Bislang darf auf Bayerns Wiesen in Ortsnähe nicht ohne weiteres gebaut werden. Wie die Süddeutsche Zeitung jetzt aber berichtete, soll sich dies nach Wunsch des Heimatministers Markus Söder (CSU) bald ändern. Vertriebe freuen sich über die geplante Maßnahme, Umweltschützer sind erbost.
Söder will Wirtschaftswachstum
Für Minister Söder ist der Fall klar: „Bayern muss nicht nur von oben schön aussehen, sondern auch von unten funktionieren.“ Im Klartext heißt das: Freie Flächen in Ortsnähe sollen in Zukunft leichter als Gewerbegebiet nutzbar sein. Momentan lassen sich die grünen Wiesen nicht nach Belieben bebauen, aber besonders an Autobahnen und anderen Verkehrsknotenpunkten sollen zukünftig Gewerbegebiete leichter entstehen. Entlang der Autobahn von München nach Salzburg gibt es bereits zahlreiche Geschäfte, vom Freizeitpark bis zur Kaffeerösterei. Nach Söders Plänen sollen hier auch Hotels und Erholungsorte entstehen: „Wir wollen eine behutsame Weiterentwicklung. Wir können den Gemeinden nicht nur Geld zuteilen, wir müssen ihnen auch die Möglichkeit geben, selber Geld zu erwirtschaften.“
Bund Naturschutz will die Landschaft bewahren
Das Vorhaben löst beim Landschaftsschutz, insbesondere beim Bund Naturschutz (BN) Fassungslosigkeit aus. BN-Chef Hubert Weiger äußerte sich gegenüber der SZ: „Das ist die Preisgabe von Bayerns Landschaften!“ Der BN befürchtet eine Konsequenz wie schon 2010 für den Freistaat. Damals wurden mehr als 21 Hektar Land am Tag bebaut, aktuell liegt der Schnitt bei 17 Hektar pro Tag. Bedenklich findet Weiger weiterhin, dass neue Gewerbegebiete immer größer werden: „Früher waren Gewerbegebiete 10 oder 20 Hektar groß, heute werden gleich 60 oder 70 Hektar auf einmal ausgewiesen.“ Besonders vehement stellt sich Nürnbergs Oberbürgermeister Ulrich Maly (SPD) gegen das Vorhaben des Heimatministers: „Söders Pläne sind ein Angriff auf das Weichbild unserer Landschaften, wenn er sich durchsetzt, werden die Autobahnen im Freistaat bald aussehen wie die in Italien, an denen sich auf Hunderte Kilometer Länge eine Industriehalle nach der anderen aneinanderreiht.“
Bayrische Bevölkerung spricht sich gegen das Vorhaben aus
Auch bei der bayerischen Bevölkerung stößt das Vorhaben auf Kritik, gehört Bayern doch schon zu den wirtschaftsstärksten Bundesländern. Vermehrt kam die Aufforderung auf, die bereits erschlossenen Flächen und leerstehende Gebäude sinnvoll zu nutzen. Auch Plattformen wie Immobilienscout24 bieten speziell in Bayern genügend vorhandene und freie Gewerbeflächen an, die genutzt werden können.