Röhrnbach. Es war der 17. Mai 1989, Günther Groß‘ 25. Geburtstag. An diesem Tag traf der Röhrnbacher eine Entscheidung, die sein Leben und das seiner Familie verändern würde: Er gründete das Unternehmen Groß Electronic Games – und stieg somit in den Versandhandel von Computer-Hardware und -Spielen ein. Heuer wird der umsatzstarke Großhandel 25 Jahre alt. Neben Ehefrau Rosmarie arbeitet auch Sohn Alexander Groß im Betrieb mit. Im Gespräch mit dem Onlinemagazin „da Hog’n“ erzählt der 32-Jährige unter anderem davon, wie damals alles in einer kleinen Wohnung begann und warum sein Vater jahrelang keinen Urlaub hatte …
Günther Groß: „Ich habe eine Firma gegründet – wir verkaufen Spiele!“
Herr Groß, erzählen Sie uns doch zunächst etwas zur Firmengeschichte.
Nach der Gründung 1989 hat es sich über die Jahre hinweg recht gut entwickelt – sonst wären wir heute auch nicht so weit. Angefangen haben wir in einer kleinen Wohnung. 1990 haben wir dann ein kleines Ladengeschäft eröffnet, das 1994 erweitert wurde. Aber weil wir eigentlich schon immer zu wenig Platz hatten und bald aus allen Nähten geplatzt wären, haben wir schließlich 1999 die Halle in der Bahnhofstraße in Röhrnbach gekauft.
Wieviele Angestellte beschäftigen Sie mittlerweile?
Das ist unterschiedlich. Aktuell beschäftigen wir zirka zehn bis 15 Mitarbeiter.
Wie läuft in Ihrem Betrieb ein typischer Arbeitstag ab?
Typische Arbeitstage gibt es bei uns eigentlich gar nicht. Aber grundsätzlich treffen am Morgen erstmal neue Lieferungen ein. Mittags erhalten wir die ganzen Bestellungen, die verarbeitet werden müssen – und ab 15 Uhr wird die für den Versand fertige Ware abgeholt.
Täglich gehen bis zu 1.500 Bestellungen bei Ihnen ein. Wie kann man sich den Weg bis zum Auspacken daheim vorstellen?
Bei uns bestellen die Händler. Wenn die Bestellung bis 13 Uhr reinkommt, geht die gewünschte Ware noch am selben Tag raus, sodass sie im Normalfall schon am nächsten Tag beim Händler ist. Der liefert dann weiter an den Endkunden. Aber die Händler, die wir beliefern, haben normalerweise genug Ware lagernd, sodass die Bedienung der Endkunden durch den Händler erfolgt – nicht direkt durch uns.
Wie war der persönliche Werdegang Ihres Vaters?
Gelernt hat er ursprünglich Groß- und Außenhandelskaufmann, also kam er schon aus der richtigen Richtung. Vor der Firmengründung hat er aber viele verschiedene Dinge gemacht. An seinem Geburtstag 1989 sagte er dann plötzlich: ‚So! Ich habe eine Firma gegründet! Wir verkaufen jetzt Spiele.‘ (lacht).
„… aber es ist uns auch nicht gerade in den Schoß gefallen“
Hat er oder die Familie diesen Schritt jemals bereut?
Nein, bereuen tun wir es gar nicht! Das war die beste Entscheidung. Es war zwar ein langer Kampf, mein Vater hat mindestens zehn Jahre lang keinen Urlaub gehabt und häufig bis in die Nacht gearbeitet – aber ohne Fleiß kein Preis (schmunzelt).
Ihr Vater erkannte somit schon Ende der 80er Jahre das Potenzial der Computertechnik, als er in den Handel mit Computerspielen einstieg. War das durchdacht oder eher ein Glücksgriff?
Es war schon durchdacht. Mein Vater kannte sich damals schon recht gut mit Computern aus und hat gemerkt: Das ist die Anfangszeit! Die Nachfrage war da und er wusste, worauf es ankommt.
Als ein entscheidendes Jahr in der Firmengeschichte gilt 1993. Warum?
Damals haben wir beschlossen, den Endkundenhandel, mit dem wir angefangen hatten, einzustellen. Es kamen immer mehr Anfragen von Händlern, sodass wir entschieden haben, uns auf den Großhandel zu spezialisieren.
Seit vielen Jahren erwirtschaftet das Unternehmen Millionen-Umsätze. Reibt man sich da nicht von Zeit zu Zeit verwundert die Augen?
Naja, Umsatz heißt ja nicht gleich Gewinn. Es ist täglich ein Kampf, die Konkurrenz wird immer mehr. Wir können gut davon leben, aber es ist uns auch nicht gerade in den Schoß gefallen.
„Ich will gar nicht wissen, wie viele Raubkopien es gibt“
Ab welchem Zeitpunkt machte das Unternehmen die ersten Gewinne?
Die ersten Jahre waren hart. Erst nach ungefähr sieben, acht Jahren war auch was verdient an dem Ganzen. Da haben die Umsätze dann gepasst – und auch der Gewinn.
Dachte Ihr Vater jemals ans Aufhören?
Nein, das gab’s bei uns nicht.
Nintendo, PlayStation, Xbox, Game Boy – Ihre Firma hat viele Spielkonsolen verkauft. Welche war die bisher erfolgreichste?
Ich würde sagen, die erste PlayStation war die erfolgreichste. Generell ging alles von Nintendo sehr gut – aber die PS1-Zeiten waren schon gigantisch.
Und heutzutage?
Heute ist es die PlayStation 4, die am besten läuft.
Abschließend noch eine Frage zum Thema Raubkopien: Wie stark beeinträchtigen diese den Markt?
Sehr. Bei den neuen Konsolen hält es sich noch in Grenzen, aber bei den alten und im PC-Bereich ist leider viel unterwegs. Ich will gar nicht wissen, wie viele Raubkopien es gibt.
Herr Groß, vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg.
Interview: Vera Neumann
Wäre interessant gewesen seine Zukunftsperspektive zu hören. Klassische distribution wird sich wohl stark verändern.
Freut mich für Dich Alexander!