Regen. „Dass mich die ‚Sex-Affäre‘ zum Schweigen gebracht hat, kann ich nicht sagen. Sie hat aber in jedem Fall dafür gesorgt, dass ich mir heute noch stärker überlege, was ich sage und schreibe.“ Deutlich ruhiger und bedachter als gewohnt erlebten die Hog’n-Redakteure Stephan Hörhammer und Helmut Weigerstorfer Landrat Michael Adam beim Interivew-Termin in seinem Büro im Regener Landratsamt. Dort ließ der 29-jährige SPD-Politiker die vergangenen, für ihn sehr ereignisreichen Monate, noch einmal Revue passieren – und sprach außerdem über die Asylpolitik des Landkreises Regen sowie ein einheitliches Tourismus-Konzept für den Bayerwald.
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Einen nachdenklich wirkenden Landrat Michael Adam erlebten die Hog’n-Redakteure Stephan Hörhammer und Helmut Weigerstorfer beim Interivew-Termin im Regener Landratsamt.
„Es bleibt nicht viel Zeit, um über die Vergangenheit nachzudenken“
Herr Adam, wie geht es Ihnen heute?
Mittlerweile wieder besser.
Sie spielen auf die sogenannte „Sex-Affäre“ an?
Ja, leider zwangsläufig.
Inwiefern?
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“ Ich habe den Stoff hierfür ja ohne Zweifel selbst geliefert. Nun muss ich natürlich auch mit den Folgen selbst fertig werden.“
Naja, Ende des letzten Jahres ging es mir beruflich aber auch persönlich aus diesem Grund alles andere als gut. Mittlerweile hat mich der normale Politik-Alltag aber wieder. Fast tagtäglich stehen derzeit wichtige Projekte der Landkreisentwicklung an. Es bewegt sich wirklich sehr viel. Hier bleibt dann Gott sei Dank nicht viel Zeit, um über die Vergangenheit nachzudenken. Bei repräsentativen Terminen, vor allem bei Weihnachtsfeiern und Faschingsveranstaltungen, habe ich mich in den letzten Monaten zurückgehalten – nicht, weil ich diese Veranstaltung nicht mögen würde, sondern weil es nach der Aufregung im November einfach nicht angemessen gewesen wäre, zu feiern.
Auch Starkbierfeste meide ich derzeit. Als Politiker muss ich natürlich Faschingswitze und Derblecken mit eindeutigem Bezug aushalten. Ich habe den Stoff hierfür ja ohne Zweifel selbst geliefert. Nun muss ich natürlich auch mit den Folgen selbst fertig werden. Nur: Es gibt halt nicht nur mich allein, sondern eben auch die Menschen in meinem persönlichen Umfeld, die ebenso unter der Situation leiden. Vor allem natürlich mein Partner. Deshalb bleibe ich derzeit noch bewusst Veranstaltungen fern, bei denen ‚das Thema‘ aufs Korn genommen wird.
„Für meinen Mann war der Medienrummel einfach entwürdigend“
Ihre Familie leidet also noch immer sehr unter dem Fall…
Ja, natürlich. Privat habe ich in dieser Angelegenheit zwar einen klaren Strich gezogen. Und noch viel wichtiger: Mein Mann und ich haben die Sache für uns bereinigt. Aber natürlich war das alles gerade für meinen Mann sehr belastend: In großen deutschen Tageszeitungen war auch immer sein Bild abgedruckt. Für ihn war es einfach nur entwürdigend – und darüber hinaus presserechtlich auch klar verboten. Es tat uns beiden sehr weh, am eigenen Leib zu erfahren, wie Mechanismen bei bestimmten Medien funktionieren. Vor allem, wenn ein bestimmter, seit Jahren persönlich bekannter Journalist, plötzlich intimes ‚Insiderwissen‘ ans Tageslicht bringt, um sich damit beruflich zu profilieren. Denn es ist ja keinesfalls die Regel, dass ‚Bettgeschichten von Kommunalpolitikern‘ – selbst wenn sich diese nicht selten ebenfalls in Amtszimmern abspielen – bundesweit medial breitgetreten werden.
