Schönberg. Wo diese beiden Männer sind, da wird gemordet. Nein, ganz so schlimm ist es dann doch wieder nicht. Fest steht aber: Alexander Frimberger aus Schönberg und Lothar Wandtner aus Riedlhütte haben sich als Duo in der Krimi-Szenerie einen Namen gemacht – als Autoren-Gespann in der Literatur-Welt, versteht sich. Nachdem die beiden Waidler mit den Erzengel-Thrillern einen erfolgreichen Einstand haben feiern können, haben sie nun mit dem 1. Krimifestival im Bayerischen Wald, den Mord(S)Tagen, die von 10. Oktober bis 22. November stattfinden, einen neuerlichen „dicken Fisch“ an der Angel. Im Interview mit dem Onlinemagazin „da Hog’n“ erzählen die beiden, wie sie auf diese Idee gekommen sind und welche Erwartungen sie haben.

Nach den Erzengel-Thrillern setzen Sie nun mit dem Krimifestival „Mord(S)Tage“ im Bayerischen Wald noch eins drauf. Reicht es Ihnen nicht, als Autoren zu arbeiten?
Alexander Frimberger: Nein, bei weitem nicht (lacht). Der Erfolg unserer Thriller hat uns selber am meisten überrascht. Gleichzeitig hat uns das motiviert, noch mehr für den Krimi im Bayerischen Wald zu tun. So haben wir irgendwann für uns selbst das Ziel ausformuliert, den Bayerischen Wald zur Krimi-Region zu machen. Weil wir glauben, dass in unserer Heimat so viel Potenzial steckt, sie aber vom Literaturbetrieb immer noch viel zu stiefmütterlich behandelt wird.
„Wir sind zwei Verrückte, die einfach nur Spaß an der Sache haben“
Lothar Wandtner: Außerdem wird immer nur geschimpft, dass sich im Bayerwald nichts rührt. Das ist grundlegend falsch, denn das kulturelle Angebot bei uns ist überwältigend, wenn man sich einmal eingehend damit befasst, was in den Städten und Gemeinden geboten wird. Ein Schattendasein führt in diesem Zusammenhang noch die Literatur. Weil es aber ganz einfach so ist, dass wir zwei Verrückte sind, die einfach nur Spaß an der Sache haben, wollen wir mit den Mord(S)Tagen eine neue Seite im kulturellen Angebot unserer Heimat aufschlagen.

Es sind fast 30 Veranstaltungen geplant – von Krimi-Lesungen bis hin zum Krimi-Dinner, das speziell für die Mord(S)Tage geschrieben wird. Wie sind Sie auf diese Ideen gekommen?
Wandtner: Ganz einfach: Wir sitzen den ganzen Tag in unserem Büro in Schönberg und reden über Gott und die Welt. Irgendwann rutscht dann einem von uns der Satz raus: „Das könnten wir mal probieren.“ Zum Beispiel im vergangenen Jahr wollten wir probieren, einen Wettbewerb für Krimi-Kurzgeschichten auszuloben. Am Schluss hatten wir 92 Beiträge und es entstand ein Buch mit 240 Seiten.
Frimberger: Das Geheimnis ist vielleicht, dass wir uns nicht lange damit aufhalten, mögliche Hindernisse oder Probleme zu diskutieren, sondern positiv an die Sachen heran gehen. Vor vier Jahren hat einer von uns gesagt: Eigentlich könnten wir einen Krimi zusammen schreiben. Jetzt kommt im Oktober der vierte Band heraus. Es geht einfach immer weiter und weiter.
Konkurrenz? „Alle die kommen, zählen zu unseren Lieblingsautoren“
Dahinter musst doch ein Team an Helfern und Unterstützern stehen, oder?
Frimberger: Das Team sind bisher wir zwei. Gott sei Dank stehen unsere Familien hinter uns, sonst würde das natürlich nicht funktionieren.
Zu den Mord(S)Tagen bieten Sie eine Reihe von bekannten Krimi-Autoren auf. Wie haben Sie diese ausgewählt? War es schwierig, so namhafte Leute wie Joe Bausch oder Jörg Maurer in den Bayerischen Wald zu holen?
Frimberger: Auch das hat uns überrascht: Alle die kommen, zählen zu unseren Lieblingsautoren. Keiner von ihnen hat gezögert, sie haben alle sofort zugesagt.
Wandtner: Es sind alles Wunschkandidaten von uns, keiner von ihnen ist so etwas wie ein Ersatz für jemanden, der abgesagt hätte. Nur eine Autorin hatte kein Interesse. Na gut, ist auch nicht schlimm.

