Freyung-Grafenau. Die momentane Situation des Nationalparks sowie die Debatte um die Naturzonenausweisung war der Anlass für den Fraktionsvorsitzenden der Freien Wähler im Bayerischen Landtag, Hubert Aiwanger, sich vor Ort zu informieren, wie einer Mitteilung des Pressebüros von MdL Alexander Muthmann zu entnehmen ist. Der Landtagsabgeordnete traf sich mit Bezirksrat Heinrich Schmidt und Aiwanger mit Nationalparkchef Dr. Franz Leibl zu einem Ortsgespräch am Lackaberg.
75 Prozent bis 2027 – „derzeit sind wir bei 57 Prozent“
Leibl erklärte dabei, dass laut Nationalparkverordnung bis zum Jahr 2027 75 Prozent der Nationalparkfläche als Naturzonen ausgewiesen werden müssen, in denen keine menschlichen Eingriffe und daher auch keine Borkenkäferbekämpfung stattfinden. „Derzeit sind wir bei rund 57 Prozent“, wusste Leibl zu berichten. Laut aktuellem Nationalparkplan zur Umsetzung der Verordnung sollen Naturzonen in den Hochlagen erst ganz zum Schluss ausgewiesen werden. Der jetzt diskutierte Naturzonenvorschlag, so Leibl, sei ein Angebot an die Region: Demnach sollten im Jahr 2015 vor allem die Bereiche der Hochlagen als Naturzone ausgewiesen werden, in denen es durch ausgedehnte Windwürfe (bedingt durch den Orkan Kyrill 2007 und ein Sommergewitter 2011) und anschließenden Borkenkäferbefall keinen großflächigen schutzfähigen reifen Fichtenbestand mehr gibt.
Abgerundet wird dieser Vorschlag durch Flächen, die direkt an der tschechischen Grenze liegen und an die bestehende Naturzone des Nationalparks Sumava grenzen. „Durch diesen Vorschlag können wir in den unteren Lagen des Erweiterungsgebietes den alten, reifen Fichtenwald länger vor dem Borkenkäfer schützen“, erläuterte der Nationalparkchef. Dieser Vorschlag muss nun im kommunalen Nationalparkausschuss beraten werden. Sollte das Gremium der Bürgermeister und Landräte der Nationalparkregion das Angebot nicht annehmen, werde die Nationalparkverwaltung – wie ursprünglich vorgesehen – im unteren Bereich mit den Ausweisungen der Naturzonen fortfahren.
„Zu viele Negativschlagzeilen können Tourismus schaden“
„Wichtig für die Akzeptanz weiterer Naturzonen ist eine enge Abstimmung auch mit den privaten Waldbesitzern“, erklärte Hubert Aiwanger. Man müsse versuchen, Interessenskonflikte zu lösen und Gespräche auf sachlicher Ebene zu führen. „Gerade auch im Übergangsbereich zwischen Nationalpark und Privatwald müssen alle Anstrengungen unternommen werden, um Borkenkäferprobleme zu vermeiden“, sagte Aiwanger.
Muthmann ging auch auf die touristische Bedeutung des Nationalparks ein: „Der Park ist ein Besuchermagnet und ein Mehrwert in touristischer Hinsicht.“ Dies müsse man bei der Diskussion auch immer im Hinterkopf behalten. „Ohne das Schutzgebiet hätten wir beispielsweise wohl nicht den Baumwipfelpfad bekommen. Wir müssen die Chancen des Tourismus auch für die Zukunft noch weiter entwickeln. Zu viele Negativschlagzeilen über den Nationalpark können dem Tourismus nur schaden, deshalb müssen wir vor Ort einen gemeinsamen Nenner aller Beteiligten finden und nach außen vertreten.“
da Hog’n