In meinem Fall waren einfach ein paar Faktoren zusammengekommen: Besagter persönlich bekannter Journalist, die Homosexualität, die außergewöhnliche Wahl zum jüngsten Bürgermeister, dann zum jüngsten Landrat Deutschlands. Dann auch noch der eine oder andere Feind, den man sich vielleicht im Politikbetrieb geschaffen hat. Und am Ende natürlich vor allem das Geld, das für die Enthüllung auf den Tisch gelegt wurde. Politisch eigentlich alles sehr leicht erklärbar. Persönlich aber eben auch sehr bitter.
Ist für Sie das Thema nun vollkommen vom Tisch?
Ja. Wie bereits mehrfach deutlich gemacht: Zur Sache selbst möchte ich öffentlich nichts mehr sagen.
Tun Sie aber gerade dennoch…
Nein, tue ich nicht. Sie fragten mich zuvor nicht nach der Affäre selbst, sondern nach meinem beziehungsweise unserem Befinden. Und das ist ein ganz anderes Thema.
Der Landkreis Regen soll politisch also zur Ruhe kommen?
Exakt. Das Thema ist zwar mit Sicherheit noch irgendwo in den Köpfen präsent. Ich habe aber – ohne etwas verdrängen zu wollen – schon den Eindruck, dass ein Großteil der Bevölkerung nichts mehr davon hören und wissen mag.
„Ich hatte mich auch an vielen Fronten medial etwas aufgerieben“
Da Hog’n war ja sehr nah dran an der Geschichte, an der unserer Ansicht nach gezielten Kampagne der Boulevard-Blätter „Am Sonntag“ und „Bild am Sonntag“ gegen Ihre Person. Ist auch heute noch ein bisschen Wut dabei, wenn Sie darauf zurückblicken?
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„Die ganze Geschichte im November letzten Jahres hat in einer Phase stattgefunden, in der ich sehr ausgelaugt war.“
Ganz klar: Eine gewisse persönliche Verletztheit bleibt zurück, weil hier im Hintergrund auch Dinge gelaufen sind, die rechtlich und moralisch nicht in Ordnung waren. Ich lasse das Ganze deshalb juristisch aufarbeiten – aber auch hier ganz klar außerhalb der Öffentlichkeit.
Die Rolle der Medien ist in Ihrem Fall kein uninteressantes Thema.
Durchaus. Presserechtlich waren die ‚Enthüllungsstories‘ nach Ansicht meines Fachanwalts gar nicht zulässig. Aber nochmal: Ich möchte zu dieser Sache öffentlich nichts mehr sagen. Ich bin einfach nur froh, dass es vorbei ist. Und alles weitere ist meine persönliche Angelegenheit.
Ist Regens Landrat Michael Adam kleinlauter, ruhiger geworden?
Die ganze Geschichte im November letzten Jahres hat in einer Phase stattgefunden, in der ich sehr ausgelaugt war, weil ich zuvor einige sehr schwierige politische Projekte angestoßen hatte. Ich hatte mich zu dieser Zeit auch an vielen Fronten medial etwas aufgerieben. Ein Beispiel hierfür war – neben dem Ärger um Türsteher vor einer größeren Diskothek – der Bürgerentscheid in Ruhmannsfelden in Sachen Ortsumgehungsstraße. Ich hatte damals das Gefühl, dass es vor Ort nicht in die richtige Richtung läuft. Deshalb habe ich mich sehr deutlich von außen eingeklinkt. Ich denke bis heute, dass das an sich richtig und wichtig war. Dennoch habe ich mich in den Medien und auch über Social-Media rückwirkend zu sehr in emotionale Auseinandersetzungen begeben, mir dadurch auch Feinde geschaffen. Dass mich die ‚Sex-Affäre‘ aber zum Schweigen gebracht hat, kann ich nicht sagen. Sie hat aber in jedem Fall dafür gesorgt, dass ich mir heute noch stärker überlege, was ich sage und schreibe.
„Die Sache hätte mir bei einer Wiederwahl in jedem Fall geschadet“
Wäre es dann nicht besser gewesen, bei einer Landratswahl noch einmal die Wähler über Ihre weitere Rolle in der Politik entscheiden zu lassen, wie von einigen Seiten vorgeschlagen?
