Unterhaching. Als Fußballprofi war er bekannt für seine Dribblings und sein immenses Laufpensum. Beim FC Bayern München, dem 1.FC Nürnberg und 1860 München stellte er seine Künste oft genug unter Beweis. Seine Fähigkeiten machten ihn zu einem der besten Mittelfeldspieler der Bundesliga: Manni Schwabl. Insgesamt brachte er es auf 303 Spiele und 14 Tore in der höchsten deutschen Spielklasse, zudem durfte er sich vier Mal das Trikot der Deutschen Nationalmannschaft überstreifen. 1997 beendete er dann seine Fußballkarriere.
Nach seiner Laufbahn betrieb er einen Sportpark in seiner Heimatstadt Holzkirchen. Infolgedessen geriet er mit dem Gesetz in Konflikt. Seit Mai 2010 ist er wieder zurück in der Fußballwelt: Der frühere Profi arbeitet seitdem für einen bayerischen Verein, zuerst als Nachwuchskoordinator, später als sportlicher Leiter und seit Juni 2012 ist er Präsident der Spielvereinigung (Spvgg) Unterhaching. Im Interview mit dem Onlinemagazin „da Hog’n“ spricht „Manni“ Schwabl über die Erlebnisse seiner Profikarriere, sein Karriereende, die Spvgg Unterhaching – und über seinen Sohn Markus.
„Hatte bei allen Vereinen spezielle Erlebnisse“
Herr Schwabl, Sie waren als einziger Profi bei den drei bayerischen Vereinen Bayern München, 1.FC Nürnberg und 1860 München unter Vertrag. Ihre Karriere-Highlights?
Das waren sicherlich die Meistertitel mit dem FC Bayern und die Europacup-Spiele mit Nürnberg gegen den AS Rom. Aber auch meine Abschlusssaison, als Kapitän des TSV 1860 München, war ein schönes Erlebnis. Wir hatten einen super Zusammenhalt innerhalb der Truppe, haben eine gute Saison gespielt und den UEFA-Cup erreicht. Es waren eben bei allen drei Vereinen spezielle Erlebnisse dabei.
Gab es von den drei Vereinen einen, den Sie favorisiert haben?
Nein, das wurde ich schon öfters gefragt. Egal ob Bayern, Nürnberg oder Sechzig – für mich war alles auf gleicher Ebene. Jeder Verein hat seine eigene Identität und Philosophie. Ich habe überall sehr gut dazugepasst, hab mich wohl gefühlt und wollte deswegen auch nicht raus aus Bayern.
Manni Schwabl, ein Mann mit Weitblick:
Sie standen beim legendären „Phantomtor“ von Thomas Helmer am Torpfosten. Können Sie die Situation aus Ihrer Sicht schildern?
Vorne weg: Ich bin am anderen Torpfosten gestanden. Natürlich verfolgt man das Ganze und wundert sich dann, warum der Schiedsrichter auf Tor entscheidet. Vor allem aufgrund der enttäuschenden Reaktion der Zuschauer war eigentlich klar, dass der Ball am Tor vorbei gegangen ist. Da denkt man sich schon: Das kann doch nicht wahr sein, ich bin doch hier im falschen Film. Aber was soll man machen, man kann ja schlecht einen Streit mit dem Schiri beginnen. Er hat das Tor gegeben. So war es nun mal.
Hätte Thomas Helmer den Schiedsrichter daraufhinweisen sollen, dass es kein Tor war?
Das kommt darauf an: Normalerweise sollte Fairplay schon an vorderster Stelle stehen, aber ich will jetzt Thomas keinen Vorwurf machen. Ich glaube, er hat es selber nicht gesehen, ob der Ball drin war – oder nicht. Man muss immer vorsichtig sein mit solchen Aussagen, aber grundsätzlich denke ich, dass es wichtiger ist, ehrlich zu sein, als auf den sportlichen Erfolg zu achten. Nehmen wir unseren WM-Rekord-Torjäger Miro Klose als Beispiel: Nachdem er mit der Hand ein Tor erzielt hatte, ging er zum Schiedsrichter und stellte klar, dass es regelwidrig war.
