Waldkirchen. Denkt man an das Modehaus Garhammer, kommen einem wahrscheinlich sofort die unzähligen Kleidungsstücke in den Sinn. Doch das Waldkirchener Unternehmen ist mehr als nur Kleidung, mehr als nur aktuelle Trends. Was viele nicht wissen: Mit 450 Mitarbeitern zählt Garhammer zu den größten Betrieben in der Region, hinzu kommen noch rund 30 Auszubildende. Im Gespräch mit dem Onlinemagazin „da Hog’n“ wirft Marketing-Leiterin Renate Kobler einen Blick auf die Ausbildungssituation in der eigenen Firma und im Bayerischen Wald. I mog wos wean!
Frau Kobler, bitte beschreiben Sie kurz Ihren Betrieb kurz.
Garhammer ist ein stationärer Textileinzelhandel mit über 9000 Quadratmeter Verkaufsfläche. Unser Sortiment reicht von der mittleren Einstiegspreislage bis hin zum Premiumbereich. Wir haben zirka 63.000 Stammkunden aus ganz Ostbayern und darüber hinaus, aus dem grenznahen Tschechien und Oberösterreich. Derzeit sind bei uns in Waldkirchen um die 450 Mitarbeiter beschäftigt. Neben dem Einzelhandel gibt es seit September auch Gastronomie in unserem Haus – das Restaurant Johanns und das Cafe Mocca.
„Branchenbedingt haben wir überwiegend weibliche Bewerber“
Welche Ausbildungsberufe bieten Sie an?
Kaufleute im Einzelhandel, Gestalter für visuelles Marketing, Änderungsschneider, Kaufleute für Bürokommunikation, Handelsfachwirt und Kaufleute für Marketingkommunikation. Im Gastronomie-Bereich: Koch und Restaurantfachleute.
Wie viele Azubis haben Sie derzeit?
Aktuell haben wir 30 Auszubildende vom 1. bis zum 3. Lehrjahr. Zwei Mitarbeiter machen ein Duales Studium, drei befinden sich auf dem Weg zum Handelsfachwirt.
Mit welchen Abschlüssen bewerben sich die Schulabgänger bei Ihnen?
Mittel-, Real- und Wirtschaftschulabschluss sowie Abitur
Bewerben sich mehr männliche als weibliche Jugendliche?
Branchenbedingt haben wir überwiegend weibliche Interessenten.
Kommen die Bewerbungen ausschließlich aus der Region?
Ja, der überwiegende Teil der Bewerbungen kommt aus der Region
Wie viele Bewerbungen erhalten Sie im Schnitt jährlich?
Wir hatten im vergangenen Jahr – inklusive Handelsfachwirten und dualen Studiengängen – zirka 70 Bewerbungen. Die Zahl ist seit zwei Jahren wieder stabil, aber natürlich deutlich kleiner als noch vor fünf Jahren. Wir investieren viel Zeit und Geld, um Nachwuchs zu gewinnen – beispielsweise durch Schulbesuche und Ausbildungsmessen.
Was antworten Sie denjenigen Schülern, die behaupten „Das ist mir zu anstrengend!“ und „Damit kann ich kein Geld verdienen“?
Wir bieten talentierten jungen Menschen einen sicheren Arbeitsplatz bei einem der größten und sehr renommierten Arbeitgeber in der Region, interessante Ausbildungsberufe mit sehr guten Karriere-Perspektiven und leistungsorientierter, übertariflicher Bezahlung.
„… im gleichen Maße steigen die Anforderungen an unsere Azubis“
Was müssen Bewerber mitbringen, um bei Garhammer erfolgreich zu sein?
Hier alles aufzulisten, würde den Rahmen sprengen, daher nachstehend die wichtigsten Eigenschaften, die Ausbildende in unserem Haus – damals wie heute – mitbringen müssen: Absolute Serviceorientierung, Fachkompetenz, Affinität für Mode und Trends, Freude am Verkauf und Umgang mit Menschen.
Sind die Anforderungen an die Azubis gestiegen?
In gleichem Maße, wie die Erwartungen unserer Kunden an unser Haus steigen, steigen auch die Anforderungen an unsere Auszubildenden.
Was könnte aktuell an der Ausbildungssituation verbessert werden?
Die theoretische Ausbildung, sprich die Lerninhalte der Berufsschulen gerade im Einzelhandel, könnten branchenspezifischer gestaltet werden.
Hat es der Bayerische Wald schwerer als andere Standorte in Deutschland?
Wie alle Unternehmen in unserer Region müssen wir uns aktiv den Herausforderungen des demographischen Wandels und der Abwanderung qualifizierter junger Menschen in Ballungsgebiete stellen.
Werden die Schüler in unseren Breitengraden heutzutage gut genug auf die Berufswelt vorbereitet?
Das ist sicher von Schultyp zu Schultyp und auch von Schule zu Schule unterschiedlich, grundsätzlich wünschen wir uns natürlich größtmögliche Einbeziehung praxisrelevanter Lerninhalte oder auch, wie bereits üblich, das Absolvieren von Pflichtpraktikas.
„Unsere Region kann mit gebührendem Selbstbewusstsein auftreten“
Wie ist es um die „Soziale Kompetenz“ der heutigen Azubis und Bewerber bestellt?
Auch hier lässt sich keine allgemeingültige Aussage treffen, hier sind häufig große, individuelle Unterschiede spürbar.
An welchen Stellschrauben muss gedreht werden, damit im Bayerwald die Ausbildungschancen wieder steigen?
Unsere Region kann und darf mit gebührendem Selbstbewusstsein auftreten. Seitens der Politik wünschen wir uns, dass Investitionen nicht überwiegend in Ballungsräume gelenkt werden.
Interview: Helmut Weigerstorfer