Freyung. Er spricht das aus, was sich viele nur hinter vorgehaltener Hand sagen trauen. Er teilt aus, kann aber auch einstecken. Er ist der einzige im Landkreis Freyung-Grafenau geborene Politiker, der sich mit dem Titel „MdB“ hat schmücken dürfen. Gerhard Drexler kann auf eine ereignisreiche und aus seiner Sicht sehr kraftraubende Zeit zurückblicken. Zum einen galt er im Freyunger Stadtrat als größter Widersacher von Bürgermeister Dr. Olaf Heinrich, zum anderen durfte er als Nachrücker des verstorbenen Dr. Max Stadler den Bayerischen Wald im Bundestag vertreten. Mittlerweile hat sich der Finanzexperte aus dem Politik-Geschäft zurückgezogen – was aber nicht heißt, dass der 50-Jährige ruhiger geworden ist. Im Gespräch mit dem Onlinemagazin „da Hog’n“, das genau ein Jahr nach seiner Berufung in den Bundestag stattgefunden hat, blickt der (Jetzt-)MdB a.D. auf das Polit-Geschehen im Landkreis Freyung-Grafenau – diesmal in der Rolle des Beobachters, des „Rest-Bürgers“. Offen und direkt – so wie man ihn kennt.

Beobachter der Politik-Szene: MdB a.D. Gerhard Drexler hat sich aus dem aktiven Geschäft zurückgezogen – vorerst.
Herr Drexler, ist Ihnen schon langweilig?
(überzeugt) Nein. Die politische Welt dreht sich auch ohne mich weiter. Im Gegensatz zu vorher bin ich nun aber ein Beobachter der Szene. Ich gehöre auch weiterhin zur Deutsche Parlamentarischen Gesellschaft und zur Vereinigung ehemaliger Abgeordneter, da diskutiert man freilich über aktuelle politische Themen. Auch regional passiert zurzeit ja sehr viel: Es ist interessant, wie sich die neuen Bürgermeister präsentieren. Da schaut man doch gerne zu … und schmunzelt hin und wieder (grinst).
Per Handschlag: Wolfgang Thierse und Angela Merkel begrüßen Gerhard Drexler
Bei welchen Bürgermeistern schmunzeln Sie derzeit besonders?
Eigentlich überall. Es ist erstaunlich, wer plötzlich wo Bürgermeister ist, wer auf einmal neben wem in welchem Gremium sitzt. Vor allem mache ich mir Gedanken, ob es künftig noch kritische Leute im Freyunger Stadtrat gibt – in der jetztigen Konstellation ist es noch schwierig, jemanden ausfindig zu machen…
„Hinschauen, dass nicht alles ‚unter Freunden‘ gemacht wird“
Gibt es überhaupt noch eine Opposition?
Eine Opposition gibt es im Kommunalparlament ja eigentlich eh nicht – einen kritischen Rat hingegen schon. Mir war und ist immer wichtig: Irgendjemand soll hinschauen, dass nicht alles ‚unter Freunden‘ gemacht wird.
Lange Zeit waren Sie das „kritische Element“ im Stadtrat. Fehlt das also nun?
Ich hoffe, dass sich jemand herauskristallisiert, der das übernehmen wird. Eigentlich ist es jedoch die Aufgabe eines jeden Rates, Fragen zu stellen. Jeder einzelne Rat ist nicht seinem Parteichef verantwortlich, sondern den Bürgern – das schwört man ja auch beim Eid. Das Motto ‚unter uns Freunden‘ ist zwar auch gut – aber auch dann muss man auf den ‚Rest-Bürger‘ achten. Denn der darf nicht schlechter gestellt sein als die Freunde…

„Jeder einzelne Rat ist nicht seinem Parteichef verantwortlich, sondern den Bürgern – das schwört man ja auch beim Eid.“
Zu den „Rest-Bürgern“ gehören nun auch Sie selbst.