„Wir möchten ein wirtschaftlich gesunder Zweitligist werden“
Ihre Karriere endete durch eine boykottierte Abschlussfeier. Sie erinnern sich?
Ich war damals Kapitän und wir wollten als Mannschaft eine Abschlussfeier machen. Der Verein hingegen wollte dies nicht. Ich sah es als meine Pflicht, eine kleine Party für Spieler wie Thomas Miller oder Bernhard Trares, die den Verein verließen, zu organisieren. Kurzfristig hat dann der Verein doch eine Feier geplant – am selben Tag wie unsere. Darüber waren wir schon etwas enttäuscht. Wir waren uns einig, unser Ding durchzuziehen – es war aber keine Aktion gegen den Verein. Ich hatte danach auch keine negativen Gedanken gegenüber Sechzig. Im Gegenteil: die Zeit bei den Löwen war wunderbar, was auch dieses Missverständnis nicht schmälert.
Kommen wir zu Ihrem jetzigen Job als Präsident von der Spvgg Unterhaching: Was sind Ihre persönlichen Ziele?
Unser Ziel ist klar: Wir wollen uns wirtschaftlich konsolidieren und parallel den Nachwuchsbereich – durch Investitionen in gute Nachwuchstrainer – weiter verbessern. Vor kurzem übernahm Ex-Profi Christian Wörns unsere U-16 Mannschaft. Mit solchen Experten kann unsere Jugend bestens gefördert und konkurrenzfähig gemacht werden. Wir wollen junge Spieler zu den Profis bringen, was bei einigen schon der Fall ist. Unser mittelfristiges Ziel ist, ein wirtschaftlicher gesunder Zweitligist zu werden. Größtenteils sollen unsere Kicker aus den eigenen Reihen bzw. aus der Region kommen. Ich habe aber auch immer betont, dass man für dieses Vorhaben keine Zeitschiene festlegen kann. Wir müssen zuerst die wirtschaftliche Grundbasis erreichen um angreifen zu können.
Ist damit der Aufstieg in der aktuellen Saison kein Thema?
Nein. Wir haben ein Saionbudget, darüber lachen andere Vereine. Wir wollen uns nicht wichtig machen und über den Aufstieg reden, das ist völlig unrealistisch.
„Beim Totopokal geht’s ums Image und wirtschaftliche Aspekte“
Der DFB-Pokal wurde in dieser Saison leider nicht erreicht. Deshalb ist wohl der Gewinn des bayerischen Totopokals heuer eine Zielsetzung?
Das auf alle Fälle. Beim Totopokal geht’s ums Image und wirtschaftliche Aspekte. Der DFB hat die Antrittsgage der ersten DFB-Pokal Runde auf 140.000 Euro erhöht, was bei unserem Vereinsetat wahnsinnig viel ausmachen würde. Deshalb hat es uns letzte Saison sehr weh getan, dass wir im Totopokal-Viertelfinale gegen Wacker Burghausen ausgeschieden sind. In dieser Saison streben wir den Gewinn des Totopokals sicherlich an, aber das machen andere Vereine auch. Es ist neben dem Nicht-Abstieg eins der großen Ziele die erste Runde des DFB-Pokals zu erreichen, sprich den Totopokal zu gewinnen.
Kommen wir zur Mannschaft: Mit Jonas Hummels und Fabian Götze haben sich zwei Leistungsträger schwer verletzt. Wie schmerzhaft sind diese Ausfälle für die Mannschaft?
Es ist natürlich sehr bitter, da unser Kader nicht so groß ist, dass wir jede Position doppelt besetzt haben. Jetzt müssen dafür mehrere Jugendspieler in die Presche springen, was sie in den bisherigen Spielen auch sehr gut gemacht haben. Die ganze Vorbereitung hindurch hatten wir keine Verletzten zu beklagen – und dann im ersten Ligaspiel gegen Holstein Kiel hat es uns gleich doppelt erwischt. Mit Hummels und Götze traf es auch noch zwei, die als wichtige Mannschaftsstützen fest eingeplant waren. Aber uns hilft all das Jammern jetzt nichts, wir müssen den Spielern, die nachrücken, das Vertrauen geben. Das macht unser Trainer Christian Ziege unnachahmlich, er gibt den Jung-Kickern Selbstvertrauen. Mit so einem Trainer habe ich kein Bedenken was die Zukunft betrifft.
