Halle/St.Oswald. Beide sind das, was man sich unter hochqualifizierten Fachkräften vorstellen kann. Dr. rer. biol. hum. Marion Friedl (33) ist Biologin, hat lange an der LMU in München gearbeitet. Mittlerweile hat es sie nach Halle an der Saale in Sachen-Anhalt verschlagen. Ihr Mann Martin (34) ist Labormitarbeiter, hat dieselben Stationen wie seine Frau durchlaufen. Beide wollen schon seit Längerem zurück in die Heimat, zurück nach St. Oswald, von wo sie einst in die Welt aufgebrochen sind – und im Woid selbstverständlich auch ihre berufliche Heimat finden. Trotz der viel gepriesenen und oft propagierten Rückhol-Bemühungen des Regionalmanagments des Landkreises (Stichwort: „Heimkehrer-Aktion“) erfahren sie bei ihrem Vorhaben eigenen Aussagen zufolge jedoch nur wenig bis gar keine Unterstützung aus dem Landratsamt: „Entweder haben wir auf unsere Anfragen überhaupt keine Antwort bekommen – oder der Kontakt ist nach und nach eingeschlafen …“
Dass die beiden nicht in einem Angestelltenverhältnis im Bayerischen Wald arbeiten können, war ihnen von vornherein klar. Zu spezifisch ist ihr Berufsfeld. Deshalb haben sie auch Konzepte ausgearbeitet, wie sie im Woid dennoch Fuß fassen könnten: Zum einen möchte die studierte Pädagogin und promovierte Biologin Marion Friedl ein „Schülerlabor“ initiieren. „Dort soll den Schülern die Angst vor den naturwissenschaftlichen Fächern genommen werden“, erklärt die 33-Jährige. Eine Zusammenarbeit mit dem Technologiecampus Freyung und der Technischen Hochschule Deggendorf sei hier angedacht.
„Forschen im Grünen“ soll im Woid möglich gemacht werden
Zum anderen haben die beiden Exil-Waidler die Idee, einen neuen Industriezweig unter dem Motto „Forschen im Grünen“ ins Leben zu rufen: „Um die Wirtschaftlichkeit der Region zu fördern, müssen neue Wirtschaftszweige angesiedelt werden, die sich mit dem naturverbundenen Image vereinen lassen“, sagt Marion Friedl. Für Unternehmen der Lebenswissenschaften oder der sogenannten Weißen Biotechnologie, die keine schädlichen Emissionen produzieren, wäre der Bayerische Wald aufgrund der guten Standortfaktoren ideal. „So würde die Region nicht nur einige neue Arbeitsplätze bekommen, es würden auch viele Fachkräfte zurückkehren können.“
Zu denjenigen würden dann auch Marion und Martin Friedl zählen. Ihre Anfragen an das Regionalmanagment und an die Regionalpolitik blieben bisher aber erfolglos. „Wenn die Theorie zur Praxis werden soll, dann endet das Engagement der Zuständigen meistens“, beklagt Marion Friedl. „Und das obwohl sich die Politiker ja die Bildungsregion Niederbayern auf die Fahnen geschrieben haben.“ Aus der anfänglichen Euphorie etwas Neues in der Heimat entstehen zu lassen, ist mittlerweile Resignation geworden. Die Friedls fühlen sich alleine gelassen. „Es wäre fair gewesen, wenn man uns gleich gesagt hätte, das wir keine Chance haben.“ Ihr Vorwurf: Man konzentriere sich im Bayerischen Wald zu sehr auf den Tourismus. Zudem seien nur Rückkehrer interessant, die in den Ingenieurswissenschaften studiert haben …
Landratsamt FRG: „So leid es uns tut – wir können hier nicht helfen …
Das Onlinemagazin „da Hog’n“ konfrontiert das Landratsamt Freyung-Grafenau mit den Vorwürfen von Marion und Martin Friedl. Hier die Stellungnahme von Landratsamts-Pressesprecher Karl Matschiner:
„So, wie sich die Lage aktuell für das Landratsamt darstellt, ist Frau Friedl mit ihrem Mann in einem sehr speziellen Berufsfeld/Arbeitsbereich tätig, für den es bei uns in der Region – und hier meinen wir den gesamten Bayerischen Wald – nur eine sehr geringe Anzahl an Arbeitsplätzen gibt, wenn überhaupt. Die Heimkehrer-Aktion des Regionalmanagements zielt darauf ab, gesuchte Fachkräfte für unsere Firmen aus dem Bereich der ehemaligen Landkreisbewohner zurückzuholen. Wir wollen damit unsere Firmen unterstützen, weil es einfacher ist, Leute mit Kenntnissen des Landkreises wieder zurückzuholen, wie neue Menschen anzusprechen, insbesondere wenn sie aus Metropolregionen kommen. Das ist der Hintergrund dieser Aktion. Es gibt beispielsweise viele ausgebildete Lehrer, die in ganz Bayern versetzt werden und die bei uns aktuell keine Chance auf eine Beschäftigung haben. So leid es uns auch tut, wir können in diesen Fällen nicht helfen.
… trotzdem ist unsere Aktion sinnvoll und gut“
Ähnlich verhält es sich im aktuellen Fall Friedl. Es gibt einfach Bereiche, in dem wir kein Arbeitsplatzangebot haben. Trotzdem ist unsere Aktion sinnvoll und gut. Konkret hat Frau Friedl mit dem Vorgänger von Herrn Schuster, Sebastian Gruber, mehrfach E-Mail- und Telefonkontakt gehalten und es gab auch ein persönliches Treffen. Herr Gruber hat trotz seines breiten Netzwerks und seiner guten Kontakte nicht weiterhelfen können. Herr Schuster hat dann über eine Facebook-Nachricht auch angeboten, zu helfen – und wenn Frau Friedl wieder einmal in der Gegend ist ein persönliches Gespräch zu führen. Ein gemeinsamer Termin kam aber bisher noch nicht zustande, so können wir natürlich auch nicht tätig werden. Wir – und damit meine ich insbesondere den Wirtschaftsreferenten (Ralph Heinrich – Anm. d. Red.) – bräuchten ein Qualifikationsprofil von Frau Friedl und ihrem Mann, das wir dann in unserem Netzwerk verteilen. Möglichst anonym natürlich. Wir haben zum Beispiel ein Netzwerk der Personalchefs der größten Unternehmen. Auch hier könnten wir anfragen – aber ohne die notwendigen Basisinformation können wir nicht tätig werden.“
da Hog’n
Leider haben wir auf ein Anschreiben an das Landratsamt Freyug-Grafenau keinerlei Antwort bekommen. Unsere Lebensäufe, ein Konzept und unser Qualifikationsprofil haben wir bereits im August 2013, damals noch an Herrn Gruber, übergeben. Es wären also alle Informationen bereits vorhanden um „tätig zu werden“. Auch dem Rathaus Freyung liegen alle Informationen sowohl in schriftlicher, als auch elektronischer Form vor.
Für mein Unternehmen war die Rückholaktion höchst erfolgreich! Duch den newsletters, verschickt vom Regionalmanagement, ist eine Designerin auf uns aufmerksam geworden.
Kurz darauf ist sie aus Österreich in den Landkreis zurückgekehrt und seither eine feste Größe in unserem Team!
Vielleicht gelingt es den Friedls ja, in einer für die Region neuen Branche bei uns Fuß zu fassen. Zu wünschen wäre es Ihnen und auch unserem Landkreis! Sicherlich würde das Regionalmanagement eine Neugründung unterstützen, aber wenn niemand aus der Branche bisher bei uns tätig ist, fehlt die Basis für aktives netzwerken.