Ja. Aber ich kann nicht schlechter gestellt werden, weil ich mir von niemandem etwas erwarte. Ich lebe mein Leben autark. Dennoch hoffe ich, dass alle Bürger gleich behandelt werden.
Herr Drexler, offen gesagt: Sie wirken etwas ausgebrannt.
Stimmt, ja. In letzter Zeit war ich gesundheitlich etwas angeschlagen. Außerdem haben mich die unbotmäßigen Anfeindungen in der Causa Tiefgarage und ähnliche Dinge sehr belastet. Was ich auch klar sagen muss: Der Abschied aus dem Bundestag war für mich dann doch nicht so leicht, wie erwartet… Es war immer ein großer Traum, Mitglied des Deutschen Bundestags zu werden – und den habe ich mir als erster im Landkreises Freyung-Grafenau geborener Bürger verwirklicht. Dementsprechend habe ich mich dann auch voll reingehängt. Es wäre ein Leichtes gewesen, die sechs Monate einfach abzusitzen und schönes Geld zu kassieren. Doch genau das wollte ich nicht. Die erfolgreiche Hochwasserbriefmarke ist nur ein Beleg dafür.
Warum sind Sie dann bei den Bundestagswahlen nicht noch einmal angetreten?
Moralisch wäre es mir und dem FDP Bezirksverband Niederbayern schon zugestanden, aber schon fast ein Jahr vor dem Tod von Max Stadler sind die Bundestagslisten bereits gestanden. Der Aufwand wäre für den Landesverband zu groß gewesen, das alles nochmal zu ändern.
“ …was die erzkonservativen Schwarzen nicht wollten“
Sind Sie nun vielleicht auch ein bisschen befreiter – so ganz ohne politisches Amt?
Natürlich (lacht). Im Rückblick waren viele meiner Einwände im Freyunger Stadtrat richtig – einige Entscheidungen waren juristisch grenzwertig. In Folge vieler Diskussionen habe ich nächtelang nicht geschlafen, weil mich diese Dinge so beschäftigt haben. Man ist unter Druck – und das obwohl ich mir bei vielen Einwänden hundertprozentig sicher war – und auch viele Argumente für mich gesprochen haben. Ich wollte zum Beispiel die Live-Übertragung des Stadtrates einführen, so wie das etwa in Passau der Fall ist – was die erzkonservativen Schwarzen aber freilich nicht wollten…
Mit diesem Jingle warb Gerhard Drexler vor der Landtagswahl 2013
Warum, glauben Sie, wollten die das nicht?
Je weniger Menschen beim (macht mit den Fingern die Anführungsstricherl-Geste) ‚Zaubern‘ und ‚Durchregieren‘ zuschauen, desto weniger Probleme gibt es. Man sollte als Stadtrat aber immer so handeln, dass es auch jeder nachvollziehen kann. Deswegen würde ich mich nicht gegen eine Live-Übertragung wehren. Meistens läuft es jedoch nach dem Motto: ‚Der Vorschlag kommt nicht von uns – und ist deshalb sinnlos!‘ Oder anders: ‚Das könnte uns gefährlich werden.‘ Doch das sind kleine Scharmützel. Brisanter waren die Diskussionen, bei denen es um juristische Dinge gegangen ist.

„Immer wieder habe ich Fakten entdeckt, die für die Macher in der jeweiligen Situation nicht nützlich waren“
Sie sprechen das Thema „Bau des StadtplatzCenters“ an, richtig?
(überlegt kurz) …nein, das wird immer falsch verstanden: Ich habe immer für das StadtplatzCenter gestimmt. Es ging nur um die Art der Finanzierung der Tiefgarage. Auch hinsichtlich der Erweiterung des ehemaligen Prima-Kaufs, die abgelehnt worden ist, habe ich recherchiert: Es wäre meines Erachtens möglich gewesen. Immer wieder habe ich Fakten entdeckt, die für die Macher in der jeweiligen Situation nicht nützlich waren.
Sie sind also unangenehm aufgefallen?