Über ein Vorziehen der Landratswahl auf die Kommunalwahl 2014 hatte ich mir bereits nach meinem Amtsantritt 2011 durchaus einige Gedanken gemacht, ja. Damals hatten mir jedoch entscheidende Landkreispolitiker gesagt, dass der Kreistag einer Vorverlegung aus deren Sicht wohl nicht zustimmen würde. Zur Erinnerung: Dieses Ansinnen wurde ja bereits meinem Vorgänger Heinz Wölfl nach dessen erster Wahl vom Kreistag nicht genehmigt. Folglich war das Thema für mich keines mehr – nicht vor und auch nicht nach der ‚Sex-Affäre‘.
Hätten Sie vor der Reaktion der Wähler Angst gehabt?
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„Ich denke, dass jeder Politiker irgendwo Angst vor der nächsten Wahl hat. Wer von sich etwas anderes behauptet, der lügt meines Erachtens.“
Ich denke, dass jeder Politiker irgendwo Angst vor der nächsten Wahl hat. Wer von sich etwas anderes behauptet, der lügt meines Erachtens. Ich denke aber auch, dass man bei Wahlentscheidungen alles in einen gewissen Gesamtzusammenhang setzen muss. Ich habe kein Geld veruntreut, niemanden belogen. Ich bin allen Pflichten eines Landrats nachgekommen. Ich habe auch kein Abhängigkeitsverhältnis zu Mitarbeitern ausgenutzt. Zugegeben: Meine Geschichte war moralisch inakzeptabel – ganz klar. Die Sache hätte mir bei einer Wiederwahl also in jedem Fall geschadet. Ich denke aber, dass die Mehrheit der Bürger sich insgesamt ein Bild von der Arbeit eines Politikers macht. Und hier wäre die ‚Sex-Affäre‘ dann eben nur ein Teil dieses Bildes gewesen.
Gut, anderes Thema: Wie wird die Zusammenarbeit mit dem Landkreis Freyung-Grafenau künftig aussehen, jetzt, wo feststeht, dass Sebatian Gruber der neue Landrat ist?
Ich möchte sie weiter intensivieren, in allen Bereichen. Besonders wichtig wird die Antwort auf die Frage: Wie positioniert sich der Bayerische Wald als Region positiver nach außen? – in Sachen Fördermittel, Tourismus, ÖPNV und in viele anderen Bereichen. Es wäre schön, wenn wir da ein Team wären, wenn die beiden Bayerwald-Landräte eng zusammenarbeiten würden.
War das bisher denn nicht der Fall?
Grundsätzlich passt zwischen die niederbayerischen Landräte kein Blatt Papier – über alle Parteigrenzen hinweg. Ob das in der Vergangenheit aber auch immer automatisch engste Kooperation zwischen Freyung und Regen bedeutet hat, ist die andere Frage.
Über Rita Hagl-Kehl: „Auch ein Nicht-Verhältnis ist ein Verhältnis“
Eine wichtige Vertreterin dieser Region ist auch Neu-MdB Rita Hagl-Kehl, mit der Sie sich nicht immer ganz einig waren. Wie ist das Verhältnis zur 43-Jährigen inzwischen?
Ganz emotionslos. Auch ein Nicht-Verhältnis ist ein Verhältnis. Es gibt schlichtweg keinen Kontakt zwischen uns – und damit können wir beide gut leben.
Seitens der Bundestagsabgeordneten klingt immer wieder durch, dass eher Sie der Starrköpfige sind, der nicht auf andere zugehen kann und will.
Ehrlich? Es entzieht sich wirklich meiner Kenntnis, wie Frau Hagl-Kehl zu dieser Einschätzung kommt. In meiner Zeit als SPD-Bezirksvorsitzender hatten Frau Hagl-Kehl und ich zugegebenermaßen nicht unerhebliche Meinungsverschiedenheiten, das stimmt. Mit der der SPD-Basis, die sie vielleicht mit ‚andere‘ meint, habe ich jedoch überhaupt kein Problem.
Offen gefragt: Ist sie Ihrer Meinung nach die richtige Frau in Berlin?
Das kann ich nicht sagen, weil ich ihre Arbeit nicht detailliert genug verfolge, um hier ein Urteil fällen zu können. Nichtsdestotrotz hätte ich kein Problem damit, mit einem bundespolitischen Problem auf sie zuzugehen. Es kristallisiert sich aber heraus, dass der für den Landkreis Regen zuständige MdB Alois Reiner für mich in der Praxis einfach der erste Ansprechpartner ist.
Apropos Bundestag: Der Fall Edathy hat jüngst kein besonders gutes Licht auf die SPD geworfen. Ihre Meinung dazu?
