Freyung. 50 Jahre hat das Gymnasium Freyung schon auf dem Buckel – kaum vorstellbar, wie viele Schulaufgaben und Exen geschrieben wurden, wie viele Wurstsemmeln über die Theke im Pausenverkauf gingen, wie viele Stunden geschwänzt wurden, wie viele Schüler und Lehrer tagtäglich ein und aus gegangen sind, wie viele Seiten Hausaufgaben aufgegeben wurden, wie viele lange Gesichter es bei der Zeugnisverteilung gab, wie viele erinnerungswürdige Wandertage – und wie viel Wissen vermittelt wurde, damit es schließlich zur Hochschulreife reichte. Auch die Hog’n-Chefs Stephan Hörhammer und Helmut Weigerstorfer haben es doch noch zu etwas gebracht – auch, weil sie die Schulbänke des Freyunger Gymnasiums – mal mehr, mal weniger enthusiastisch – gedrückt haben.“Wir sind 50″ ist auf der Gymnasium-Homepage in diesen Tagen zu lesen. Zeit also für einen Ausblick auf die vielen verschiedenen Veranstaltungen, die heuer anlässlich des Jubiläums an der Schule stattfinden – aber auch für einen kurzen Rückblick, den Lehrer Michael Köberl als „kleine Zeitreise“ zusammengefasst hat.
Hochkaräter in Freyung: Lesch, Hacke, Staub, Moeller und Herles
Ein attraktives Jubiläums-Programm, das die Verantwortlichen um Studiendirektor und Koordinator Karl Riesinger seit dem vergangenen Jahr da auf die Beine gestellt haben. Ideen wurden gesammelt, Organisationsgruppen gebildet, Aufgaben verteilt; es wurde diskutiert, überlegt, beschlossen und abgesegnet. „Wir haben versucht, namhafte Menschen nach Freyung zu bringen – was uns, glaube ich, ganz gut gelungen ist“, zeigt sich Riesinger zufrieden. Und so wird im Rahmen einer Ringvorlesungsreihe, die am 19. Mai im Atrium des Gymnasiums mit dem Vortrag des bekannten Astrophysikers und Fernsehmoderators Prof. Harald Lesch („Abenteuer Forschung“) eröffnet wird, der ein oder andere „Hochkaräter“ am Oberfeld vorstellig werden: u.a. der Journalist und Schriftsteller Axel Hacke, Gedächtnistrainer Gregor Staub, US-Generalkonsul Bill Moeller oder ZDF-Journalist Wolfgang Herles. Bei all diesen Gastauftritten, die von Mai bis September im Atrium des Gymnasiums sowie im Freyunger Kursaal stattfinden, ist selbstverständlich auch die Öffentlickeit eingeladen, wie Riesinger betont.
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Beim Ehemaligentreffen darf in Erinnerungen geschwelgt werden
Am 18. Mai, dem internationalen Museumstag, werden unter der Ägide von Kunstlehrer Franz Häuslmeier, der auch das Logo zur 50-Jahrfeier gestaltet hat, Schüler ihre Werke bei einer Vernissage im Freyunger Schramlhaus präsentieren. Voraussichtlich am 23. Juli wird dann das Schulfest, bei dem die gesamte Schulfamilie zum Mitfeiern eingeladen ist, über die Bühne gehen. Das Motto: „Alles Gute zum 50.“ Außerdem soll es einen Schreibwettbewerb geben, bei dem aktuelle sowie ehemalige Schüler des Gymnasiums im Rahmen eines Poetry Slams „Begegnungen, Erlebnisse und Erinnerungen“ zum Besten geben. Am Freitag, 26. September, wird im Freyunger Kursaal dann der offizielle Festakt zum 50. Jubiläum stattfinden – mit einem Vortrag von Staatssekretär Bernd Sibler und Interviews mit einstigen Schülerinnen und Schülern zu ihrem Werdegang. Einen Tag darauf, am 27. September, darf dann beim Ehemaligentreffen (Anmeldung via Homepage), das eine Art großes Klassentreffen darstellen wird, am Gymnasium nochmals in Erinnerungen geschwelgt werden.
