Ein Spaziergang durch die Geschichte des Bayerischen Waldes
Als dann das erstes Waldmuseum Deutschlands im Jahr 1965 von Konrad Klotz und Dr. Georg Priehäußer eröffnet wurde, hatten die Sammlerstücke ihren Platz in den Räumlichkeiten beim Rathaus. Seit Monaten werden die rund 10.000 Ausstellungsexemplare jetzt in Kisten oder anderweitig gut verpackt ins Mädchenschulhaus gebracht, dort abgestaubt, renoviert, repariert und aufgebaut. „Auf circa 1200 Quadratmetern wird hier ab Juni eine Sammlung präsentiert werden, die in Deutschland einzigartig ist“, schwärmt Vogl und ergänzt: „Das liegt an der langen Zeit, in der die Sammlung wachsen konnte. Anderenorts entscheidet man sich ein Museum einzurichten und kauft Ausstellungsstücke zusammen. Hier wurde seit über einhundert Jahren gesammelt. Es ist eine tolle, hochwertige und gewachsene Sammlung.“
Auch Donau TV berichtete über den Umzug des Zwieseler Waldmuseums
Das Museumserlebnis beginnt schon nach dem Eintreten. Dort erklärt Bürgermeister Franz Xaver Steininger, wie das Foyer eingerichtet wird. Edel, nicht überladen soll der Raum sein. Begegnungsstätte, Ruheplatz, mit der Möglichkeit Gesehenes wirken zu lassen oder einen Schluck zu trinken. Der Funke der Begeisterung springt schnell über. Im ersten Raum auf dem Spaziergang durch die Geschichte des Bayerischen Waldes betritt man besagten Urwald. Es soll Deutschlands größtes Diorama seiner Art entstehen. So wandert man zwischen original Baumriesen entlang eines Pfades, der zudem von wilden (natürlich ausgestopften) Tieren gesäumt ist.
Stilechte Hochzeiten in der ehemaligen Kapelle der Mädchenschule
Weiter geht die Reise durch das Reich der Pilze, den Lebensraum von Wiesen-, Wald- und Heckentieren. Insgesamt über 400 Tierpräparate wurden von Lars Mandler (41) restauriert. Der Tierpräparator zeigte sich von Anfang an beeindruckt von der außergewöhnlichen Sammlung. Zum Abschluss des ersten Bereiches wird gezeigt, wie sich der Mensch einst den Wald erschlossen hat. So gibt es eine kleine Hütte, in die man auch hinein krabbeln und sich ein genaues Bild machen kann, wie die Waldhirten früher zum Teil gelebt haben. „Das ist auch ein Aspekt, der uns bei der Konzeption des Museums wichtig war“, sagt Vogl. „Wir wollen, dass man da, wo es möglich ist, die Dauerausstellung im wahrsten Sinne des Wortes auch begreifen kann.“ Überhaupt soll es ein lebendiges Haus werden, spießiger Museumsmief ist nicht gewollt. So können Hochzeitspaare stilecht in der ehemaligen Kapelle der Mädchenschule standesamtlich heiraten. „Da sind wir auch wieder beim Foyer, das kann bei solchen oder anderen Gelegenheiten wunderbar für einen Stehempfang genutzt werden“, erklärt Steininger. Und klar, es finden auch die Museumspädagogik, Seminare und Vorträge ihren Platz im Haus.
Im ersten Stock des Gebäudes fällt einem ein großer Raum, auch wenn er noch nicht eingerichtet ist, sofort ins Auge. Durch breite Fensterfronten fällt von drei Seiten Licht ein. Er ist geradezu prädestiniert, hier das zu zeigen, was den Bayerischen Wald einst weltberühmt gemacht hat: Glas. Exponate verschiedener heimischer Glashütten und der Zwieseler Glasfachschule sollen, wie sich Steininger ausdrückt, „einen Prunksaal aus diesem Raum machen.“
Über 300 historische Schnupftabakgläser sind ausgestellt
Die Liste der Einzel-Dauerausstellungen ist noch lang. So wird die dritt älteste Apotheke des Bayerischen Waldes gezeigt und auch dem Schnupftabak ist eine eigenen Abteilung gewidmet. „Mit über 300 historischen Schnupftabakgläsern ist es wohl eine der weltweit bedeutendsten Sammlungen ihrer Art“, so Vogl, die sich dennoch über einen Bereich ganz besonders freut. Drei Museen hat sie bisher eingerichtet, eins davon fast 15 Jahre geleitet, doch zum ersten Mal verfügt sie über ein Depot, in dem nicht verwendete Exponate verstaut, katalogisiert und bei Bedarf auch schnell gefunden werden können. „Das ist etwas ganz Besonderes“, freut sie sich.
Steininger: „Was es so großartig macht ist die Detailverliebtheit“
Alte Werkzeuge, Heiligenfiguren, Musikinstrumente, und vieles weitere mehr – um der Wahrheit die Ehre zu geben, man erwartet so eine außergewöhnliche Sammlung an Raritäten und besonderen Ausstellungsstücken nicht, wenn man an ein Waldmuseum denkt. Vollkommen ist die Begeisterung dann spätestens mit Blick auf das raumfüllende Miniatur-Glasmacherdorf, das gerade mit viel Liebe zum Detail wieder aufgebaut wird. Es wurde Ende der 60er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts von Studienrat Josef Schmidt geplant und vom Rabensteiner Holzschnitzer Sepp Schmidt in liebevoller Kleinarbeit angefertigt. „Was es so großartig macht ist die Detailverliebtheit, sind die einzelnen Gebäude und Arbeitshäuser, in denen alles funktionieren wird“, erklärt Bürgermeister Steininger. Und auch wenn die Häuser noch auf nacktem Styropor stehen, man hört schon jetzt das Wasser des kleinen Baches plätschern, der ein Mühlrad antreibt oder das Klopfen und Werkeln in der Werkstatt oder der Glashütte. Schade, dass man noch bis Juni warten muss, ehe man die herausragende Sammlung bewundern kann. Indes: Vorfreude ist ja bekanntlich die schönste Freude.
_____________
Weitere Infos zu Öffnungszeiten und Eintrittspreisen bekommt man nach der Eröffnung im Juni bei der Touristinformation Zwiesel, Stadtplatz 27, 94227 Zwiesel, Tel.: 09922/840523, www.zwiesel.de