Zwiesel. Ist er ein bayerisches Mysterium wie der Wolpertinger oder gibt es ihn gar wirklich? Die Rede ist vom Weißwurstäquator, der die Preußen geografisch von den Bayern trennen soll. Als Preußen werden hiermit schnell alle außerhalb Altbayerns betitelt – eben all diejenigen, deren Kultur nicht von kulinarischen Gebräuchen wie dem Zutzeln oder In-süßen-Senf-Tunken geprägt ist. Die Rosl und da Bertl vo Zwiesl sind zwei ausgesprochene Weißwurstfreunde, wie Euer Hog’n ja schon mal berichtete. Und weil’s ihnen eben nicht wurscht ist, haben sie dem Weißwurstäquator im September des vergangenen Jahres ein Denkmal gesetzt. Wo genau das Kunstwerk zu besichtigen ist, welche Promis sich dort schon fotografieren lassen haben und welche „weißwurschtigen“ Pläne da Bertl und seine Rosl künftig verfolgen – darüber hat das Onlinemagazin da Hog’n mit dem Bertl gesprochen.
49. Breitengrad an der B11 – da verläuft die kultige Linie
Bertl: Wie seid Ihr auf die Idee mit dem Weißwurstäquator gekommen?
In einem Fernsehbeitrag hat Paul Enghofer berichtet, das der Weißwurstäquator durch Zwiesel und Regen verläuft. Da sind wir stutzig geworden – und der Sache auf den Grund gegangen. Das Vermessungsamt Zwiesel hat uns freundlicherweise den 49. Breitengrad exakt herausgemessen. Und siehe da: Da Enghofer Paule hat recht gehabt (lacht). Beim Infozentrum in Zwiesel, direkt an der B11, durchquert der wahre Weißwurstäquator die Stadt Zwiesel.
Warum habt Ihr den Standort am Naturparkhaus gewählt?
Das war wohl eine Fügung von oben (lacht). Genau auf dem 49. Breitengrad beim Naturparkhaus befindet sich eine Art Grenzstein. Aber ein Besonderer. Ungefähr drei Meter hoch und von der B11 her gut einsehbar. Und somit war die Idee eines Weißwurstäquator-Denkmals geboren. Wir haben uns an den Bürgermeister der Stadt Zwiesel, Franz Xaver Steininger, und den Kurdirektor gewandt – und unsere Idee vorgetragen. Beide waren gleich begeistert und sagten uns ihre Unterstützung zu.
Da ja die Stadt, wie andere Kommunen auch, nicht über große finanzielle Mittel verfügt, haben wir uns auch gleich noch ein paar Sponsoren gesucht. Zwei Bäcker, zwei Metzger und die örtliche Brauerei haben nicht lange überlegt und stimmten einer ‚Förderung‘ zu. Der Globus auf dem Stein wurde von einem ortsansässigen Schlosser zum Selbstkostenpreis hergestellt. Der Bauhof Zwiesel hat das Umfeld so gestaltet, das dieses Denkmal nun sehr gut zur Geltung kommt. Und im September 2013 wurde das Denkmal dann in Anwesenheit zahlreicher Gäste vom Bürgermeister und uns feierlich enthüllt.
Was entgegnest Du denjenigen, die behaupten, der Weißwurstäquator verlaufe viel weiter nördlich?
Es gibt ja – landauf landab – verschiedene Meinungen, welches nun ‚der richtige‘ Weißwurstäquator sei. Dabei ist alles ganz einfach. Erstens: Die Mainlinie kann es nicht sein, da sie viel zu weit nördlich liegt. Und in Franken ist ja die Bratwurst daheim. Zweitens: Die Donaulinie macht einen Schwenk und würde ganz Ostbayern aus dem Weißwurstland ausschließen. Und der 100-Kilometer-Radius um München kann wohl nur als schlechter Scherz der Hauptstädter bezeichnet werden. Das hätten die sich in München fein ausgedacht. Es gibt also nur einen richtigen Weißwurstäquator: Und das ist nunmal der 49. Breitengrad. Eine genaue Erklärung dazu gibt’s in unserem Weißwurst-Blog.
