Freyung. Wird die Brauerei nun verkauft – oder ist der Freyunger Traditions-Betrieb sowieso pleite? Diese Fragen geisterten lange Zeit durch die Kreisstadt, haben aber seit 1. Juni keine Relevanz mehr. Seit mehr als einem Monat ist Lang Bräu nämlich eine eingetragene Genossenschaft (eG), die Zukunft ist somit (vorerst) gesichert. Nachdem hinter den Kulissen diese Umstellung ohne größeres Aufsehen vollzogen worden ist, sollen sich bald auch Äußerlichkeiten ändern – wie zum Beispiel die Fassade des Brauerei-Gebäudes, die schon bald saniert werden wird. Im Interview mit dem Onlinemagazin „da Hog’n“ sprechen der neue eG-Vorstandsvorsitzende Gerhard Geier (59) aus Kühbach (Gmd. Ringelai) und dessen Stellvertreterin Anna Lenz-Fuchs (49) aus Hinterschmiding über die weiteren Ziele, die demnächst in Angriff genommen werden sollen. Außerdem blicken beide auf die zuletzt stressige Zeit zurück.
Frau Fuchs, Herr Geier: Seit 1. Juni ist Lang Bräu eine Genossenschaftsbrauerei. Wie ist der Stand der Dinge?
Anna Lenz-Fuchs: Die Kaufsumme (1.250.000 Euro – Anm. d. Red.) haben wir bereits zusammenbekommen. Wir hoffen nun, dass wir weitere Genossen finden, die uns unterstützen. Wir wollen schließlich künftige Investitionen nicht über Banken finanzieren, sondern über Eigenkapital der Mitglieder.
Gerhard Geier: Aktuell haben wir 48 Genossen, dazu kommen 30 weitere bereits vorhandene Zusagen. Sehr viele Mitglieder kommen aus dem Umkreis von Freyung – auch einige Münchener sind dabei. Viele möchten einfach, dass die Tradition der Brauerei Lang und die Arbeitsplätze in der Region erhalten bleiben.
„Vielen ist es wichtig, dass die Brautradition erhalten bleibt“
War es schwierig, Genossen zu finden?
Anna Lenz-Fuchs: Aufgrund unserer Kontakte und Dank Freyungs Bürgermeister Dr. Olaf Heinrich konnten wir eine breite Zustimmung in der Bevölkerung erreichen. Erfreulicherweise kommen die Genossen aus unterschiedlichen Bevölkerungsschichten. Wie schon vorher angesprochen, gibt es viele Menschen, denen es wichtig ist, dass die Brautradition erhalten bleibt.
Herr Geier, wie sind Sie als Ringelaier zum Vorstandsvorsitzenden der Freyunger Brauerei geworden?
Gerhard Geier: Als Wirt in Kühbach besteht die Beziehung zur Brauerei seit mehr als 30 Jahren. Nachdem über die Nachfolge von Wolfgang Königseder diskutiert worden ist, hat mich Anna Lenz-Fuchs direkt angesprochen, ob ich mir das vorstellen könnte. Zum einen habe ich mich als Versicherungs-Vertriebsmitarbeiter mit Genossenschaften beschäftigt, zum anderen war ich auch als Wirt bekannt. Nach und nach hat sich herauskristallisiert, dass ich die Ideal-Besetzung wäre.
Anna Lenz-Fuchs: Wir, also Wolfgang Königseder und ich, haben von Beginn an versucht, Leute zu finden, die sich schon vorher mit der Brauerei verbunden gefühlt haben.
Wer wird Volksfest-Wirt? „Das wird sich am 21. Juli zeigen“
Wann hat man zum ersten Mal mit dem Gedanken einer Genossenschaftsform gespielt?
Anna Lenz-Fuchs: Im Herbst 2013, nachdem sich bei Wolfgang Königseder ein interessierter Käufer gemeldet hatte. Die Gründung einer Genossenschaft geht ja nicht innerhalb von vier Wochen über die Bühne – da ist freilich eine längere Vorlaufzeit nötig.
Beide haben Sie also zweigleisig gearbeitet?
Anna Lenz-Fuchs: Das kann man so sagen. Einerseits war ich weiterhin Assistentin der Geschäftsführung, andererseits haben wir uns um die Genossenschaft gekümmert.
Gerhard Geier: Bei mir trifft das nicht ganz zu. Als Vertriebsaußendienstmitarbeiter befinde ich mich mittlerweile schon in der Passivphase der Altersteilzeit. Als Wirt bin ich in der Woche nur noch ab und zu im Einsatz.
Vom Kühbacher Dorfwirt zum Festwirt des Freyunger Volksfestes, kann man das so sagen?
Gerhard Geier: …das wird sich am 21. Juli zeigen, dann geht es um die Zukunft des Volksfestes.
Bleibt das Volksfest in der Hand der Brauerei?
Gerhard Geier: Das muss man abwarten.
Anna Lenz-Fuchs: Wir wollen da nicht vorgreifen. Wir müssen zuerst das diesjährige Fest abschließen und eine Bilanz ziehen. Das Volksfest ist ein riesiger Aufwand. Uns ist aber auch klar, dass das Volksfest und die Brauerei mittlerweile irgendwie zusammengehören.
Frau Fuchs: vorher Assistentin der Geschäftsführung, nun stellvertretende Vorstandsvorsitzende – wo liegen die größten Unterschiede?