Ich war einfach kritisch und habe mich nicht verbiegen lassen. Und wenn mich Dinge stutzig machen, versuche ich denen auf den Grund zu gehen …
„Bei Verhandlungen haben nur Fraktionsvorsitzende gesprochen“
Waren Sie mit diesen Eigenschaften alleine?
Alleine würde ich nicht sagen. Beispielsweise Christof Anolick, Hanno Kennst und Maria Degner waren im Freyunger Stadtrat auch immer gut vorbereitet und haben viele Dinge angesprochen. Und bei den anderen war die Meinung einfach schon im Vorfeld abgestimmt – sie haben sich einer Art Fraktionszwang unterworfen. Bei intensiven Verhandlungen haben nur noch die Fraktionsvorsitzenden gesprochen, die anderen haben geschwiegen. Aber das ist Demokratie. Es gibt viele, die zur Mehrheit gehen, weil so das Leben für sie leichter ist. Oft habe ich mir gedacht, warum ich immer auf der kritischen Seite sitze… (kurze Pause) aber das ist nun mal so. Weil ich in die Politik gegangen bin, um etwas zu ändern, schaue ich lieber hin als weg. Auch wenn es manchmal sehr heiß geworden ist…

Stadtplatzcenter: „Ich wollte eben einfach diejenigen unklaren Fakten, die mir „spanisch“ vorkamen, erörtert haben“
Vor allem beim Thema „Tiefgarage im StadtplatzCenter“?
Genau. Wenn etwas staatlich gefördert wird, muss es ausgeschrieben werden. Es wurde aber versucht, eine Ausnahme zu kreieren. Ähnlich verhält es sich beim so genannten Nießbrauchsrecht …
Erklären Sie uns das bitte nochmal kurz.
Dabei fließen drei Millionen Euro auf einen Schlag. Dafür kann man die Tiefgarage 30 Jahre lang nutzen – auch wenn die Stadt immer wusste, dass sie in dieser Zeit nie so viel einnehmen wird. Das ist, wie wenn jemand seinen feuchten Keller über einen langen Zeitraum vermietet und die Miete vom Mieter für 30 Jahre sofort bezahlt bekommt – obwohl der daraus keinen adäquaten Nutzen ziehen kann. Der Vermieter lacht sich kaputt. Das Ganze wurde wahrscheinlich so ausgearbeitet, dass es vielleicht rechtlich noch in Ordnung ist. Doch: Hätte man einen ‚unliebsamen, nicht vernetzten Investor‘ den Weg auch einfach so frei gemacht?
Stadtplatzcenter: „Mein größtes Problem war die Alpine“
Sind Sie also doch ein StadtplatzCenter-Gegner?
Im Gegenteil. Ich gehe gerne dort hin – zum Einkaufen, ins Kino. Mich freut es, dass es sowas in Freyung gibt. Aber ich wollte eben einfach diejenigen unklaren Fakten, die mir ’spanisch‘ vorkamen, erörtert haben. Es waren für mich auch zu viele „Freunde und Netzwerker“ an dem ganzen Deal beteiligt.
(überlegt)
In ein paar Jahren kann jeder selbst entscheiden, ob meine Einwände richtig oder falsch waren. Damals wurden die Vorgänge ja schon sehr genau überprüft. Und später, als Bundestagsabgeordneter, hätte ich ohne Weiteres noch einmal den ganz großen Hammer herausholen können, um verschiedene Dinge noch genauer prüfen zu lassen. Doch das wollte ich nicht. Ich möchte nicht, dass meine Heimatstadt Freyung, die Gemeinschaft, Schaden nimmt, denn die Tiefgarage war nun schon da und die Verträge unterschrieben. Klar ist auch: Wir hätten die Förderung für die Tiefgarage auch bekommen, wenn sie an einer anderen Stelle gebaut worden wäre – sie musste nicht auf dem ehemaligen Huber-Grundstück errichtet werden… Diese Vorschriften gibt es noch nicht – wahrscheinlich weil Strauß zu früh gestorben ist (lacht). Mein größtes Problem jedoch war die Alpine (überlegt).