Mein Urteil fällt nicht besonders – sagen wir mal – charmant für alle Beteiligten aus. Deshalb antworte ich auf diese Frage lieber nicht (lacht). Kurzum: Dieser Mann war offensichtlich im Besitz von Bildern im Grenzbereich der Kinderpornographie. Das geht nicht. Und in dieser Hinsicht muss der Gesetzgeber für Klarheit sorgen – und sämtliche Grauzonen entfernen.
„Bin noch nie wegen meiner Homosexualität diskriminiert worden“
Ein weiteres Thema der vergangenen Monate: Mit Thomas Hitzlsperger hat sich der erste homosexuelle Profifußballer geoutet. Wird das Ganze zu hoch gehalten? Was denken Sie?
Ja, schon. Ich persönlich bin noch nie wegen meiner Homosexualität diskriminiert worden. Ich kann die Aufregung daher nicht nachvollziehen. Ein Grund hierfür ist aber sicher, dass ich kein ‚Klischee-Schwuler‘ bin, der beispielsweise eine klischeehaft feminine Art hat und diese offen zeigt. Würde ich das tun, denke ich schon, dass es durchaus auch vereinzelt negative Reaktionen geben würde.
Sprich: Die Toleranz gegenüber Homosexuellen ist weiter ausbaufähig?
Zumindest in manchen klassisch männerdominierten Bereichen, ja. Homosexualität ist hier zwar in der Theorie in Ordnung, aber bitte nicht vor unseren Augen…
„Es ist künftig unabdingbar, ausländische Fachkräfte anzuwerben“
Zurück zur Lokalpolitik: Welche größeren Projekte stehen demnächst im Landkreis an?
Das große Thema ist und bleibt die Demographie. Eine Region muss so vorangebracht werden, dass nicht nur die Einheimischen dort bleiben, sondern mittel- und langfristig auch ein gewisser Zuzug zu verzeichnen ist. Grundsätzlich steht die Frage im Raum: Wie kann ich eine Region nach außen vermarkten und in Wert setzen? Unsere Antwort darauf: Aus einer Verwaltungsstruktur heraus kann man dieses Problem nicht lösen. Deshalb haben wir im vergangenen Jahr eine Kreisentwicklungs-GmbH gegründet. Konkretes Beispiel: Breitband-Ausbau. So richtig kamen wir da in der Vergangenheit nicht weiter, wenn wir ehrlich sind. Jeder arbeitete für sich allein: Kommunen, Landkreise, Internetprovider, Firmen. Durch unsere GmbH bündeln wir nun alle Kräfte.
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„Eine Region muss so vorangebracht werden, dass nicht nur die Einheimischen dort bleiben, sondern mittel- und langfristig ein gewisser Zuzug zu verzeichnen ist.“
Klingt sehr fortschrittlich. Welche Ziele gibt es noch?
Auch der vielzitierte Fachkräftemangel beschäftigt uns natürlich. Wir können uns vorstellen, junge Ausländer zu akquirieren, diese auszubilden und weiterzubilden. Da denken wir an eine Vollbetreuung – also Arbeit und Integration in die Gesellschaft. Freilich ist das mit gewissen Kosten verbunden, die ein einzelner Betrieb nicht alleine schultern kann. Deshalb kommt hier der Landkreis – über die GmbH – mit ins Boot. Wir haben de facto Vollbeschäftigung, also ist es unabdingbar, ausländische Fachkräfte anzuwerben.
Besonders wichtig für den Bayerischen Wald ist auch der Tourismus. In Bodenmais, wo sie vorher Bürgermeister waren, ist der Tourismus nicht mehr Teil der Verwaltung, sondern privatisiert.
Privatisierungen aus Verwaltungen haben durchaus ihre Grenzen – das haben wir in den 90er Jahren leidvoll erfahren, als der Staat alles privatisiert hat, was nicht niet- und nagelfest war. Aber: Es gibt sicher gewisse Bereiche wie Marketing, Wirtschaftsförderung oder auch Tourismus, die man nicht effizient innerhalb einer klassischen Verwaltung abdecken kann. Zudem gibt es Interessenkonflikte: Der Wirtschaftsförderer besorgt Fördermittel und unterstützt Betriebe bei Neuansiedlungen und Erweiterungen – gleichzeitig ist das Landratsamt als Staatsbehörde für Baugenehmigungen zuständig. Diese Bereiche gehören strukturell getrennt.
