Passau. Kunst ist etwas, das man erst mit der nötigen Lebensreife so richtig wahrnimmt – heißt es immer wieder. Kunst ist etwas, das uns eigentlich täglich begegnet, wenn auch unwissentlich. Die gebürtige Berlinerin Dr. Josephine Gabler leitet das Museum Moderner Kunst in Passau. Die Kunsthistorikerin weiß, was es heißt, Kunst der breiten Masse näher zu bringen. Im Interview mit dem Onlinemagazin „da Hog’n“ spricht die 53-Jährige über die Kunst-Szenerie in der Region, über ihre Einrichtung und über den Wandel der Museen.
Frau Dr. Gabler, ganz allgemein gefragt: Welche Ziele verfolgt das MMK Passau?
Wir stellen Kunst aus (lacht). Nein, im Ernst: Wir wollen der Bevölkerung nahebringen, wie vielfältig Moderne Kunst sein kann.
Seit 20 Jahren gibt es das MMK nun in Passau. Auf welche Höhepunkte dürfen Sie zurückblicken?
Da fällt mir natürlich die Ausstellung zum tschechischen Kubismus ein. Aber auch Künstler wie Lionel Feininger, Otto Dix, Käthe Kollwitz, Keith Haring, Christo und Jeanne Claude, Yoko Ono waren im MMK schon Thema. In den vergangenen 20 Jahren haben wir über 300 Ausstellungen gezeigt.
„Was Kunst angeht, hat Passau eine glorreiche Vergangenheit“
Museumgründer Hanns Egon Wörlen kämpfte lange dafür, dass in Passau ein Museum für Moderne Kunst seinen Platz findet. Warum?
Das Museum ist ja 1990 in Passau eröffnet worden. Bis zu diesem Zeitpunkt gab es in vergleichbaren Städten keine Museen, die sich ausschließlich mit bildender Kunst beschäftigt haben. Die Stadtväter hatten dann die Sorge, ob eine solche Einrichtung überhaupt funktionieren kann. Letztlich konnte sie aber Hanns Egon Wörlen von seiner Idee überzeugen, sodass das Projekt wohlwollend begleitet worden ist. Generell hat ja Passau eine glorreiche Vergangenheit, wenn es um Kunst und Kultur geht.
Immer wieder zu hören: Die Kultur- und Museum-Schiene gilt unter jungen Menschen als uncool. Können Sie das bestätigen?
Nein. Wir haben relativ viele Studenten, die unsere Einrichtung besuchen – darüber hinaus haben wir jährlich über 1000 Schüler im Haus. So uncool können wir also nicht sein. Das Museum als heiliger Tempel, in dem man ganz still sein muss und sich erfurchtsvoll die Bilder anschaut – diese Zeiten sind längst vorbei.
Wie kann mal als Museum weiter dazu beitragen, dass Kunst und Kultur mehr in den Mittelpunkt rückt?
… mit lebendigen Führungen, viel Didaktik, Filmen. Wir müssen weg vom sturen Aufsagen von irgendwelchen Fakten.
Der Niederbayer gilt oftmals als nicht so weltoffen. Stimmt das aus Ihrer Sicht?
Nein, überhaupt nicht. Wir haben einen regen Kreis aus Menschen aus Passau und Umgebung, die sehr treu und regelmäßig in unser Haus kommen. Diese Kunstbegeisterten begleiten uns auf Kultur-Reisen und besuchen auch auf eigene Faust viele Ausstellungen.
Kunst ist also in unserer Region keine Nebensächlichkeit?
Genau so ist es. Von Bayerisch Eisenstein bis Finsterau, in Frauenau – in vielen verschiedenen Orten wird Kunst und Kultur gemacht und präsentiert. In der Gegend hat sich eine rührige Kunst-Szene niedergelassen, was uns freilich sehr freut.
Welche Woid-Künstler zählen Sie zu den „Großen“?
Vor allem Heinz Theuerjahr und Wilhelm Niedermayer, den wir im nächsten Jahr zeigen. Das entspricht auch unserem Prinzip: Wir wollen im Museum regionale, aber auch überregionale Künstler präsentieren.
Welche großen Ausstellungen sind demnächst im MMK Passau geplant? Welche Ziele verfolgen Sie generell für die Zukunft?
2015 wird es unter anderem drei Ausstellungen geben – Meret Oppenheim, Salvador Dali und Francisco de Goya. Ein sehr weit gespanntes Programm, eine Zeitreise vom 19. bis Mitte des 20. Jahrhunderts.
Vielen Dank für das Interview – und alles Gute für die Zukunft.
Interview: Helmut Weigerstorfer