Freyung-Grafenau. Die Auswahl ist begrenzt – sehr begrenzt. In sieben der 25 Kommunen des Landkreises Freyung-Grafenau steht bei den Wahlen am kommenden Sonntag jeweils nur ein Bürgermeister-Kandidat auf dem Stimmzettel. Schon vor dem 16. März steht in diesen Gemeinden also fest, wer als Gewinner aus den Abstimmungen hervorgehen wird. Zwar gibt es die Möglichkeit, einen Namen seiner Wahl auf dem Zettel zu vermerken, doch: Demokratie sieht doch irgendwie anders aus, oder? Das Onlinemagazin „da Hog’n“ hat mit den „Solokünstlern“ gesprochen: Dr. Olaf Heinrich (Freyung), Heinz Binder (Fürsteneck), Ernst Kandlbinder (Mauth), Manfred Eibl (Perlesreut), Max König (Saldenburg), Martin Geier (Schöfweg) und Leo Ritzinger (Zenting).
„Dass die anderen Parteien keinen Gegenkandidaten haben, freut mich“
Freyung: Dr. Olaf Heinrich (CSU)
Sind Sie überrascht, dass sich kein Gegenkandidat gefunden hat?
Ich habe in den vergangenen sechs Jahren mit vollem Einsatz für Freyung gearbeitet. Dass dies am Ende dazu geführt hat, dass die anderen Parteien keinen Gegenkandidaten aufgestellt haben, freut mich. Gerechnet habe ich damit jedoch nicht.
Wie schätzen Sie die Situation allgemein ein, dass Sie bei den Kommunalwahlen der einzige Bürgermeister-Kandidat sind?
Es wird sicherlich trotzdem ein spannender Wahlabend – schließlich geht es um die Zusammensetzung des Freyunger Stadtrates. Dort hat der Bürgermeister eine von 21 Stimmen. Das zeigt, wie richtungsweisend die Stadtratswahl für unsere Stadt ist.
Ist ohne Gegenkandidat überhaupt ein Wahlkampf nötig – oder lehnen Sie sich gemütlich im Sessel zurück und beobachten die anderen Kommunen?
Meine Stadtratsmannschaft und ich bestreiten gemeinsam zwölf Wahlversammlungen. Wir machen also aktiven Wahlkampf. Darüber hinaus nehme ich an einer größeren Zahl von Versammlungen im ganzen Landkreis teil. Ich denke, dass aufgrund der zeitgleich stattfindenden Landratswahl die Wahlbeteiligung hoch sein wird.
Was entgegnen Sie denjenigen Stimmen, die behaupten, Sie seien nur gewählt worden, weil es keine andere Möglichkeit gegeben hat?
Die Zustimmung zu meiner Arbeit wird vom Wahlergebnis ablesbar sein.
„Alle waren von einer Kandidatur von Max Gibis ausgegangen“
Mauth-Finsterau: Ernst Kandlbinder (CSU)
Sind Sie überrascht, dass sich kein Gegenkandidat gefunden hat?
Nachdem unser damals amtierender Bürgermeister Max Gibis für viele überraschend, aber verdient, in den Landtag gewählt wurde, war die Kandidatensuche äußerst schwierig. Denn alle politisch aktiven Bürger sind vorher von seiner weiteren Kandidatur ausgegangen. In der Kürze der Zeit willige Kandidaten zu finden, gestaltete sich schwierig.
Ist ohne Gegenkandidat überhaupt ein Wahlkampf nötig – oder lehnen Sie sich gemütlich im Sessel zurück und beobachten die anderen Kommunen?
Selbstverständlich ist eine Information an die Bürger der Gemeinde notwendig. Den Wählern wird bei Wahlveranstaltungen und mit Infomaterialien im Vorfeld die Möglichkeit gegeben, sich über meine Ziele als möglicher Bürgermeister zu informieren. Es wäre in meinen Augen absolut respektlos und überheblich gegenüber der Bevölkerung, schon von vornherein davon auszugehen, dass man gewählt wird – selbst wenn kein Gegenkandidat auf dem Stimmzettel steht.
Wie versuchen Sie dennoch, möglichst viele Bürger an die Wahlurnen zu bringen?