„Müssen konsequent erarbeiten, was uns besonders macht“
Ist – um zurück auf Bodenmais zu kommen – eine Privatisierung dennoch die Ideallösung?
In diesem Bereich ganz sicher: Die Bodenmais Tourismus- & Marketing-GmbH agiert nicht nur als Unternehmen, sondern fast schon als Reiseveranstalter – da werden verschiedene Pauschalen und Pakete geschnürt und auf allen modernen Vertriebswegen verkauft. Und das kann man nicht aus einer Verwaltung heraus machen. Da braucht man Fachleute und betriebswirtschaftlichen Hintergrund, auch politische Ränkespiele haben da nichts verloren. Zusammengefasst: Wenn man ein Beteiligungsmanagement installiert und sicherstellt, dass die Interessen der öffentlichen Hand in ihren Tochterformen gewahrt werden, sehe ich in kommunalen Privatisierungen große Vorteile.
In solchen GmbHs können Interessen und Kompetenzen gebündelt werden.
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„Obwohl in den Tourist-Infos vor Ort viele kompetente Leute sitzen, entwickelt sich nicht besonders viel weiter – was durchaus nachvollziehbar ist.“
Genau. Provokant gefragt: Was soll eine kleine Kommune mit beispielsweise nur etwa 50.000 Übernachtungen pro Jahr alleine auf dem großen Tourismus-Markt ausrichten? Mit dem Tourismus-Etat ist in kleineren Gemeinden nicht viel möglich – mehr als zwei Zeitungsanzeigen in großen Deutschen Tageszeitungen pro Jahr sind da nicht drin, überspitzt ausgedrückt. Obwohl in den Tourist-Infos vor Ort viele kompetente Leute sitzen, entwickelt sich nicht besonders viel weiter – was durchaus nachvollziehbar ist. Deshalb ist es wichtig, hier in Zukunft wesentlich effizienter zusammenzuarbeiten.
Entscheidend ist auch die Frage, was wir überhaupt vermarkten wollen bzw. sollen. Bewerben wir die einzelnen Orte? Oder stellen wir den Bayerischen Wald als Ganzes in den Vordergrund? Wir müssen konsequent herausarbeiten, was uns besonders macht.
„Der Bayerische Wald muss weg vom Image des Randgebietes“
Richtig! Was denn zum Beispiel?
Mit unserer Region verbindet man Wandern, Radfahren und Naturkinos. Das kann man allerdings auch in allen anderen europäischen Mittelgebirgen. Wir müssen also herausfinden, was unsere tatsächlichen Alleinstellungsmerkmale sind. Den Nationalpark Bayerischer Wald mit seinen Einrichtungen halte ich beispielsweise für ein besonderes Urlaubsargument. (Überlegt kurz, sagt dann nochmal mit Nachdruck:) Allein das Vorhandensein von schönen Wanderwegen reicht nicht! Sie müssen dem Gast auch eine ’spannende Story drumherum‘ verkaufen, Ihr Produkt in Wert setzen!
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Weiterhin überzeugter „Sozi“: Michael Adam vor dem Porträt des ehemaligen SPD-Bundeskanzlers Willy Brandt (im Hintergrund).
Regionalmanager, Tourismusmanager, Konversionsmanager – im Landkreis Freyung-Grafenau gibt es eine Vielzahl von Managern. Ist das im Landkreis Regen auch so?
Durchaus. Bei uns arbeiten all diese Fachleute innerhalb der Kreisentwicklungs-GmbH. Früher waren das alles Stabsstellen beim Landrat, der diese Manager ab und zu hat im Kreistag vorsprechen lassen. Jeder kochte mit jeweils überschaubarem Etat seine eigene Suppe. Dann haben wir all das innerhalb unserer GmbH zusammengefasst. Heute wird mit sinnvoller finanzieller Ausstattung aus einem Guss an der Landkreisentwicklung gearbeitet.
Was halten Sie von der „Rückkehr- bzw. Rückhol-Aktion“ des Regionalmanagments im Landkreis Freyung-Grafenau?
