Trautmannsdorf/Nürnberg. Doch, es stimmt schon: Sie hat sich weiterentwickelt, die Karin Rabhansl aus Trautmannsdorf in der Gemeinde Saldenburg. Sie wirkt reifer, erwachsener, wortbedachter beim Telefon-Interview mit Eurem Onlinemagazin „da Hog’n“ – ohne dabei ihren mädchenhaft-sympathischen Charme eingebüßt zu haben. Woran das liegen mag? Vielleicht an der Reise nach Indien, die die 27-Jährige Anfang des Jahres unternommen hat. Eine Reise, die sie in ihrem Innersten berührt und ihr die Augen in vielerlei Hinsicht geöffnet hat. Außerdem verrät sie, warum sie auf ihrer neuen Platte, die Anfang 2015 erscheinen wird, der Comic-Figur Spider-Man ein Liebeslied gewidmet hat – und nicht ihrem Freund…

Arbeitet derzeit an ihrem neuen Album, das im kommenden Winter erscheinen wird: Karin Rabhansl (27), Liedermacherin aus Niederbayern. Foto: Linsenmonster
Mein Gefühl: „Die Inder sind alle viel enstpannter und gelassener“
Karin – wie geht’s Dir? Was treibst Du denn zurzeit so?
Im Moment bin ich grad an der neuen Platte dran – ich schreib und arrangier fleißig. Das neue Album wird wohl im Januar 2015 erscheinen. Zumindest ist das mein Ziel.
Magst Du uns dazu mehr verraten? Welche Themen wirst Du anschneiden?
Ich schreib gern übers Leben – wie schon bei den letzten Platten. Es ist wieder was Zeitkritisches dabei, Liebeslieder, wie die Leute miteinander leben und umgehen – wie unsere Gesellschaft eben tickt.
Wie tickt sie denn?
(überlegt kurz) Alles ist so schnelllebig. Vom letzten Dezember bis Januar war ich in Indien – den Menschen dort geht es zum Teil viel schlechter als bei uns. Wir haben alles, müssen uns überhaupt nix scheißen – und trotzdem sind wir dauernd total gestresst. Das ist mir aufgefallen. Andauernd hört man von Leuten, die völlig fertig sind, Burn-Out haben… Dieser Druck kommt zum Teil von der Arbeit – aber ich glaube, größtenteils ist er auch selbstgemacht, weil man so perfektionistisch ist. Jeder muss immer alles besonders super machen, jeder stresst sich in alles so rein, bis es irgendwann ein paar Sicherungen zerlegt. Die Inder sind alle viel entspannter und gelassener, so mein Gefühl. Obwohl die Situation dort viel schwieriger ist. Wenn Du da eine Fahrrad-Rikscha hast, mit der Du die Touristen in der Stadt umherkutschierst, hast Du nicht viel. Bei uns hat fast jeder eine Wohnung, ein Auto, kann sich ein iPhone leisten, abends weggehen… Und irgendwie sind wir trotzdem nicht zufrieden. Das beschäftigt mich.
Ja, das geht schnell, dass Du Dich in unseren Breitengraden im Hamsterrad wiederfindest, immer mehr machen möchtest, immer ‚perfekter‘ sein willst… Bist Du selber auch perfektionistisch? Oder lässt das jetzt in der Konsequenz ein bisserl nach?
Ich bin brutal perfektionistisch. Ich möchte alles besonders gut machen und bin selbst mein größter Kritiker – selbst, wenn andere sagen, dass ein Lied eh schon super ist und genauso passt… Wenn ich mich aber derart in eine Sache verbeiße, versuche ich schon, ‚Stopp!‘ zu sagen und von außen drauf zu schauen. Wenn man so sehr in seiner eigenen Suppe sitzt, kriegt man oft gar nicht mehr mit, was eigentlich abgeht…
„Ich hab ein Liebeslied für Spider-Man geschrieben“
Wo genau in Indien warst Du?