Es wird nicht nur der Bürgermeister der Gemeinde Mauth-Finsterau gewählt, sondern auch die Zusammensetzung des neuen Gemeinderats. Die Kandidaten sind es wert, dass man für sie die jeweiligen Stimmen vergibt. Der Wähler bestimmt, wer in den nächsten sechs Jahren die Geschicke lenkt – dieses Mitwirkungsrecht sollen alle Bürger aktiv ausgestalten und deshalb zur Wahl gehen.
Was entgegnen Sie denjenigen Stimmen, die behaupten, Sie seien nur gewählt worden, weil es keine andere Möglichkeit gegeben hat?
Jeder Gemeindebürger hatte die Chance und die Möglichkeit sich als Kandidat für eine Partei zur Wahl stellen zu lassen und die Verantwortung für die Führung unserer Gemeinde zu übernehmen. Die Türen stehen in sechs Jahren wieder für alle und jeden offen!
„Von einem Zurücklehnen kann man hier in keinster Weise reden“
Perlesreut: Manfred Eibl (Christliche Freie Wählerunion)
Sind Sie überrascht, dass sich kein Gegenkandidat gefunden hat?
Nach ausführlichen Gesprächen mit den Verantwortlichen der im Marktrat tätigen Fraktionen – CFW und CSU – wurde eine gemeinsame Vorgehensweise bezüglich der anstehenden Kommunalwahl festgelegt.
Wie schätzen Sie die Situation allgemein ein, dass Sie bei den Kommunalwahlen der einzige Bürgermeister-Kandidat sind?
Rückschlüsse aus den nun insgesamt zehn Wahlversammlungen in unserer Marktgemeinde bestätigen die von den Fraktionen festgelegte Ausrichtung. Die Bürger unserer Marktgemeinde sind mit der Arbeit des Bürgermeisters und des Marktrates zufrieden.
Ist ohne Gegenkandidat überhaupt ein Wahlkampf nötig – oder lehnen Sie sich gemütlich im Sessel zurück und beobachten die anderen Kommunen?
Auch ohne Gegenkandidat wurden Wahlversammlungen abgehalten, in deren Rahmen ich meine Arbeit – also Vorstellungen und Zukunftsvisionen – dargelegt habe. Von einem Zurücklehnen kann man hier in keinster Weise reden. Grundsätzlich möchte ich darauf hinweisen, dass ein Wahlkampf nicht erst sechs oder acht Wochen vor der Wahl nötig ist, sondern ab dem ersten Tag der neu beginnenden Amtsperiode einsetzt. Man muss über sechs Jahre Tag für Tag überzeugen!
Wie versuchen Sie dennoch, möglichst viele Bürger an die Wahlurnen zu bringen?
Wir vertrauen auf das demokratische Verhalten unserer Bürger. Mit unseren Wahlveranstaltungen und Anzeigen in unseren Mitteilungsblättern sowie Wahlprospekten wurde die Bevölkerung umfassend über die Wichtigkeit der Wahl informiert – auch im Bezug auf Landrats- und Kreistagswahl. Diesbezüglich gehen wir von einer Wahlbeteiligung von mehr als 70 Prozent aus.
Was entgegnen Sie denjenigen Stimmen, die behaupten, Sie seien nur gewählt worden, weil es keine andere Möglichkeit gegeben hat?
Wie schon 2008 habe ich auch nun keinen Gegenkandidaten. Die Menschen in Perlesreut sowie die verantwortlichen Markträte sind überwiegend mit meiner Arbeit zufrieden. Es gibt immer Bürger, die andere Vorstellungen und Meinungen haben – und das ist auch gut so. Entscheidend ist jedoch, dass man als Bürgermeister sein Wissen und seine Qualifikation zum Wohle unserer Menschen einbringen will und aus diesem Grunde mit Freude seinem Beruf nachgeht. Vor allem vor dem Hintergrund, dass man gemeinsam vieles erreichen kann. Und ein Sprichwort sagt: Allen Leuten recht getan – ist eine Kunst, die niemand kann. Auch damit muss man leben.
„Es heißt ausdrücklich ‚Oder eine andere wählbare Person'“
Saldenburg: Max König (SPD)
Sind Sie überrascht, dass sich kein Gegenkandidat gefunden hat?
Nein.
Wie schätzen Sie die Situation allgemein ein, dass Sie bei den Kommunalwahlen der einzige Bürgermeister-Kandidat sind?
Wir haben im Gemeinderat gute Arbeit geleistet und uns auf das Machbare geeinigt.