Sponsoring erwünscht: „Freuen uns über jede Unterstützung“
Von Seiten der Schülermitverwaltung (SMV) sind ebenfalls Aktionen geplant, wie Schülersprecherin Patrizia Hartig berichtet: etwa ein witziges Kräftemessen zwischen ehemaligen und heutigen Schulmethoden, ein Fotowettbewerb uvm. Lehrer Michael Köberl hat sich mit der Geschichte der Schule auseinandergesetzt und zeichnet deshalb für die Festschrift verantwortlich, in der sich jeder Abiturjahrgang wiederfinden soll. Die Festschrift wird es mit einer Auflage von 1.000 Stück zu kaufen geben. „Da die Organisation der einzelnen Programmpunkte, die Erstellung der Festschrift und die Ausrichtung der Festivitäten natürlich auch Geld kostet, freuen wir uns über jede Unterstützung“, bekundet Karl Riesinger, der sich mit seinen Kollegen und den Schülern auf den Startschuss der Festlichkeiten freut.
Michael Köberls Rückblick auf die Geschichte der Schule
„Wolfsteiner Schulstreit“: Waldkirchen bekommt zuerst Gymnasium
Es brauchte viel Überzeugungsarbeit, um dem Bayerischen Kultusministerium klar zu machen, dass der Landkreis Wolfstein genügend Schülerpotenzial für ein Gymnasium hat. Als das dort in den frühen 60er Jahren endlich erkannt wurde, stellte sich die Standortfrage – und aus dem erbitterten „Wolfsteiner Schulstreit“ ging aus Sicht des Freistaates Waldkirchen als Sieger hervor. Dort wurde zum Schuljahr 1964/65 das staatliche Gymnasium für den Landkreis Wolfstein errichtet.
Die Freyunger Bürger und ihr Stadtrat gründeten daraufhin zum selben Zeitpunkt eine eigene kommunale Oberrealschule (nach heutiger Bezeichnung entspricht dies einem naturwissenschaftliches Gymnasium), die vom Staat genehmigt wurde. Schulleiter wurde Werner Gschwilm, für den eine Zeit der Kämpfe begann: Der Kampf um die Verstaatlichung (erfolgreich 1966), der Kampf um den neusprachlichen Zweig (erfolgreich 1968) und der Kampf um den Ausbau zur Vollanstalt mit vollständiger Oberstufe (erfolgreich 1970).
Im September 1968 konnte das provisorische Schulgebäude in der Stadtmitte (die alte Knabenschule) verlassen und das heutige Gebäude am Oberfeld bezogen werden. Komplett fertig wurde dieses allerdings erst 1972. 1973 verließen die ersten Abiturienten die Schule, im Schuljahr 1975/76 wurde die Kollegstufe eingeführt. Das Gymnasium etablierte sich und kam endlich in ruhigeres Fahrwasser.
Von 2002 bis 2012: Zehn Jahre Sanierung und Erweiterung
Gründungsdirektor Gschwilm konnte 1992 in den verdienten Ruhestand treten. Der Nachfolger: sein langjähriger Stellvertreter Hans Mindl. Unter dessen Ägide wurde die Schule mit Augenmaß kontinuierlich weiterentwickelt, die Schülerzahlen stiegen, eine Erweiterung und Sanierung des Schulhauses wurde nötig. Von 2002 bis 2012 gingen die Baumaßnahmen vonstatten, der Weitblick von Mindl sorgte dafür, dass auch die baulichen Voraussetzungen für eine Ganztagsbetreuung geschaffen werden konnten.
2005 übernahm der neue Schulleiter Wolfgang Redel nicht nur die „Baustelle Schulhaus“ von seinem Vorgänger, die Staatsregierung hatte ihm auch die „Baustelle G8“ als Aufgabe gestellt: Das achtjährige Gymnasium wurde in Bayern zum Schuljahr 2004/05 eingeführt. Unter Redel konnte auch das Angebot der Schule deutlich erweitert werden: Spanisch als spätbeginnende Fremdsprache, die offene Ganztagsschule – und schließlich mit dem wirtschaftswissenschaftlichen Gymnasium ein dritter Zweig. Mit Barbara Zethner führt nun die erste Schulleiterin das Gymnasium Freyung ins Jubiläumsjahr 2014.