Manni Schwabl gibt Tipps, wie man Fußball-Profi werden kann:
Wird man also am Transfermarkt nicht mehr tätig?
Es wird mit Sicherheit keinen Schnellschuss geben, das steht fest. Bis Ende August hätten wir ja noch Zeit, aber aus finanziellen Gründen haben wir sowieso keine großen Möglichkeiten. Wir werden die Ausfälle aus den eigenen Reihen kompensieren. Ein, zwei Spieler hätten wir zwar noch im Hinterkopf, aber das war vor den Ausfällen von Fabian und Jonas schon so.
Die etwas bekannteren Brüder der verletzten Leistungsträger wurden vor kurzem Weltmeister. Wie gehen Ihre Spieler Jonas und Fabian damit um?
Die beiden sind’s ja schon gewohnt im Schatten der Brüder zu stehen. Aber ich muss sagen, beide haben einen Top-Charakter und gehen professionell damit um. Es zählt ja nicht immer nur der sportliche Erfolg eines Menschen, sondern das Gesamtpaket. Beide sind tolle Fußballer, auch wenn es nicht ganz nach oben gereicht hat.
„Niemals aufgeben – jeder bekommt irgendwann seine Chance“
Noch ein paar Worte zu Ihrem Sohn Markus: Wie verläuft seine Karriere bisher?
Er hat die Jugend der Spvgg Unterhaching durchlaufen, ist dann zur Saison 2013/14 zum TSV 1860 München gewechselt. Dort erlebt er momentan ein Auf und Ab. Anfangs hat er gar nicht gespielt. Unter Friedhelm Funkel bekam er dann seine Einsätze. In dieser Saison kam ein neuer Trainer zu den Löwen – jetzt gehts wieder von Null los. Markus gibt alles, wartet auf seine Chance – und wenn er sie bekommt, muss und wird er sie nutzen. Das rate ich auch allen jungen Spielern. Man darf nie aufgeben und muss für seine Chance kämpfen. Irgendwann bekommt man seine Möglichkeit…
Gibt man dem Junior Tipps aus der eigenen Profi-Erfahrung?
Nein. Er ist erwachsen genug, hat bereits sowohl positive als auch negative Erfahrungen im Profibereich erlebt. Er soll seinen eigenen Weg gehen. Freilich kann er zu mir kommen und mich um Rat fragen – aber ich dränge mich nicht in den Vordergrund. Das gilt aber auch für andere Jungspieler im Verein, die in mein Büro kommen und Hilfe benötigen. Mit 13-jähriger Profierfahrung hat man so manches Positive und Negative erlebt, das gibt man gerne weiter, ist doch klar.
Als Vater ist man bestimmt stolz, dass der eigene Sohn auch Profi geworden ist?
Ja, aber es soll nicht nur der sportliche Erfolg im Vordergrund stehen, sondern die Frage, wie sich ein junger Mensch im Leistungssport entwickelt. Da gehört der Charakter genauso dazu. Ich bin stolz auf ihn, dass er seinen eigenen Weg geht, ehrlich ist und immer alles gibt. Das ist für mich wichtig.
„Ich habe mit diesem Kapitel abgeschlossen“
Zum Schluss noch eine Frage zu Ihrer schwärzesten Stunde im Leben: Es geht um Ihre Insolvenzverschleppung. Hängt Ihnen der Image-Schaden immer noch nach?
Ich möchte zu diesem Thema eigentlich gar nichts mehr sagen. Da wird so viel Falsches hineininterpretiert bzw. Schmarrn geschrieben. Ich habe mit diesem Kapitel abgeschlossen. Ich weiß, wie es gelaufen ist. Und ich sage immer, man muss ehrlich und geradlinig durchs Leben gehen. Diesen Tipp kann ich jedem mit auf den Weg geben.
Herzlichen Dank für das Interview. Wir wünschen Ihnen und der Spvgg Unterhaching eine erfolgreiche Saison und alles Gute für die Zukunft.
Interview: Christian Jungbauer