Ist ohne Gegenkandidat überhaupt ein Wahlkampf nötig – oder lehnen Sie sich gemütlich im Sessel zurück und beobachten die anderen Kommunen?
Selbstverständlich ist Wahlkampf nötig! Man muss sich positionieren und es geht nicht alleine um den Bürgermeister, sondern auch um den Gemeinderat. Mit Beobachten und Zurücklehnen hat man verloren.
Wie versuchen Sie dennoch, möglichst viele Bürger an die Wahlurnen zu bringen?
Mit einem ansprechenden Wahlprogramm und den Medien.
Was entgegnen Sie denjenigen Stimmen, die behaupten, Sie seien nur gewählt worden, weil es keine andere Möglichkeit gegeben hat?
Im Stimmzettel für das Bürgermeisteramt heißt es ausdrücklich ‚Oder eine andere wählbare Person‘ – die dann handschriftlich eingetragen werden kann.
„Ich bin überrascht, dass sich kein Gegenkandidat gefunden hat“
Schöfweg: Martin Geier (FW/SPD)
Sind Sie überrascht, dass sich kein Gegenkandidat gefunden hat?
Eigentlich bin ich schon überrascht, dass sich kein Gegenkandidat gefunden hat. Bei den vergangenen drei Wahlen gab es immer Gegenkandidaten in der Gemeinde Schöfweg.
Wie schätzen Sie die Situation allgemein ein, dass Sie bei den Kommunalwahlen der einzige Bürgermeister-Kandidat sind?
Man möchte meinen, dass dies eine sehr komfortable Situation ist – und das ist es auch. Es kann aber durch diese Situation recht einfach aus gedeckter Haltung der Kritiker kritisiert werden.
Ist ohne Gegenkandidat überhaupt ein Wahlkampf nötig – oder lehnen Sie sich gemütlich im Sessel zurück und beobachten die anderen Kommunen?
Es wäre arrogant, keinen Wahlkampf zu führen und es sich im Sessel gemütlich zu machen. Es ist auch notwendig, sich für die Gemeinderatskandidaten der eigenen Liste stark zu machen und sich mit seinen Zielen bestmöglich zu präsentieren.
Was entgegnen Sie denjenigen Stimmen, die behaupten, Sie seien nur gewählt worden, weil es keine andere Möglichkeit gegeben hat?
Es hat jeder die Möglichkeit sich in der Kommunalpolitik zu engagieren, infolgedessen kann sich auch jeder um das Bürgermeisteramt bewerben. Das wäre auch zum Wohle der Gemeinde wünschenswert, dass sich noch mehr Gemeindebürger für diese Arbeit in der Gemeinde engagieren.
„Ich gehe davon aus, dass meine Politik gepasst hat“
Zenting: Leo Ritzinger (Freie Wähler Zenting-Ranfels-Daxstein)
Sind Sie überrascht, dass sich kein Gegenkandidat gefunden hat?
Man würde es in der Gemeinde schon bald merken, wenn sich da jemand fände. Es war diesbezüglich sehr ruhig in der Gemeinde.
Wie schätzen Sie die Situation allgemein ein, dass Sie bei den Kommunalwahlen der einzige Bürgermeister-Kandidat sind?
Ich gehe davon aus, dass meine und die Politik des Gemeinderats im Großen und Ganzen gepasst haben muss.
Ist ohne Gegenkandidat überhaupt ein Wahlkampf nötig – oder lehnen Sie sich gemütlich im Sessel zurück und beobachten die anderen Kommunen?
Zum Teil schon. Ich sehe aber trotzdem auch einen Vorteil für die Gemeinde. So kann man nathlos an verschiedenen Themen weiterarbeiten.
Wie versuchen Sie dennoch, möglichst viele Bürger an die Wahlurnen zu bringen?
In Wahlveranstaltungen habe ich darauf hingewiesen, dass es trotzdem wichtig ist, mir mit den Stimmen der Wähler einen entsprechenden weiteren Auftrag zu erteilen.
Was entgegnen Sie denjenigenStimmen, die behaupten, Sie seien nur gewählt worden, weil es keine andere Möglichkeit gegeben hat?
Ich muss mich nicht um einen Gegenkandidaten kümmern.
Umfrage: Helmut Weigerstorfer
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Leider war Heinz Binder (Fürsteneck) so in seinen Wahlkampf vertieft, dass er keine Zeit fand, unsere Fragen zu beantworten. Demokratie verpflichtet!