Freyung-Grafenau. Schon seit mehreren Jahren veranstaltet das Gymnasium Freyung einen Schüleraustausch zwischen den heimischen Neuntklässlern und den gleichaltrigen französischen Schülern, die das Collège St. Laurent im kleinen Städtchen Lagny-sur-Marne besuchen. Ein beschaulicher Ort, der ungefähr 30 Kilometer von Paris entfernt liegt und zirka 20.000 Einwohner zählt. Ein Erlebnisbericht unserer Hog’n-Praktikantin Selina Aigner, die im vergangenen Jahr selbst am Schüleraustausch teilgenommen hat.
Bevor der Austausch beginnt, muss erst einmal jeder interessierte französisch-sprechende Schüler sein Können in einem Auswahlgespräch unter Beweis stellen. Wie viele Schüler teilnehmen können, hängt von der Zahl der Austauschfamilien auf französischer Seite ab. Ich hatte das Glück, ausgewählt zu werden und durfte deshalb am 10. Oktober 2013 mit ungefähr 25 meiner Mitschüler nach Frankreich aufbrechen. Also hieß es für mich: AU REVOIR FREYUNG – ET BONJOUR LAGNY!
Der Austausch beginnt: Auf nach Frankreich, Lagny-sur-Marne!
Nach zwölf Stunden Fahrt im Bus sind wir endlich in Lagny angekommen. Da jeder Schüler alleine in einer Familie wohnte, war es am Anfang natürlich komisch – wir befanden uns schließlich in einem fremden Land, bei fremden Leuten, die eine andere Sprache sprechen. Aber da meine Gastfamilie und meine Austauschpartnerin sehr nett waren, fiel mir die Eingewöhnung umso leichter. Sie umsorgten mich und fragten mich immer wieder: „Ca va?“ – also ob alles in Ordnung sei. Und ja, das war es! Das Essen schmeckte ausnahmslos sehr gut, ganz besonders das Fondue, das es einmal abends gab …
Am Wochenende verbrachten wir bayerischen Schüler dann die Zeit mit unseren Austauschfamilien. Meine fuhr mit mir ins Disneyland Paris, einer der größten Freizeitparks der Welt. Es war sehr beeindruckend, als ich vor dem Schloss stand und die vielen bunten Disneyfiguren und riesigen Achterbahnen bestaunen konnte.
Wir haben auch ein paar Mal die Schule unserer französischen Austauschpartner besucht. Dort bekamen wir eine Führung über das Schulgelände und durchs – gebäude, wo wir auch am Unterricht teilnehmen durften. Es war interessant, den Schulalltag in Lagny mitzuerleben, denn die Franzosen haben meistens bis 17 Uhr Unterricht. Auch das Notensystem ist anders als bei uns (Punktesystem von 0 bis 20). Außerdem war es schön zu sehen, wie sich die Franzosen im Deutschunterricht schlagen …
Wir haben zweimal in der Kantine der Schule zu Mittag gegessen. Das war ganz anders als am Freyunger Gymnasium, weil man nicht einfach in die Kantine hineingehen und sich etwas zu essen holen konnte, sondern sich erst einmal eine Viertelstunde (wenn nicht noch länger) vor der Kantinentür anstellen und warten musste, bis ein Platz frei wird. Die Kantine in Frankreich ist auch viel größer als die Caféteria an unserer Schule. Die Lehrer hatten sogar einen eigenen Raum.
Mein persönliches Highlight: Der Eifelturm im Herzen von Paris
Wir haben das kleine Städtchen Lagny sowohl in Form von Quizfragen kennengelernt, als auch den dort stattfindenden Markt besichtigt. Dieser umfasst viele Stände und eine große Markthalle. Außerdem besuchten wir den Louvre – das Museum, wo wir das weltberühmte Bild ‚Mona-Lisa‘ zu Gesicht bekamen. Dieses Gemälde wird im Französischen ‚La Joconde‘ genannt. Wir sahen nicht nur dort unzählige Kunstwerke (von denen ich den Großteil gar nicht kannte), sondern auch in Montmartre, dem Künstlerviertel von Paris.
Mein persönliches Highlight war allerdings das Wahrzeichen Frankreichs: der weltbekannte Eiffelturm. Als wir ihn besichtigten, durften wir zunächst bis zum zweiten Stock zu Fuß hinaufgehen – und dann mit dem Aufzug bis ganz nach oben fahren. Dort angekommen, hatten wir alle einen tollen Blick über ganz Paris und ich staunte, wie hoch der Eiffelturm in Wirklichkeit ist. C´ÉTAIT BEAUX!