In Nordindien. Mit meiner ältere Schwester Andrea und ihrem Freund. Sie hat dort gearbeitet und eine Elektrowerkstatt in einer Schule installiert. Von Delhi aus sind wir durch den Norden gereist – Agra zum Taj Mahal, Jaipur, Dehradun. Wir haben eine Kamel-Safari gemacht, waren in einem Vogel-Nationalpark, wo wir uns ein Radl ausleihen konnten. Nicht wie bei unseren Zoos, wo die Tiere eingesperrt sind – es ist eine weite Fläche. Wenn man Glück hat, sieht man die Tiere – wenn sie sich verstecken, nicht. Das war gigantisch – plötzlich kam eine riesige Kuh-Herde auf uns zu und wir dachten, sie würden auf uns losgehen (lacht). Die Kuh ist aber in Indien heilig. Somit haben die göttergleichen Tiere nichts zu befürchten, weshalb sie auch total friedlich waren und eher Angst vor uns hatten. Letztendlich sind dann 30 Kühe uns drei Radlfahrern ausgewichen…

Die Rabhanslin und ihre Männer: (v.l.) Gitarrist Christoph Kilgenstein, Schlagzeuger Matthias Bäuerlein und Bassist Sebastian Braun. Foto: Sabine Grudda
Du hast gesagt, es werden auch Liebeslieder auf Deiner neuen Platte erscheinen. Hat sich in Sachen Liebe denn bei Dir was getan?
(lacht) Ich hab immer noch meinen Freund… Und zwar seit eineinhalb Jahren.
Hast Du ihm dann ein Lied gewidmet?
Nein, die Geschichte geht a bisserl anders. Ich hab ein Liebeslied für Spider-Man geschrieben. Ich dachte mir, es gibt schon viel zu viele Liebeslieder nach dem Motto ‚Ich mag Dich so stark gern, Du bist so toll’… Da wollte ich thematisch etwas anders rangehen. Darum das Liebeslied für Spider-Man, der zwei Gesichter hat. Auf der einen Seite ein ganz normaler Typ, der Pizza isst und Filme schaut – auf der anderen Seite der Weltretter. Das ist quasi ein lustiges Liebeslied – nicht das, was man eh schon hunderttausendmal gehört hat.
Hat Dein Freund Ähnlichkeiten mit Spider-Man?
(lacht) Nein! Das hat nix mit meinem Freund zu tun.
„2015 geht’s wieder voll los – da mag ich spielen, spielen, spielen…“
Wo ist denn derzeit Dein Lebensmittelpunkt?
Immer noch in Nürnberg. Dort wohne ich seit mittlerweile drei Jahren und mir gefällt’s sehr gut – Nürnberg ist eine recht schöne Stadt. Von Passau bzw. Trautmannsdorf aus war ich immer ewigst unterwegs bis ich irgendwo in Bayern beim Auftritt war. Nürnberg ist mitten in Bayern, liegt für mich super zentral: Du bist zum Beispiel schnell in München, auch wenn’s nach Niederbayern wieder a bisserl weiter ist…
Gibt’s fürs neue Album schon einen Titel?
Noch nicht, nein. Das muss erst kommen. Auch beim letzten Album hab ich mir einen Kopf gemacht – es kommt aber irgendwann. Irgendwann schreibt man ein Lied und dann ist die Sache klar. Darum bin ich ganz zuversichtlich, dass es diesmal wieder hinhaut.
Wie schaut’s aus fürs Rest-Jahr mit Deinen Live-Auftritten?
2012 hab ich 90 Auftritte gehabt, 2013 waren’s 70, heuer werden’s 50 sein. Seit 2009 bin ich quasi auf Neverending-Tour und spiele die ganze Zeit. Ich muss jetzt Lieder schreiben, aufnehmen – es ist mein drittes Album, wofür ich mir Zeit lassen will. Das soll komplett so werden, wie ich es mir vorstelle. Da kommt mein Perfektionismus wieder hervor…
Karin Rabhansl bei ihrem Auftritt im Vereinsheim Schwabing:
Da hört man wieder den „Indian Moment“ heraus, oder?
So ist es. Früher hab ich immer gemeint: Jetzt spiele ich nur 70 Konzerte – eigentlich sollte ich 100 spielen. Irgendwann läuft das dann automatisch und man merkt, dass man es nur noch so runterspielt. Wenn ich mich auf der Bühne erwische, dass ich mir Gedanken über den morgigen Einkauf mache, denk ich mir: ‚Hoppala… Das soll nicht sein!‘ Die Leute zahlen Eintritt, wollen ein gutes Konzert. Freilich ist’s normal, dass man mal mehr, mal weniger bei der Sache ist – wie bei einer ’normalen‘ Arbeit eben auch. Trotzdem ist das nicht gut. Ich präsentiere meine Lieder und es wäre schade, die einfach nur herunterzuleiern. Wenn’s zum Zwang wird, muss man kürzer treten.