Eine ähnliche Aktion hatten auch wir schon – und sie ist im Grunde auch sinnvoll. Nur: Ob sie am Ende allein das maßgebliche ist – oder ob man vor allem an den harten Fakten arbeiten muss, sei dahingestellt. Ist nicht Tourismus- und Wirtschaftsförderung sowie Marketing wichtiger? Der Bayerische Wald muss weg vom Image des Randgebietes. Wir müssen den Ruf einer modernen Wirtschaftsregion, die gleichzeitig auch ein Urlaubsgebiet ist und einen hohen Freizeitwert besitzt, bekommen. Hervorzuheben sind auch die niedrigen Lebenshaltungskosten und die Top-Verdienstmöglichkeiten. Wenn man das erfolgreich kommuniziert, braucht es keine gesonderten Rückholaktionen mehr.
„Zu uns kommen viele Menschen, die keinen Asylgrund haben“
Thema Asylbewerber: Wie steht Landrat Michael Adam dazu?
Um Ihnen diese Frage beantworten zu können, gehe ich nun einmal kurz rein von der Tagespolitik bei uns vor Ort aus: Und hierzu hat unser niederbayerischer Landräte-Sprecher Christian Bernreiter im letzten Jahr medial etwas gesagt, was ihm als Teil einer ausgeklügelten CSU-Strategie vorgeworfen wurde. Das finde ich aber zu kurz gegriffen. Denn er hat einfach nur gesagt, wo bei uns vor Ort im alltäglichen Asylvollzug durch die Landratsämter der Schuh drückt.
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„Ich finde es nicht in Ordnung, wenn der Kollege Bernreiter in die rechte Ecke gestellt wird, nur weil er in diesem Punkt die Wahrheit gesagt hat.“
Fakt ist: Zu uns kommen viele Menschen, die mehrheitlich keinen Asylgrund haben. Diese Leute wissen, dass die Asylverfahren in Deutschland sehr lange dauern. Und so können auch Asylbewerber ohne echten Asylgrund oft über Jahre hinweg bleiben, Geld verdienen und es ihren Familien schicken, ehe sie wieder ausgewiesen werden. Für sie ist der Aufenthalt in Deutschland in dieser Zeit schlicht eine Einkommensgrundlage. Das entspricht jedoch nicht dem Grundrecht auf Asyl. Und ich finde es nicht in Ordnung, wenn der Kollege Bernreiter in die rechte Ecke gestellt wird, nur weil er in diesem Punkt die Wahrheit gesagt hat. Übrigens: Der von mir genannte Missstand rückt an den Stammtischen ja gerade auch diejenigen Asylbewerber in ein schlechtes ‚Sozialmissbrauchs-Licht‘, die tatsächlich in ihren Heimatländern verfolgt werden und wirklich Asyl brauchen. Und das gilt es unbedingt zu vermeiden!
Herr Adam, besten Dank für das Gespräch und weiterhin alles Gute für die Zukunft.
Interview: Helmut Weigerstorfer und Stephan Hörhammer
Gfoid ma…. (y)
Guter Artikel.
Als Fazit bleibt wenn Michael Adam hetero gewesen wäre. hätte es niemanden interesiert..
Er gibt sich glaubwürdig geläutert und wertet dezidiert. Das ist gut. Er macht seinen Job. Das ist auch gut. Jetzt sollte Adam einfach wieder nach seinen Leistungen und Ergebnissen beurteilt werden. Dass er Ecken und Kanten hat und dabei auch den Schulterschluss zur CSU sucht, zeichnet ihn aus.
schade dass „Menschen“ immer noch auf ihre sexualität reduziert werden!
1. Das Politikerleben an sich ist kräfteraubender und zeitraubender als man denkt.
2. Noch härter und anspruchsvoller ist es, wenn man noch blutjung ist.
Also, wenn man sich bereits während der eigenen Phase der Persönlichkeitsentwicklung beruflich aufreiben muss. Das hat i m m e r
Folgen!
3. Wichtig bleibt, dass man Herrn Adam dankbar ist für seine aufopfernde politische Arbeit in der Vergangenheit.
4. Wir dürfen nicht vergessen, dass man über jeden Menschen und auch über alle Friedensnobelpreisträger unfair und hässlich sprechen und schreiben könnte!
5. Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füge auch keinem Andern zu!
6. Jeder, der von Natur aus sexuell anders als die Mehrheit ist,
muss uralte Lasten unbewusst mit sich herumschleppen, die Millionen die Millionen von ihnen durch die Mitmenschen, vor allem durch die Institutionen in den Tod getrieben haben.