Denken Sie da nicht manchmal darüber nach, dass Sie sich die eigene Konkurrenz eingeladen haben, die Ihnen die Leser wegnehmen?
Wandtner: Ach Gott, nein. Genau das Gegenteil ist der Fall: Wir wollen zeigen, was für eine Vielfalt das Genre Krimi und Thriller bietet. Je mehr Facetten vorgestellt werden, umso besser ist es. Ich denke, dass auch wir selbst davon profitieren können.
Also steckt irgendwo die Absicht dahinter, mit den Mord(S)Tagen den Verkauf Ihrer eigenen Bücher anzukurbeln? Ist das Krimifestival eine bessere Werbe-Veranstaltung für Ihre Thriller?
Frimberger: Wenn der eine oder der andere aufgrund der Mord(S)Tage auf die Idee kommt, einen unserer Thriller zu kaufen, nehmen wir das dankbar als Geschenk an. Es wäre aber viel zu durchsichtig, wenn wir andere Autoren vor unseren eigenen Karren spannen würden. Außerdem gibt es bestimmt Werbe-Aktionen, bei denen wir viel weniger Aufwand, Arbeit und auch finanzielles Risiko in Kauf nehmen müssten.
Wandtner: Die Mord(S)Tage sollen vor allem eine Werbe-Veranstaltung für den Bayerischen Wald sein. Es gibt Krimifestivals in großen Städten, wie München. Wir wollen erreichen, dass die Leute auch außerhalb unserer Heimat sagen: Ja da schau her, im Bayerischen Wald gibt es so etwas auch.
„Wir haben den gleichen Humor, sehen die Welt auf ähnliche Weise“
Sie sagen, Sie arbeiten gemeinsam in einem Büro in Schönberg. Sie schreiben Ihre Thriller, Sie planen die Mord(S)Tage – wie oft kommen Sie sich dabei in die Haare, wenn man sich ständig mit krimineller Energie beschäftigt?
Wandtner: Was uns niemand glaubt: Seit vier Jahren arbeiten wir eng zusammen und wir haben in der Zeit noch kein einziges Mal gestritten. Je mehr wir in unseren Thrillern morden, um so harmonischer gestaltet sich unsere Zusammenarbeit. Das Einzige, das uns manchmal zur Verzweiflung bringt, ist unser gemeinsamer Hang zum Chaos.
Frimberger: Dass wir uns in dieser Konstellation gefunden haben, ist wirklich ein unglaublicher Glücksfall. Wir haben den gleichen Humor, sehen die Welt zumeist auf ähnliche Weise – und vor allem trägt keiner von uns eine falsche Verletzlichkeit mit sich herum. Damit will ich sagen: Wir gehen kritisch miteinander um, aber wir neigen beide nicht dazu, den Beleidigten zu spielen. Weil wir in den vielen Jahren als Journalisten gelernt haben, dass Kritik in erster Linie dazu beiträgt, immer besser werden zu können.

Letztes Jahr haben Sie den Ralf-Bender-Preis ausgelobt, dieses Jahr gibt es die Mord(S)Tage: Was ist in nächster Zeit noch von Ihnen zu erwarten?
Frimberger: Das ist schwer zu beantworten. Gut, den Ralf-Bender-Preis und die Mord(S)Tage wird es voraussichtlich 2015 wieder geben. Aber ansonsten können wir das gar nicht wissen.
Wandtner: Genau. Denn vieles hängt davon ab, was einem uns beiden wieder an Gedanken ins Hirn fährt (lacht).
Wie ist bisher die Resonanz auf die Mord(S)Tage?
Frimberger: Die Reaktionen, die wir bisher hören, sind durchweg positiv. Auch der Kartenvorverkauf für einige Veranstaltungen ist schon gut angelaufen. Wir sind also sehr zuversichtlich.
„Dem Krimi einen hohen Stellenwert in der Region zu verschaffen“
Wandtner: Erfolg ist schwer zu definieren – wir wären schon froh, wenn wir am Ende nicht draufgezahlt haben. Was wir jetzt schon erreicht haben, ist uns aber besonders wichtig: Wir haben prominente, überregional bekannte Krimi-Autoren zu Gast im Bayerischen Wald und zugleich gibt es auch zahlreiche Veranstaltungen mit einheimischen Vertretern der Zunft. Dieser Mix ist ein großes Anliegen für uns, weil wir damit zeigen können, dass wir alle ein Ziel verfolgen: Die Attraktivität der Region zu stärken und dem Krimi einen hohen Stellenwert in unserer Region zu verschaffen.
Frimberger: Das ist uns wohl bis zu einem hohen Grad bereits gelungen. Nicht zuletzt deshalb sind wir stolz darauf, dass die Mord(S)Tage vom Bayerischen Kultusministerium und vom Kulturfonds des Bezirks Niederbayern gefördert werden. Das zeigt uns auch selbst, dass das Krimifestival einen hohen Stellenwert genießt.
Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg bei den Mord(S)Tagen
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Infos zum Krimifestival insgesamt, zu den Veranstaltungen im Einzelnen sowie Ticketservice im Internet unter: mordstage.de oder unter Telefon: 08554/944461.
Interview: da Hog’n