„Die offene Anfrage als Stadtrat war der einzige Ausweg, ich wollte unsere Betriebe schützen“
Warum?
Mich hat der mediale und politische Schutzschirm über diese Firma gestört. Da ich es war, der mit Vehemenz darauf aufmerksam gemacht hatte, dass in mehreren österreichischen Zeitung geschrieben stand, die Alpine sei in Schieflage, wurde ich geprügelt. Der Überbringer der Nachricht sollte getötet werden, nicht die Urheber… In unserem Nachbarland sind die Handwerker nur noch mit Bürgschaften in Aufträge mit der Alpine gegangen – und unsere Betriebe hätten sie freiweg in den Tod laufen lassen… Die offene Anfrage als Stadtrat war der einzige Ausweg, ich wollte unsere Betriebe schützen. Im Nachhinein haben sich viele Handwerker bei mir deshalb bedankt.
Zurück zum Stadtrat: Wer wird die Rolle des Kritikers an Ihrer Stelle nun übernehmen?
Drauf hätten’s viele – aber einige sind wegen diverser Funktionen blockiert. Winfried Stadler ist ein sehr kritischer und intelligenter Mann, aber als CSU-Fraktionssprecher kann er nicht die eigenen Leute kritisieren. Lothar Dumm soll auch ein Mensch sein, der sich nicht an der Nase rumführen lässt. Maria Degner ist weiterhin dabei, sie hat immer gute Arbeit gemacht. Und freilich ist da auch noch Alexander Muthmann, der hat sich aber selber aus dem Rennen geschossen…
Vor großer Kulisse: Gerhard Drexlers Jungfernrede im Bundestag
Wieso das denn?
… weil er stellvertretender Bürgermeister geworden ist. Durch diesen Posten bindet man sich zu sehr in die unkritische Szene ein. Es macht nunmal kein gutes Bild, wenn sich der Bürgermeister und sein Stellvertreter stark aneinander reiben – diese Außendarstellung wäre fatal. Mich hat es einfach gewundert, dass Herr Muthmann das macht. Komisch ist auch: Der Landtagsabgeordnete ist nun der Stellvertreter des Bezirkstagspräsidenten – der eine ist ständig in München, der andere in Landshut. Zumindest der Stellvertreter sollte doch ständig in Freyung vertreten sein.
Gerhard Drexler: „Opportunismus ist mir nicht angeboren“
Neuerdings gibt es ja auch einen vierten Bürgermeister in der Kreisstadt.
Ja, Josef Geis, da ‚Goas Bebbe‘. Er ist das langjährigste CSU-Mitglied, das im Stadtrat sitzen – einer, der immer zu den Stimmenkönigen zählte… Auf Deutsch gesagt: Er hat sich für die CSU immer aufgearbeitet und man hat ihn schon zu oft ausgebootet, weswegen ihn man jetzt zum vierten Bürgermeister gemacht hat – er hätte Besseres verdient
Sie können das komplette Politik-Geschehen nun von der Ferne aus beobachten. Wie fühlen Sie sich dabei?
Ich finde das hervorragend (schmunzelt). Ich vergleiche das gern mit einem Stürmer im Fußball, der von einem harten Verteidiger immer auf die Füße bekommt – jetzt ist der Stürmer Zuschauer in der VIP-Loge und sieht die Blutgrätschen der anderen.

„Für mich waren meine politischen Posten fast ein Fulltime-Job“
Es fällt auf: Sie können nicht so richtig loslassen vom Politik-Geschehen. Warum haben Sie eigentlich gar keinen Posten mehr angenommen? Spielt das Wahl-Fiasko der FDP eine Rolle?
Nein. Der Grund liegt im Persönlichen: Für mich waren meine politischen Posten fast ein Fulltime-Job. Dazu sind noch die Anfeindungen gegen mich und meine Familie gekommen. Und ruhig verhalten und nur drinsitzen und schweigen, das kann ich nicht. Opportunismus ist mir nicht angeboren.
