Schönberg/Pinneberg. Seit 4. Oktober 2013, also ein gutes halbes Jahr, lebt und arbeitet Daniel Wildfeuer nun in Pinneberg, einer 40.000-Einwohner-Stadt in unmittelbarer Nähe zur Weltmetropole Hamburg. Seine Frau Annika, eine waschechte Hanseatin, hat er vor 15 Jahren im Online-Chat kennengelernt. Nach der anfänglichen Fernbeziehung ist sie dann 2007 zu Daniel in den Woid nach Schönberg gezogen. Sechs Jahre später ging’s dann für beide – inklusive Sohn Fabian – zurück zu den Wurzeln seiner Frau. Mit meinherzschlag.de, einem Online-Shop für alle Bayern-Liebhaber, hat der 31-jährige Programmierer mittlerweile eine erfolgreiche Marke im Netz entwickelt. Insgesamt drei Mitarbeiter kümmern sich auf 140 Quadratmetern Fläche um alles, was das Herz eines jeden Bajuvaren (und eines jeden, der es noch werden möchte) höher schlagen lässt. Daniel Wildfeuer ist angekommen im nordischen Exil – privat wie beruflich. Doch manchmal, in gewissen Momenten, drückt auch ihn a bisserl die Sehnsucht nachm Woid, wie er dem Onlinemagazin „da Hog’n“ im Interview verrät.
Leberkaas und Weißwiaschdl aus der Heimat
Daniel: Hast Du Dich schon eingelebt in Pinneberg?
(überlegt kurz) Ja, was heißt eingelebt? Ich kenne Hamburg ja schon länger, weil meine Frau aus dieser Stadt kommt. Ich würde sagen: eingelebt, ja – aber es fällt einem manchmal schon schwer, wenn man dann an die alte Heimat denkt. Gut für mich ist, dass ich über meinherzschlag.de ja doch irgendwo mit der Heimat in Verbindung stehe. Es gibt jedoch auch immer wieder Momente, wie zum Beispiel vor kurzem erst im Kommunalwahlkampf, wenn dann die eine oder andere interessante Podiumsdiskussion ansteht, in denen man doch gerne dahoam wäre. Ich verfolge die Politik in der Heimat dann halt aus der Ferne.
Was vermisst Du sonst noch?
Den Wuaschdsolod vom Hafner (lacht) … wobei: Ich werde ja gut versorgt hier. Mit der Metzgerei Pleintinger aus Schönberg habe ich mich kurzgeschlossen – von der bekomme ich immer Leberkaas und Weißwiaschdl geliefert. Weil in Hamburg gibt’s so etwas wie eine Metzgerei leider nicht mehr. Hier werden Wurst und Fleisch fast ausschließlich im Supermarkt gekauft, was ich sehr schade finde. Ich bestell beim Pleintinger-Metzger unter der Woche per Email, die Ware wird dann am Donnerstag losgeschickt und am Samstag ist sie dann hier – das passt perfekt!
Es hört sich vielleicht paradox an, aber: In kleineren Städten wie Pinneberg hat man häufig die gleiche Entwicklung wie auf dem Land. Alles verlagert sich mehr und mehr in die Zentren, in die Metropolen – und viele von den kleineren Einzelhändlern und Handwerksbetrieben werden von den Discountnern ausgestochen, sodass ein Ortsteil schnell mal kaputt geht.
Wildfeuers neuester Coup: die Schwimm-Brezn für den Badespaß
Hast Du Dich sprachlich auch schon angepasst?
(lacht) Mit meinem Sohn Fabian, der jetzt knapp drei Jahre alt ist, spreche ich meistens bairisch. Ich versuche zum Beispiel, wenn ich ihm aus einem Buch vorlese, die Geschichte gleich ins Boarische zu übersetzen (lacht) … mich rufen aber auch in der Arbeit immer wieder Leute an, die bairisch sprechen – deshalb verlerne ich’s sicherlich nicht so schnell.
Ein paar Wörter gibt’s jedoch schon, bei denen ich merke, dass man sich schon etwas angepasst hat. Und dann fällt einem das hochdeutsche Wort eher als das bayerische ein…
Wie läuft meinherzschlag.de? Wie laufen die Geschäfte, fernab der Heimat?