Ich gebe nebenbei ja auch noch Musikunterricht – allein von den Auftritten kann ich nicht leben. Da hab ich knapp 20 Schüler pro Woche – dazu kommen die Aufnahmen fürs Album… Und ich übernehme das komplette Booking für meine Konzerte selbst, bin mein eigenes Management, schicke Plakate raus, bastle Flyer, betreue Facebook und die Homepage. Darum habe ich für mich beschlossen, 2014 nicht ganz so viele Auftritte zu machen, sondern mehr Energie in die Lieder zu stecken. 2015 geht’s dann aber wieder voll los – da mag ich spielen, spielen, spielen…
Über Wolfgang Ambros: „Ich mag ihn, weil er ein ehrlicher Typ ist“
Du warst vor Kurzem ja mit Wolfgang Ambros auf der Bühne. Wie war’s?
Ja, auf Schloss Tambach bei Coburg in Oberfranken. Das war super. Ich hab jetzt schon öfters mit ihm gespielt – er ist supernett. Momentan ist er nicht so gut beieinander, im Januar hatte er eine schwere Operation und muss noch mit Krücken gehen. Trotzdem ist er voll gut drauf, reißt seine Witzchen. Ich mag ihn – weil er ein ehrlicher Typ ist – ganz gradraus. Der nimmt kein Blatt vor den Mund. Er sagt, was er denkt – das schätze ich sehr an ihm. Im Schlosshof waren gut 600 Leute und ich durfte im Vorprogramm von ‚Ambros pur‘ auftreten.
Wie bist Du denn mit ihm in Kontakt gekommen?
Über mein Label F.A.M.E. Recordings. Irgendwann hat mein Platten-Boss gesagt: ‚Du, wäre das nicht mal möglich, dass Du im Vorprogramm von Wolfgang Ambros spielst?‘ Das haben wir ausprobiert. Einmal war ich in Runding mit dabei – das hat gut funktioniert, den Leuten hat’s gefallen. Inzwischen war ich schon sechs, sieben Mal mit ihm unterwegs.
Wolfgang Ambros „Pur“ mit „Endlich amoi“:
Vom Wolfgang Ambros hört man immer wieder, dass er Alkoholprobleme hat. Hat er denn jedes Konzert gespielt?
Alle Konzerte, bei denen ich dabei war, hat er gespielt. Da hat’s überhaupt nix gegeben. Die Leute waren begeistert. Freilich hört man immer wieder von seinen Problemen… Mir ist jedoch nie was aufgefallen. Vielleicht bin ich aber a bisserl voreingenommen, weil ich schon immer ein totaler Fan von ihm war. In der Musikerszene gehört es ja fast zum guten Ton, dass man ein Bier mittrinkt.
Wie geht’s Dir da?
Schon auch zum Teil so. Aber ich hab meinen Caddy, mein Auto. Meistens bin ich die Fahrerin. Dann kann ich nichts trinken, weil ich die Burschen wieder heimfahren muss. Vor dem Auftritt kann ich sowieso nichts trinken, während dem Auftritt auch nicht – da hab ich immer das Gefühl, ich bin nicht so konzentriert, sing nimmer richtig und spiel scheiße Gitarre – da wirkt sich schon eine Halbe aus… Ich mag das nicht. Manche trinken drei, vier Halbe vorm Auftritt, stellen sich dann auf die Bühne und es ist trotzdem super – ich kann’s nicht. Bin aber auch ganz froh, dass ich mir keinen Mut antrinken muss. Gegen eine Feierabend-Halbe oder manchmal ein paar mehr ist ja nix zu sagen. Aber es hält sich in Grenzen – man wird ja nicht jünger und irgendwann packt man’s halt nicht mehr so – grad, wenn man am nächsten Tag arbeiten muss.
Danke, Karin, für das gute Gespräch – und weiterhin viel Erfolg!
Interview: Stephan Hörhammer
Der nächste Auftritte von Karin Rabhansl:
- 30. August um 19.15Uhr in Lichteneck