Böse Zungen könnten behaupten, Sie wollen nach Ihrer Zeit im Bundestag nicht mehr in die „kleine“ Kommunalpolitik zurück.
Wieder ein Beispiel aus dem Sport: Wenn man einmal in der Bundesliga gespielt hat und plötzlich löst sich die Mannschaft auf – was macht man dann? Mache ich bei einem anderen Verein gleich weiter – oder warte ich, bis sich meine Truppe wieder findet? Es werden sicher noch einige Wahlen kommen, bis ich ins Gras beiße. Manchmal ist es einfach besser, am Gipfel kurz zu pausieren, denn Blick zu genießen – um dann wieder mit voller Kraft angreifen zu können.
(überlegt)
Dass ich nicht mehr für den Stadtrat kandidiere, habe ich bereits Anfang 2013 beschlossen. Die aggressive Phase während der Diskussionen um die Tiefgarage und der Druck auf meine Familie haben mich dazu bewegt.
„Olaf hat immer strebsam an seinem Image gearbeitet“
In dieser Zeit hat es auch immer wieder Gefechte mit Freyungs Bürgermeister Dr. Olaf Heinrich gegeben. Wie ist Ihr Verhältnis zu ihm heute?
Wir haben heute ein gutes Verhältnis. Vor dem Ganzen waren wir befreundet – danach hat sich alles etwas abgekühlt. Aber: Die Zeit heilt alle Wunden.
Wie würden Sie Herrn Heinrich beschreiben?
Er ist ja von einer CSU-kritischen Partei, der ÖDP, zur CSU gekommen. Er hat aber deren Strukturen mittlerweile aufgebrochen und optimiert, ist durch und durch ein Schwarzer. Aber er ist sehr erfolgreich damit, arbeitet sich peu à peu nach oben. Er kann sich medial hervorragend verkaufen – den Titel „Bürgermeister des Jahres“ hätte er zweifelsohne verdient, aber nicht von irgendeiner privaten Firma …
(kurze Pause)
Olaf hat immer strebsam an seinem Image gearbeitet, das braucht er nun nicht mehr – er hat das Winner-Image. Viel wichtiger wird es nun sein, weitere politische Erfolge feiern zu können.

„Heinrich vs. Drexler“: In einer Satire verarbeitete das Onlinemagazin „da Hog’n“ das angespannte Verhältnis zwischen Dr. Olaf Heinrich und Gerhard „Jet“ Drexler vor knapp eineinhalb Jahren.
Glauben Sie, Herr Heinrich wird Sie im Stadtrat vermissen?
Sicher (lacht). Stellen Sie sich einen Boxer vor, der bereits in der ersten Runde alle besiegt. Diesem Kampf sieht keiner mehr zu, das ist langweilig.
Kommen wir zur Landratswahl 2014 – schon lange bevor Alexander Muthmann seine Kandidatur bekanntgab, war er für Sie der einzige, der Sebastian Gruber gefährlich werden könnte.
Mit seiner Vernetzung und seinem Charme wird Sebastian Gruber ein hervorragender Landrat. Man muss in der heutigen Zeit eine gewisse Wohlfühl-Stimmung erzeugen – und genau das kann er. Sebastian hat das im Blut, er ist keiner, der den Leuten etwas vorheuchelt. Dass Alexander Muthmann der einzige ernstzunehmende Herausforderer war, war nicht nur meine Meinung. Er ist jedoch nicht gescheitert, er hat nur nicht gewonnen. Die Person Sebastian Gruber war einfach zu stark, zu bekannt im Landkreis.
„Gruber soll irgendwann die gleiche Winner-Mentalität haben“
Wohin geht die Reise des Landkreises Freyung-Grafenau?