Am letzten Tag vor der Heimreise trafen wir uns noch einmal mit allen Gastfamilien zu einem großen gemeinsamen Abendessen in der Kantine der Schule. Jede Familie brachte eine französische Spezialität mit und alle Beteiligten ließen die schöne und erlebnisreiche Woche noch einmal Revue passieren.
Meine persönliche Meinung über den Schüleraustausch mit Lagny:
Es war richtig toll in ein neues Land zu reisen und so viele spannende Erfahrungen zu machen. Ich habe gelernt, mich alleine zu verständigen und zurechtzufinden – auch wenn ich nicht jedes Wort gleich verstanden habe. Außerdem haben wir alle ein anderes Schulsystem und neue Essgewohnheiten kennengelernt. Denn die Franzosen essen sehr spät zu Abend, immer so zwischen 20 und 21 Uhr – wenn nicht sogar noch später …
Mir persönlich hat am besten gefallen, dass ich sehr viele interessante Menschen kennengelernt habe. Mit ihnen habe ich vieles erlebt – wir stehen auch jetzt noch in Kontakt miteinander.
Außerdem haben sich die Sprachkenntnisse der meisten Schüler verbessert – wir waren schließlich die ganze Zeit von der französischen Sprache „umgeben“. Ich glaube, dass alle Beteiligten des Austauschs gute Erfahrungen gemacht haben und davon profitieren. Deshalb werden wir diesen Austausch so schnell nicht vergessen – ich zumindest würde jederzeit wieder daran teilnehmen und kann zusammenfassend sagen: J´AIME PARIS!
Was kann man sich eigentlich unter einem Austausch vorstellen?
Ein Austausch bedeutet, dass man für eine bestimmte Zeit in einem anderen Land lebt, dort die Schule besucht und bei einer Gastfamilie lebt. Aber es ist nur ein Schüleraustausch, wenn die Schüler beider Seiten jeweils in das andere, jeweilige Land reisen. Also wenn der Austausch beidseitig ist.
Austausche und Fahrten an anderen Schulen im Landkreis FRG:
Das Gymnasium Freyung bietet nicht nur einen Austausch nach Frankreich an, sondern (für die 10. Klassen) auch eine Fahrt nach Schottland. Nicht nur das Freyunger Gymnasium veranstaltet regelmäßig Schüleraustausche, nein, auch weitere Schulen im Landkreis Freyung-Grafenau beteiligen sich aktiv an der Förderung des interkulturellen Austauschs.
Wie zum Beispiel das Landgraf-Leuchtenberg-Gymnasium in Grafenau. Dieses bietet einen Austausch mit der belgischen Schule Athenée Royal in der Stadt Beaumont an, 80 Kilometer von der Hauptstadt Brüssel entfernt. Ein Teil der Schüler wohnt bei Gastfamilien, der andere Teil in einem Hotel. Die Gymnasiasten bekommen dabei einen Einblick in das belgische Schulleben und entdecken auf vielen Ausflügen das Land, das nicht nur für seine guten Pommes, sondern u.a. auch für das Europaparlament bekannt ist.
Das Johannes-Gutenberg-Gymnasium in Waldkirchen veranstaltete vor mehreren Jahren immer wieder Austausche zum Beispiel mit den USA, wie mir der dortige Verantwortliche für Schüleraustausche, Werner Gregori, mitgeteilt hat. Doch dies sei zur Zeit „wegen der hohen Kosten“ nicht möglich. Stattdessen bietet das Gymnasium eine Klassenfahrt nach London an. Dort werden die Schüler der 9. Klassen ebenfalls in Gastfamilien untergebracht. Herr Gregori erzählte mir, es sei momentan etwas schwierig eine Schule im Ausland zu finden, die an einem traditionellen Austausch interessiert ist.
Die Realschule Grafenau wiederum veranstaltet zwar keinen Schüleraustausch, dafür aber eine Fahrt nach England. Die Schüler, die mitfahren dürfen, werden dabei mittels Losverfahren ausgewählt. Die Neuntklässler sind eine Woche bei Gastfamilien untergebracht. Tagsüber entdecken sie dann England anhand verschiedener Programmpunkte, wie mir Lehrer Andreas Mühlbauer berichtet hat.
Es gibt also viele Möglichkeiten, im Schulrahmen in ein anderes Land oder sogar auf einen anderen Kontinent zu reisen und an einem Austausch teilzunehmen. Den Schülern wird ermöglicht, vieles zu erleben, ihre Sprachkenntnisse zu verbessern und wertvolle Erfahrungen zu sammeln.
Selina Aigner