Röhrnbach/Mbale. Geboren, um zu reisen – dieser Satz trifft wohl auf keinen besser zu wie auf Johannes Gress aus Röhrnbach. Nach seinem Abitur verbrachte der 20-Jährige neun Monate am anderen Ende der Welt, genauer gesagt in Neuseeland. Und nun geht es auf nach Uganda, dort wird er sozial benachteiligte Kinder unterrichten. Warum er das macht und warum ihn das Reisefieber gepackt hat, erklärt Johannes Gress im Gespräch mit dem Onlinemagazin „da Hog’n“. Künftig wird er auch an dieser Stelle von seinem Aufenthalt in Afrika berichten. Zum Einstieg: Ein Reisesteckbrief …
Die Eckdaten
- Start am 23. Oktober über „Umwege“ (München, Heidenheim, Stuttgart, Wiesbaden, Münster, Saarbrücken, Grenoble und wahrscheinlich Turin) nach Entebbe (Besuch von mehreren Neuseelandbekanntschaften)
- Anstellung in der Nähe von Mbale (Ostuganda), Primary School für Waisen und sozial benachteiligte Kinder, Nachmittagsbetreuung, Selbstversorger, Aufenthalt für vorraussichtlich drei Monate (Visumsbeschränkung)
- Unterkunft bei einer Gastfamilie; Vorbereitungen relativ „übersichtlich“ aufgrund der kurzfristigen Änderung (geplante Westafrikareise vor drei Wochen aufgrund der Ebola-Epedemi gestrichen)
Woher kommt das Reisefieber?
- Lebensweg teilweise schwer nachvollziehbar für Außenstehende, mit Worten sehr schwer vermittelbar;
- Unglaubliche Erfahrungen mit verschiedenen Kulturen, deren sozialen Hintergründen und Lebensansichten –> veränderter Blickwinkel, veränderte Lebenseinstellung
- Erkennen der wirklich wichtigen Dinge im Leben
- „Reisen“ ist für mich kein Urlaub, es ist Leben mit minimalstem Budget: dadurch lernt man einfache Dinge, wie die Natur oder den eigenen „Wohlstand“ (ich bin gesund, ich habe zu jederzeit Zugang zu Nahrung, in meinem Land gibts weder Krieg noch Armut, ich habe Zugang zu freier Bildung …) einfach viel mehr zu schätzen
- Erkenntnis das Geld, Reichtum, Wohlstand nicht der Schlüssel zu einem glücklichen Leben ist.
- Frage nach Ziel im Leben: Karriere, Geld, Haus = Oberste Vorraussetzung glückliches Leben? Wenn ich manchmal auf Leute treffe, die schlecht gelaunt sind, weil ihre Sitzheizung nicht funktioniert, ihr Kaffee zu wässrig ist, weil es heute schon den dritten Tag in Folge zu heiß oder kalt ist, oder sie im Flugzeug nicht am Fenster, sondern am Gang sitzen müssen, beantwortet sich diese Frage eigentlich schon von selbst. Genau aus diesem Grund glaube ich nicht, dass unser immerwährender Materialismus jemals zu einem glücklichen Leben führen wird. Die einzige Folge wird sein, dass wir unnötig Ressourcen verschwenden und somit unsere Erde langsam aber sicher den Bach runter geht.
Warum ausgerechnet Afrika?
- Landschaftlich unglaublich reizvoll
- Nicht vorhandener Materialismus, auf mich wirken die meisten Afrikaner „menschlicher“ und glücklicher – trotz ihrer „Armut“
- Gleichzeitig: Möglichkeit eigenen Engagements
Warum engagierst Du Dich bei sozialen Projekten?
- Reden als 1. Schritt, aber meist nur begrenzte Wirkung, deshalb ist es wichtig zu handeln
- „Wer glaubt kleine Dinge können nichts verändern, hat noch nie eine Nacht mit einem Mosquito im Zimmer verbracht“
- Wenn ab morgen jeder seinen Zigarettenstummel ordnungsgerecht entsorgt, ist schon einiges bewirkt. Und trotzdem wird sich dabei keiner ein Bein ausreißen.
- Ich habe mir irgendwann während meiner Neuseelandreise die Frage gestellt: „Was hast du in deinem Leben bereits an dem Zustand dieser Welt verändert?“ – meine eigene Antwort war sehr ernüchternd
- „Reinschnuppern“ durch Arbeit mit Asylbewerbern in Perlesreut/Lindberg
- Persönlicher Kontakt zu stark leidgeprüften Menschen
- Verlangen mehr zu tun; Motivation durch stärkere Vernetzung, verbesserte Situation und Anerkennung
da Hog’n
–> (2) “It’s like an angel pisses in your mouth” – Johannes Gress’ Umwege nach Uganda
–> (3) Uganda calling, oder: Johannes Gress kurz vor seinem großen Ziel
–> (4) Anderes Land, anderer Kontinent, anderer Planet – Johannes Gress’ erste Tage in Uganda
–> (5) Der gesunde Mix aus Planlosigkeit, Gleichgültigkeit und Chaos – der Alltag in Uganda
–> (6) Alltag in Ostafrika: Uganda – das Land der unnormalen Normalität
–> (7) Kinder mit trockenen Lippen und leerem Blick – die andere Seite Ugandas
–> (8) Unterhaltung á la Uganda: “You whites, you got the watches, but we Ugandans, we got the time”
–> (9) Johannes Gress: “Manchmal macht mich dieses Land einfach unglaublich wütend”
–> (10) Soll Afrika mal so aussehen wie Europa? Ist das das Ziel für alle Entwicklungsländer?
–> (11) Johannes Gress und sein ganz persönliches Osterwunder in Uganda
–> (12) Afrika-Hilfe: Reine Nächstenliebe oder durchdachtes Kalkül?
–> (13) „Servus, Afrika!“ – für Johannes Gress geht’s wieder hoam in den Woid…
Klasse Mann, der Grace Koal ;-) !