Verwalter ist Sebastian keiner, eher ein Gestalter. Das Politik-Geschehen ist für ihn nichts Fremdes – und seine Netzwerke sind einzigartig. Mir hat etwa gefallen, dass er gleich mal den Tourismusmanager-Posten in Frage gestellt hat. Auf Sebastian warten schwierige Aufgaben. Die Demographie wird ein großes Thema sein – vor allem auf dem Land, in den Dörfern, weil dort genauso die Landflucht herrscht wie rund um die Ballungszentren. Er muss es schaffen, aus Freyung-Grafenau eine Einheit zu machen. Der Landkreis muss so stark sein, dass er sich von anderen absetzt. Nur so können wir überleben. Sebastian Gruber soll irgendwann die gleiche Winner-Mentalität wie Dr. Olaf Heinrich haben, das ist mein Wunsch.

Brauerei-Genossenschaft: „Solange diese beiden Personen etwas initiieren, werde ich mich nicht daran beteiligen“
Deren Gemeinsamkeiten sind augenscheinlich: Selbe Partei, selber Wirkungskreis, langjährige Kollegialität im Stadtrat usw. Sind die Wege zwischen Landratsamt und Freyunger Rathaus nicht a bisserl arg kurz? Besteht da nicht eine Art „Amigo-Gefahr“?
Amigo-Gefahr? Hoffentlich haben wir demnächst keine Amigo-Realität! Die Konzentration in Freyung ist extrem – Bürgermeister, Landrat, Bezirkstagspräsident, Landtagsabgeordneter. Da kann ich die Bedenken der anderen Städte im Landkreis durchaus verstehen. Wichtig wird aber in Zukunft das Miteinander sein. Sicher werden sich Sebastian Gruber und Olaf Heinrich nicht gegenseitig behindern. Interessant wird es dann, wenn der Landrat eine Entscheidung treffen muss, die vielleicht Freyung nicht so gefällt.
Themawechsel: Zuletzt sorgte in Freyung die Brauerei Lang für Gesprächsstoff, die künftig eine Genossenschaft sein wird.
… (überlegt kurz) und wieder sind leider die Gschaftlhuber der Netzwerk GbR im Spiel. Deren Mitglieder werden dafür sorgen, dass sich der ein oder andere Bürger genau überlegt, ob er sich an der Genossenschaft beteiligt. In dieser Hinsicht sollte man sich mehr öffnen – einige Wenige sollen nicht alles regeln. Und Achtung: Mächtige Leute scheitern meist daran, dass sie noch mehr Macht haben möchten. Ich wünsche der Brauerei trotzdem viel Erfolg – es geht ja schließlich um eine Freyunger Tradition, nicht um einen Posten für die Netzwerker.
Werbegemeinschaft: „Nicht so entwickelt, wie gewünscht“
Würden Sie als Finanzexperte Anteile kaufen?

„Mächtige Leute scheitern meist daran, dass sie noch mehr Macht haben möchten“
Im Aufsichtsrat gibt es zwei Namen, die ich persönlich sehr als unredliche, gefährliche Menschen wahrgenommen habe. Solange diese beiden Personen etwas initiieren, werde ich mich nicht daran beteiligen – sie haben mir in der Vergangenheit einfach zu übel mitgespielt.
Sie spielen vorher auf Ihren Austritt aus der Werbegemeinschaft an?
Nein – ich bin ja selber ausgetreten. Die Führung der Werbegemeinschaft hat sich schlichtweg nicht so entwickelt, wie gewünscht. Sie steht seit jeher für „Lebensqualität durch Nähe“ – nur diese Gruppe um die Netzwerk GbR dem Anschein nach nicht. Man kann nicht jeden dazu zwingen, hier vor Ort einzukaufen – doch selber bedient man sich im Nachbarland Österreich… Stichwort: Alpine und Bau des StadtplatzCenters. Diese Verlogenheit war der Grund für meinen Austritt.
Herr Drexler: Vielen Dank für das Gespräch und Ihre offenen Worte. Weiterhin alles Gute für die Zukunft.
Interview: Helmut Weigerstorfer und Stephan Hörhammer