbeiten will, beweist seine Sozialkompetenz doch durch Teamfähigkeit, Motivation und Fleiß. Ohne diese Eigenschaften ist ein Arbeiten im Baugewerbe auch schlecht möglich.
Was sollte ein Schüler mitbringen, der eine Ausbildung bei der Zimmerei Lang beginnen möchte?
Optimal sind natürlich handwerkliches Geschick, Vorstellungsvermögen und ein gutes Zahlenverständnis. Genauso wichtig sind aber auch Teamfähigkeit und Zuverlässigkeit.
An welchen Stellschrauben muss gedreht werden, damit im Bayerwald die Ausbildungschancen wieder steigen?
Insgesamt betrachtet ist der Bayerische Wald doch recht schlecht aufgestellt mit seiner Industrie und den wenigen Großbetrieben. Die Ausbildungsmöglichkeiten beschränken sich dann doch auf ein sehr überschaubares Maß. Eine gute Ausbildung ist aber trotzdem möglich. Weiterbildungen führen zu besseren Qualifikationen, jedoch später leider auch häufig zum Wegzug junger, gut qualifizierter Leute. Hier sind natürlich die Betriebe gefragt: Es geht darum, gute Ausbildungsplätze anzubieten mit Aussicht auf spätere Übernahme im Betrieb. Aber auch die Gemeinden und Städte sind gefordert. Eine Ansiedlung von Gewerbebetrieben im ländlichen Raum müsste von den Kommunen besser gefördert werden. Der Mangel an Gewerbegrund und die behördlichen Hürden machen’s auch den Firmen nicht einfach…
Interview: Stephan Hörhammer