Immer mehr Leute lassen sich am Denkmal fotografieren
Viele Menschen haben sich bereits am Weißwurstäquator-Denkmal ablichten lassen – welche Geschichte steckt dahinter?
Bis jetzt haben wir 38 Fotos von Besuchern am Denkmal. Darunter auch namhafte Personen wie die Fussballlegende Klaus Fischer, die Entertainerin Gloria Gray oder Landrat Michael Adam. Wir nehmen diese Fotos in unseren Blog auf und machen so eine Art Besucherarchiv. Hinter der Fotosache steckt ein einfacher Grund: Der Weißwurstäquator wird in die Welt hinausgetragen wird. Und jedes Foto nimmt an einer Auslosung teil, bei der es das ‚Zwiesler Überraschungspaket‘ zu gewinnen gibt. Wenn Zwiesel die einzige Kommune auf dem Erdball ist, die so etwas vorweisen kann, dann sollte dies auch publik gemacht werden.
So berichtete der Bayerische Rundfunk jüngst über den Zwieseler Weißwurstäquator:
Hat sich der Ort seit Bestehen denn zu einer Art Pilgerstätte für alle Weißwurst-Fans entwickelt?
Na ja (lacht). Eine Pilgerstätte ist das Denkmal noch nicht. Aber die Besucher werden immer mehr, durch die Berichterstattungen im Fernsehen und in der Presse. Erst kürzlich war der Bayerische Rundfunk in Zwiesel und hat einen Beitrag von knapp acht Minuten Länge gesendet.
Bertl, hast Du am Weißwurstäquator eigentlich schon eine Weißwurscht gezuzelt?
Klar doch. Im September 2013, bei der Enthüllungsfeier (lacht).
Noch heuer gibt’s ein Fest mit eigens komponiertem Lied
Was gibt es sonst noch über dieses „Kunstwerk“ zu berichten, Bertl?
Das Kunstwerk ist ja, wie gesagt, das einzige seiner Art – weltweit. Leider hat es die ‚Geburtsstadt der Weißwurst‘ in 157 Jahren nicht auf die Reihe bekommen, der Königin im Wurstrevier standesgemäß zu huldigen. Ein Weißwurstmuseum gibt es in Neumarkt in der Oberpfalz, ein Weißwurstdenkmal steht in Freising – und die Bayerische Weißwurstkönigin ist auch eine Idee von Rosl und mir. Rund um das Denkmal in Zwiesel ist einiges angedacht. So wird heuer bei einem Fest ein eigens für das Äquatordenkmal komponierte Lied der Bevölkerung vorgestellt. Ein richtiger Ohrwurm ist das geworden. Also, es ist noch einiges in Planung, aber noch nicht ganz spruchreif.
Was planst Du als nächstes, um der Weißwurst zu huldigen?
Ideen zur Huldigung der Weißwurst gibt es genügend. Mit dem Obermeister der Metzgerinnung Arberland laufen z.B. Gespräche für ein größeres Projekt. Ganz aktuell wird der traditionelle musikalische Weißwurstfrühschoppen vorbereitet; er findet statt am 3. Mai in Regen beim legendären Wurstglöckl, zu dem wieder Weißwurstfreunde aus ganz Bayern anreisen werden. Vielleicht gibt es künftig Weißwurstseminare für Urlaubsgäste oder auch Einheimische. In lockerer Runde soll dabei die Weißwurst, ihre Geschichte und die Tradition in einer g’schbassigen Veranstaltung erörtert werden. Auf alle Fälle bleiben meine Rosl und meine Wenigkeit an der Weißwurst dran. Vielleicht wird Niederbayern und im Besonderen der Bayerische Wald ja schon bald zum echten Weißwurstnabel?
Interview: Stephan Hörhammer