Januar, Februar, März waren jetzt etwas ruhiger, das ist die Zeit, um den Bestand und die Ideen aufzustocken – wie zum Beispiel unsere Schwimm-Breze, die wir in Kürze im Sortiment habe, oder andere bayerische Souvenirs.
Wie kommt man denn auf die Idee, eine Schwimm-Brezn mit ins Sortiment aufzunehmen?
(lacht) Ich ess einfach Brezn gern und in China habe ich einen passenden Produzenten gefunden, der verschiedene aufblasbare Sachen fertigt. Die Brezn in Deutschland produzieren zu lassen wäre freilich wünschenswert gewesen – aber aus wirtschaftlichen Gründen leider unmöglich. Die Produktion in Fernost ist abgeschlossen und in Kürze gehen sie aufs Schiff. In 4-5 Wochen sind sie dann im Verkauf.
Fernost heißt vermutlich: China. Und das läuft dann auch alles korrekt ab? Man hört da ja so einiges in Sachen Arbeitsbedingungen etc.?
Mein Vorteil ist, dass mein Büro-Nachbar aus China stammt. Er ist in meinem Alter, seit neun Jahren hier in Deutschland und exportiert Waren von hier nach China. Er hat viele gute Kontakte dorthin, weshalb ich alles über ihn arrangieren lassen habe. Einer seiner Ansprechpartner hat für uns die Fabrik besichtigt und gecheckt, ob die Qualitätsstandards passen – und natürlich auch, ob in Sachen Arbeitsbedingungen alles passt.
Was läuft denn aktuell bei Dir im Onlineshop am besten?
Was immer gut läuft, sind Baby-Sachen. Bodys oder kleine Baby-Lederhosen. Beliebt sind auch nach wie vor unsere Bade-Lederhosen und Bade-Handtücher – obwohl die Saison dafür ja erst noch startet. Die Sachen sind nicht billig, das gebe ich zu – dafür stimmt aber die Qualität. Die Kindersachen etwa sind alle bio-zertifiziert.
Als Bayern-Fan mitten in der HSV-Kurve beim Pokal-Spiel
Nochmal zurück zum Woid: Hältst Du noch regelmäßig Kontakt zu Freunden und Bekannten?
Zu den engsten Freunden, die man schon sehr lange kennt, auf jeden Fall, ja. Obwohl man sich teilweise auch auseinander lebt, vor allem wenn dann Familie und Kinder kommen – was ja auch irgendwo normal ist und der Lauf der Dinge mit sich bringt. Aber, wie gesagt, zu den wichtigsten Freunden und Bekannten versuche ich den Kontakt zu halten.
Wie häufig kehrst Du noch heim?
Aus beruflichen Gründen schaff ich’s leider nicht mehr so häufig – aber so drei- bis viermal im Jahr versuche ich schon nach Schönberg zu fahren, Familie und Freunde besuchen.
Wie wir wissen, schlägt Dein Fußball-Herz ja für Bayern München – warst Du schon bei einem Spiel des Hamburger Sportvereins?
(lacht) Ja, erst vor Kurzem. Normalerweise bin ich ja eher der Zuhause-Fan, der sich die Spiele von der Couch aus im Fernsehen anschaut. Doch über einen Bekannten meiner Frau, ein absoluter Ultra, bin ich dann an Karten fürs Pokal-Spiel Hamburg gegen Bayern gekommen – und plötzlich bin ich mitten in der HSV-Kurve gestanden… das war für mich der schlimmste 5:0-Sieg der Bayern überhaupt – ich hatte mich noch nie so still und leise für die Roten gefreut, als bei dieser Begegnung, umringt von hunderten HSV-Fans (lacht) …
Letzte Frage: Hast Du den Schritt, mit Deiner Familie nach Hamburg zu gehen, schon einmal bereut?
Nein, ich bereue nichts. Wie vorhin schon angedeutet: Manchmal fällt’s mir a bisserl schwer, wenn ich etwa die Weite des Bayerwalds vermisse, so pathetisch das auch grad klingen mag. Und hier ist halt alles sehr flach (lacht). Aber die Norddeutschen sind den Waidlern gar nicht so unähnlich, harte Schale aber wenn man sie näher kennt mit einem herzlichen Kern. Des passt scho so wias is!
Vielen Dank für das Gespräch – und weiterhin alles Gute.
Interview: Stephan Hörhammer