Anna Lenz-Fuchs: Eigentlich gibt es keine! In den vergangenen Wochen und Monaten haben wir festgestellt, dass sich Gerhard und ich gut ergänzen.
Wo liegen bei Ihnen die Stärken und Schwächen?
Anna Lenz-Fuchs: Wir leben die Brauerei. Leider bleibt das Privatleben zurzeit bei uns beiden ziemlich auf der Strecke. Noch haben wir es nicht geschafft, beides in Einklang zu bringen (Gerhard Geier nickt zustimmend).
„Von außen hat man die Umstellung gar nicht wahrgenommen“
Ist die Ära Königseder bereits komplett abgeschlossen?
Gerhard Geier: Nein. Derzeit bin ich mit meiner Kollegin Anna Lenz-Fuchs dabei, die guten Kundenbeziehungen und das Vertrauen in die Brauerei zu erhalten und zu festigen. Wir haben es geschafft, den Betrieb ohne irgendwelche Einschränkungen weiterlaufen zu lassen. Von außen hat man die Umstellung auf eine Genossenschaft gar nicht wahrgenommen.
Welche Genossen sind denn gewünscht: Eher der Privatmann oder die Unternehmer?
Gerhard Geier: Uns ist vor allem die breite Maße wichtig. Wir möchten viele Bürger gewinnen, die sich mit dem Traditions-Gedanken beschäftigen.
Pro Stimme muss man als Genosse 5.000 Euro einsetzen, maximal kann man drei Stimmrechte bekommen, wobei die Einlage unbegrenzt ist. Ist es möglich, dass ich gleichzeitig als Person und als Firma einsteige?
Gerhard Geier: Ja, das ist möglich.
Dann kann man als Person mit mehreren Firmen auch unzählige Stimmrechte anhäufen?
Gerhard Geier: Theoretisch: Ja. Wobei man in der Mitgliederversammlung nur zwei Vollmachten ausüben darf. Es ist dadurch möglich, dass eine Person zwei Mitglieder mit einer Vollmacht vertreten.
Der äußerliche Zustand der Brauerei ist alles andere als zufriedenstellend. Marode. Provokativ gefragt: Ist die Lang Bräu noch zu retten?
Gerhard Geier: Wenn nicht, hätten wir das Ganze nicht in Angriff genommen. Die Außenfassade des Sudhauses schaut nicht toll aus, sicher. (zuversichtlich) Schon in einem halben Jahr wird das aber anders sein.
Bräustüberl: „Die jetzigen Pächter suchen einen Nachfolger“
Lang-Drive, Biergarten – im Werbungs-Flyer für die Genossenschaft sind ja einige Wunschziele aufgeführt. Werden diese Dinge sofort verwirklicht?
Gerhard Geier: Ja. Man braucht Ziele und Visionen. Demnächst arbeiten wir einen genauen Plan aus, was sich in den kommenden Jahren tun wird.
Anna Lenz-Fuchs: (überlegt) Einen Biergarten kann es nur in Zusammenarbeit mit einem Pächter des Bräustüberls geben. Die Brauerei selber wird nie den Biergarten realisieren, ohne zu wissen, dass ein Wirt dahintersteht. Wir haben Visionen, und die wollen wir auch umsetzen.
Apropos Bräustüberl: In der zweifelsohne positiven Entwicklung des Freyunger Stadtkerns ist dieses Traditions-Wirtshaus etwas untergegangen. Wie will man das ändern?
Anna Lenz-Fuchs: Es ist ein offenes Geheimnis, dass die jetzigen Pächter auf der Suche nach einem Nachfolger sind. Die Zukunft des Bräustüberls liegt nicht in unserer Hand. Mittlerweile ist ja die Stadt Freyung Besitzer dieser Räumlichkeiten.
Als Brauerei wünscht man sich aber ein gut laufendes Bräustüberl, oder?
Anna Lenz-Fuchs: Absolut.
Abschließend dürfen Sie beide nun ein bisschen träumen. Wo steht Lang Bräu in zehn Jahren?
Anna Lenz-Fuchs: Die Brauerei soll regelrecht explodieren. Und besonders wichtig: Die Menschen sollen Lang Bräu wieder so wahrnehmen, wie es früher war.
Gerüchteküche: „Endlich haben die Diskussionen ein Ende“
Sie sprechen die vielen Gerüchte an, die zuletzt um die Brauerei kursierten – immer wieder war von einem Verkauf die Rede.
Anna Lenz-Fuchs: Genau. Endlich haben diese Diskussionen ein Ende. Ich freue mich, dass wir nun einen Weg haben, dass Strukturen für die Zukunft geschaffen worden sind.
Gerhard Geier: Übrigens: Gleich zu Beginn haben wir auch Erika Lang (die frühere Besitzerin – Anm. d. Red.) zu Hause besucht. Sie ist sehr angetan, dass die Tradition erhalten bleibt.
Herr Geier, Ihre Träume? Wo steht Lang Bräu in zehn Jahren?
Gerhard Geier: Die Region soll dann stolz sein auf die Brauerei, die Genossen auf ihre Mitgliedschaft. Und ich bin überzeugt, dass wir das schaffen.
Vielen Dank für das Gespräch!
–> Und hier geht’s zum Werbe-Flyer der Genossenschaft
Interview: Helmut Weigerstorfer/Fotos: Eva Müller